Spiegellose Systemkamera, Systemkamera

Testbericht: Fujifilm X-T1

2014-03-07 Mit der X-T1 betritt Fujifilm Neuland: Die X-T1 ist die erste Systemkamera des traditionsreichen japanischen Unternehmens, deren Design deutliche Anleihen am Aussehen einer klassischen Spiegelreflexkamera nimmt. Aber auch unter der Haube hat sich einiges getan. So war die X-T1 bei ihrer Vorstellung Ende Januar laut Fujifilm die Systemkamera mit dem schnellsten Autofokus ihrer Klasse. Und sie ist wetterfest, der Hersteller garantiert einen Betrieb bis zu -10° C. Geblieben ist es bei dem traditionellen Bedienkonzept der X-Serie, das auf eine Vielzahl an dedizierten Knöpfen und Drehrädern setzt, jedoch auf ein Programmwählrad verzichtet. Wie sich diese Idee bewährt, musste die Kamera bei mehreren ausgedehnten Praxiseinsätzen unter Beweis stellen. Im Testlabor ging es dann unter anderem um die Frage, ob Fujifilms spezieller X-Trans-Sensor Vorteile gegenüber Bildwandlern mit herkömmlichem Bayer-Pattern bietet.  (Martin Vieten)

Fujifilm X-T1 [Foto: MediaNord]Ergonomie und Verarbeitung Klein und leicht, aber mit allen Vorteilen einer DSLR – diese Vorzüge sollten einstmals dem Kunden spiegellose Systemkameras schmackhaft machen. Doch bei Fujifilm standen offenbar schon immer andere Ziele im Pflichtenheft, da macht auch die X-T1 keine Ausnahme. Betriebsbereit mit dem Objektiv Fujinon XF 18-55mm/2.8-4 OIS drückt sie 750 Gramm auf die Wage – so manche DSLR ist kaum schwerer. Dieses ordentliche Gewicht geht zum einen aufs Konto der für eine spiegellose Systemkamera recht üppigen Gehäusemaße, zum anderen aber auch aufs Material: Das Gehäuse der X-T1 besteht aus einer widerstandsfähigen Magnesium-Aluminium-Legierung und macht einen überaus robusten Eindruck. Man spürt es gleich: diese Kamera ist hart im Nehmen! Nicht auf den ersten Blick ersichtlich ist hingegen, dass die X-T1 auch „wetterfest“ ist. Zwar nennt Fujifilm hier keine Einzelheiten, gibt aber immerhin bekannt, dass die X-T1 mit mehr als 80 Dichtungen gegen Spritzwasser und Staub geschützt ist. Zudem soll sie bis -10° C kälteresistent sein – was sich beim Verlauf des diesjährigen Winters bedauerlicherweise nicht überprüfen ließ.

Die Anfassqualitäten der Kamera sind jedenfalls über jeglichen Zweifel erhaben – das gilt auch für die drei großzügig dimensionierten Einstellräder auf der Topplatte. Eines dient zur Wahl der ISO-Empfindlichkeit, ein weiteres zur Vorgabe der Belichtungszeit und mit dem dritten stellt man die Belichtungskorrektur ein. Die Fujifilm X-T1 [Foto: MediaNord]Räder rasten satt, die beiden zuerst genannten sind zudem mit einer Sperre versehen. Das verhindert ein versehentliches Verstellen wirkungsvoll, erschwert aber andererseits die Bedienung mit einer Hand, wenn die Kamera vors Auge gehoben wurde. Dabei möchte man die X-T1 gar nicht mehr weglegen, wenn man erst einmal durch den elektronischen Sucher blickt. Ein derart üppiges Sucherbild bietet kaum eine andere Kamera, höchstens ein DSLR-Bolide in der 5000-Euro-Klasse. Das Sucherbild der X-T1 ist derart groß und brillant, dass man nicht auf das Geschehen zu blicken scheint, sondern geradewegs hineingezogen wird. Selbst in kritischen Situationen, bei tiefstehender Wintersonne etwa, kam kaum der Wunsch nach einem optischen Sucher auf, der EVF der X-T1 erwies sich als gerade noch hell genug. Hinzu kommt, dass er auf Kamerabewegungen praktisch verzögerungsfrei reagiert und ihm jegliches Schlieren fremd ist. Einzig in sehr dunkler Umgebung macht die Elektronik durch Rauschen auf sich aufmerksam, was sich aber leicht verschmerzen lässt. Klasse auch, dass der EVF auf Wunsch alle Anzeigen um 90 Grad dreht, sobald man die X-T1 ins Hochformat nimmt. Highlight ist jedoch die Möglichkeit, das Sucherbild Fujifilm X-T1 [Foto: MediaNord]teilen zu können. Dann erscheint neben einer verkleinerten Gesamtansicht aufs Motiv ein frei wählbarer Ausschnitt vergrößert – eine pfiffige Idee, die das manuelle Fokussieren sehr erleichtert. Da vergisst man fast, dass die X-T1 auch mit einem ordentlichen 3-Zoll-Display aufwartet, das sich waagerecht nach oben und um 45 Grad nach unten klappen lässt.

