Praktisches Weitwinkelzoom

Testbericht: Olympus 8-25 mm 4 ED Pro

2021-07-05 Das seit Anfang Juli 2021 für knapp 1.000 Euro erhältliche Olympus 8-25 mm 4 ED Pro besitzt einen einzigartigen, äußerst praktischen Brennweitenbereich. Vom Ultraweitwinkel mit 107 Grad Bilddiagonale bis hin zum Normalobjektiv mit 46 Grad Bilddiagonale deckt es eine große Bandbreite an Motiven ab. Somit hat man für die Landschafts- und Städte- beziehungsweise Architekturfotografie ein universelles Zoom an der Kamera. Ob das Zoom aber auch in der Praxis überzeugen kann und wie gut die Bildqualität ist, zeigt unser Testbericht.  (Benjamin Kirchheim)

Verarbeitung

Wer das sehr kompakte Olympus 12-45 mm F4 Pro kennt, wird von der Größe des 8-25 mm F4 ED Pro überrascht sein. Trotz des geringen Auflagemaßes (Abstand Sensor-Bajonett) von Micro Four Thirds fordert die geringe Brennweite ihren Tribut. So misst das 8-25 trotz Einzugsmechanismus fast neun Zentimeter in der Länge. Auf Betriebsstellung ausgefahren misst es je nach Brennweite sogar 10,4 bis 13,4 Zentimeter in der Länge.

Auch der Durchmesser von knapp über 7,5 Zentimetern ist nicht zu verachten. Dieser ist weniger der Frontlinse geschuldet, die einen Durchmesser von lediglich vier Zentimetern besitzt, sondern dem aufgrund des Bildwinkels nötigen großen Filterdurchmesser von 72 Millimetern. Apropos Filter: Das Gewinde besteht wie die gesamte Objektivfront und der Tubus lediglich aus Kunststoff. Dass sich die Objektivfront beim Drücken knarzend verwindet, weckt nicht gerade einen hochwertigen Eindruck, immerhin kostet das Objektiv knapp 1.000 Euro in der UVP.

Immerhin gehören aber neben den obligatorischen Deckeln für die Vorder- und Rückseite auch ein einfacher Mikrofaser-Schutzbeutel sowie die passende tulpenförmige Streulichtblende zum Lieferumfang. Die Blende wird am Außenbajonett der Objektivfront befestigt und rastet hier automatisch ein. Zum Lösen muss ein kleiner Entriegelungsknopf betätigt werden. Zum Transport kann die Blende verkehrt herum montiert werden, auch hier rastet sie sicher ein. Ihr maximaler Durchmesser beträgt neun Zentimeter, nach vorne ragt sie etwa 2,5 Zentimeter über die Objektivfront.

Im hinteren Bereich hingegen besteht das Gehäuse des Objektivs inklusive der Einstellringe aus Metall, genauso wie das Bajonett. Zahlreiche Dichtungen sollen das Eindringen von Staub und Spritzwasser verhindern. Laut Olympus ist das Gehäuse nach IPX1 abgedichtet. Nach diesem Standard sollte es mindestens senkrecht tropfendem Wasser widerstehen. Sogar eine Frosttauglichkeit bis -10 °C hat Olympus hinbekommen. Laut unserer Waage wiegt das Zoom 412 Gramm, was in Relation zur Größe vollkommen in Ordnung geht. Damit ist das Objektiv fünf Gramm leichter als die Testkamera, eine Olympus OM-D E-M5 Mark III. Die Kombination wirkt nur minimal frontlastig, mit einer OM-D E-M1 sollte die Balance perfekt sein.

Wie eingangs erwähnt, besitzt das Olympus 8-15 mm F4 ED Pro einen Einzugsmechanismus. Das bedeutet, dass das Objektiv zur Inbetriebnahme erst mechanisch in Aufnahmestellung gebracht werden muss und in Transportstellung kompakter ist. Anders als noch beim deutlich kompakteren und leichteren 9-18 mm gibt es keinen Sperrschalter für den Einzugsmechanismus. Man muss lediglich den Zoomring gegen einen Widerstand drehen, um das Objektiv ein- und auszufahren, was sehr intuitiv funktioniert. Befindet sich das Objektiv nicht in Aufnahmestellung, zeigt die Kamera einen entsprechenden Hinweis auf dem Bildschirm beziehungsweise im Sucher an.

