Ergonomie und Verarbeitung
Wie bei dem bereits seit einem Jahr nicht mehr erhältlichen Vorgängermodell X-H1, der seit zwei Jahren erhältlichen X-S10 sowie den drei aktuellen Mittelformat-Modellen GFX100, GFX100S und GFX 50S II setzt Fujifilm auch bei der X-H2 auf ein modernes Gehäuse mit ergonomischem Handgriff und eine moderne Bedienung mit Programmwählrad und Multifunktions-Einstellrädern statt den Retro-Look mit "analoger" Bedienung via Belichtungszeitenrad wie bei den restlichen X-Modellen. Das ist aber nicht das Ende der Kameras mit der Retro-Seele, sondern vielmehr eine Alternative für diejenigen, die es etwas produktiver und ergonomischer statt stilvoller mögen.
Das bedeutet nicht, dass die Fujifilm X-H2 nicht stilvoll wäre, aber auf eine andere Weise. Sie besitzt ein absolut hochwertig verarbeitetes Gehäuse aus einer Leichtmetalllegierung, das großzügig mit einer genarbten, rutschfesten Gummierung versehen ist. Die betriebsbereit ohne Objektiv 665 Gramm schwere Kamera wirkt aber nicht nur robust, sie ist es auch: Zahlreiche Dichtungen sollen das Eindringen von Staub und Spritzwasser verhindern. Eine IP-Zertifizierung gibt es indes von Fujifilm nicht.
Immerhin sichert der Hersteller noch eine Frostsicherheit bis -10 °C zu. Das ist wichtig für die Displays, denn diese können bei tiefen Temperaturen normalerweise träge werden, die beweglichen mechanischen Teile (etwa der für 500.000 Auslösungen ausgelegte Verschluss und der Bildstabilisator) sowie den Lithium-Ionen-Akku, denn auch Akkus verlieren bei tiefen Temperaturen normalerweise deutlich an Leistungsfähigkeit.
Der ausgeprägte Handgriff bietet einer mittelgroßen europäischen Hand genügend Platz, er reicht sogar knapp für den kleinen Finger, und dank einer Mulde sichert der Mittelfinger den Halt extra ab. Zudem wird dadurch der Zugang zu einer der Funktionstasten erleichtert, die zwischen Griff und Bajonett direkt unter dem Mittelfinger liegt. Auf der Rückseite bietet eine Daumenmulde viel Platz für den Daumen, der dabei perfekt über der AF-On-Taste und dem hinteren Einstellrad liegt, bei dem es sich übrigens nicht um ein drückbares Rad handelt, das Fujifilm normalerweise gerne verbaut.
Auch auf der linken Gehäuseseite kommt eine genarbte Gummierung zum Einsatz. Obwohl die Klappe des Speicherkartenfachs sowie die Schnittstellenabdeckungen ebenfalls genarbt sind, handelt es sich hierbei um Kunststoff, was man aber nur anhand der etwas glatteren Oberfläche fühlt.
Links neben dem Sucherbuckel thront ein großes, aus Metall gefertigtes Programmwählrad, auf dem neben den klassischen Belichtungsprogrammen P, A, S und M auch der Videomodus, die Effektfilter sowie sieben Custom-Positionen Platz finden. Über die mittlere Taste lässt sich das Rad mechanisch ver- und entriegeln, wobei entriegelt ein weißer Ring zum Vorschein kommt. Die anderen beiden Bedienräder (für Zeigefinger und Daumen) lassen sich auf Knopfdruck elektronisch verriegeln, wenn man eine der vielen Funktionstasten dafür "opfert".
Apropos Funktionstasten: 14 davon lassen sich individuell programmieren, wobei auch manche beschriftete Taste dazu zählt. Wer möchte, kann sogar die ISO- oder die Weißabgleichstaste oder die Videoaufnahmetaste mit einer anderen Funktion belegen. Hinzu kommen vier Wischgesten (rauf, runter, links, rechts) auf dem Touchscreen, die ebenfalls eine programmierte Funktion auslösen können.
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Das Hauptmenü stellt Fujifilm-Fotografen vor keine Rätsel, es ist bewährt aufgebaut. Links befinden sich die acht Hauptkategorien, die sich ihrerseits über mehrere Bildschirmseiten erstrecken können. Pro Seite finden maximal acht Menüpunkte Platz. Zudem gibt es Untermenüs. Für Unübersichtlichkeit sorgen die verschiedenen Schriftbreiten. Manche sind so eng gestellt, dass man sie kaum entziffern kann. Trotzdem kommen zusätzliche Abkürzungen zum Einsatz.