Beim Bedienkonzept bleibt die X-T1 ganz in der Tradition der X-Familie: Alle wichtigen Kamerafunktionen lassen sich mit dedizierten Bedienelementen einstellen, ein Ausflug in das etwas unübersichtliche Hauptmenü oder das grafisch altbacken wirkende Schnellmenü wird so selten nötig. Markenzeichen der X-Familie ist es auch, dass sie auf ein herkömmliches Programmwählrad verzichtet. Das mag einerseits nur konsequent sein, lässt aber anderseits die Bedienung bisweilen unnötig umständlich werden. Ein Beispiel: Um den Modus P (Programmautomatik) einzustellen, müssen sowohl der Blendenring wie auch das Zeitwählrad in die Stellung „A“ gebracht werden. Hier sind also unter Umständen zwei Bedienschritte nötig, wo beim herkömmlichen Bedienkonzept einer reicht. Kompliziert wird’s, wenn ein XC-Objektiv ohne Blendenring angesetzt ist. Dann lässt sich die Programmautomatik nur über das hintere Einstellrad einschalten – falls die entsprechende Funktion im Hauptmenü freigeschaltet ist.

Fujifilm X-T1 [Foto: MediaNord]Präsentiert sich die X-T1 mit ihrer Front und von oben noch von der edelsten Seite, so wirkt ihre Rückseite gewöhnlich. Die Schalterchen sind geradezu mickrig, und dürften gerne einen definierteren Druckpunkt aufweisen. Vor allem die Vierwege-Wippe bereitet wenig Freude, sie liegt tief in einer Mulde und lässt sich blind kaum ertasten. Immerhin verwöhnt die X-T1 den Fotografen mit sechs Knöpfen, die sich frei konfigurieren lassen – ein bisschen digitaler Komfort darf dann doch sein. Obwohl die X-T1 im Gewand einer kleinen DSLR daherkommt, liegt sie nur mittelprächtig in der Hand. Für einen festen Halt müsste der schmale Handgriff größer sein. Immerhin lässt sich die X-T1 mit dem Zusatzgriff MHG-XT aufrüsten, der mehr Halt verspricht. Und erstmals für eine Kamera aus der X-Familie gibt es für die X-T1 einen Batteriegriff, der zwei Akkus aufnimmt und für mehr Komfort bei Hochformataufnahmen sorgt. Eine Akkuladung reicht bei der X-T1 für ca. 350 Aufnahmen (gemessen nach CIPA), das ist nicht viel. Bei angesetzter Stativplatte wird das Akkufach komplett blockiert, das Stativgewinde sitzt fernab der optischen Achse direkt neben der Akkuklappe.

