Auch 8K-Video möglich

Fujifilm X-H2 stellt mit 40 Megapixeln neuen APS-C-Rekord auf

2022-09-08 Bereits bei der Vorstellung der X-H2S Ende Mai 2022 versprach Fujifilm ein höher auflösenden, gleichzeitig preisgünstigeres Schwestermodell, das nun der Öffentlichkeit präsentiert wird. Dabei stellt die Fujifilm X-H2 mit 40 Megapixeln nicht nur einen neuen APS-C-Auflösungsrekord bei Fotos auf, sondern mit 8K auch bei Videos. Bis auf die mit dem anderen Bildsensor zusammenhängenden Leistungsdaten ist die X-H2 praktisch identisch zur X-H2S, was viele Vorteile bietet.  (Benjamin Kirchheim)

Das Gehäuse der Fujifilm X-H2 ist absolut identisch zu dem der X-H2S: das bezieht die Anschlüsse, die Zubehörkompatibilität (inkl. Batteriegriff, WLAN-Griff und Lüfter), den Sucher, den Bildschirm und die Speicherkartenfächer mit ein. Wer also bereits eine X-H2S besitzt, die bei Videos und Actionfotografie einige Vorteile bietet, kann sämtliches Zubehör auch für eine X-H2 verwenden, die ihrerseits bei der Auflösung punktet, ohne bei den Video- und Actionfähigkeiten zu große Einbußen hinnehmen zu müssen.

Die Fujifilm X-H2 kostet 500 Euro weniger als die X-H2S, was im Wesentlichen am günstigeren Bildsensor liegt. Denn hier treibt nicht die Auflösung den Preis, sondern die Bauweise. Während in der X-H2S ein Stacked-Sensor mit integriertem Zwischenspeicher zum Einsatz kommt, handelt es sich beim Sensor der X-H2 "nur" um einen BSI-CMOS-Sensor. Das bedeutet aber nicht, dass die X-H2 eine lahme Schnecke wäre, ganz im Gegenteil: Trotz der hohen Auflösung dürfte sie sich für viele Actionmotive eignen, denn immerhin nimmt sie 15 Serienbilder pro Sekunde mit mechanischem Verschluss auf und sogar 20 Bilder pro Sekunde mit elektronischem Verschluss, letzteres sogar ohne Sucherbildunterbrechung und beides mit Autofokus- und Belichtungsnachführung.

Die Unterschiede stecken aber im Detail. So bietet der neue 40-Megapixel-Sensor sogar mehr Phasen-Autofokus-Messsensoren: 3,33 Millionen sind es. Zum Vergleich: Die bisherigen Fujifilm-Modelle mit 26 Megapixeln Auflösung besitzen "nur" 2,16 Millionen solcher Messpunkte. Das bringt laut Fujifilm Vorteile bei der Autofokus-Genauigkeit und den Erkennungsfunktionen, etwa von Gesichtern und Augen. Aber auch Tiere, Fahrzeuge, Flugzeuge etc. werden erkannt und auch die Deep-Learning-Algorithmen sind mit an Bord. Das Benutzerinterface bietet aber wie üblich eine übersichtlichere Anzahl an Autofokus-Messfeldern, damit die Kamera bedienbar bleibt.

Beim Bildsensor handelt es sich um einen 40,2 Megapixel auflösenden X-Trans CMOS 5 HR. Das HR steht für High Resultion. Wie bei Fujifilm üblich kommt die X-Trans-Farbmatrix zum Einsatz, die im Gegensatz zum üblichen Bayer-Muster dem Filmkorn ähnelt und ohne auflösungsmindernden Tiefpassfilter auskommt, ohne dass es zu Moirés kommt. Auch die Farbauflösung pro Zeile und Spalte ist höher, da sich rote, grüne und blaue Sensoren stets abwechseln, während bei Bayer-Sensoren in einer Zeile oder Spalter immer nur die Farben Blau und Grün oder Rot und Grün abwechselnd vorkommen. Davon profitiert ein hochauflösender Sensor natürlich umso mehr. Ein Kleinbildsensor mit derselben Pixeldichte von 3,04 µm würde 90 Megapixel auflösen.

