APS-C-Bolide mit Retro-Charme für Ambitionierte und Profis

Fujifilm X-T4 im Vergleichstest

2022-05-05 Die Fujifilm X-T4 richtet sich an ambitionierte Amateure, aber auch Profis werden mit der 26 Megapixel auflösenden APS-C-Kamera auf ihre Kosten kommen. Neben dem hochauflösenden X-Trans-Sensor und dem robusten, vor Spritzwasser geschützten Gehäuse überzeugen auch die umfangreichen Videofunktionen sowie die vielen mechanischen Bedienelemente, die in dem griffigen Gehäuse untergebracht sind.  (digitalkamera.de Redaktion)

Fujifilm stellte das X-System-Spitzenmodell Ende April 2020 für knapp 1.800 Euro ohne Objektiv vor. Aber auch im Set mit dem Standard-Objektiv XF 18-55 mm F2.8-4 R LM OIS sowie alternativ mit dem 5-fach-Zoom XF 16-80 mm F4 R LM OIS ist sie zu haben. Die Fujifilm hat die X-T4 als Arbeitstier konzipiert und an die verschiedensten Einsatzszenarios für ambitionierte Amateure und auch Profis gedacht. So wird das intelligente Bedienkonzept mit vielen mechanischen Bedienelementen vom voll beweglichen Touchscreen und dem robusten Gehäuse sowie den umfangreichen Anschlussmöglichkeiten ergänzt.

Bereits seit 2012 existiert das spiegellose X-System von Fujifilm und wurde konsequent auf die APS-C-Sensorgröße ausgelegt. So besitzen viele Objektive entsprechende Brennweiten, etwa 33 Millimeter für ein Normalobjektiv (50 Millimeter Kleinbildäquivalent). Dadurch fallen die Objektive relativ kompakt aus. Aber auch die Qualität der Objektive hat Fujifilm stets hochgehalten, und zwar sowohl mechanisch als auch optisch. Vor allem die XF-Objektive besitzen ein Metallgehäuse und sind durch die Bank weg optisch gut bis sehr gut. Seit 2012 brachte Fujifilm bereits 32 Kameras auf den Markt. Auch das Objektivprogramm ist mit 38 Modellen breit gefächert. 22 davon sind Festbrennweiten (Stand 04/2022).

Das Gehäuse der Fujifilm X-T4 besteht aus einer Magnesiumlegierung. Der gut geformte Handgriff bietet mit der Daumenmulde auf der Rückseite sehr guten Halt. Zudem ist sie mit umfangreichen Gummiarmierungen versehen und gegen Staub und Spritzwasser gedichtet. Die Bedienelemente liegen in optimaler Reichweite.

Das dreh- und schwenkbare 3"-Display mit Touchfunktion löst 1,62 Millionen Bildpunkte auf und erreicht eine hohe Leuchtdichte von 870 Candela pro Quadratmeter. Das reicht aus, um das Display auch bei hellem Umgebungslicht einsetzen zu können. Darüber hinaus ist ein elektronischer Sucher mit einer Auflösung von 3,69 Millionen Bildpunkten verbaut. Ohne Brille bietet der im Kleinbildäquivalent 0,75-fach vergrößernde Sucher einen guten Überblick, mit Brille wird das etwas schwieriger. Immerhin gibt es einen Dioptrienausgleich, um leichte Fehlsichtigkeit auszugleichen.

Das fotografische Bedienkonzept ist genial einfach und sorgt dafür, dass die Kamera kein Moduswahlrad benötigt. Wenn sowohl der Blendenring als auch das Belichtungszeitwahlrad auf Automatik stehen, befindet sich die Kamera in der Programmautomatik. Steht nur der Blendenring auf Automatik so ist die Kamera auf Blendenautomatik gestellt. Ist es andersherum, so ist die Zeitautomatik aktiv. Sind sowohl Zeitvorwahl als auch Blendenring nicht in der Automatik-Position, befindet sich die Kamera im manuellen Betriebsmodus.