Fujifilm X-T1 – Live-View [Foto: MediaNord]
Fujifilm X-T1 – Q-Menü [Foto: MediaNord]
Fujifilm X-T1 – Fokuslupe mit Peaking [Foto: MediaNord]
Fujifilm X-T1 – Aufnahme-Menü [Foto: MediaNord]
Fujifilm X-T1 – Hauptmenü [Foto: MediaNord]
Fujifilm X-T1 – Funktionstastenbelegung [Foto: MediaNord]

Ausstattung Im Großen und Ganzen ist die X-T1 ausgestattet wie die X-E2, die digitalkamera.de erst Ende letzten Jahres getestet hat (siehe weiterführende Links am Ende des Beitrags). Fujifilm hat der X-T1 jedoch auch ein paar neue Funktionen spendiert. Dazu zählt die Möglichkeit zu Intervallaufnahmen: Ein Intervall kann dabei zwischen einer Sekunde und 24 Stunden dauern, maximal nimmt die X-T1 999 Fotos mit der Automatik auf. Neu hinzugekommen ist ferner die Möglichkeit zur Aufnahme von Weißabgleichreihen. Geblieben ist es indes dabei, dass pro Reihe nur drei Aufnahmen möglich sind – für Belichtungsreihen ist das etwas wenig; insbesondere da die X-T1 maximal eine Spreizung von 1 EV erlaubt.

Treu bleibt Fujifilm mit der X-T1 auch der Entscheidung, die anspruchsvollen Kameras nicht mit Motivprogrammen oder gar diversen Vollautomatiken auszustatten. Wer mit der X-T1 fotografiert, sollte die Auswirkungen von Blendenzahl, Belichtungszeit und weiteren Parametern kennen. Für versierte Fotografen ist dies sicherlich kein Problem – aber vielleicht drückt man die Kamera ja auch einmal einem weniger geübten Familienmitglied in die Hand. Dabei verzichtet die X-T1 keineswegs auf digitale Assistenten. So hat sie eine äußerst praxistaugliche Panoramafunktion an Bord, die ein Breitbild mit nur einem Schwenk über die Szenerie aufzeichnet. Oder eine Funktion zur Erweiterung des Dynamikbereichs bei kontrastreichen Szenen. Zudem bietet sie eine Vielzahl an Effektprogrammen, die eine Aufnahme im Stile einer Lochkamera bis hin zum unvermeidlichen Miniatureffekt verfremden.

Obwohl das Gehäuse der X-T1 keineswegs klein ist, hat Fujifilm einen Bordblitz darin nicht mehr untergebracht. Zur Entschädigung liegt der Kamera ein Aufsteckblitz im Miniaturformat bei, der mit Leitzahl 8,7 wenig potent ist. Immerhin ragt er betriebsbereit recht hoch auf und minimiert so die Gefahr, dass das Blitzlicht von weitausladenden Objektiven abgeschattet wird. Die kürzestmögliche Blitzsynchronzeit beträgt 1/180 Sekunde, einen speziellen HSS-Modus kennt das Blitzsystem der X-T1 nicht. Ansonsten erfüllt es alle Wünsche inklusive der Möglichkeit zur drahtlosen Steuerung entfernter Blitzgeräte. Zudem ist die X-T1 mit einer PC-Synchron-Buchse ausgestattet, über die sich Studioblitzanlagen auslösen lassen.

