Ultraweitwinkel-Zoom

Testbericht: Panasonic Leica DG Vario-Elmarit 8-18 mm F2.8-4 ASPH

2017-06-14 Das Panasonic Leica DG Vario-Elmarit 8-18 mm F2.8-4 ASPH ist das zweite Objektiv der hochwertigen Reihe mit einer Anfangsöffnung von F2,8-4. Dabei handelt es sich um ein Ultraweitwinkelzoom mit einer kleinbildäquivalenten Brennweite von 16-36 Millimeter. Das Leica-Label soll für eine besonders hohe optische Güte stehen. Ob dies tatsächlich der Fall ist, zeigt der Test an der neuen Panasonic Lumix DC-GH5.  (Benjamin Kirchheim)

Anders als das Panasonic Leica DG Vario-Elmarit 12-60 mm F2.8-4 ASPH. Power O.I.S. besitzt das Panasonic Leica DG Vario-Elmarit 8-18 mm F2.8-4 ASPH keine Zylinderform, sondern verjüngt sich zum Bajonett hin, was das Objektiv weniger bullig erscheinen lässt. Auch der Aufbau beziehungsweise das Konstruktionsprinzip unterscheiden sich grundlegend. Während das 12-60 einen ausfahrenden Tubus besitzt, ändert das 8-18mm seine Baulänge rein äußerlich nicht. Innerhalb des starren Fronttubus jedoch zieht sich die Frontlinse während des Zoomens mit zunehmender Brennweite zurück. Das hat auch ohne aufgesetzte Sonnenblende einen gewissen Streulicht-Schutzeffekt, Die etwas mehr als einen Zentimeter nach hinten fahrende Frontlinse ist dadurch auch mechanisch besser geschützt.

Obwohl sich die Frontlinse deutlich nach außen wölbt, erlaubt diese Konstruktion zudem den Einbau eines Filtergewindes. Es misst 67 Millimeter im Durchmesser und sitzt vorne am starren Teil des Tubus. Die mitgelieferte Streulichtblende hingegen wird außen am Tubus befestigt. Ebenfalls im Lieferumfang befindet sich ein praktischer Schutzbeutel. Ein weiterer Vorteil dieser Konstruktion ist die Verwendung einer normalen Objektivschutzkappe, die im Filtergewinde klemmt und nicht wie beispielsweise beim 7-14 mm über den Objektivtubus gestülpt werden muss.

Die Außenhülle des Panasonic Leica DG Vario-Elmarit 8-18 mm F2.8-4 ASPH besteht inklusive der griffig geriffelten Ringe zur Fokus- und Brennweiteneinstellung aus Metall. Zudem ist die Konstruktion gegen Staub und Spritzwasser abgedichtet. Trotzdem wiegt das neun Zentimeter lange und sieben Zentimeter dicke Ultraweitwinkelzoom nur knapp über 300 Gramm. Die optische Konstruktion besteht aus immerhin 15 Elementen, die in zehn Gruppen angeordnet sind. Ein Bildstabilisator ist nicht dabei, was aber aufgrund des großen Bildwinkels verschmerzbar ist, zumal immer mehr Panasonic-Kameras einen eingebauten Bildstabilisator mittels beweglichem Bildsensor besitzen, der bei solchen Brennweiten aufgrund der nur geringen nötigen Verschwenkungen ohnehin viel effektiver arbeitet als ein optischer Bildstabilisator und im Gegensatz zu diesem Rotationsbewegungen ausgleichen kann.

Handhabung

Der Zoomring sitzt hinten am Tubus und besitzt kontrastreiche, eingravierte und weiß ausgelegte Brennweitenmarkierungen bei 8, 9, 10, 12, 14 und 18 Millimeter, die sich auf eine viertel Umdrehung des Zoomrings verteilen und äußerst präzise ansteuern lassen. Der Autofokus arbeitet intern und absolut lautlos. Er ist äußerst schnell und stets präzise. Wer trotzdem manuell fokussieren möchte, kann dank des seitlichen Schalters direkt am Objektiv auf manuelle Fokussierung umschalten, es funktioniert aber auch, wenn man stattdessen an der Kamera umschaltet. Der vordere Objektivring, der am breiteren Teil des Tubus sitzt, ist elektronisch umgesetzt, das heißt der Fokusmotor wird nicht mechanisch verstellt, sondern elektronisch, was dank dynamischer "Übersetzung" eine sehr präzise Fokuseinstellung erlaubt.

Dadurch besitzt der Fokusring jedoch keinerlei Anschlag oder Markierungen für die Entfernungseinstellung, hier ist der Fotograf auf die auf dem Display eingeblendeten Hilfen angewiesen, die bei der GH5 äußerst umfangreich sind. Fokuslupe und Fokuspeaking sind sehr gute Scharfstellhilfen, zur Not kann auf Knopfdruck automatisch nachgeregelt werden. Der simple Entfernungsbalken allerdings ist keine große Hilfe, er zeigt weder die genaue eingestellte Entfernung an, noch die Schärfentiefe.