Zudem macht die Funktionsvielfalt das Menü etwas unübersichtlich beziehungsweise sie erfordert entsprechende Einarbeitungszeit. Immerhin handelt es sich bei einer der Hauptkategorien um ein My-Menü, das mit favorisierten beziehungsweise häufig benötigten Funktionen gefüllt werden kann, so dass man häufig verwendete Funktionen nicht in den Tiefen der Menüs suchen muss..
Zusätzlich zu den vielen Tasten und dem umfangreichen Hauptmenü gibt es auch noch ein Quick-Menü, das ebenfalls Zugriff auf wichtige Funktionen bietet und sich selbstverständlich individualisieren lässt. 16 Funktionen finden hier Platz. Im Gegensatz zum Hauptmenü kann man hier sogar den Touchscreen zum Einstellen verwenden, aber auch mit den Vierwegetasten, dem Joystick und den beiden Multifunktionsrädern lässt sich das Quick-Menü bedienen, so dass hier jeder seinen bevorzugten Bedienweg wählen kann.
Wer bereits eine Fujifilm-Kamera besitzt oder auch von manch anderem Kamerasystem umsteigt, wird direkt einen AF-S/AF-C/MF-Schalter vermissen, der bei Fujifilm normalerweise für die linke Hand gut erreichbar vorne neben dem Bajonett sitzt. Bei der X-H2 ist hier jedoch nur eine Taste zu finden. Drückt man diese, kann man mit dem Einstellrad, den Richtungsasten oder dem Joystick die drei vorgenannten Modi durchschalten. Leider setzt Fujifilm auch nicht wie manch anderer Hersteller auf eine Mehrfach-Druckfunktion, um den Wert ohne ein zweites Bedienelement umstellen zu können. Der Grund für die Verwendung einer Taste statt eines Wahlhebels ist laut Fujifilm die bessere Fernbedienbarkeit der Kamera. Man wird sich sicher daran gewöhnen können.
Auf der Kameraoberseite besitzt die Fujifilm X-H2 ein Display, das Statusinformationen anzeigt. Statt festen Symbolen baut das 3,3 Zentimeter große Monochrom-LCD auf eine 128 x 128 Pixelmatrix, was Individualisierungen der angezeigten Werte über das Menü erlaubt. Das Display lässt sich zwischen heller und dunkler Schrift umschalten und ist auch in heller Umgebung hervorragend ablesbar. Selbst bei ausgeschalteter Kamera werden noch einige Informationen darauf angezeigt wie etwa der Akkuladestand oder der freie Speicher in den Einheiten Bilder und Videoaufnahmezeit. Für dunkle Umgebungen lässt sich über eine Taste rechts vom Sucher eine Displaybeleuchtung anschalten. Die Tasten der Kamera sind indes unbeleuchtet.
Der elektronische Sucher der Fujifilm X-H2 ist eine wahre Pracht – jedenfalls solange man kein Brillenträger ist beziehungsweise mit der Dioptrienkorrektur von -5 bis +3 dpt. zurechtkommt, die sich gut erreichbar links über ein kleines Rad verstellen lässt, sobald man es wie bei einer Armbanduhr herauszieht. Der Sucher thront in einem sehr breiten Buckel. Den Platz benötigt er aufgrund seiner hohen Vergrößerung von 0,8-fach im Kleinbildäquivalent. Das ist auch ein Grund, warum er beim Blick mit Brille in den Sucher seitlich abschattet, denn aufgrund der Brille kommt man nicht so dicht ans Okular wie ohne.
Trotz der hohen Vergrößerung wirkt das Sucherbild pikfein, denn das OLED löst hohe 5,76 Millionen Bildpunkte auf. Die Anzeige arbeitet nahezu verzögerungsfrei und ist mit bis zu 120 Bildern pro Sekunde sehr flüssig. Dank Näherungssensor aktiviert sich der Sucher automatisch, sobald man die Kamera ans Auge nimmt.