Als erste Kamera weltweit verfügt die Fujifilm X-T1 über eine UHS-II-Schnittstelle, die entsprechende Speicherkarten mit einer Schreibgeschwindigkeit von bis 312 MByte/s anbindet. Damit unterstützt die X-T1 SDHC- und SDXC-Speicherkarten, die bis zu 30-mal schneller Daten aufnehmen als herkömmliche Class-10-Karten. Auf dem Papier verspricht das lang anhaltende, hohe Serienbildraten – also einen flotten Dauerlauf, wenn der Pufferspeicher der Kamera voll ist. Zunächst durfte die X-T1 mit einer SDHC-II-Karte „Exceria Pro, 16 GB“ zum Geschwindigkeitstest antreten, für die Hersteller Toshiba eine Schreibrate von 240 Mbytes/s angibt. Egal ob in Raw oder JPEG aufgezeichnet wird, die X-T1 sprintet mit rund 7,1 Fotos pro Sekunde (fps) los. Ein beachtlicher Wert, die von Fujifilm angegebenen 8 fps hat unser Testmodell jedoch nicht ganz erreicht. Bei JPEG-Aufnahmen ist der Pufferspeicher nach ca. 45 Aufnahmen voll, dann geht die X-T1 in einen sehr schnellen Dauerlauf mit 4,7 fps. Wird in Raw aufgezeichnet, trabt sie im Dauerlauf gemächlicher mit etwa 2,8 fps weiter. Doch was geschieht, wenn die X-T1 auf einer herkömmlichen SD-Class-10-Karte speichern muss? Insbesondere bei Raw-Aufnahmen ist der Unterschied eklatant: Sobald der Pufferspeicher voll ist, sinkt jetzt die Frame-Rate auf sehr gemütlichen 0,5 fps. Bei JPEG-Aufnahmen zeichnet die X-T1 dagegen auch mit einer langsamen Karte immer noch flotte 4,4 fps auf. Die schnelle UHS-II-Karte bietet also durchaus Vorteile, insbesondere wenn lange Aufnahmeserien im Raw-Format aufgenommen werden sollen. Aber nicht nur dann: Mit der High-Speed-Karte schreibt die X-T1 Aufnahmeserien praktisch „on the fly“ weg und ist danach sofort wieder Aufnahme- oder Wiedergabebereit. Viele Kameras blockieren erst einmal für eine Weile, bis die Fotoserien weggeschrieben sind, die X-T1 ist dagegen immer hellwach.

Videos zeichnet die X-T1 wahlweise in Full-HD (1.920 x 1.080 Bildpunkte) oder HD (1.280 x 720 Pixel) auf. Dabei erlaubt sie jeweils eine Framerate von 60 fps oder 30 fps, gespeichert wird im MOV-Format mit H.264-Kompression. Die X-T1 ist mit einem Stereomikrofon ausgestattet, ermöglicht aber auch den Anschluss eines externen Mikros über die 2,5mm-Klinkenbuchse. Der Ton lässt sich auf Wunsch manuell aussteuern. Bei der Videoaufnahme führt der AF-C die Entfernungseinstellung etwas zögerlich nach, verkneift sich indes lästiges Pumpen. Zudem ist der Fokusantrieb des Objektivs Fujinon XF 18-55mm/2.8-4 OIS sehr leise, es gelangen praktisch keine Störgeräusche auf die Tonspur. Schade ist jedoch, dass sich die Schärfe nicht halbautomatisch nachführen lässt: Im Fokusmodus AF-S bleibt die Entfernung Fujifilm X-T1 [Foto: MediaNord]auf den zu Beginn der Videoaufnahme festgelegten Wert fixiert.

Gegenüber der X-E2 hat Fujifilm bei der X-T1 die WiFi-Funktionen deutlich verbessert. Sie lässt sich via Smartphone oder Tablet nicht nur auslösen, sondern mit der entsprechenden App „Fujifilm Camera Remote“ (für iOS und Android) steuert man auch Parameter wie ISO-Empfindlichkeit, Belichtungskorrektur oder den Weißabgleich aus der Ferne. Mit einem GPS-Empfänger kann die X-T1 nicht aufwarten, sie synchronisiert aber via „Fujifilm Camera Remote“ die Ortsdaten mit einem Smartphone. Wie bei Fujifilm üblich bietet auch die X-T1 reichhaltige Bearbeitungsmöglichkeiten im Wiedergabemodus. Dabei sticht eine Funktion hervor, die RAW-Aufnahmen direkt in der Kamera zur JPEG-Fotos entwickelt.

