Lichtstarkes Telezoom

Testbericht: Fujifilm XF 50-140 mm 2,8 R LM OIS WR

2014-12-23 Auf der Photokina stellte neben Samsung und Olympus auch Fujifilm ein durchgehend lichtstarkes Telezoom vor. Alle drei besitzen recht ähnliche Eckdaten, das Fujifilm XF 50-140 mm 2,8 R LM OIS WR zoomt auf Kleinbild umgerechnet von 75 bis 210 Millimeter, konkurriert also mit klassischen 2,8/70-200mm-Objektiven an Kleinbild. Auf dem Papier macht das Fujifilm mit hochwertigen Gläsern, Blendenring, optischem Bildstabilisator und Spritzwasserschutz auf sich aufmerksam. Ob das Telezoom auch in der Praxis und im Testlabor bestehen kann, haben wir ausführlich untersucht.  (Benjamin Kirchheim)

Das Fujifilm XF 50-140 mm 2,8 R LM OIS WR ist ein ordentlicher Klopper, es drückt inklusive Statischelle stolze 1,1 Kilogramm auf die Waage. Beim ersten Anfassen spürt man aber auch sofort, warum: Das kalte Metall vermittelt den Eindruck, dass das Objektiv für die Ewigkeit gebaut ist. Nur der Zoom- und der Fokusring sind mit einem geriffelten Gummi für eine bessere Griffigkeit überzogen. Zoom und Fokus laufen intern, zudem ist das Objektiv mittels Dichtungen vor Spritzwasser und Staub geschützt. Auch das Metallbajonett wird von einem Gummiring eingeschlossen, der sich satt ans Bajonett der X-T1 saugt. Die X-T1 ist der ideale Partner für das Fujifilm XF 50-140 mm 2,8 R LM OIS WR, schließlich ist auch die Kamera gegen Spritzwasser und Staub geschützt. So verträgt die Kombination Gischt, Regen oder Staub problemlos, sodass der Fotograf sich auf sein Motiv konzentrieren kann, ohne sich um die Ausrüstung sorgen zu müssen.

Der breite Fokusring läuft sehr satt, hier lässt sich das Objektiv ideal halten. Der dahinter liegende Blendenring besteht aus Metall und rastet von Blende F2,8 bis F22 in Drittelschritten. Zu bemängeln ist hier allenfalls, dass die Automatikstellung keine Verriegelung besitzt, so kann es im Eifer des Gefechts gelegentlich vorkommen, dass man mit Blende 22 statt der Automatik fotografiert. Der Zoomring besitzt Markierungen bei 50, 70, 90 und 140 Millimeter Brennweite, im Sucher indes wird der Brennweitenwert leider nicht angezeigt.Die Stativschelle besteht aus zwei Teilen, einem am Objektiv verbleibenden, drehbaren Ring mit Feststellschraube und einem abnehmbaren Metallwinkel. Der Winkel wird mit zwei Schrauben befestigt, was die Verbindung zwar sehr stabil macht, aber dafür beim Abnehmen oder Anschrauben länger dauert. Markierungen zeigen an, ob sich die Schelle exakt im Hoch- oder Querformat befindet, Rastungen hingegen fehlen. In Kombination mit der X-T1 ist die Schelle wunderbar ausbalanciert, bei abgenommener Schelle jedoch lässt sich besser aus der Hand fotografieren.

Der optische Bildstabilisator kann am Objektiv ein- und ausgeschaltet werden, er macht durch leises Rauschen auf sich aufmerksam. Der Stabilisator verrichtet klaglos seinen Dienst und stabilisiert auch das elektronische Sucherbild, womit er sogar den Autofokus durch ein ruhigeres Motiv unterstützt. Der Autofokus arbeitet sehr leise und recht flott, er stellt sein Ziel sehr zuverlässig scharf. Allerdings vermissten wir eine Fokusbegrenzerfunktion. Mit der Naheinstellgrenze von einem Meter ist das Objektiv jedoch ohnehin nicht für nähere Motive geeignet, beim Abbildungsmaßstab von 1:8,3 braucht man an so etwas wie Nahaufnahmen gar nicht erst denken. Manuell lässt sich das Objektiv sehr gut fokussieren. Der Fokusring arbeitet zwar elektronisch, läuft aber sehr samtig und erlaubt eine sehr feine Entfernungseinstellung. Die X-T1 blenden als Fokushilfe eine Schärfeskala ein, zudem helfen eine Fokuslupe, ein elektronisches Schnittbild und Fokuspeaking bei der Schärfeeinstellung – da sollte eigentlich jeder seine bevorzugte Unterstützung finden können.