Für die Datenverarbeitung sorgt der X Prozessor 5. Die Basis-Empfindlichkeit des Bildsensors liegt bei ISO 125 und wie bereits erwähnt, kann er 20 Bilder pro Sekunde bei voller Auflösung inklusive Livebild und AF-Verfolgung liefern. Der Teufel steckt hier aber im Detail, denn im Gegensatz zum 26-Megapixel-Sensor der X-H2S können dazwischen längst nicht so viele AF-Berechnungen erfolgen. Während die X-H2S 120 AF-Berechnungen pro Sekunde machen kann, sind es bei der X-H2 nur 26 Berechnungen pro Sekunde (bei der X-T4 sind es übrigens 40). Der mechanische Verschluss ist bis zu 1/8.000 Sekunde schnell und soll mindestens 500.000 Auslösungen aushalten. Der elektronische Verschluss ermöglicht sogar 1/180.000 Sekunde kurze Belichtungszeiten. Beim manuellen Fokus helfen die üblichen Unterstützungsfunktionen wie Fokus-Peaking oder der digitale Schnittbildindikator. Neu in der X-H2 ist eine Fokusanzeige, mit der man sehen kann, ob der Fokus vor oder hinter der Schärfeebene liegt. Leider steht dieser schöne Indikator nur bei Videoaufnahmen mit manuellem Fokus zur Verfügung.

Eine weitere Besonderheit, auch wenn es bei allen Herstellern erfreulicherweise immer mehr zum Standard wird, ist der Sensor-Shift-Bildstabilisator. Er soll in der X-H2 bis zu sieben Blendenstufen längere Belichtungszeiten erlauben, ohne dass das Bild verwackelt. In der Praxis sollte man für eine 100 Prozent Pixelschärfe aber eher mit drei bis vier Blendenstufen rechnen, was immer noch sehr viel ist, immerhin müssen 3,04 µm kleine 40 Megapixel bespielt werden. Apropos Megapixel: Hier gibt es neu in der X-H2 eine Pixel Shift Multi Shot Funktion, die mit 20 Aufnahmen 160 Megapixel erreichen soll. Dabei werden fünf mal vier Aufnahmen kombiniert, also jeweils fünf Bilder für eine höhere Farbauflösung (bei Bayer-Sensoren reichen dafür vier Aufnahmen) und dann die daraus entstandenen vier Bilder mit hoher Farbauflösung zu einem Foto mit 160 Megapixeln. Die Berechnung erfolgt allerdings mit einer entsprechenden Software, die Fujifilm kostenlos zum Download bereitstellt, am Computer. Ob die X-H2S auch eine solche Funktion erhält, ließ Fujifilm offen.

Zwar sorgen die 40 Megapixel und die niedrigere basis-ISO-Empfindlichkeit der X-H2 im Vergleich zur X-H2S für schlechtere Voraussetzungen bei Videoaufnahmen, so sinkt etwa der Dynamikumfang bei der Nutzung von F-Log von über 14 auf über 13 Blendenstufen und es sind keine 120 Bilder pro Sekunde bei 4K-Auflösung möglich, aber dafür reicht die Auflösung für 8K-Videos, die mit 30 Bildern pro Sekunde ohne Hitzeprobleme aufgenommen werden. Auch 6,2K-Aufnahmen sind mit 30 Bilder pro Sekunde möglich, bei 4K-Auflösung sind es dann sogar 60 Bilder pro Sekunde und in Full-HD 240 Bilder pro Sekunde. Ein weiterer Nachteil des Bildsensors ohne Stacked-Aufbau ist die längere Auslesezeit. Während der Rolling-Shutter der X-H2S bei 1/180 Sekunde liegt, ist es bei der X-H2 1/88 Sekunde. Selbstverständlich können die Videos intern in Apple ProRes mit 4:2:2 10 Bit aufgenommen werden, externe Aufnahmen sind über den HDMI-A-Anschluss möglich. Auch der Lüfter lässt sich auf die Gehäuserückseite schrauben, sollte es doch mal zu warm werden. Wenn man jedoch nicht in der prallen Sonne arbeitet, sollte das eigentlich nicht nötig sein.

