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Manuelle EXIF-Daten mit Olympus OM-D E-M5 Mark III und E-M1 II/III/X

2021-03-14, aktualisiert 2021-03-15 Dank geringer Auflagemaße lassen sich an spiegellosen Systemkameras allerlei manuelle Objektive adaptieren oder sie sind direkt mit passendem Bajonett verfügbar. Neben der Notwendigkeit der manuellen Fokussierung sind jedoch normalerweise auch die Meta-Daten der Fotos (EXIF) leer, so dass man hinterher nicht einmal mehr nachvollziehen kann, mit welchem Objektiv ein Foto aufgenommen wurde. Olympus hat jedoch für seine OM-D-Modelle E-M5 Mark III, E-M1 Mark II und Mark III sowie E-M1 X eine clevere Lösung parat, deren Funktion wir hier erklären.  (Benjamin Kirchheim)

Manuelle Objektive kommen oft ohne Elektronik daher, so dass die Kamera weder weiß, welches Objektiv angeschlossen wurde, noch kann sie den Sensor-Shift-Bildstabilisator passend steuern. Wichtige Aufnahmedaten in den EXIFs bleiben leer: Objektivname, Brennweite und Blende beispielsweise. Zwar erlauben alle uns bekannten Kameras mit eingebauten Sensor-Shift-Bildstabilisator eine manuelle Eingabe der Brennweite, aber das ist oft mühselig.

Anmerkung: Es gibt auch manuell zu fokussierende Objektive, die elektronische Kontakte besitzen und darüber mit der Kamera kommunizieren können. Bei solchen Objektiven benötigt man die hier beschriebene Vorgehensweise nicht.

Olympus verbaut in seinen Top-Modellen OM-D E-M5 Mark III, OM-D E-M1 Mark II, OM-D E-M1 Mark III und OM-D E-M1 X eine clevere Funktion, die sich jedoch etwas im Menü versteckt. Die Menüs der Olympus-Kameras sind für ihre zahlreichen Einstellmöglichkeiten berühmt, aber auch aufgrund ihrer Unübersichtlichkeit berüchtigt. So passiert es auch uns hin und wieder, dass wir spezielle Funktionen mit der Zeit vergessen haben oder schlicht übersehen und uns nach Veröffentlichung eines Artikels konstruktive Leser-E-Mails erreichen, dass das geschilderte Problem einfach lösbar wäre. So auch in diesem Fall nach den Tests der manuellen Objektive 7Artisans 35 mm F0,95 und Voigtländer 29 mm 1:0,8 Super Nokton asphärisch (siehe weiterführende Links). Die Testberichte sind inzwischen entsprechend aktualisiert.

Die oben genannten Olympus-Modelle (vielleicht sind es mehr, aber nur für diese haben wir eine offizielle Bestätigung des Herstellers) bieten tief versteckt im Anwendermenü H1 die Möglichkeit, Objektivprofile anzulegen. Zu finden ist dies unter dem Menüpunkt "Objektiv-Info-Einstell.", wobei die Zahl dahinter das aktuell aktivierte Profil angibt. Wählt man den Menüpunkt aus, werden alle angelegten Objektivprofile angezeigt, sie lassen sich bearbeiten, aktivieren und mit dem Menüpunkt "Objektiv-Info erstellen" können neue Profile angelegt werden.

Wählt man die Neuanlage aus, lassen sich die maximale Blendenöffnung, die Brennweite und der Objektivname eingeben. Während Brennweite und Blende einfach einzugeben sind, ist der Objektivname etwas mühselig und zeitraubend einzugeben. Mittels Pfeiltasten über eine Bildschirmtastatur müssen die bis zu 31 Zeichen des Namens nacheinander eingegeben werden. Der Touchscreen ist dabei leider nicht aktiv (die eingeblendete Tastatur wäre dafür auch viel zu klein, da bräuchte es ohnehin eine touchfreundlichere Lösung).

Ist ein entsprechendes Objektivprofil aktiv, erkennt man das im Livebild an dem Sternchen vor der Blende, denn diese kann nicht von der Kamera gesteuert werden. Blende und Fokus stellt man entsprechend am Objektiv ein. Alle anderen Belichtungsparameter lassen sich über die Kamera wahlweise manuell oder automatisch steuern. Auch der Sensor-Shift-Bildstabilisator arbeitet mit der Brennweite des aktiven Objektiv-Profils.

In den EXIF-Daten der Aufnahmen landen die Brennweite sowie der Objektivname, der Blendenwert entspricht jedoch ebenfalls immer der im Objektivprofil eingegebenen Blendenöffnung. Hier wäre durchaus eine Möglichkeit wünschenswert, die am Objektiv eingestellte Blende auch an der Kamera wählen zu können – das Blendenwahlrad der Kamera wäre dafür frei.

Setzt man übrigens ein modernes AF-Objektiv an, so schaltet die Kamera auch auf die Daten um, die es vom Objektiv erhält. Sobald wieder ein manuelles Objektiv angesetzt wird, ist das zuletzt gewählte Profil aktiv.

Sobald man mehrere manuelle Objektive im Wechsel verwendet, muss man auch manuell das jeweils passende Profil aktivieren. Wenn man dafür nicht immer in die Tiefen des Menüs abtauchen möchte, kann eine der Kameratasten dafür umprogrammiert werden. Dies geschieht über das Anwendermenü "B". Hier muss man das Kamerasymbolbild mit dem Text "Tastenfunktion" dahinter auswählen. Wir haben die Videoaufnahmetaste entsprechend umprogrammiert und dort die Funktion "ExifLens" ausgewählt. Drückt man nun im Aufnahmemodus der Kamera die Videoaufnahmetaste, gelangt man direkt ins Menü "Objektiv-Info-Einstell." und kann das Objektivprofil wählen.

Bei der Verwendung manueller Objektive kann die Kamera bei der Betätigung des manuellen Fokusrings nicht automatisch die Fokuslupe und das Fokuspeaking als Einstellhilfen aktivieren. Aber auch hier kann man einfach entsprechende Tasten über das Anwendermenü B umprogrammieren. Da die Abblendtaste (zwischen Kameragriff und Bajonett) bei manuellen Objektiven ebenfalls ohne Funktion ist, haben wir die Fokus-Peaking-Funktion an unserer OM-D E-M5 Mark III auf diese Taste gelegt.

Des Weiteren haben wir die ISO-Taste "geopfert", denn die ISO-Empfindlichkeit lässt sich auch bequem über eines der Einstellräder oder das Schnellmenü, das beim Drücken der OK-Taste erscheint, einstellen. Auf die ISO-Taste haben wir stattdessen die Fokuslupe gelegt, denn vor allem bei geringer Schärfentiefe ist das Fokuspeking manchmal in der Gesamtbildansicht einfach nicht genau genug für eine präzise manuelle Fokussierung. Mit Fokuslupe klappt das besser, zumal sich auch hier das Fokuspeaking, dann mit entsprechend höherer Genauigkeit, als Hilfe aktivieren lässt.

Update vom 15.03.2021: Leider war die Information, die wir von OM Digital Solutions erhalten hatten, dass auch die OM-D E-M5 Mark II diese Funktion unterstützt, falsch. Wir haben den Fototipp entsprechend aktualisiert.


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Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.