Spritzwassergeschütztes Universalzoom

Testbericht: Fujifilm XF 18-135 mm F3.5-5.6 R LM OIS WR

2014-12-30 Neben High-End-Zooms und Festbrennweiten braucht es im Objektivprogramm auch immer die universellen Arbeitsgeräte für die Alltagsfotografie, wo man lieber schnell zoomt und auslöst, bevor das Motiv beim Objektivwechsel entfleucht oder aber wo es einfach auf ein relativ kleines Gepäck ankommt. Mit dem XF 18-135 mm F3.5-5.6 R LM OIS WR will Fujifilm auch diesen Anspruch erfüllen, ohne aber auf eine hochwertige Ausstattung, etwa den Bildstabilisator, den Blendenring oder den Spritzwasserschutz zu verzichten. Letzteres bietet in diesem Brennweitenbereich sonst nur Pentax. Was das 18-135 mm leistet und ob es der ideale Alltagsbegleider an der X-T1 ist, klärt unser Test.  (Benjamin Kirchheim)

Mit fast zehn Zentimetern Länge und sieben Zentimetern Durchmesser kann man das 800 Euro teure Fujifilm XF 18-135 mm F3.5-5.6 R LM OIS WR nicht unbedingt als kompakt bezeichnen. Mit seinen 485 Gramm ist es auch nicht besonders leicht, in Kombination mit der X-T1 und Sonnenblende drückt das Gespann gut 940 Gramm auf die Waage. Für ein Superzoom ist das 18-135 mm jedoch erstaunlich gut verarbeitet. Das Bajonett und die Objektivfront bestehen aus Metall, dazwischen kommen hochwertiger Kunststoff und im Inneren natürlich viel Glas (16 Linsen in zwölf Gruppen, darunter ED-Gläser und asphärische Linsen) zum Einsatz. Neben dem Pentax 18-135 WR kann das Fujinon als einziges einen Spritzwasserschutz bieten, in Kombination mit der ebenfalls spritzwassergeschützten X-T1 ein nicht zu unterschätzender Vorteil; entsprechend wird diese Kombination auch als Set verkauft, bei dem man gegenüber den Einzelpreisen gut 300 Euro sparen kann (1.700 statt 2.000 Euro). Um den Spritzwasserschutz zu gewährleisten, mussten sich die Fujifilm-Ingenieure schon etwas Spezielles einfallen lassen, denn beim Zoomen auf Telestellung fährt der Tubus um satte sechs Zentimeter aus – somit werden beim Zoomen ordentliche Luftmassen bewegt. Das Zoom besitzt daher an der Unterseite in der Nähe des Bajonetts eine spezielle Luftschleuse, die Luft, aber möglichst keine Feuchtigkeit oder Staub eindringen lassen soll.

Doch das Fujifilm XF 18-135 mm F3.5-5.6 R LM OIS WR weiß nicht nur haptisch zu überzeugen. Es besitzt einen griffgünstig gelegenen, breiten und gummierten Zoomring, womit es sich an einem Body wie der X-T1 wunderbar zoomen lässt; einzig die letzten paar Millimeter Brennweite gehen etwas schwergängig. Dank Aufdrucken lässt sich die Brennweite am Zoomring gut ablesen, auf dem Bildschirm oder im Sucher wird sie dagegen leider nicht eingblendet. Durch den APS-C-Sensor deckt das Objektiv übrigens einen kleinbildäquivalenten Brennweitenbereich von rund 28 bis 200 Millimeter ab. Vorne vor dem Zoomring sitzt der butterweich laufende Fokusring, der zwar nicht gummiert ist, dafür aber aus geriffeltem Metall besteht. Dank der vielen Fokussierhilfen der X-T1 (Fokuslupe, Schärfeskala, digitaler Schnittbildindikator und Fokuspeaking) lässt sich das 18-135 mm vorzüglich manuell fokussieren. Doch auch automatisch stellt es leise, zügig und zuverlässig scharf. Hinter dem Zoomring sitzt der für die XF-Objektivserie obligatorische Blendenring. Aufgrund der variablen Lichtstärke des Objektivs (F3,5 im Weitwinkel bis F5,6 in Telestellung) besitzt der Blendenring keine Aufdrucke, die Automatikstellung wird nicht über den Ring, sondern über einen separaten Schalter am Objektiv aktiviert. Diese Lösung ist nicht schlecht, schließlich besitzt der Blendenring anderer Fujinon-Objektive mit Automatikstellung keine Verriegelung in ebenselber. Die fehlende Blendenanzeige auf dem Objektiv stellt angesichts des eingeblendeten Werts im Sucher beziehungsweise auf dem Bildschirm kein Problem dar. Als letztes Bedienelement ist der Schalter für den optischen Bildstabilisator am Objektiv zu finden. Er arbeitet zuverlässig und stabilisiert vor allem auch das Sucherbild, was besonders bei längeren Brennweiten eine wertvolle Hilfe beim Anvisieren und Fokussieren des Motivs ist. Zwar macht der Stabilisator durch leises Rauschen auf sich aufmerksam, störend ist das aber nicht.