Der rückwärtige Touchscreen misst 7,6 Zentimeter in der Diagonale. Es handelt sich um ein 1,62 Millionen Bildpunkte auflösendes Farb-LCD, das sich dank der maximalen Leuchtdichte von 750 cd/m² auch in hellen Umgebungen gut ablesen lässt. Mit einem Seitenverhältnis von 3:2 ist es nativ identisch mit dem Seitenverhältnis des Bildsensors. Dadurch finden die Status-Einblendungen alle über dem Livebild statt, während im Sucher dank 4:3-Seitenverhältnis Anzeigen ober- und unterhalb des Sucherbilds platziert werden können, wodurch man etwas mehr vom Motiv sieht.
Der Touchscreen lässt sich seitlich um 180 Grad schwenken und um 270 Grad drehen, somit kann er aus allen Perspektiven inklusive Selfie beziehungsweise als Videokontrollmonitor eingesehen werden. Zudem lässt sich der Bildschirm zum Schutz verkehrt herum an die Kamerarückwand klappen. Auf seiner Rückseite befindet sich dieselbe genarbte Struktur wie bei der Belederung, allerdings als billigere Kunststoffoberfläche. Das sieht gut aus, fühlt sich aber weniger hochwertig an als es aussieht.
Bei seitlich abgeklapptem Monitor kommt eine Besonderheit der X-H2 zum Vorschein: Zwei Gewindeaufnahmen und ein mit einem Stopfen verschlossenes Anschlussterminal erlauben das Anbringen eines aktiven Lüfters, der sich in mehreren Stufen manuell oder automatisch regeln lässt. Er sorgt in besonders heißen Umgebungen oder bei besonders hohen Ansprüchen für eine zusätzliche Kühlung. Bei normalen Anwendungen (Serienbilder, 8K-Videoaufnahmen, die nicht stundenlang in heißer Umgebung laufen) ist der Lüfter aber absolut nicht notwendig, zumal sich die Kühlung bereits durch das Wegschwenken des Bildschirms verbessern lässt. Interessanterweise besteht die Rückwand übrigens aus Kunststoff, trotzdem genügt es zur Wärmeableitung.
Mit Schnittstellen ist die Fujifilm X-H2 praktisch komplett ausgestattet. Nichts fehlt, nichts ist zu klein. Bei den beiden Buchsen für Stereomikrofon und Kopfhörer handelt es sich um 3,5 mm große Klinkenbuchsen, die USB-Schnittstelle ist das moderne USB-C und beim HDMI-Anschluss handelt es sich um den großen Typ A. Hinzu kommen eine Blitzsynchronbuchse, ein 2,5 mm Fernauslöseanschluss, ein TTL-Systemblitzschuh sowie WLAN auf 2,4 und 5 GHz und Bluetooth. Zum Lieferumfang gehört eine seitlich anschraubbare Zugentlastung für Kabel.
Besonders vielfältig ist die USB-C-Buchse. Sie kann nicht nur zur Datenübertragung genutzt werden, sondern auch zum Laden des wechselbaren Lithium-Ionen-Akkus und zur Dauerstromversorgung. Darüber hinaus kann die Fujifilm X-H2 Full-HD und 4K-Videos mit jeweils 30 oder 60 Bildern pro Sekunde via USB-C streamen. Man kann die X-H2 also am Computer zum Livestreaming, zum Aufzeichnen oder als Webcam verwenden – und das in einer Auflösung und Bildrate, die wir bisher bei keiner anderen Kamera dieser Klasse gesehen haben.
Der Lithium-Ionen-Akku reicht für 540 Aufnahmen nach CIPA-Standard, in der Praxis sind aber deutlich mehr Aufnahmen möglich. Im Eco-Modus gibt Fujifilm sogar 680 Aufnahmen an. Auch die Videoaufnahmelänge ist mehr als ordentlich: 100 Minuten 8K oder 120 Minuten 4K oder 140 Minuten Full-HD. Eine externe Ladeschale liefert Fujifilm allerdings nicht mit, sondern stattdessen ein USB-C-Netzteil mit 15 Watt (5 V, 3 A) samt relativ kurzem USB-C-Kabel (50 cm). Somit genügt ein recht einfaches USB-Netzteil oder eine Powerbank, um die X-H2 mit Strom zu versorgen. Power Delivery ist nicht notwendig. Da sich das Stativgewinde in der optischen Achse befindet und der Akku im Handgriffbereich sitzt, blockiert selbst eine große Schnellwechselplatte den Akkuwechsel nicht.
