Lichtstarkes Profi-Ultraweitwinkel

Sony FE 16-35 mm F2.8 GM II im Test

2023-08-29 Beim Sony FE 16-35 mm F2.8 GM II (SEL1635GM2) handelt es sich nicht etwa um eine leichte Produktpflege, sondern eine völlige Neuentwicklung. Der optische Aufbau ist neu, es gibt mehr Bedienelemente und einen schnelleren Autofokus. Zudem wurden das Gewicht und die Abmessungen reduziert. Dennoch soll das 16-35 mm F2.8 GM II eine bessere Bildqualität liefern als das Vorgängermodell. Wie gut die Bildqualität tatsächlich ist und wie sich Bedienung und Autofokus schlagen, haben wir an der 61 Megapixel auflösenden Sony Alpha 7R V getestet.  (Benjamin Kirchheim)

Verarbeitung

Lediglich 548 Gramm wiegt das Sony FE 16-35 mm F2.8 GM II, was für ein solches Objektiv wenig ist. Damit ist es sogar das leichteste Objektiv dieser Art und wiegt rund 130 Gramm weniger als das Vorgängermodell. Zusammen mit der Testkamera Sony Alpha 7R V sind es dann 1.273 Gramm in dieser leichtesten Konstellation, denn je nach Bedarf kommt noch die 21 Gramm leichte Streulichtblende hinzu.

Mit dem 11,2 Zentimeter langen, 8,8 Zentimeter dicken Gehäuse des Objektivs wirkt die Sony Alpha 7R V gut proportioniert. Man kann mit der Kombination sogar recht gut einhändig arbeiten, auch wenn die linke Hand unterm Objektiv zur Bedienung und Stützung sehr hilfreich ist.

Das Gehäuse des Sony FE 16-35 mm F2.8 GM II besteht aus Kunststoff, selbst das 82 mm große Filtergewinde. Lediglich ein kleiner Zierring an der Objektivfront und das Bajonett sind aus Metall gefertigt. Dennoch ist das Gehäuse ist an jeder Stelle absolut fest. Es lässt sich nicht eindrücken und knarzt nicht. Zudem verfügt das Gehäuse über Dichtungen, die das Eindringen von Staub und Spritzwasser verhindern sollen. Auch am Bajonett befindet sich eine entsprechende Gummilippe. Zudem ist die Frontlinse mit einer schmutzabweisenden Fluorvergütung versehen.

Zum Lieferumfang des Sony FE 16-35 mm F2.8 GM II, das mit knapp 2.700 Euro eine identische unverbindliche Preisempfehlung wie das Vorgängermodell besitzt, gehören neben den obligatorischen Deckeln auch eine Tasche und eine tulpenförmige Streulichtblende. Sie besteht aus Kunststoff und ist innen mit einer mattschwarzen Beschichtung versehen. Zum platzsparenden Transport lässt sich die 2,7 Zentimeter kurze Blende auch verkehrt herum anbringen. Dabei verdeckt sie nur an den langen Seiten einen kleinen Teil des Fokusrings, so dass sich dieser weiterhin bedienen lässt. Dank einer Verriegelung wird die Blende stets im Bajonett fixiert und lässt sich erst nach einem Knopfdruck lösen. Der Durchmesser der Blende beträgt übrigens 9,8 Zentimeter.

Ausstattung

Gezoomt wird das Sony FE 16-35 mm F2.8 GM II mechanisch. Der mittig sitzende, rund zwei Zentimeter breite Zoomring besitzt eine sehr griffige Gummiriffelung, während im hinteren Bereich des Rings die Brennweiten 16, 20, 24 und 35 Millimeter gut lesbar in weißer Schrift aufgedruckt sind. Im Livebild blendet die Kamera die Brennweite leider nicht ein. Mit etwas weniger als einer viertel Drehung lässt sich die Brennweite sehr leicht von 16 auf 35 Millimeter zoomen. Dabei fährt der Tubus des Objektivs entgegengesetzt der Brennweite um bis zu acht Millimeter aus, heißt: je kürzer die Brennweite, desto länger das Objektiv.

