Lichtstarkes Reportage-Weitwinkel

Fujifilm XF 23 mm F1.4 R LM WR im Test

Seite 2 von 2, vom 2023-01-09 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln

Bildqualität

Das Fujifilm XF 23 mm F1.4 R LM WR besitzt einen aufwendigen optischen Aufbau aus 15 Linsen, die in zehn Gruppen angeordnet sind. Neben drei ED-Linsen sollen zwei asphärische Linsen Abbildungsfehler minimieren. Zudem rückt der Lens Modulation Optimizer (kurz LMO) der Fujifilm-Systemkameras defaultmäßig im JPEG-Format bereits kameraintern optischen Abbildungsfehlern und sogar der Beugung zu Leibe. Zum Test der Bildqualität haben wir mit der X-H2 das aktuelle Systemkamera-Flaggschiff von Fujifilm verwendet. Ihr APS-C-Sensor löst stolze 40 Megapixel auf, die das 23er laut Fujifilm auch adäquat bedienen können soll

Da es sich beim XF 23 mm F1.4 R LM WR um ein APS-C-Objektiv handelt, entspricht der diagonale Bildwinkel von 63,4 Grad einem Kleinbildäquivalent von 35 Millimetern. Die Schärfentiefe entspricht einem 35mm-Kleinbildobjektiv mit F2,1. Das Freistellen eines Motivs vor unscharfem Hintergrund ist damit gut möglich. Neun abgerundete Blendenlamellen sollen beim Fujifilm XF 23 F1.4 für eine gleichmäßig runde Blendenöffnung sorgen. Das funktioniert sehr gut. Das Bokeh ist weich und auch die Unschärfescheibchen von Spitzlichtern weisen keine hellen Ränder auf. Allerdings konnten wir minimale Farbsäume im Unschärfebereich beobachten. Mit dem Abblenden auf F16 lässt sich zwar ein Blendenstern herauskitzeln, er ist aber nicht besonders gleichmäßig und schön.

Im Gegenlicht zeigt das Fujifilm XF 23 mm F1.4 R LM WR kein perfektes Verhalten. Je nach Position der Lichtquelle können deutliche Kontrastverluste auftreten, bei denen auch die Streulichtblende nicht hilft. Zudem zeigen sich stärkere Lens-Flares. Hier ist die Kreativität des Fotografen gefragt, um diese zu vermeiden oder gekonnt ins Motiv für die richtige "Lichtstimmung" einzubeziehen.

Im Labortest an der Fujifilm X-H2 zeigen sich die optischen Fehler des Fujifilm XF 23 mm F1.4 R LM WR gut auskorrigiert. Die Verzeichnung bewegt sich nahe an der Nulllinie, maximal beträgt die 0,2 Prozent Kissenform. Die Randabdunklung bleibt mit maximal 34 Prozent beziehungsweise 0,6 Blendenstufen gering. Beim Abblenden lässt sie sich noch etwas reduzieren. Ohnehin ist sie dank des sanften Verlaufs kaum sichtbar. Die Farbsäume bewegen sich selbst im Maximum unter einem Pixel und werden damit kaum sichtbar.

Eher durchwachsen schlägt sich das Reportageobjektiv bei der Auflösungsmessung (siehe Diagramm aus dem Labortest unten). Trotz des Versprechens von Fujifilm, dass das Objektiv für 40 Megapixel geeignet sei, hat es vor allem bei offener Blende, aber auch etwas abgeblendet damit zu kämpfen. An den bisherigen 26 Megapixel waren XF-Festbrennweiten von Fujifilm eigentlich ausnahmslos offenblendtauglich. Das ist bei 40 Megapixeln nicht mehr der Fall.