Bildqualität

Die Bildqualität des 8-18 mm hat seine Licht- und Schattenseiten. Die Verzeichnungen sind für ein Ultraweitwinkelzoom sehr gering, nur am kurzen Brennweitenende ist eine leichte Tonnenform erkennbar. Hierbei greift natürlich die elektronische Korrektur der Kamera in JPEG (in der Raw-Datei ist ein entsprechendes Profil für den Rohdatenkonverter integriert). Auch die Randabdunklung ist insgesamt gering, vor allem fällt sie trotz bis zu einer Blende durch den sehr sanften Verlauf kaum auf. Ganz anders sieht es hingegen mit den chromatischen Aberrationen aus (siehe Diagramm aus dem kostenpflichtigen Labortest unten), die zwar im Mittel gering, in der Maximalausprägung Richtung Bildrand jedoch bei allen Brennweiten sichtbar werden und am kurzen Brennweitenende am stärksten ausfallen.

Die absoluten Auflösungswerte bei 50 Prozent Kontrast fallen aufgrund der GH5 mit ihrer äußerst zurückhaltenden JPEG-Bildaufbereitung, die dafür gänzlich ohne Schärfeartefakte auskommt, etwas bescheiden aus. So bleibt die Auflösung trotz des 20 Megapixel auflösenden Bildsensors stets unter 50 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) im Kleinbildäquivalent. Mit Ausnahme des langen Brennweitenendes liegt jedoch stets bereits bei Offenblende nahezu die Maximalauflösung von bis zu 45 lp/mm an. Bei 18 mm sind es offen hingegen nur 38 lp/mm, bei F5,6 dann 43 lp/mm. Bei F8 geht die Auflösung insgesamt bereits beugungsbedingt etwas zurück, viel weiter sollte man nicht abblenden. Die Randauflösung liegt bei allen Brennweiten um bis zu 30 Prozent unter der im Bildzentrum, erreicht aber stets mindestens knapp 34 lp/mm. Ein leichtes Abblenden steigert die Randauflösung und sorgt damit für eine gleichmäßigere Auflösung vom Zentrum zum Bildrand. Ab F8 ist der Auflösungsabfall zum Bildrand kaum noch der Rede wert.

In der Praxis zeigt das Objektiv ein bisweilen etwas harsches Bokeh durch leicht hellere Ränder an den Unschärfekreisen. Von Gegenlicht hingegen zeigt sich das 8-18 mm nahezu unbeeindruckt. Selbst mit der direkten Sonne im Bild lassen sich kaum Blendenreflexe provozieren, dunkle Bereiche bleiben stets tiefschwarz und grauen nicht aus. Die Naheinstellgrenze liegt übrigens bei 23 Zentimetern, was einem Aufnahmeabstand ab Objektivfront von zwölf Zentimetern entspricht. Der große Bildwinkel erlaubt dennoch lediglich einen Abbildungsmaßstab von 1:8,3, was einem minimalen Bildfeld von 14,4 mal 10,8 Zentimeter entspricht.

Fazit

Ultraweitwinkelobjektive sind aufgrund ihres großen Bildwinkels faszinierend, da bildet das Panasonic Leica DG Vario-Elmarit 8-18 mm F2.8-4 ASPH keine Ausnahme. Dieser will jedoch sowohl vom Fotografen kreativ als auch vom Hersteller technisch und optisch beherrscht werden, was für alle eine Herausforderung ist. Von der Gehäusequalität überzeugt das mit 1.200 Euro nicht ganz günstige Zoom vollends, ist es robust, schick und gegen Umwelteinflüsse abgedichtet, obendrein fokussiert es schnell, leise und präzise. Während Panasonic die Verzeichnung, Randabdunklung und die Gegenlichtempfindlichkeit, teilweise mit Hilfe elektronischer Kompensation, vollends im Griff hat, sieht es bei den Farbsäumen und der Randauflösung etwas anders aus. Man muss schon etwas abblenden, damit der Bildrand nicht 30 Prozent weniger auflöst als das Bildzentrum. Rein subjektiv betrachtet liefert das Objektiv aber bei kreativer Beherrschung sehr schöne Bildergebnisse ab und ergänzt das 12-60 mm F2.8-4 mit einer großzügigen Überlappung wunderbar nach unten.

Kurzbewertung

  • Gut designte und robuste Konstruktion (Metallgehäuse mit Wetterschutz)
  • "Sonnenblendeneffekt" durch im Tubus zurückfahrende Frontlinse
  • Gegenlichtunempfindlich
  • Schneller, leiser Autofokus
  • Sehr fein einstellbare Brennweite
  • Vor allem im Weitwinkel sichtbare chromatische Aberrationen
  • 30 Prozent Randabfall der Auflösung
  • Manchmal etwas harsches Bokeh

Panasonic Leica DG Vario-Elmarit 8-18 mm F2.8-4 ASPH mit Panasonic Lumix DC-GH5 (v6.0)

Chromatische Aberration


Hersteller Panasonic
Modell Leica DG Vario-Elmarit 8-18 mm F2.8-4 ASPH (H-E08018)
Unverbindliche Preisempfehlung 1.199,00 €
Bajonett Micro Four Thirds
Brennweitenbereich 8-18 mm
Lichtstärke (größte Blende) F2,8 bis F4
Kleinste Blendenöffnung F22
Linsensystem 15 Linsen in 10 Gruppen
inkl. ED und asphärische Linsen
KB-Vollformat nicht relevant
Anzahl Blendenlamellen 7
Naheinstellgrenze 230 mm
Bildstabilisator vorhanden nein
Autofokus vorhanden ja
Wasser-/Staubschutz ja
Filtergewinde 67 mm
Abmessungen (Durchmesser x Länge) 73 x 88 mm
Objektivgewicht 315 g

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Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.