Bei der Konfiguration und Menünavigation benötigt man allerdings einiges mehr an Einarbeitungszeit, was zum Teil auch dem üppigem Funktionsumfang geschuldet ist. Allerdings ist auch die nicht vollständig in das Bedienkonzept implementierte Touchfunktion nicht ganz Unschuldig an der langen Einarbeitungszeit.

Der 26 Megapixel auflösende APS-C-Sensor der Fujifilm X-T4 besitzt nicht nur eine etwas höhere Auflösung als die meisten anderen Kameras des Testfeldes, sondern er ist auch in der lichtempfindlicheren BSI-Technik gebaut und der einzige X-Trans-Sensor. Dieser Typ hat eine spezielle Farbfilteranordnung, die für eine bessere Farbauflösung sorgen und dank der filmkornähnlichen Pixelverteilung ein natürlicheres Ergebnis liefern soll. Außerdem ist der Sensor zur Bildstabilisierung auf drei Achsen beweglich, womit sich fünf Bewegungsachsen stabilisieren lassen.

Das Hybrid-Autofokus-System arbeitet mit insgesamt 2,15 Millionen Messsensoren, die auf dem Bildaufnahmesensor verteilt sind. Fujifilm fasst sie in 425 Messpunkte zusammen. Die Sensoren sind vertikal über die gesamte Sensorfläche verteilt, horizontal fehlt ein kleiner Bereich. Neben den Standard-AF-Funktionen besitzt die Kamera eine Gesichts- und Augenerkennung und funktionierende Objektverfolgung. Die AF-Geschwindigkeit liegt zwischen 0,08 bis 0,28 Sekunden, je nach verwendeter Brennweite. Die reine Auslöseverzögerung liegt zwischen 0,05 und 0,06 Sekunden.

Die Serienbildgeschwindigkeit beträgt 15 Bilder pro Sekunde (Rohdaten) und 34 Aufnahmen in Folge. Danach reduziert sich die Geschwindigkeit auf ungleichmäßige 2,6 Bilder pro Sekunde. Auf die SD-Speicherkarte(n) schreibt die X-T4 die Daten mit etwa 147 Megabyte pro Sekunde. Beide Kartenschächte unterstützen die Standards SD, SDHC, SDXC sowie UHS-I und UHS-II mit allen Vorteilen.

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In Sachen Video spielt die X-T4 in fast allen Aspekten in der Top-Klasse mit. So zeichnet die Kamera mit maximal 4K-Auflösung (4.096 x 2.160 Pixel) und 60 Bildern pro Sekunde auf. Diese Auflösung ist allerdings auf 20 Minuten Aufnahmedauer begrenzt. Bei 30 Bildern pro Sekunde verlängert sich die Aufnahmedauer auf 30 Minuten. Der Videograf kann dabei aus den Aufnahme-Formaten H.264 und H.265 wählen. Einen horizontalen Beschnitt (Crop) gibt es in der Videofunktion nicht.

Darüber hinaus steht ein CleanHDMI-Ausgang mit maximal 4.096 x 2.160 Pixel und 60 Bildern pro Sekunde mit einer Farbunterabtastung von 4:2:2 (10-Bit) zur Verfügung. Fast schon selbstverständlich sind separate Anschlüsse für Mikrofon und Kopfhörer. Die USB-C-Schnittstelle (3.1 Super Speed) kann Daten an einen Rechner übertragen. Außerdem kann die X-T4 über USB-C mit Dauerstrom versorgt werden und der Akku lässt sich in der Kamera laden. Der Akku hat genug Energie, um bis zu 500 Aufnahmen durchzuhalten. Zudem bietet die X-T4 Bluetooth und WLAN. Über diese werden die LiveView-Fernbedienung, der Fernauslöser und die Geotagging-Funktion möglich. Selbstredend können auch Bilder und Videos über die App an das Smartgerät geschickt werden.

Bis ISO 6.400 gibt die X-T4 feine Bilddetails differenziert wieder, maximal erreicht sie eine Auflösung von 61 Linienpaaren pro Millimeter. Bei Aufnahmen mit höherer ISO-Empfindlichkeit als ISO 6.400 verlieren sich immer mehr Details durch die Rauschunterdrückung der Kamera. Das Bildrauschen bleibt aber fein und farblos. Bei der Ein- und Ausgangsdynamik gibt es keine negativen Überraschungen. Auch Farben werden recht genau wiedergegeben.