Im Gegensatz zum Vorgängermodell verfügt das FE 16-35 mm F2.8 GM II über einen Blendenring. Er befindet sich hinter dem Zoomring und misst zwölf Millimeter in der Breite. Fünf Millimeter davon sind für die nötige Griffigkeit geriffelt, auf der anderen Hälfte sind die ganzen Blendenstufen von F2,8 bis F22 gut ablesbar weiß beschriftet und mit einer 1/3-Blendenstufen-Skala versehen. Der Blendenring rastet satt und verfügt zudem über eine Automatikstellung mit weiterem Einstellweg zu F22 und deutlichem Einrasten. So leicht verlässt man also die Automatikstellung nicht versehentlich. Damit das aber auch wirklich nicht passiert, gibt es auf der Unterseite des Objektivs einen mechanischen Schiebeschalter, der mit "Iris Lock" beschriftet ist. Wenn er aktiviert ist, bewegt sich der Blendenring nur im manuellen Bereich oder aber er ist fest auf Automatik gestellt – je nachdem, auf welcher Einstellung sich der Blendenring bei Aktivierung des Schalters befindet.

Automatikstellung ist aber eigentlich nicht ganz das richtige Wort für die "A-Stellung", denn nur im manuellen oder Zeitautomatik-Modus hat das überhaupt eine Auswirkung. In der Blendenautomatik, Programmautomatik oder Vollautomatik übernimmt die Kamera unabhängig von der Einstellung des Blendenrings die Kontrolle über die tatsächliche Blendeneinstellung. Stellt man den Blendenring im manuellen oder Zeitautomatik-Modus auf Automatik, kann die Blende über ein Funktionsrad an der Kamera eingestellt werden, wird also nicht automatisch eingestellt.

Videografen dürfte der rechts unten angeordnete, mit "Click" beschriftete Schiebeschalter freuen: Stellt man ihn von "On" auf "Off", läuft der Blendenring stufenlos und ohne Rastung. Auch wenn die Kamera keine feineren Abstufungen als 1/3-Blendenstufen auf dem Bildschirm beziehungsweise im Sucher anzeigt, arbeitet die Blendenöffnung völlig stufenlos. Auch störende Geräusche erzeugt der Mechanismus nicht.

Zwar verfügt das FE 16-35 mm F2.8 GM II über keinen optischen Bildstabilisator, die Sony Alpha 7R V hingegen schon (wie auch die anderen Alpha-Vollformatkameras seit der zweiten Generation). Bei allen Brennweiten konnten wir eine Sekunden lang verwackelungsfrei belichten, was je nach Brennweite vier bis fünf Blendenstufen entspricht.

Fokus

An der linken Seite sowie oben auf dem Objektiv ist vor dem Zoomring je eine Taste zu finden, die sich über das Kameramenü mit verschiedenen Funktionen belegen lässt. Defaultmäßig ist sie mit der Fokus-Stopp-Funktion vorbelegt. Unter der linken Taste befindet sich zudem ein AF/MF-Schiebeschalter zur Umschaltung zwischen automatischem und manuellem Fokus.

Der Fokusring sitzt vorne am Objektiv und fällt mit 1,6 Zentimetern etwas schmaler aus als der Zoomring. Er ist ebenfalls mit einem griffigen, geriffelten Gummiüberzug versehen. Der Fokusring dreht sich ähnlich leicht wie der Zoomring, arbeitet jedoch rein elektronisch. Verstellt wird der Fokus immer von den vier unhörbaren XD-Linearmotoren, die äußerst schnell zupacken. Je zwei Motoren treiben ein Element an, so dass die beiden Fokuselemente unabhängig voneinander arbeiten können.

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Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.