Objektiv Als Fujifilm mit der X-Pro1 vor rund zwei Jahren die erste Kamera der X-Familie vorstellte, gab es gerade einmal drei Objektive mit Festbrennweite für das System. Inzwischen hat der Hersteller das Objektivangebot deutlich erweitert. Es fehlen indes noch Linsen mit Wetterschutz speziell für die X-T1 – doch auch diese werden in den kommenden Monaten nachgereicht. Fujifilm X-T1 [Foto: MediaNord]Zum Test bei der digitalkamera.de fand sich die Kamera mit dem Fujinon XF 18-55 mm/2.8-4 OIS sowie dem XC 50-230 mm/4.5-6.7 OIS ein. Während die höherwertige XF-Serie einen Ring zur Blendensteuerung aufweist, verzichtet die XC-Serie darauf – bei diesen Objektiven übernimmt das Daumenrad der Kamera die entsprechende Funktion. Dadurch wird das Bedienkonzept indes inkonsistent, was der Ergonomie keinesfalls zugute kommt.

Die Verarbeitungs- und Anfassqualität des XF ist auf einem hohen Niveau, Tubus und Bajonett sind komplett aus Metall gefertigt. Der elektronische Fokusring des 18-55 läuft satt und weich, der ebenfalls elektronische Blendenring rastet deutlich spürbar ein. Das XC macht haptisch dagegen nicht so viel her: Es ist aus Kunststoff gefertigt, der Fokusring schabt vernehmbar, wenn er gedreht wird. Doch dass das 50-230 alles andere als ein Joghurtbecher ist, macht es schon mit seinem satten Gewicht von 375 Gramm klar. Fujifilm mag hier an der äußeren Hülle gespart haben, jedoch keineswegs am Glas: Aus 13 Elemente in zehn Gruppen besteht die Optik, davon je eine asphärische Linse und eine mit besonders niedriger Dispersion. Der durchaus hohe Konstruktionsaufwand Fujifilm X-T1 [Foto: MediaNord]verhilft auch dem Budget-Zoom zu einer mehr als ansehnlichen Abbildungsleistung (mehr im ausführlichen Laborbericht, siehe weiterführende Links).

Fujifilm reklamierte Ende Januar für die X-T1 den schnellsten Autofokus ihrer Klasse (inzwischen protzt ein anderer Hersteller mit noch eindrucksvolleren Daten). Dazu beitragen sollen spezielle Phasen-AF-Sensoren auf dem Bildwandler, die dem herkömmlichen Kontrast-AF die Grobarbeit abnehmen und das gesamte System so merklich beschleunigen. In der Tat erweist sich der AF in der Praxis als erfreulich flott, im Testlabor von digitalkamera.de schafft er jedoch bestenfalls durchschnittliche Werte: Gepaart mit dem Fujinon XF 18-55 mm/2.8-4 OIS benötigt die X-T1 bei Weitwinkelstellung des Zooms 0,41 Sekunden zum Scharfstellen und Auslösen, am langen Teleende beträgt die Auslöseverzögerung inklusive AF gar 0,5 Sekunden. Im praktischen Einsatz machte zudem der Nachführ-AF einen etwas trägen Eindruck, immerhin waren alle Aufnahmen einer umherschwimmden Ente auch bei höchster Serienbildrate hinreichend scharf. Eine ausgewiesene Sport- und Action-Kamera wird die X-T1 auch mit ihrem Hybrid-AF nicht, für schnelle Schnappschüsse und Reportagefotos reicht die AF-Geschwindigkeit jedoch allemal.

Bildqualität Unter dem DSLR-Gewand der X-T1 werkelt derselbe Bildwandler wie in der X-E2, die erst unlängst zu Gast im Testlabor von digitalkamera.de war. Und da wir auch die X-T1 mit dem Set-Objektiv Fujinon XF 18-55 mm/2.8-4 OIS getestet haben, wundert es kaum, dass sich die Laborergebnisse der beiden Schwestern sehr ähneln. Wer sie vergleichen möchte: Die detaillierten und ausführlich kommentierten Laborergebnisse gibt es gegen ein kleines Entgelt zur Einsicht und als Download – siehe weiterführende Links am Ende des Beitrags.