Neben dem schnellen Fokus überzeugt das Fujifilm XF 18-135 mm F3.5-5.6 R LM OIS WR in der Praxis natürlich vor allem mit seinem universellen Brennweitenbereich. Schnell zoomt man vom Weitwinkel auf Tele, um Details einzufangen oder bei der Naheinstellgrenze von ca. 40 Zentimetern ab Frontlinse mit einem Abbildungsmaßstab von 1:3,7 auch Nahaufnahmen anzufertigen. Dank des Spritzwasserschutzes muss man sich in staubigen oder feuchten Umgebungen auch keine Sorgen um die Ausrüstung machen. Eine besondere Gegenlichtempfindlichkeit fiel im Test nicht auf, das Fujinon kann gut mit harten Kontrasten und Gegenlichtsituationen umgehen. Die kleine Streulichtblende ist ohnehin für den Weitwinkelbereich ausgelegt und kann in Telestellung nicht so effektiv wirken wie eine größere Sonnenblende, die natürlich im Weitwinkel zu Abschattungen führen würde. Jedenfalls ist die tulpenförmige Blende so kurz, dass sich ein Polfilter problemlos bei angesetzter Blende bedienen lässt. Selbstredend, dass die Frontlinse dank Innenfokus ohnehin nicht beim Fokussieren mitdreht. Neben der Streulichtblende, die sich zum Transport umgefreht auf dem Frontbajonett des Objektivs befestigen lässt, gehört eine Weichtasche zum Lieferumfang. Auch das Bokeh ist für ein Superzoom gut gelungen, unscharfe Hintergründe lassen sich problemlos bewerkstelligen. In Telestellung jedoch fallen auf der negativen Seite Farbsäume an Kontrastkanten vor allem am Bildrand auf, während das Objektiv im Weitwinkel mit einer sichtbar tonnenförmigen Verzeichnung und weichen Bildecken kämpft.

