Spiegelloses Systemkameraspitzenmodell

Fujifilm X-T2 mit Boost-Modus und 4K-Video vorgestellt

2016-07-07 Mit der X-T2 stellt Fujifilm das Highlight des Jahres im X-System vor. Das Nachfolgemodell der X-T1 besitzt nicht nur den Bildsensor und den Prozessor der X-Pro2, sondern nutzt auch das bei der X-Pro2 noch brachliegende Potential und unterstützt damit neben 4K-Videoaufnahmen auch ein deutlich schnelleres Sucherbild mit flüssigen 100 Bildern pro Sekunde. Spannend ist auch der Multifunktionsgriff mit zwei zusätzlichen Akkus, der die Leistung der Kamera auf Knopfdruck nochmal deutlich erhöht.  (Benjamin Kirchheim)

Als Nachfolgemodell der X-T1 besitzt auch die X-T2 ein robustes Gehäuse im 80er-Jahre-Design. Rein äußerlich hat sich nicht viel geändert, außer leichten Optimierungen der Ergonomie, etwa durch höhere Drehräder auf der Kameraoberseite oder einem minimal größeren Griff. Das Gehäuse besteht weiterhin aus einer robusten Magnesiumlegierung und ist gegen das Eindringen von Spritzwasser und Staub abgedichtet. Der Sucher bietet grundsätzlich ebenfalls dieselben Eckdaten: Ein 2,36 Millionen Bildpunkte auflösendes OLED zeigt ein im Vergleich zum Kleinbild 0,77-fach vergrößerndes Sucherbild. Mit anderen Worten: fein aufgelöst und sehr groß! Dennoch wurde der Sucher verbessert. Die Leuchtkraft wurde verdoppelt, wobei sich die Helligkeit automatisch den Umgebungsbedingungen anpasst. Die Darstellung in dunklen Bereichen ist um eine Blendenstufe besser und die Bildqualität beim Fokussieren hat Fujifilm um 25 Prozent verbessert. Die Bildwiederholrate liegt standardmäßig bei 60 Bildern pro Sekunde (fps), ein in der Kamera aktivierbarer Boost-Modus jedoch erhöht die Wiederholrate auf 100 Bilder pro Sekunde. Damit wird der Sucher richtig flüssig und flimmerfrei. Als Nebeneffekt gibt es nicht etwa wie bei anderen Kameras eine schlechtere Bildqualität, sondern auch diese ist im Boost-Modus nochmals besser und zeigt beispielsweise weniger Moirés und Falschfarben. Die weltweit schnellste Sucher-Verzögerung von lediglich 0,005 Sekunden bedeutet praktisch Echtzeit.

Der rückwärtige Bildschirm löst weiterhin 1,04 Megapixel auf und misst 7,6 Zentimeter in der Diagonale. Eine Touchfunktionalität gibt es leider nicht. Dafür hat Fujifilm den Klappmechanismus verbessert. Der Bildschirm lässt sich nicht nur nach oben und unten klappen, sondern nach einer Entriegelung auch nach rechts. Je nachdem, ob man im Hochformat den Griff nach oben oder unten hält, eignet sich der Bildschirm dann für bodennahe oder Über-Kopf-Aufnahmen – eine sehr pfiffige Lösung, denn so bleibt der Bildschirm stets hinter der Kamera. Nur Selfie-Freunde werden daran keinen Gefallen finden.

Gegenüber der X-T1 hat sich bezüglich Sensor und Prozessor sehr viel getan, doch auch im Vergleich zur X-Pro2, die denselben Sensor und Prozessor besitzt wie die X-T2, gibt es Verbesserungen. Generell nutzt die X-T2 das Leistungspotential des Prozessors besser aus, dazu später mehr. Der X-Trans CMOS III Sensor löst 24 Megapixel auf und arbeitet mit Kupferleitungen für eine noch bessere Performance und geringeres Rauschen als normale Bildsensoren. Er bietet Fujifilms spezielle Farbfiltermatrix, die dem Filmkorn ähnlicher ist und von sich aus Moirés vermeidet. Ein Tiefpassfilter kann daher entfallen. Obendrein bietet der Sensor in jeder Zeile und Spalte alle drei Grundfarben und nicht nur zwei wie beim Bayer-Sensor, was ebenfalls für eine bessere Bildqualität sorgen soll. Mehr zur Farbfiltermatrix ist in der Meldung zur X-Pro1, die über die weiterführenden Links erreichbar ist, zu finden. Auf etwa 40 Prozent der Bildfläche sind Phasen-Autofokus-Punkte auf dem Sensor verteilt, der Kontrast-Autofokus arbeitet sogar auf 65 Prozent der Sensorfläche. So stehen insgesamt 91 Fokuszonen und sogar 325 einzeln wählbare Fokuspunkte zur Verfügung. Neu ist der Joystick zur Fokuspunktwahl.

