Preisgünstiges, lichtstarkes Standardzoom

Testbericht: Tamron 28-75 mm F2.8 Di III VXD G2 (A063S)

Seite 2 von 2, vom 2022-02-06 (Autor: Harm-Diercks Gronewold)Zur Seite 1 wechseln

Bildqualität

Beim 28-75 mm F2.8 Di III VXD G2 setzt Hersteller Tamron auf einen optischen Aufbau aus 17 Linsen in 15 Gruppen. Einige der Linsen sind aus Glas mit geringer Zerstreuung gefertigt und außerdem kommen gepresste hybrid-asphärische Linsenelemente zum Einsatz. Diese Sonderlinsen sollen zum einen Farbsäume verringern und zum anderen die Auflösung zum Bildrand erhöhen. Allerdings können sie auch Probleme mit sich bringen.

Den unscharfen Bereich vor und und hinter der Schärfenebene (Bokeh) bildet das Tamron 28-75 mm F2.8 Di III VXD G2 schön homogen ab. Es findet sich nur ein minimaler hellerer Rand um unscharfe Lichtplättchen. Das Objektiv eignet sich also gut zum "freistellen" mit weichem Hintergrund. Auch bei der Streulichtempfindlichkeit macht das Objektiv eine gute Figur und zeigt auch bei direktem Gegenlicht ein kontrastreiches Bild sowie wirklich hübsche Blendenflecke.

Das Bokeh ist als sehr gut, aber wenn man etwas Erbsenzählerei betreiben möchte, dann könnte man auf die winzige Inhomogenität der abgebildeten Lichtplättchen eingehen. Diese zeigen sich an einem sehr schmalen Rand heller als im Rest des Plättchens. Dieses Verhalten wird allerdings nur eher für Freunde des Pixelpeepings relevant sein.

Die nun folgenden Betrachtungen basieren auf unserem umfassenden Labortest des Tamron 28-75 mm F2.8 Di III VXD G2 (A063S) an der 42 Megapixel auflösenden Sony Alpha 7R III. Der Test ist gegen eine kleine Gebühr als PDF erhältlich und enthält neben Erklärungen auch gegliederte Tabellen und verständliche Diagramme der Messergebnisse.

Die Randabdunklung des 28-75 mm F2.8 ist im Weitwinkel bei offener Blende am höchsten. Trotz aktivierter automatischer Korrektur beträgt diese 0,9 Blendenstufen. Bei allen anderen Brennweiten und Blendeneinstellungen liegt die Abdunklung zwischen 0,7 und 0,3 Blendenstufen.

Die Auflösung bei 50 Prozent Kontrast erreicht im Weitwinkel bei offener Blende mit etwas mehr als 92 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) ihren Höhepunkt im Bildzentrum. Dabei verliert die Auflösung zum Bildrand etwa 24 Prozent und sinkt auf 71 lp/mm. Das ist für ein Zoom völlig in Ordnung. Bei mittlerer Brennweite wird die maximale Auflösung bei Blende F4 mit etwa 88 lp/mm im Bildzentrum erreicht, wobei der Randabfall mit knapp über 30 Prozent etwas stärker ausfällt. Auch bei maximaler Brennweite wird mit knapp 89 lp/mm eine sehr hohe Auflösung im Bildzentrum erreicht, und zwar ebenfalls bei F4. Der Randabfall beträgt hier jedoch beträchtliche 50 Prozent.

Die höchste Auflösung mit geringstem Randverlust erreicht das Tamron bei 28 Millimeter und F11 mit 75 lp/mm und drei Prozent Randverlust. Bei mittlerer Brennweite ist es ebenfalls bei F11 mit 76 lp/mm und sieben Prozent Verlust und bei 75 Millimeter Brennweite ist es bei F16 mit 70 lp/mm und 26 Prozent Auflösungsverlust zum Bildrand.

Chromatische Aberrationen werden auch als Farbquerfehler oder Farbsäume bezeichnet. Sie treten an Kontrastkanten auf und sind ein Resultat unterschiedlich starker Brechung von Lichtwellen unterschiedlicher Wellenlängen. Diese Farbsäume können im optischen System der Konstruktion oder auf elektronischem Weg reduziert werden. Im Fall des Tamron 28-75 mm F2.8 Di III VXD G2 korrigiert die Kamera Sony Alpha 7 R III die Farbsäume in der Standardeinstellung elektronisch. Dennoch zeigen sich die lästigen Säume besonders bei 75 Millimetern Brennweite an starken Kontrastkanten. Bei weniger starken Kontrasten sind sie nur leicht zu sehen. In der mittleren Brennweite sind Farbsäume nur leicht an starken Kontrastkanten zu sehen, bei weniger starken Kontrast Unterschieden gar nicht und bei 28 Millimetern Brennweite faktisch ebenfalls nicht.

