APS-C-Spitzenmodell mit Sensor-Shift-Bildstabilisator

Sony Alpha 6600 im Vergleichstest

2022-05-05 Die Sony Alpha 6600 ist das APS-C-Flaggschiffmodell der spiegellosen Systemkameras von Sony. Sie richtet sich vor allem an ambitionierte Fotografen, die eine kompakte Kamera ohne Kompromisse und mit lückenloser Ausstattung suchen. So bietet sie beispielsweise als einzige APS-C-Kamera von Sony einen Sensor-Shift-Bildstabilisator.  (digitalkamera.de Redaktion)

Sony stellte die Alpha 6600 Ende August 2019 als neues APS-C-Spitzenmodell vor. Die spiegellose APS-C-Systemkamera mit dem 24-Megapixel-Sensor tritt die Nachfolge zur Alpha 6500 an und bringt mehr als 40 Verbesserungen mit. Die Alpha 6600 richtet sich an ambitionierte Fotografen, die die zahlreichen Bedienelemente, die hohe Serienbildrate und die umfangreichen Videofunktionen zu schätzen wissen. Bereits seit 2010 existiert das spiegellose Alpha-System von Sony, anfangs umfasste es nur APS-C-Kameras, später auch Kleinbildmodelle. Das System umfasst inzwischen (Stand 05/2022) 61 Objektive und 38 Kameras, davon 21 mit APS-C-Sensor und 17 mit Vollformatsensor.

Das Gehäuse der Sony Alpha 6600 ist sehr kompakt gebaut und besteht aus einer Magnesiumlegierung, das für eine bessere Griffigkeit mit Gummiapplikationen versehen ist. Der mittelgroße Handgriff sollte für die meisten Fotografen ausreichend sein. Grundsätzlich ist das Gehäuse zwar gegen Spritzwasser geschützt, Sony spricht jedoch wie immer nur von einem Feuchtigkeitsschutz. Zwar sind die Bedienelemente gedichtet, das Akkufach und die Schnittstellenabdeckung aber nicht.

Bei den Bedienelementen kleckert die Sony Alpha 6600 nicht, im Vergleich zum Vorgängermodell wurde die Anzahl der Tasten sogar verdoppelt. Im Gegensatz zum üblichen Standard in dieser gehobenen Kameraklasse bietet die 6600 kein vorderes Einstellrad, stattdessen kommen zwei Daumenräder zum Einsatz.

Mit einer Leuchtdichte von 730 cd/m² ist der um 180 Grad nach oben und 74 Grad nach unten neigbare Touchscreen zwar hell genug, nimmt aber keine Spitzenposition im Testfeld ein. Vor allem die Auflösung des 3:2 Displays ist mit 921.000 Bildpunkten für ein Flaggschiff-Modell wenig spektakulär. Auch die Touchfunktion wurde nur spärlich ins Bedienkonzept integriert und funktioniert beispielsweise bei der Menünavigation nicht.

Zusätzlich zum Bildschirm bietet die Alpha 6600 einen OLED-Sucher. Er ist nicht mittig über dem Objektiv in einem "Sucherbuckel" platziert, sondern sitzt wie bei einer Messsucherkamera ganz hinten links oben. Mit 2,36 Millionen Bildpunkten löst es zwar nicht sonderlich hoch auf, bietet mit 100 bis 120 Bildern pro Sekunde aber eine schnelle und flüssige Bildwechselfrequenz. Die im Kleinbildäquivalent 0,7-fache Suchervergrößerung ist vollkommen ausreichend. Wie so oft ist aber die Austrittspupille für Brillenträger nicht groß genug, so dass der Sucher seitlich abschattet.

Mit einer Auflösung von 24 Megapixeln liegt der APS-C-Sensor der Alpha 6600 in der soliden Mitte des Testfeldes. Der Sensor ist zur Bildstabilisierung auf drei Achsen beweglich gelagert und kann damit fünf Messachsen ausgleichen. Sony verspricht bis zu fünf Blendenstufen längere Belichtungszeiten verwackelungsfrei. Das Autofokus-System arbeitet hybrid mit Phasenvergleichs- und Kontrast-Autofokus. Insgesamt stehen 425 Messpunkte zur Verfügung. Gesichter, Augen, Tiere und Tieraugen werden erkannt und in Echtzeit verfolgt. Das AF-System bietet eine konfigurierbare Verfolgungsfunktion und stellt innerhalb von 0,4 Sekunden von unendlich auf zwei Meter scharf, womit der Autofokus nicht so den schnellsten gehört.

Die Serienbildgeschwindigkeit erreicht mit elf Bildern pro Sekunde eine hohe Geschwindigkeit und verfolgt dabei auch Motive. Diese Frequenz hält die Alpha 6600 für 48 Raw- oder 96 JPEG-Aufnahmen durch. Danach bricht die Serienbildgeschwindigkeit deutlich ein, weil der Pufferspeicher voll ist und die Kamera die Bilddaten mit gemütlichen 40 Megabyte pro Sekunde auf die SD-Speicherkarte (SDHC, SDXC und UHS-I) schreibt.