Die subjektiv schon sichtbaren Bildqualitätskompromisse kommen nicht von ungefähr, schließlich handelt es sich um ein relativ preiswertes 7,5-fach-Zoom und nicht um ein Hochleistungsobjektiv oder eine Festbrennweite. Zumindest bei der Bildschärfe geben die Labormessdaten für den Alltagsgebrauch Entwarnung: Für 30 mal 20 Zentimeter große Abzüge (etwa A4-Größe) reicht die Bildschärfe allemal. Schon eher sichtbar wird die knapp zwei Prozent starke tonnenförmige Verzeichnung im Weitwinkel (siehe Diagramm auf dem kostpflichtigen Labortest unten). Bei 47 und 135 Millimeter hingegen konnten wir keine nennenswerte Verzeichnung messen. Auch die Randabdunklung ist kaum der Rede wert, sie liegt unter 30 Prozent, hat einen sanft zunehmenden Verlauf zum Bildrand und nimmt beim Abblenden sogar noch ab. Weniger schön sind die auch im Labor messbaren starken Farbsäume in Telestellung, die sich trotz der mit 16 Megapixeln mäßigen Auflösung über bis zu drei Pixel erstrecken. Die absolute Auflösung bei 50 Prozent Kantenkontrast (MTF50) ist im Bildzentrum bei allen Blenden und Brennweiten gut bis sehr gut. Sogar die Marke von 50 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) wird knapp geknackt, bei keiner Brennweite ist die Auflösung schlecht, es werden, von der ab F11 einsetztenden Beugung (erst über F16 deutlich sichtbar) einmal abgesehen, immer mindestens 47 lp/mm erreicht. Am Bildrand hingegen sieht es schon ganz anders aus. Vor allem der Weitwinkel kämpft mit der geringen Randauflösung von nur 27 lp/mm bei Offenblende und dem Maximum von 35 lp/mm bei F11; der Randverlust liegt bei akzeptablen 25 bis unschönen 45 Prozent. Auch bei mittlerer Brennweite kämpft das Objektiv mit einem sehr hohen Randabfall der Auflösung, der sich hier mit dem Abblenden auf F5,6 aber schlagartig deutlich verringert. Bei F8 gibt es mit 47 zu 42 lp/mm sogar eine ziemlich gute Auflösung mit kaum nennenswertem Randabfall. In Telestellung ist der Randabfall deutlich weniger ausgeprägt und liegt stets bei weniger als 25 Prozent.

Fazit Sowohl auf dem Papier als auch an der X-T1 macht das Fujifilm XF 18-135 mm F3.5-5.6 R LM OIS WR zunächst eine gute Figur. Die Verarbeitung des 800-Euro-Objektivs stimmt, die Ausstattung mit Spritzwasserschutz, Bildstabilisator, Blendenring, Fokusring und Zoomring sowie der Lieferumfang mit Schutztasche und Streulichtblende wissen zu überzeugen. Auch das Handling an der X-T1 ist wunderbar. Die Schattenseiten sind, wie bei allen größeren Zooms, bei der Bildqualität zu finden. Im Weitwinkel stört die starke Verzeichnung, bei kurzer und mittlerer Brennweite nimmt die Auflösung zum Bildrand hin stark ab und in Telestellung stören die Farbsäume. Dennoch erreicht das Objektiv insgesamt eine gute bis sehr gute Auflösung über den gesamten Zoombereich, die beste Bildqualität erhält man leicht abgeblendet bei mittlerer Brennweite.

Kurzbewertung

  • Softtasche und Sonnenblende im Lieferumfang
  • Blendenring und OIS-Schalter
  • Schneller, leiser, interner Fokus
  • Gute Verarbeitung mit Metall, Kunstsoff und Spritzwasserschutz
  • Universell nutzbare Brennweite mit geringer Naheinstellgrenze für Nahaufnahmen
  • Hoher Randabfall der Auflösung bei Offenblende
  • Starke Verzeichnung im Weitwinkel
  • Sichtbare Farbsäume in Telestellung

Fujifilm XF 18-135 mm F3.5-5.6 R LM OIS WR mit Fujifilm X-T1 (v6.0)

Verzeichnung

Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.

Hersteller Fujifilm
Modell XF 18-135 mm F3.5-5.6 R LM OIS WR
Unverbindliche Preisempfehlung 799,00 €
Bajonett Fujifilm XF
Brennweitenbereich 18-135 mm
Lichtstärke (größte Blende) F3,5 bis F5,6
Kleinste Blendenöffnung F22
Linsensystem 16 Linsen in 12 Gruppen
inkl. ED und asphärische Linsen
KB-Vollformat nicht relevant
Anzahl Blendenlamellen 7
Naheinstellgrenze 450 mm
Bildstabilisator vorhanden ja
Autofokus vorhanden ja
Wasser-/Staubschutz ja
Filtergewinde 67 mm
Abmessungen (Durchmesser x Länge) 76 x 98 mm
Objektivgewicht 490 g

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Die Bildqualität in unseren Tests ermitteln wir seit 2011 mit DXOMARK Analyzer.

Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.