Wie bereits erwähnt, sind die restlichen Daten der X-H2 identisch zur X-H2S. Das Gehäuse besteht also aus einer Leichtmetalllegierung und ist gegen Spritzwasser, Staub und Frost bis -10 °C geschützt. Es besitzt integrierte Ösen für den komfortablen, mitgelieferten Tragegurt und liegt dank des großen Griffs sehr gut in der Hand. Auch die Haptik der Knöpfe wurde gegenüber bisherigen Fujifilm-Kameras verbessert. Das Doppel-Speicherkartenfach bietet Einschübe für eine CFexpress Typ B Speicherkarte und eine SD-Karte, wobei der Steckplatz zu SDHC, SDXC, UHS I und UHS II kompatibel ist.

Der elektronische OLED-Sucher löst sehr feine 5,76 Millionen Bildpunkte auf und arbeitet mit flüssigen 120 Hz Bildwiederholrate und einer geringen Latenz von nur 0,005 Sekunden. Er vergrößert 0,8-fach im Kleinbildäquivalent und bietet einen sehr großen Augabstand von 24 Millimetern. Der Annäherungssensor zur Umschaltung zwischen Sucher und Bildschirm soll schneller als noch bei der X-T4 arbeiten. Der rückwärtige Bildschirm misst 7,6 Zentimeter in der Diagonale und lässt sich seitlich schwenken und um die Achse drehen. Es handelt sich um einen mit 1,62 Millionen Bildpunkten fein auflösenden Touchscreen, der zum Schutz auch verkehrt herum an die Rückwand geklappt werden kann. Dank einer genarbten Struktur auf der Rückseite sieht das sogar ziemlich edel aus.

Zur Energieversorgung kommt der bekannte Lithium-Ionen-Akku NP-W235 zum Einsatz, er soll für 540 Aufnahmen nach CIPA-Standard reichen. Geladen wird er per USB-C, worüber sich die Kamera auch dauerhaft mit Strom versorgen lässt. Wer möchte, kann den knapp 450 Euro teuren Akkugriff VG-XH anschließen, der zwei weitere Akkus aufnimmt und somit 1.760 Aufnahmen ermöglicht. Der File Transmitter Griff FT-XH passt ebenfalls, er soll ab Ende September 2022 für knapp 1.100 Euro erhältlich sein. Neben AC-WLAN mit 60 Mbps bietet er auch einen kabelgebundenen LAN-Anschluss. Er nimmt ebenfalls zwei zusätzliche Akkus auf. Die bereits erwähnte USB-C-Schnittstelle kann übrigens auch genutzt werden, um die X-H2 als Webcam oder zum Video-Streaming zu benutzen. In Full-HD sind 60 Bilder pro Sekunde möglich, in 4K dagegen 30 Bilder pro Sekunde.

Ab Ende September 2022 soll die Fujifilm X-H2 zu einem Preis von knapp 2.250 Euro erhältlich sein. Sogar ein Set will Fujifilm anbieten: Zusammen mit dem Objektiv XF 16-80 mm F4 R OIS WR soll die X-H2 knapp 2.750 Euro kosten. Das einzeln für 850 Euro erhältliche Objektiv bekommt man hier also für nur 500 Euro Aufpreis. Das lohnt sich, denn das Objektiv bietet eine gute Bildqualität, wie unser Test an der 26 Megapixel auflösenden X-Pro3 gezeigt hat (siehe weiterführende Links). Das könnte an den 40 Megapixeln der X-H2 natürlich anders aussehen. Leider macht Fujifilm nur zu ganz wenigen Objektiven konkrete Aussagen zur Eignung für 40 Megapixel: Neben dem heute vorgestellten XF 56 mm F1.2 R WR – das unten in (sehr beeindruckender Qualität, wie wir finden) voller Auflösung zum Download bereitstehende Beispielbild ist übrigens damit entstanden – gehören dazu auch die drei Festbrennweiten XF 18 mm F1.4 R LM WR, XF 23 mm F1.4 R LM WR und XF 33 mm F1.4 R LM WR (das 18er und 33er haben wir bereits getestet, siehe weiterführende Links). Vom 56er und 23er planen wir bereits Tests an der X-H2 in unserem Labor.


Passende Meldungen zu diesem Thema

Artikel-Vorschläge der Redaktion

FOTOPROFI Die News sponsert FOTOPROFI, ein familien­geführter Fachhändler mit 9 Standorten in Baden-Württemberg, hochwertiger Bildmanufaktur, umfangreichem Webshop und kompetenter Telefonberatung: +49 (0) 7121 768 100.

News-Suche

von bis
Hersteller
Autor
Suche nach

Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.