Die bei 50 Prozent Kontrast lediglich 47 Linienpaare pro Millimeter (lp/mm) im Kleinbildäquivalent im Bildzentrum sind ziemlich enttäuschend, selbst wenn der Sensor nur 26 Megapixel auflösen würde, hätten wir mehr erwartet. Beim Abblenden steigt die Auflösungskurve steil an und überschreitet bei F2,8 die 70 lp/mm, was schon eher eines 40-Megapixel-Sensors würdig ist. Bei F4 ist dann das Maximum mit 77 lp/mm erreicht. Das ist gut, aber bei 40 Megapixeln wäre noch mehr drin gewesen, wenigstens die Marke von 80 lp/mm hätten wir gerne erreicht gesehen.

Am Bildrand liegt die Auflösung stets um zehn bis zu 27 Prozent unterhalb der im Bildzentrum. Das geht für einen solchen Bildwinkel zwar in Ordnung, aber auch hier hätten wir uns, vor allem angesichts des Preises von fast 1.000 Euro, durchaus mehr erhofft. Absolut gesehen bewegt sich die Randauflösung ohnehin nur im Bereich von F4 bis F8 bei oder etwas über 60 lp/mm, was absolut gesehen für einen 40-Megapixel-Sensor wahrlich nicht viel ist. Von F1,4 bis F2,8 sind es sogar nur 42 bis 54 lp/mm, solche Werte wären auch für einen 26-Megaopixel-Sensor kein Problem.

Fazit

Mit 950 Euro ist das Fujifilm XF 23 mm F1.4 R LM WR zwar nicht gerade preisgünstig, bietet dafür aber auch ein hochwertig verarbeitetes und robustes Metallgehäuse samt Schutz vor Spritzwasser, Staub und Frost. Die Bedienung ist angenehm, vor allem der Autofokus beeindruckt dank des lautlosen und schnellen Linearmotors. Bei der Bildqualität zeigen sich einige Probleme. Zwar sind die optischen Fehler gering, aber die Auflösung des Objektivs ist vor allem bei Offenblende nicht den 40 Megapixeln der X-H2 gewachsen – obwohl Fujifilm das Objektiv ausdrücklich als geeignet deklariert. Auch kräftig auf F5,6 abgeblendet bleibt es unterhalb von 80 Linienpaaren pro Millimeter, die für 40 Megapixel eigentlich ein Muss sind. Dafür ist das Bokeh des Reportage-Weitwinkels gut, bei Gegenlicht hingegen können sich Kontrastverluste und Lens-Flares zeigen.

Kurzbewertung

  • Hochwertiges Vollmetallgehäuse
  • Spritzwasser- und Staubschutz
  • Sehr schönes Bokeh
  • Nur geringe optische Fehler
  • Vor allem bei Offenblende enttäuschende Auflösung an 40 Megapixeln
  • Minimale Farbsäume im Bokeh
  • Lens-Flares und Kontrastverluste im Gegenlicht

Fujifilm XF 23 mm F1.4 R LM WR mit Fujifilm X-H2

Auflösung MTF


X-H2

F1,4F2,0F2,8F4,0F5,6F8,0F11,0F16,0
23 mm46,7 / 42,1 (10 %)63,5 / 47,9 (25 %)73,5 / 53,8 (27 %)77,1 / 59,9 (22 %)75,3 / 63,7 (15 %)73,7 / 62,3 (15 %)67,3 / 56,4 (16 %)57,6 / 45,4 (21 %)

Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.

Hersteller Fujifilm
Modell XF 23 mm F1.4 R LM WR
Unverbindliche Preisempfehlung 949,00 €
Bajonettanschluss Fujifilm XF
Brennweite 23,0 mm
Lichtstärke (größte Blende) F1,4
Kleinste Blendenöffnung F16
KB-Vollformat nicht relevant
Linsensystem 15 Linsen in 10 Gruppen
inkl. ED und asphärische Linsen
Anzahl Blendenlamellen 9
Naheinstellgrenze 190 mm
Bildstabilisator vorhanden nein
Autofokus vorhanden ja
Wasser-/Staubschutz ja
Filtergewinde 58 mm
Abmessungen (Durchmesser x Länge) 67 x 78 mm
Objektivgewicht 375 g

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Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.