Fujifilm X-T1 [Foto: MediaNord]Sensor und Bildprozessor der X-T1 spielen auf höchstem Niveau. Das ist sicherlich auch ein Verdienst dessen, dass Fujifilm dem Sensor im APS-C-Format nur eine recht moderate Auflösung von 16 Megapixeln zumutet (was für Ausdrucke in DIN-A3-Größe bei 300 dpi reicht). So erfreut die X-T1 mit einem hohen Signal-Rauschabstand, der erst jenseits der ISO 3.200 unter die kritische Marke von 35 dB sinkt. ISO 3.200 ist auch die Marke, bis zu der Luminanzrauschen praktisch nicht sichtbar ist, Farbrauschen hat die Kamera gar bis ISO 25.600 fest im Griff. Wenn es dann bei höheren ISO-Werten etwas mehr rauscht, dann keinesfalls störend, das Korn bleibt stets sehr klein. So nimmt mit steigenden ISO-Zahlen lediglich die Texturschärfe ab, die Aufnahmen wirken zunehmend weicher, aber keinesfalls verrauscht. Bei dieser Abstimmung darf man der X-T1 ruhig auch einmal ISO 6.400 zumuten, im Extremfalls sogar noch eine ISO-Stufe darüber.

Eine geringe Pixeldichte auf dem Sensor kommt unzweifelhaft dem Rauschverhalten zugute. Doch muss man dadurch auf der anderen Seite Abstriche beim Auflösungsvermögen machen? Fujifilm meint „nein“ – schließlich basiert auch der Bildsensor der X-T1 auf der hauseigenen X-Trans-Technologie. Anders als bei Sensoren mit herkömmlichem Bayer-Pattern ist hier die Farbfiltermaske deutlich unregelmäßiger angeordnet. Die X-Trans-Matrix verbessert die Auflösung von roten und blauen Linienpaaren und benötig zudem kein Tiefpassfilter, um Moiré zu unterdrücken. Doch grau ist alle Theorie – was zählt, sind harte Messergebnisse. Und da enttäuscht die X-T1 auf keinen Fall: Im Team mit dem XF 18-55 mm/2.8-4 OIS löst sie nahezu 50 Linienpaare pro Millimeter (lp/mm) auf – ein sehr guter Wert. Besonders erfreulich ist dabei, dass die Auflösung zu den Bildrändern hin nur mäßig abnimmt – in der Regel zeigen hier Set-Objektive durchaus ihre Schwächen. Das gilt übrigens auch für Fujifilm X-T1 Speicherkartenfach und Akkufach [Foto: MediaNord]das XC 50-230 mm/4.5-6.7 OIS, das lediglich am langen Teleende mit einem ausgeprägten Randabfall der Auflösung kämpft. Mustergütig gibt sich die X-T1 auch in Sachen chromatischer Aberration und bei der Verzeichnung: Sowohl Farbsäume wie auch Geometriefehler sind sehr gering und spielen in der Praxis keine Rolle.

Federn lassen muss die X-T1 indes bei der Eingangsdynamik. Sie erreicht bestenfalls 9,4 EV, da kann so manch andere Kamera eine ganze Blendenstufe stärkere Kontraste verarbeiten. Die Belichtungssteuerung der X-T1 versucht, unter allen Umständen ausfressende Lichter zu vermeiden, daher geraten kontrastreiche Motive tendenziell dunkel. Da stört es umso mehr, dass es der X-T1 vor allem an Tiefendynamik fehlt: Zulaufende Schatten lassen sich in ihren RAW-Aufnahmen nicht so gut rekonstruieren, wie bei anderen Kameras. Bei sorgfältiger Belichtungsmessung (die dank Live-Histogramm problemlos möglich ist) liefert aber auch die X-T1 bestens differenzierte Farb- und Helligkeitswerte, was sich in Aufnahmen mit beachtlicher Feindynamik niederschlägt. Ein Befund, der übrigens auch vom Testlabor untermauert wird: Der Ausgabe-Tonwertumfang liegt bei Basis-Empfindlichkeit von 200 ISO auf Niveau des theoretischen Maximums von 8 Bit/Kanal – das können längst nicht alle Kameras! So bleibt als einziger ernsthafter Kritikpunkt, dass es die X-T1 mit der Farbwiedergabe nicht ganz genau nimmt. Unterm Strich gehen die mittleren Farbabweichungen von ca. 6 Δab aber noch in Ordnung. Und dass die X-T1 ein Faible für die typischen Fujifilm-Farben aus analoger Zeit hat – wen wundert’s?