Im Test der Fujifilm X-T4 Set mit dem XF 16-80 mm F4 R LM OIS zeigte sich, dass das Objektiv und die Kamera gut aufeinander abgestimmt wurden. Farbsäume sind ebenso wenig ein Problem wie Verzeichnungen. Der Auflösungsverlust zum Bildrand ist bei maximaler Auflösung mit etwa 30 Prozent zwar nicht gering, aber auch nicht allzu hoch. Das 5-fach Zoom ist gegen Spritzwasser und Staub gedichtet und wiegt etwa 440 Gramm. Es ist etwa neun Zentimeter lang, der Durchmesser beträgt rund acht Zentimeter. Damit passt es gut zur X-T4 und wirkt nicht zu wuchtig.

Die X-T4 ist im Set wahlweise mit dem XF 18-55 mm F2.8-4 R LM OIS oder dem 5-fach Zoom XF 16-80 mm F4 R LM OIS für jeweils um die 2.100 Euro zu haben. Ohne Objektiv kostet die X-T4 etwas unter 1.700 Euro. Neben den bereits erwähnten 22 Festbrennweiten und 16 Zoom-Objektiven von Fujifilm selbst sind auch einige Fremdhersteller im System aktiv, manche davon mit offizieller Lizenz und Autofokus-Objektiven, etwa Zeiss mit seinen drei Touit-Objektiven. Insgesamt haben wir 86 Dritthersteller-Objektive mit Fujifilm-XF-Anschluss in unserer Datenbank (Stand 04/2022), 16 davon mit Autofokus.

Fazit

Die Fujifilm X-T4 macht alles richtig und bietet eine umfangreiche Ausstattung für Foto- und Videografen, verpackt in einem funktionalen, robusten Gehäuse. Auch bei der Bildqualität gibt es nichts zu meckern, hier beweist der X-Trans-Sensor, wie gut er für die Farbwiedergabe ist. Der Teufel steckt eher im Detail, wenn es um die Aktivierung bestimmter Funktionen geht. Auch wurde der Touchscreen nicht in die Menünavigation integriert. Dafür zeigt die X-T4 bei der Konnektivität, wie einfach es sein kann, eine Kamera mit einem Smartgerät zu verbinden.

Kurzbewertung

  • Robustes, ergonomisches Magnesiumgehäuse
  • Umfangreiche Videofunktionen
  • Gutes Bedienkonzept mit vielen Tasten und Rädern
  • Sensor-Shift-Bildstabilisator
  • Sehr gute Bildqualität bis ISO 400, gute bis ISO 3.200
  • Touchscreen nicht optimal in die Bedienung integriert
  • Zum Teil umständliche Konfiguration
  • Etwas viele Abkürzungen im Menü

Alternative

Fujifilm X-Pro3

Die X-Pro3 von Fujifilm verzichtet auf den Sucherhöcker und bietet klassisches Sucherkamera-Design aus den 50er Jahren des letzten Jahrtausends. Im Inneren des robusten und gedichteten Titan-Gehäuses arbeitet ebenfalls ein 26 Megapixel X-Trans Sensor. Eine weitere Besonderheit ist der Hybrid-Sucher, dieser ermöglicht einen reinen optischen Modus sowie einen elektronischen Modus, bei dem ein LCD-Panel eingeschoben wird. Anstelle des Displays ziert die Rückseite ein kleines "Film-Fenster", in dem in dem die aktuell eingestellte Filmsimulation inkl. ISO-Wert angezeigt wird. Ebenfalls mit dabei ist das Hybrid-AF-System und eine 4K Videofunktion. Diese ist allerdings auf 15 Minuten Aufnahmedauer beschränkt. Die X-Pro3 ist technisch mit der X-T3 vergleichbar und nicht als Set mit Objektiv erhältlich.

Alle Details zur Fujifilm X-Pro3
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