Bedienung

Der Zoomring ist der hintere der beiden Einstellringe. Er besteht, wie erwähnt, aus Metall. Dank der 2,1 Zentimeter breiten, feinen Riffelung lässt er sich gut bedienen. Auf dem hinteren Teil des 2,6 Zentimeter breiten Zoomrings sind die Brennweiten 8, 10, 14, 18 und 25 Millimeter markiert. Dadurch, dass dieser Bereich in einem glänzenden Dunkelgrau gehalten ist, lässt sich die weiße Schrift je nach Lichteinfall nicht ganz optimal ablesen. Da jedoch die Brennweite beim Zoomen sogar millimetergenau im Livebild eingeblendet wird, ist das verschmerzbar.

Die Markierungen entsprechen jedenfalls den kleinbildäquivalenten Brennweiten von 16, 20, 28, 36 und 50 Millimeter, womit bereits deutlich wird, wie viele Festbrennweiten quasi in diesem Zoom stecken. Vielleicht wäre eine Markierung bei neun Millimetern (18 mm KB) noch nett gewesen, genügend Platz wäre gewesen. Die Einstellung lässt sich aber problemlos abschätzen beziehungsweise im Livebild ablesen. Der gesamte Bereich des Zoomrings von der Transportstellung über die minimale bis hin zur maximalen Brennweite erfordert lediglich eine Viertel Umdrehung am Zoomring, die sich ohne Umgreifen bewerkstelligen lässt.

Hinter dem Zoomring sitzt etwas unscheinbar noch ein mit L-Fn beschrifteter Funktionsknopf, der per Kameramenü mit einer von vielen Funktionen belegt werden kann. Defaultmäßig ist er mit der AF-Stopp-Funktion belegt.

Der Fokusmotor des Olympus 8-25 mm F4 ED Pro arbeitet sehr schnell und präzise sowie leise, ist aber zumindest in ruhigen Umgebungen nicht ganz unhörbar. Die minimale Fokusentfernung liegt laut technischer Daten bei 23 Zentimetern. Tatsächlich konnten wir sogar bereits ab 21 Zentimetern Abstand von der Sensorebene (zirka acht Zentimeter ab Objektivfront) fokussieren, und zwar unabhängig von der Brennweite. Während das maximale Bildfeld bei acht Millimetern Brennweite 20 mal 15 Zentimeter betrug, konnten wir bei 25 Millimetern Brennweite ein 6,2 mal 4,7 Zentimeter kleine Motiv formatfüllend abbilden. Daraus ergibt sich ein maximaler Abbildungsmaßstab von 1:3,6, was deutlich besser ist als die versprochenen 1:4,8.

Manuell kann auf zweierlei Arten fokussiert werden. Zieht man den auf einer Breite von 1,1 Zentimetern geriffelten Metall-Fokusring nach hinten, schaltet das Objektiv direkt auf einen linearen manuellen Fokus um und eine Entfernungsskala wird vor der Riffelung sichtbar. Zusätzlich aktiviert sich beim Drehen automatisch eine Fokuslupe, Fokuspeaking kann optional hinzugeschaltet werden. So kann man sehr intuitiv wie mit einem alten, mechanischen Objektiv fokussieren, auch wenn die Übertragung rein elektronisch erfolgt. Von der Naheinstellgrenze bis unendlich wird mit einer viertel Umdrehung fokussiert.

Wer diesen Mechanismus nicht mag, kann ihn ganz deaktivieren, dann bleibt der Autofokus auch bei zurückgezogenem Ring aktiv. Umgeschaltet auf manuellen Fokus wird dann über die Kamera. Dabei kann der Fokusring auf Wunsch auch in vorderer Position verbleiben, dann arbeitet er nicht linear. Das bedeutet, dass es von der Drehgeschwindigkeit abhängt, wie weit der Fokus verstellt wird. Damit kann man noch feinfühliger manuell fokussieren, vor allem im Nahbereich.

Fortsetzung auf Seite 2

Passende Meldungen zu diesem Thema

Artikel-Vorschläge der Redaktion

Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.