In der Praxis überzeugt das Objektiv mit einer hohen Detailzeichnung, die hohe Auflösung fällt zum Bildrand hin kaum ab. Und überhaupt: optische Fehler wie Verzeichnung oder Farbsäume konnten wir nicht ausmachen. Darüber hinaus glänzt das Objektiv mit einem angenehm weichen Bokeh, eine besondere Streulichtempfindlichkeit konnten wir ebenfalls nicht feststellen. Die Vergütung verrichtet ihre Arbeit gut, das Objektiv zeigt stets sehr gute Kontraste. Zudem befindet sich eine große Streulichtblende im Lieferumfang. Sie besteht komplett aus Kunststoff, macht aber einen guten Eindruck. Für die Verwendung eines Polfilters hat Fujifilm mitgedacht: Ein kleiner Teil an der Unterseite der Sonneblende lässt sich herausnehmen, um den Filter bedienen zu können. Selbstredend, dass sich das 72mm-Filtergewinde dank Innenfokus nicht mitdreht. Übrigens befindet sich auch eine Weichtasche für das Objektiv im Lieferumfang.

Auch im Testlabor konnte das Fujifilm XF 50-140 mm 2,8 R LM OIS WR überzeugen. Die Randabdunklung ist minimal, Farbsäume und Verzeichnung sind kaum messbar. Die Auflösung (MTF50) erreicht im Maximum gut 50 Linienpaare pro Millimeter (lp/mm), ein für 16 Megapixel Auflösung sehr guter Wert, wobei alle drei gemessenen Brennweiten (50, 77 und 140 mm) sehr gleichmäßig hoch auflösen. Bei Offenblende F2,8 liegt der Randanfall der Auflösung zwar noch bei rund 25 Prozent, aber ab F5,6 tritt praktisch kein Auflösungsverlust zum Bildrand hin mehr auf. Auch hier sind alle drei gemessenen Brennweiten so ähnlich, dass man es nur loben kann. In der Praxis muss man sich keine Gedanken machen, ob das Objektiv eine Brennweite mit etwas schwächerer optischer Leistung hat. Ein so gleichmäßig gutes Telezoom hatten wir noch nicht im Testlabor.

Fazit Mit dem XF 50-140 mm 2,8 R LM OIS WR stellt Fujifilm ein weiteres Mal den Hochwertigkeitsanspruch des X-Systems unter Beweis. Die Verarbeitung ist tadellos, wenn auch das Objektiv durch den Einsatz von viel Glas und Metall recht schwer ausfällt. Der breite Zoomring erlaubt ein hervorragendes Handling aus der freien Hand, die mitgelieferte, gut ausbalancierte Stativschelle tut auf dem Stativ ihr Übriges. Der optische Bildstabilisator arbeitet zuverlässig wie auch der schnelle und leise Autofokus, nur einen Fokusbegrenzer hätte Fujifilm dem Objektiv gerne noch spendieren dürfen. An der Bildqualität gibt es nichts zu bemängeln. Die Auflösung ist hoch, der moderate Randabfall verschwindet beim Abblenden, Verzeichnung, Randabdunklung und Farbsäume sind praktisch nicht vorhanden. Auch das angenehme Bokeh und die Streulichtunempfindlichkeit können sich sehen lassen. Mit rund 1.500 Euro ist das Objektiv zwar kein Schnäppchen, aber angesichts der Leistung und Verarbeitung diesen Preis auch wert.

Kurzbewertung

  • Sehr gute Bildqualität
  • Stativschelle, Tasche und Sonnenblende im Lieferumfang
  • Blendenring und OIS-Schalter
  • Schneller, leiser, interner Fokus
  • Hochwertige Verarbeitung und Spritzwasserschutz
  • Blendenring ohne Verriegelung in Automatikstellung
  • Kein Fokusbegrenzer
  • Große Naheinstellgrenze

Fujifilm XF 50-140 mm 2,8 R LM OIS WR mit Fujifilm X-T1 (v6.0)

Chromatische Aberration

Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.

Hersteller Fujifilm
Modell XF 50-140 mm 2.8 R LM OIS WR
Unverbindliche Preisempfehlung 1.499,00 €
Bajonett Fujifilm XF
Brennweitenbereich 50-140 mm
Lichtstärke (größte Blende) F2,8 (durchgängig)
Kleinste Blendenöffnung F22
Linsensystem 23 Linsen in 16 Gruppen
inkl. ED und asphärische Linsen
KB-Vollformat nicht relevant
Anzahl Blendenlamellen 7
Naheinstellgrenze 1.000 mm
Bildstabilisator vorhanden ja
Autofokus vorhanden ja
Wasser-/Staubschutz ja
Filtergewinde 72 mm
Abmessungen (Durchmesser x Länge) 83 x 176 mm
Objektivgewicht 995 g

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Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.