Mit dem optionalen, knapp über 400 Euro teuren Akkugriff VG-XH lässt sich die Zahl der Aufnahmen sogar auf über 1.700 steigern, denn er bietet zwei weiteren Akkus Platz. Außerdem bietet Fujifilm einen File-Transmitter-Griff (FT-XH) an, der ebenfalls zwei Akkus Platz bietet. Er ist mit über 1.000 Euro deutlich teurer und sorgt vor allem für eine erweiterte Konnektivität. Neben einem LAN-Anschluss bietet er AC-WLAN, das mit 60 Mbps nochmal deutlich schneller ist als das in der Kamera eingebaute WLAN.
Das Speicherkartenfach bietet zwei unterschiedliche Steckplätze. In den ersten Schacht lassen sich CFexpress-Speicherkarten stecken. Die sind zwar teuer, aber sehr schnell und robust. In den zweiten Schacht passen SD-Speicherkarten, wobei die Standards SDHC, SDXC, UHS I und UHS II unterstützt werden. Während die SD-Karten laut unserer Messung mit bis zu 194 MB/s beschrieben werden, sind die CFexpress-Karten deutlich schneller. Wir haben hier einen Wert von 357 MB/s gemessen.
Ausstattung
Auf einen modernen Vollautomatikmodus samt Motiverkennung sowie manuell wählbare Motivprogramme muss man bei der Fujifilm X-H2 verzichten. Immerhin gibt es einen Filtermodus, bei dem verschiedene Effektfilter gewählt werden können – nicht zu verwechseln mit den Filmsimulationsmodi, die in den anderen Aufnahmeprogrammen zur Verfügung stehen und etwas subtiler arbeiten. Sie sollen den digitalen Bildern einen gewissen Charakter verleihen, wobei sich einige der Filmsimulationsmodi – wie der Name schon vermuten lässt – an analogen Filmen orientieren.
Dazu gehören etwa Velvia und Astia, während Classic Chrome ein eher digitaler Effekt ohne spezifisches analoges Vorbild ist. Auch der ursprünglich mit dem GFX-System eingeführte Acros Schwarzweißeffekt samt Körnungssimulation ist in der X-H2 von Fujifilm zu finden. Insgesamt bietet sie 18 verschiedene Simulationsmodi. Vornehmlich ist die Kamera für die Nutzung der Programmautomatik, der Halbautomatiken sowie des manuellen Modus ausgelegt, was dank der sehr direkten Bedienung über die entsprechenden Einstellräder und Tasten hervorragend funktioniert.
Sehr mächtig ist zudem die Bracketing-Funktion für Reihenaufnahmen. Hier lassen sich nämlich nicht nur Belichtungsreihen mit bis zu neun Fotos und bis zu drei EV Belichtungsabstand (das ergibt dann wahnsinnige +/-12 EV) anfertigen, sondern auch Reihenaufnahmen mit der Variation der ISO-Empfindlichkeit, der Filmsimulation, des Weißabgleichs, des Dynamikbereichs und des Fokus. Automatische echte HDR-Aufnahmen beherrscht die Fujifilm hingegen genauso wenig wie automatisches Fokus-Stacking.
Immerhin gibt es eine Dynamikbereichserweiterung, die je nach eingestellter Stärke die minimale ISO-Empfindlichkeit erhöht und tatsächlich für mehr sichtbare Dynamik in den JPEG-Aufnahmen sorgt. Apropos: Das noch nicht so verbreitete HEIF-Bildformat mit kleineren Dateien bei gleichzeitig höherer Farbtiefe und feinerem Dynamikumfang als JPEG bietet die X-H2 ebenfalls. Intervallaufnahmen beherrscht sie auch. Bis zu 999 Fotos lassen sich im Abstand von einer Sekunde bis maximal 24 Stunden anfertigen.
Dass die Fujifilm X-H2 einen langlebigen, bis zu 1/8.000 Sekunde schnellen mechanischen Verschluss besitzt, erwähnten wir bereits. Er besitzt einen nicht zu lauten, schönen Sound. Zur Reduzierung von Vibrationen lässt sich ein elektronischer erster Verschlussvorhang aktivieren, dann muss der Verschluss nur noch am Ende der Belichtung über den Sensor huschen und wird damit noch etwas leiser. Zudem bietet die X-H2 eine rein elektronische Auslösung mit sogar bis zu 1/180.000 Sekunde kurzen Verschlusszeiten. Dann ist die Auslösung auch vollkommen geräuschlos. Gerade im Zusammenhang mit der Dynamikbereichserweiterung, die die Basis-ISO auf bis zu 800 anhebt, sowie lichtstarken Objektiven ist der schnelle elektronische Verschluss in hellen Umgebungen ein Segen.