Durch den schnelleren Bildprozessor "X-Prozessor Pro" wird auch die Reaktionsfreudigkeit des Autofokus erhöht. Neu ist die Möglichkeit, das Autofokusverhalten bei Serienbildern anpassen zu können. Im AF-C-Modus reagiert dieser damit auf Wunsch schnell oder träge auf sich ändernde Bewegungen oder neu ins Sucherbild kommende Motive. Überhaupt ist die Geschwindigkeit der Kamera sehr hoch. Die Einschaltzeit liegt laut Fujifilm bei lediglich 0,3 Sekunden, die reine Auslöseverzögerung bei 0,045 Sekunden und das Aufnahmeintervall beträgt lediglich 0,17 Sekunden. Im Serienbildmodus nimmt die X-T2 bis zu acht Bilder pro Sekunde mit AF-C und mechanischem Verschluss (bis 1/8.000 Sekunde) auf, bei elektronischem Verschluss (bis 1/32.000 Sekunde) sind es sogar 14 Bilder pro Sekunde.

Als wenn das nicht schon genug wäre, lässt sich der X-T2 mit Hilfe des Multifunktionsgriffs noch weiter auf die Sprünge helfen. Der Griff bietet nicht nur einen Hochformatauslöser und eine verbesserte Ergonomie, sondern nimmt auch zwei weitere Akkus vom selben Typ wie die Kamera auf, was die Akkulaufzeit auf 1.000 Bilder verlängert. Der Clou ist aber der Boost-Hebel: Dieser erhöht die Leistungsfähigkeit der Kamera in vielerlei Hinsicht. Das Sucherbild wird auf 100 Bilder pro Sekunde beschleunigt (diese Option ist als einzige auch ohne den Griff in der Kamera alleine verfügbar) und die Serienbildleistung steigt auf elf Bilder pro Sekunde inklusive AF-C. Des Weiteren verkürzt sich die Dunkelzeit der Serienbildaufnahmen und die Videoaufnahmezeit steigt auf knapp 30 Minuten am Stück. Auch der Autofokus wird schneller und die Auslöseverzögerung sinkt nochmals minimal. Zum Lieferumfang des etwa 330 Euro teuren Griffs soll übrigens ein Netzteil gehören, das nicht nur die Kamera dauerhaft mit Strom versorgt, sondern auch alle drei Akkus auflädt. Zum Laden von zwei Akkus benötigt das Netzteil lediglich zwei Stunden. Videografen wird zudem der Kopfhöreranschluss freuen, den der Multifunktionsgriff mitbringt.

Apropos Videografen: Die X-T2 filmt als erste Fujifilm-X-Systemkamera in 4K-Auflösung mit wahlweise 30p, 25p oder 24p. Auch Full-HD-Aufnahmen sind selbstverständlich weiterhin möglich. Die maximale Videoqualität liegt bei 100 Mbit/s, per HDMI-Ausgang ist eine externe Aufzeichnung möglich. Bei 4K-Aufnahmen arbeitet die X-T2 mit 1,8-fachem Oversampling, was die Bildqualität verbessern soll. Neben dem integrierten Stereomikrofon gibt es auch einen Anschluss für ein externes. Die maximale Aufnahmedauer von Videos liegt ohne den Boost-Modus des Multifunktionsgriff bei 10 Minuten für 4K und 15 Minuten für Full-HD.

Mit an Bord sind selbstverständlich Fujifilms Filmsimulationsmodi wie Velvia, Astia, Monochrom, Sepia, Classic Chrome oder der recht neue Acros als besonders leistungsfähiger Schwarzweiß-Modus inklusive zuschaltbarem Filmkorn. Die Filmsimulationsmodi stehen übrigens für Fotos und Videos gleichermaßen zur Verfügung. Einem nostalgischen Schwarzweißvideo mit Acros und Rotfilter steht also nichts im Wege. An den Computer angeschlossen ermöglicht ein Plug-In für Adobe Photoshop Lightroom das Tethered Shooting, also die Fernsteuerung der Kamera. Dank eingebauten WLANs ist dies aber auch über ein Smartphone mit passender App möglich.

Ab September 2016 soll die Fujifilm X-T2 zu einem Preis von knapp 1.700 Euro erhältlich sein. Das Set mit dem hervorragenden Fujinon XF 18-55 mm F2.8-4 R LM OIS ist 300 Euro teurer. Der Multifunktionsgriff VPB-XT2 soll knapp 330 Euro kosten. Deutlich günstiger ist der Griff MHG-XT2, er kostet nur 130 Euro, bietet aber keinen Platz für Akkus und auch keinen Boost-Modus, sondern sorgt nur für einen vergrößerten Handgriff. Der Kameraakku bleibt weiterhin wechselbar, ohne den Griff abnehmen zu müssen. Als besonderen Bonus besitzt der Griff eine integrierte Arca Swiss kompaktible Schnellwechselplatte. Wer seine X-T2 etwas edler gestalten möchte, kann zum 90 Euro teuren Set BLC-XT2 greifen, das aus einer Lederschale für die Kamera und einem Einschlagtuch besteht.


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Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.