Fazit Mit der X-T1 präsentiert Fujifilm eine spiegellose Systemkamera, die der Konkurrenz einiges voraushat. Etwa den formidablen elektronischen Sucher, der einen geradewegs ins Geschehen hineinzieht. Oder den extrem schnellen Datenbus, der in Verbindung mit UHS-II-Karten sehr lange Serienbildreihen nahezu ohne Geschwindigkeitseinbruch ermöglicht. Ohne Fehl und Tadel ist auch die Bildqualität der X-T1, die moderate Sensorauflösung von 16 Megapixeln schlägt sich keinesfalls negativ nieder. Dabei erweist sich das Set-Objektiv Fujinon XF 18-55 mm/2.8-4 OIS als idealer Partner für die Kamera, das deren Leistungspotential auch abrufen kann. Gewöhnungsbedürftig ist hingegen das Bedienkonzept der Kamera, das auf ein Moduswählrad verzichtet. Hinzu kommt, dass das Bedienkonzept vom verwendeten Objektivtyp (XF oder XC) abhängt und damit nicht konsistent bleibt. Auch könnte die Ergonomie des nicht gerade kleinen Kameragehäuses besser sein: Der Handgriff ist ausgesprochen schlank, die Tasten der Vierwegewippe lassen sich nur schwer bedienen. Unterm Strich erhält der Käufer mit der X-T1 eine spiegellose Systemkamera mit lobenswerten Alleinstellungsmerkmalen. Allerdings setzt die Kamera ein profundes fotografisches Grundwissen voraus, für Novizen eignet sie sich aufgrund ihres Verzichts auf Motivprogramme und Vollautomatiken weniger.

Kurzbewertung

  • Hochwertiges, abgedichtetes Gehäuse
  • Viele Bedienelemente lassen sich frei konfigurieren
  • Sehr gute bis hervorragende Bildqualität (auch mit Set-Objektiv)
  • UHS-II-kompatibler Speicherbus ermöglicht schnellen Dauerlauf
  • Exzellenter, großer elektronischer Sucher
  • Kein Bordblitz (aber Mini-Blitz beigelegt)
  • Keine Motivprogramme/Vollautomatiken
  • Fummelige Vierwegewippe
Kommentare

3 Kommentare aus dem alten Forum anzeigen

albifoto 2014-03-07

Immer Eurer Zeit voraus:

was zählt, sind harte Messergebnisse. Und da enttäuscht die X-T2 auf keinen Fall Wink

sonst herzlichen Dank für die vielen sachlichen aund aufschlussreichen Tests.

Benjamin Kirchheim 2014-03-07

Tatsache, sogar vier Mal. Habs gleich mal korrigiert, vielen Dank :)

RagingSonic 2014-03-08

Mag ja sein, dass ich es zu genau nehme, aber in den Batteriegriff passt nur ein Akku - nicht zwei. Dafür bleibt der erste Akku im Gerät. Die Kamera bedient sich dann primär am Akku im Griff - erst wenn dieser leer ist wird auf den Akku im Gerät zugegriffen. Man kann dann den Akku im Griff im laufenden Betrieb wechseln und bleibt währenddessen voll "aufnahmefähig". Hab ich alles selbst bei einer Fuji-Präsentation getestet.