Das Thema der Verzeichnung ist seit Anbeginn der Fotografie leidig, ist aber dank moderner Korrekturmethoden kein großes Drama mehr. So können die meisten Kameras das Problem bereits bei der Aufnahme beseitigen. Wird das gemacht, leidet aber die Randauflösung durchaus unter diesem Vorgehen. Es ist also Vorsicht geboten.

Die Sony Alpha 7R III kann zwar die Verzeichnung korrigieren, diese Funktion ist in der Werkseinstellung allerdings deaktiviert und deshalb messen wir auch die Verzeichnung ohne diese Funktion. Wir empfehlen Käufern des Objektivs aber dringend, diese Funktion einzuschalten oder die Bilder nachträglich von Verzeichnungen zu befreien. Dazu eignen sich Bildbearbeitungsprogramme wie Adobe Photoshop oder noch besser DxO PhotoLab.

Grund für die Empfehlung ist die starke bis sehr starke Verzeichnung des Objektivs. Während es bei 28 Millimetern Brennweite mit "nur" etwa maximal zwei Prozent tonnenförmiger Verzeichnung den leicht "roten" Bereich des Diagramms ankratzt, brechen die mittlere und maximale Brennweite mit mit knapp 2,6 beziehungsweise knapp drei Prozent Kissenform schon durch unseren maximalen Wertebereich des Verzeichnungsdiagramms. Dieser geht bei der Verzeichnung in Kissenform nämlich nur bis 2,5 Prozent. In jedem Fall wird die Verzeichnung zwischen 60 und 70 Prozent radialem Abstand von der Bildmitte auch für das bloße Auge sichtbar. Schade, dass Tamron sich so sehr auf eine nachträgliche Verzeichnungskorrektur verlässt.

Fazit

Trotz der hohen Verzeichnung und dem Hang zu Farbsäumen zeigt sich das Tamron 28-75 mm F2.8 Di III VXD G2 (A063S) als solider, lichtstarker Alleskönner für preisbewusste Fotografen mit vollformatiger, spiegelloser Sony-Systemkamera. Besonders die hohe Auflösung und die geringe Streulichtempfindlichkeit sowie das schöne Bokeh konnten überzeugen. Den finalen positiven Ausschlag geben die Individualiserungsfunktionen über die USB-C-Schnittstelle und die kostenlose Tamron-Software. Zudem ist das Objektiv gut verarbeitet und bietet einen schnellen, leisen Autofokus.

Kurzbewertung

  • Hohe Auflösung im Bildzentrum
  • Hohe Randauflösung bis zur mittleren Brennweite
  • Schönes Bokeh
  • Geringe Streulichtempfindlichkeit
  • Per USB-C-Buchse Individualisierbar
  • Starke Verzeichnung ab mittlerer Brennweite
  • Ungummierter Fokusring
  • Starker Auflösungs-Randabfall im Tele

Tamron 28-75 mm F2.8 Di III VXD G2 (A063S) mit Sony Alpha 7R III

Verzeichnung


Hersteller Tamron
Modell 28-75 mm F2.8 Di III VXD G2 (A063)
Unverbindliche Preisempfehlung 1.249,00 €
Bajonett E-Mount, Nikon Z
Brennweitenbereich 28-75 mm
Lichtstärke (größte Blende) F2,8 (durchgängig)
Kleinste Blendenöffnung F22
Linsensystem 17 Linsen in 15 Gruppen
inkl. ED und asphärische Linsen
KB-Vollformat ja
Anzahl Blendenlamellen 9
Naheinstellgrenze 180 mm
Bildstabilisator vorhanden nein
Autofokus vorhanden ja
Wasser-/Staubschutz ja
Filtergewinde 67 mm
Abmessungen (Durchmesser x Länge) 76 x 118 mm
Objektivgewicht 540 g

Passende Publikationen

digitalkamera.de-Bezahlinhalte (in Premium enthalten)


Passende Meldungen zu diesem Thema

Artikel-Vorschläge der Redaktion

DXOMARK Logo

Die Bildqualität in unseren Tests ermitteln wir seit 2011 mit DXOMARK Analyzer.

Autor

Harm-Diercks Gronewold

Harm-Diercks Gronewold, 53, ist gelernter Fotokaufmann und hat etliche Jahre im Fotofachhandel gearbeitet, bevor er 2005 in die digitalkamera.de-Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Produktdatenbanken, Bildbearbeitung, Fototipps sowie die Berichterstattung über Software und Zubehör. Er ist es auch, der meistens vor der Kamera in unseren Videos zu sehen ist und die Produkte vorführt.