APS-C-Flaggschiff mit Sensor-Shift-Bildstabilisator

Fujifilm X-T4 verfrüht angekündigt

2020-02-25, aktualisiert 2020-02-27 Bereits am 4. Februar kündigte Fujifilm auf dem X-Summit an, am 26. Februar die X-T4 vorstellen zu wollen. Nun sind etwas verfrüht allerdings bereits sämtliche technische Daten sowie die englische Pressemitteilung veröffentlicht worden, so dass wir das spannende APS-C-Flaggschiff ausführlich vorstellen können. Die 26-Megapixel-Kamera besitzt als erste der X-T-Reihe einen eingebauten Sensor-Shift-Bildstabilisator. Zudem ermöglicht die spiegellose Systemkamera dank eines neuen, größeren Akkus noch mehr Aufnahmen mit einer Akkuladung.  (Benjamin Kirchheim)

Update vom 26.02.2020: Daten und Bilder ergänzt.

Von Generation zu Generation wächst der Handgriff der Fujifilm-X-T-Reihe an und entfernt sich damit langsam vom ursprünglich klassischen Look der 80er Jahre. Bei der X-T4 sind wieder vier Millimeter hinzugekommen. Auch beim seitlich angeschlagenen Bildschirm geht Fujifilm mehr in Richtung Mainstream. Dennoch setzt Fujifilm bei der Kamera weiter auf eine klassische Bedienung mit vielen Drehrädern, etwa zum Einstellen der ISO-Empfindlichkeit, der Belichtungszeit und der Belichtungskorrektur.

Das betriebsbereit mit knapp über 600 Gramm gegenüber der X-T3 um 70 Gramm schwerere Gehäuse der X-T4 besteht aus einer Magnesiumlegierung und ist gegen Staub und Spritzwasser abgedichtet. Das Mehrgewicht dürfte größtenteils auf den neuen Akku vom Typ NP-W235 gehen, der eine um 50 Prozent höhere Kapazität im Vergleich zum WP-126S besitzt. Er soll in der X-T4 für 500 Aufnahmen im Normalmodus reichen. Im Eco-Modus sollen es sogar 600 und mit dem optionalen Multifunktionsgriff VG-XT4, der zwei zusätzlichen Akkus Platz bietet, 1.700 Aufnahmen sein (1.450 Fotos im Normalmodus). Über die USB-C-3.2-Schnittstelle kann der Akku übrigens in der Kamera geladen werden.

Mit der X-T4 setzt Fujifilm erstmals in der X-T-Reihen einen Sensor-Shift-Bildstabilisator ein. Dieser ist aber nur noch entfernt verwandt mit dem der X-H1, der ersten Systemkamera von Fujifilm mit Sensor-Shift-Bildstabilisator. In der X-T4 kommt ein neuer Gyro-Sensor zum Einsatz, der Bewegungen auf fünf Achsen achtmal genauer erfasst als die X-H1. Zudem wird der Sensor nun freischwebend in einem Magnetfeld gehalten statt über Federn, der ganze Mechanismus ist 30 Prozent kleiner und 20 Prozent leichter als in der X-H1. Die Effektivität von immerhin 6,5 Blendenstufen kann sich sehen lassen. Allerdings wird diese nur mit 18 der 29 Fujifilm-Objektive erreicht (welche genau das sind, wurde leider nicht angegeben).

Auch beim Verschluss gibt es eine Neuentwicklung. Er arbeitet bei der Fujifilm X-T4 nun mit einem drehmomentstarken, kernlosen Gleichstrom-Motor. So soll die Auslöseverzögerung weiter gesunken sein und der Verschluss ist 30 Prozent leiser als der Verschluss der X-T3 und auch Vibrationen (Shutter Shock) wurden reduziert. Außerdem hält der neue Verschluss mindestens 300.000 Auslösungen aus. Die minimale mechanische Verschlusszeit liegt weiterhin bei 1/8.000 Sekunde und die Blitzsynchronzeit bei 1/250 Sekunde, elektronisch sind bis zu 1/32.000 Sekunde kurze Belichtungszeiten möglich. Bei der Serienbildgeschwindigkeit erreicht die X-T4 allerdings nur 8 Bilder pro Sekunde mit mechanischem Verschluss, 15 sind es mit elektronischem und Live-View, 20 Bilder pro Sekunde mit elektronischem Verschluss ohne Live-View.