Eine weitere Besonderheit, auch wenn es bei allen Herstellern erfreulicherweise immer mehr zum Standard wird, ist der Sensor-Shift-Bildstabilisator. Er soll in der X-H2 bis zu sieben Blendenstufen längere Belichtungszeiten erlauben, ohne dass das Bild verwackelt. In der Praxis war bei unserem Test im Weitwinkel bei 24 Millimetern kleinbildäquivalenter Brennweite jedoch 1/5 Sekunde die maximale Belichtungszeit für sicher unverwackelte Aufnahmen, was gerade einmal 2 1/3 Blendenstufen entspricht. Bei 120 Millimeter Kleinbildäquivalent konnten wir immerhin fünf Blendenstufen erreichen, hier lag die maximal mögliche Belichtungszeit bei 1/4 Sekunde.
Es scheint fast so, als sei bei 1/4 bis 1/5 Sekunde Belichtungszeit eine absolute Grenze erreicht und keine von der Brennweite abhängige. Übrigens hilft der optische Bildstabilisator des 16-80mm-Objektivs mit, denn mit dem 18-120mm-Powerzoom, dem ein optischer Bildstabilisator fehlt, konnten wir zwar bei kürzester Brennweite ebenfalls etwa 1/5 Sekunde lang verwackelungsfrei belichten, was nicht ganz drei Blendenstufen entspricht. Bei maximaler Brennweite von 180 Millimetern Kleinbildäquivalent konnten wir jedoch maximal nur 1/15 Sekunde lang verwackelungsfrei belichten, was etwa 3,5 Blendenstufen entspricht und damit extrem weit von den versprochenen sieben Blendenstufen entfernt ist.
Wie andere Hersteller auch, realisiert Fujifilm über den Bildstabilisator der X-H2 eine Pixel Shift Multi Shot Funktion, die mit 20 Aufnahmen 160 Megapixel erreichen soll. Dabei werden fünf mal vier Aufnahmen kombiniert, also jeweils fünf Bilder für eine höhere Farbauflösung (bei Bayer-Sensoren reichen dafür vier Aufnahmen) und dann die daraus entstandenen vier Bilder mit hoher Farbauflösung zu einem Foto mit 160 Megapixeln. Die Berechnung erfolgt allerdings am Computer mit einer entsprechenden Software, die Fujifilm kostenlos zum Download bereitstellt.
Trotz der hohen Auflösung von 40 Megapixeln bietet die Fujifilm X-H2 eine schnelle Serienbildfunktion von bis zu 15 Bildern pro Sekunde mit mechanischem Verschluss. Zwar nimmt sie auch mit elektronischem Verschluss Serienbilder auf, jedoch nur bei geringerer Geschwindigkeit oder mit höherer Geschwindigkeit bei verringerter Auflösung. Fujifilm verspricht über 1.000 Aufnahmen am Stück mit JPEG oder komprimiertem Raw (egal ob verlustbehaftet oder verlustfrei).
Wir konnten bei unseren Messungen zwar die 15 Serienbilder pro Sekunde sogar leicht übertreffen, aber 1.000 Bilder am Stück bei diesem Tempo haben wir weder mit einer schnellen UHS-II-SDHC-Karte (299 MB/s maximale Schreibgeschwindigkeit) noch einer schnelleren CFexpress-Speicherkarte (1.480 MB/s maximale Schreibgeschwindigkeit) erreicht. Mit letzterer konnten wir 197 verlustfrei komprimierte Raw-Aufnahmen mit 15,3 Bildern pro Sekunde aufnehmen, bevor die Bildrate auf 6,9 Bilder pro Sekunde einbrach. In JPEG waren es immerhin 259 Bilder mit 15,2 Bildern pro Sekunde, bevor die Bildrate auf sieben Serienbilder pro Sekunde sank. Der Puffer war nach dem Beenden der Aufnahmen jeweils praktisch sofort geleert.