Weitere Anmerkung meinerseits: Wenn der Zusatzgriff MHG-XT verwendet wird, bleibt das Akkufach erreichbar, daas Stativgewinde sitzt dann in der optischen Achse und eine Stativplatte wird überflüssig, sofern man das Arca-Swiss-System verwendet, da er Schwalbenschwanz hiefür Bestandteil der Handgriff-Grundplatte ist. Finde ich recht clever gelöst.

Gruß M.

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Testnoten

Note Anteil  Punkte
Verarbeitung 12,5 % 96 %
Ausstattung 12,5 % 98 %
Handhabung 12,5 % 95 %
Geschwindigkeit 12,5 % 90 %
Bildqualität 50,0 % 93 %
Gesamtnote 94 %

Steckbrief

Steckbrief
Hersteller Fujifilm
Modell X-T1
Preis ca. 1.600 EUR**
Sensor Auflösung 16,3 Megapixel
Max. Bildauflösung 4.896 x 3.264
(Seitenverhältnis) (3:2)
Objektiv Fujinon XF 18-55 mm 2.8-4 OIS
Filtergewinde 58 mm
Sucher elektronisch
  Auflösung 2,36 Mio
  Vergrößerung 0,77-fach
  Bildfeldabdeckung 100 %
  Dioptrienausgleich -4 bis +2 dpt.
LCD-Monitor 3"
  Auflösung 1.040.000
  drehbar
  schwenkbar ja
  als Sucher ja
Videoausgang HDMI
  als Sucher
Programmautomatik ja
Blendenautomatik ja
Zeitautomatik ja
manuelle Belichtung ja
  BULB-Langzeit-
  belichtung
ja
Motivprogramme  
  Porträt
  Kinder/Baby
  Landschaft
  Makro
  Sport/Action
  weitere
Belichtungsmessung    Mehrfeld, mittenbetont Integral, Spot
Blitz ja (aufsteckbar)
  Leitzahl 8,7 (Messung)
  Blitzanschluss ISO-Blitzschuh mit TTL, X-Buchse
Fernauslöser Draht, WLAN
Intervallaufnahme ja
Speichermedium SD/SDHC/SDXC (UHS II)
Videomodus  
  Format MOV
  Codec H.264
  Auflösung (max.) 1.920 x 1.080
  Bildfrequenz (max.) 60p
Empfindlichkeit  
  automatisch ISO 200-6.400 (Ober- und Untergrenze einstellbar)
  manuell ISO 100-25.600
Weißabgleich  
  Automatik ja
  Sonne ja
  Wolken ja
  Leuchtstofflampe ja
  Glühlampe ja
  Sonstiges Unterwasser
  Manuell ja
Autofokus  
  Anzahl
  Messfelder
49
  AF-Hilfslicht weiß
  Geschwindigkeit ca. 0,4-0,5 s
Sprachen Deutsch
  weitere 34
Einschaltzeit ca. 0,7 s
Einhandbedienung
(Zoom und Auslöser)
Gewicht
(Betriebsbereit)
ca. 440 g (nur Gehäuse)
ca. 750 g (mit Objektiv**)
Serienbildfunktion*  
  Serienbildanzahl 45 (JPEG)
25 (RAW)
  Frequenz
    (Bilder/s)
7,1 (JPEG)
7,2 (RAW)
  Dauerlauf
    (Bilder/s)
4,7 (JPEG)
2,8 (RAW)
  mit Blitz
Zoom  
  Zoomverstellung manuell am Objektiv
  Zoomstufen stufenlos
  Zeit WW bis Tele
Speicher-
geschwindigkeiten*
 
  JPEG 0,3 s (5,5 MByte)
  RAW 0,3 s (32,3 MByte)
Auslösung während
d. Speicherns mögl.
ja
Akkulaufzeit ca. 350 Bilder (lt. CIPA)

– = "entfällt" oder "nicht vorhanden"
* mit Toshiba 16 GByte UHS Class II SDHC Speicherkarte
** mit Objektiv Fujinon XF 18-55 mm 2.8-4 OIS

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