Die Videofunktion macht nur wenige Kompromisse. So nimmt die Alpha 6600 4K-Videos mit maximal 3.840 x 2.160 Pixeln bei 30 Bildern pro Sekunde auf. Dabei kommt es aber zu einem 1,2-fachen Beschnitt des aufgenommenen Videos, da nicht der gesamte Sensor ausgelesen wird. Werden Videos mit 3.840 x 2.160 und 25 Bildern pro Sekunde aufgezeichnet, gibt es dagegen keinen Video-Crop, sondern die Kamera nutzt die gesamte Sensorbreite mit einem 2,4-fachen Oversampling. Darüber hinaus bietet die Kamera verschiedene Gamma-Kurven sowie die Möglichkeit, HLG-Videos aufzuzeichnen. Zudem ist ein CleanHDMI-Ausgang vorhanden, mit dem die Aufzeichnung von einem externen Rekorder durchgeführt werden kann. Zudem gibt es 3,5mm-Klinkenanschlüsse für Mikrofon und Kopfhörer.

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Auch bei den weiteren Anschlüssen geizt die Alpha 6600 nicht. So steht eine Mikro-USB-Schnittstelle für die Datenübertragung zur Verfügung. Alternativ kann die Kamera auch über die USB-Schnittstelle mit Dauer- und Ladestrom versorgt werden. Der große NP-FZ100-Akku liefert der Kamera voll aufgeladen Energie für bis zu 810 Bilder (laut CIPA-Testverfahren).

Zusätzlich bietet die Kamera WLAN und Bluetooth, womit sich Fernbedienungsfunktionen inklusive Live-View realisieren lassen und eine dauerhafte Smartphone Verbindung aufgebaut werden kann, um Bilder mit Positionsdaten zu versorgen. Zudem steht eine NFC-Funktion zur Verfügung, die es erleichtert, App und Kamera zu koppeln.

Der Sensor liefert bis ISO 800 die höchste Bildqualität, doch bis ISO 6.400 sind die Ergebnisse noch zu gebrauchen. Mit maximal 71 Linienpaaren pro Millimeter löst die Kamera beachtlich hoch auf. Das Bildrauschen ist farblich neutral und sehr feinkörnig. Der Dynamikumfang ist maximal knapp zwölf Blendenstufen hoch und selbst bei ISO 12.800 liegt die Kamera noch über zehn Blendenstufen. Der Ausgangstonwert-Umfang ist bis ISO 800 hoch. Die Farbabweichung ist sehr gering.

Das im Test verwendete Objektiv E 16-55 mm F2.8 G (SEL1655G) bietet über seinen gesamten kleinbildäquivalenten Zoombereich von 24 bis 83 Millimeter eine hohe Lichtstärke. Aufgrund der Lichtstärke ist das Objektiv im Verhältnis zur Kamera schon recht groß und ragt sogar leicht über den Kameraboden hinaus. Die Randabschattung ist nur gering und Farbsäume werden nur minimal im Telebereich sichtbar. Die Verzeichnung tendiert dank elektronischer Korrektur fast zu null. Die Kamera und das Objektiv sind also sehr gut aufeinander abgestimmt. Die höchste Auflösung von 71 Linienpaaren pro Millimeter ist zwar sehr gut, allerdings gegen zum Bildrand bis zu über 50 Prozent Auflösung verloren.

Die Sony Alpha 6600 kostet ohne Objektiv etwa 1.500 Euro, ist aber auch in verschiedenen Sets erhältlich. Das teuerste davon ist mit dem von uns getesteten E 16-55 mm F2.8 G (SEL1655G) und kostet etwa 2.200 Euro. Mit gut 1.900 Euro deutlich günstiger ist das Set mit dem Sony E 18-135 mm F3.5-5.6 OSS. Das Objektiv ist zwar auch nicht gerade klein und nicht einmal besonders lichtstark, bietet dafür aber einen großen, reisetauglichen, 7,5-fachen Zoombereich von 27 bis 203 Millimeter im Kleinbildäquivalent.

Das Sony-E-Objektivprogramm umfasst derzeit üppige 61 Objektive und wird von Sony stetig weiter ausgebaut. 42 der Objektive leuchten sogar den Vollformat-Bildkreis aus (zu erkennen am "FE"). Da das Bajonett bereits seit 2010 am Markt ist, gibt es zudem besonders viele Objektive von Drittherstellern wie beispielsweise Sigma, Tamron, Zeiss und Tokina. Gut 200 Fremdobjektive mit E-Bajonett haben wir derzeit in unserer Datenbank, etwas weniger als die Hälfte davon verfügt sogar über einen Autofokus.

Fazit

Die Sony Alpha 6600 ist eine spiegellose APS-C-Systemkamera mit viel Licht und wenig Schatten. Eine höhere Sucher- und Monitorauflösung, vernünftiger platzierte Einstellräder und ein schnelleres Speicherkarten-Interface stünden ihr gut zu Gesicht. Nichtsdestotrotz bietet die Sony Alpha 6600 klare Stärken wie etwa das griffige Gehäuse, den schnellen Foto- und Video-Autofokus sowie den integrierten Gehäuse-Stabilisator und die im APS-C-Segment wohl mit Abstand führende Akkuleistung. Bei der Bildqualität bewegt sich die Sony Alpha 6600 ebenfalls auf höchstem APS-C-Niveau.

Kurzbewertung

  • Kompaktes Magnesiumgehäuse
  • Gute Ergonomie
  • Sensor-Shift-Bildstabilisator
  • Hohe Auflösung
  • Sehr gute Bildqualität bis ISO 400, gute bis ISO 3.200
  • Kein vorderes Einstellrad
  • Kein kompletter Spritzwasserschutz
  • Langsames Speicherkarteninterface

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