Beim Bildschirm gibt es ebenfalls Veränderungen. Bei rückwärtigen LCD handelt es sich um einen Touchscreen mit 3:2-Seitenverhältnis. Er misst 7,6 Zentimeter in der Diagonale und löst feine 1,62 Millionen Bildpunkte auf. Neu ist das seitlich angeschlagene Schwenk- und Drehgelenk, das Aufnahmen aus allen Perspektiven inklusive Selfies ermöglicht. Beim OLED-Sucher ist hingegen alles wie bei der X-T3: 3,69 Millionen Bildpunkte Auflösung und 0,75-fache Vergrößerung im Kleinbildäquivalent. Neu sind wiederum die drei Anzeigemodi für den Sucher und Bildschirm: Der Fotograf kann nun wählen, ob die Priorität bei Low-Light (Restlichtverstärkung), hoher Bildrate und kurzer Verzögerung für Action-Aufnahmen oder hoher Auflösung für höchste Bildqualität liegen soll (bspw. für Landschafts- und Architekturaufnahmen).

Der Autofokus arbeitet weiterhin mit einem Hybridsystem. Auf dem 26 Megapixel auflösenden BSI-Sensor sind Phasen-AF-Messpunkte untergebracht, die zusammen mit der Kontrastmessung einen hybrid-Autofokus ermöglichen. Neu sind dagegen die AF-Algorithmen, die für eine noch höhere Geschwindigkeit sorgen sollen. Der deutlich verbesserte Tracking-AF soll die Trefferquote gegenüber der X-T3 sogar glatt verdoppeln. Noch dramatischer verbessert wurden laut Fujifilm die Gesichts- und Augenerkennung.

Ein paar Neuerungen gibt es auch bei der "Bildverarbeitung". Bei den Filmsimulationsmodi gibt es nun einen "Eterna Bleach Bypass", der mit seiner niedrigen Sättigung und hohen Kontrasten für einen speziellen Bildlook sorgen soll. Der automatische Weißabgleich bietet nun zwei Modi, um wahlweise möglichst neutrale Farben aufzunehmen oder aber das Ambiente des Umgebungslichts zu erhalten.

Die Videofunktion profitiert ebenfalls vom Sensor-Shift-Bildstabilisator und kann diesen sogar mit einem elektronischen Bildstabilisator für noch ruhigere Videosequenzen kombinieren. Ein neuer, optional hinzuschaltbarer Modus sorgt dafür, dass in allen Videomodi der Cropfaktor konstant gehalten wird. Die 4K-Auflösung erreicht in 16:9 oder 17:9 bis zu 30 Bilder pro Sekunde, in Full-HD sind 60 Bilder pro Sekunde möglich. Die Highspeed-Videofunktion erlaubt sogar bis zu 240 Bilder pro Sekunde in Full-HD-Auflösung. Der Mikrofoneingang lässt sich nun von Mikrofon auf Line-IN umschalten, um auch andere Audioquellen verwenden zu können.

Des Weiteren verfügt der Videomodus nun über ein eigenes Menü und Quick-Menü, so dass die Bedienung noch mehr auf spezielle Videoansprüche zugeschnitten werden kann. Zudem ist es nun einfacher, vom Foto- auf den Videomodus zu wechseln. Nützlich ist auch die Möglichkeit, ein Video simultan auf zwei SD-Karten schreiben zu können, so dass man ein Backup hat. Beide SD-Kartenschächte der Fujifilm X-T4 sind übrigens mit SDHC und SDXC kompatibel und unterstützen das schnelle USH II sowie die Video-Class V90. Die Videoqualität liegt je nach Modus und Einstellung bei 50 bis hin zu 400 Mbps. Die Anzeige von Videos im F-Log-Modus für eine spätere Gradation kann auf dem Bildschirm nun BT.709-kompatibel erfolgen, was die Beurteilung der korrekten Belichtung vereinfacht.

Drahtlos nimmt die Fujifilm X-T4 wie gewohnt per WLAN und Bluetooth Kontakt mit Smartphones, Tablets und PCs auf. Eine Übertragung der Aufnahmen ist auf alle drei Gerätekategorien möglich. Zudem erlaubt die Bluetooth-Verbindung die Übertragung von Geodaten eines Tablets oder Smartphones an die Kamera, so dass der Standort bei der Aufnahme in die EXIF-Daten geschrieben werden kann. Eine Kamerafernauflösung, Kamerafernsteuerung mit Livebildübertragung sowie Firmwareupdates via Smartphone oder Tablet sind ebenfalls möglich.

Ab Ende April 2020 soll die Fujifilm X-T4 wahlweise in Silber oder Schwarz zu einem Preis von knapp 1.800 Euro erhältlich sein. Des Weiteren gibt es zwei Sets mit je einem Objektiv. Zusammen mit dem XF 18-55 mm F2.8-4 R LM OIS soll die Fujifilm X-T4 knapp 2.200 Euro kosten, für 2.300 Euro soll die X-T4 im Set mit dem Fujifilm XF 16-80 mm F4 R OIS WR erhältlich sein.


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Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.