G-Master-Lichtriese

Testbericht: Sony FE 50 mm F1.2 GM (SEL50F12GM)

2021-03-16 Bisher bot Sony maximal F1,4 lichtstarke Objektive für sein spiegelloses Alpha-System an, denn das ursprünglich für APS-C-Sensoren ausgelegte und daher etwas kleine Bajonett erschwert die Konstruktion hochlichtstarker Kleinbildobjektive. Doch mit dem Sony FE 50 mm F1.2 GM (SEL50F12GM) ist es den Ingenieuren gelungen, nicht nur das bisher lichtstärkste G-Master-Objektiv zu konstruieren, sondern sogar die Abmessungen und das Gewicht im Zaum zu halten. Wir konnten bereits ein Serienexemplar des FE 50 mm F1.2 GM an der 61 Megapixel auflösenden Alpha 7R IV testen und herausfinden, ob es einem dem mit 2.300 Euro hohen Preis angemessene Bildqualität liefert.  (Benjamin Kirchheim)

Das Sony FE 50 mm F1.2 GM setzt zwar die Designsprache der letzten beiden lichtstarken und überraschend kompakten G-Master-Objektive FE 35 mm F1.4 GM und FE 24 mm F1.4 GM fort, aber bereits auf den ersten Blick fällt das doch deutlich voluminösere Gehäuse auf, zudem ist das Gewicht spürbar höher. Dennoch kann man das 50er als relativ kompakt und leicht bezeichnen, denn es wiegt mit 780 Gramm nicht mehr als das lichtschwächere FE 50 mm F1.4 Zeiss Planar T*, ist mit 10,8 Zentimetern genauso lang und misst mit 8,7 Zentimetern nur 3,5 Millimeter mehr im Durchmesser.

Angesetzt an die Testkamera Sony Alpha 7R IV wirkt das neue 50er zwar groß, aber nicht überdimensioniert. Die Kamera-Objektiv-Kombination liegt gut in der Hand und gibt ein stimmiges Gesamtbild ab. Das Gehäuse des 50 mm F1.2 GM besteht aus Metall- und Kunststoffkomponenten und macht einen hochwertig verarbeiteten Eindruck. Die Kunststoffoberflächen sind matt gesprenkelt. Der schwarze Metallring an der Objektivfront hat hingegen eine eher seidenmatte Struktur, die ein tieferes Schwarz aufweist. Vielleicht soll er darüber hinwegtäuschen, dass das Gegenlichtblendenbajonett und das 72mm-Filtergewinde aus Kunststoff bestehen. Letzteres ist der einzig wirkliche Kritikpunkt am Kunststoff, man sollte tunlichst darauf achten, Metallfilter gerade einzuschrauben (siehe auch unseren Fototipp in den weiterführenden Links).

Das Gehäuse wirkt nicht nur robust, es ist auch gegen Staub und Spritzwasser abgedichtet, auch wenn Sony wie immer einschränkt, dass kein vollständiger Schutz gewährleistet werden kann. Das Bajonett besteht jedenfalls aus Metall und wird von einer Gummilippe umgeben, damit auch hier möglichst kein Staub und Spritzwasser eindringen kann.

Zum Lieferumfang des Sony FE 50 mm F1.2 GM gehört nicht nur eine Weichtasche, sondern auch eine Gegenlichtblende. Sie ist kreisrund geformt und besteht aus Kunststoff. Ein Gummiring an der Vorderseite bietet etwas Schutz. Auf der Innenseite ist die Blende mit mattschwarzem Samt ausgeschlagen, um Reflexionen zu verhindern. Zum Transport kann die 53 Gramm leicht, 4,5 Zentimeter lange und 9,8 Zentimeter breite Sonnenblende verkehrt herum auf das Objektiv montiert werden, wobei sie den Fokusring komplett verdeckt. Eine automatisch einrastende Sicherung verhindert ein versehentliches Abscheren, erst wenn man den Entriegelungsknopf drückt, kann man die Blende aus dem Bajonett drehen.

Ausstattung

Direkt hinter dem bereits erwähnten Metall-Zierring sitzt der knapp über zwei Zentimeter breite Fokusring, der mit einer geriffelten, griffigen Gummierung versehen ist. Er arbeitet rein elektronisch und bietet einen recht leichten, aber angenehmen Widerstand. Sony betont die lineare Übersetzung des Fokusrings, das werden vor allem Videografen begrüßen. Das bedeutet, dass ein zurückgelegter Weg den Fokus immer gleich weit verstellt, egal ob man schnell oder langsam dreht. Fokushilfen beziehungsweise eine Entfernungsanzeige bietet das Objektiv nicht, das wird alles über die Kamera geregelt. Die von uns verwendete Sony Alpha 7R IV bietet neben einer Fokusskala, deren Werteanzeige aber nur zur groben Orientierung dient, auch eine Fokuslupe sowie Fokus-Peaking an, womit sich wunderbar manuell fokussieren lässt.

Angetrieben wird der intern mit zwei Floating-Elements-Gruppen arbeitende Fokus von vier XD-Linearmotoren. Der Autofokus arbeitet schnell, leise und präzise. Dank des links am Gehäuse angebrachten AF-MF-Schalters kann man jederzeit zwischen automatischer und manueller Fokussierung wechseln. Direkt darüber sitzt ein Funktionsknopf, der standardmäßig mit der Fokus-Halte-Funktion belegt ist, aber über die Kamera auch umprogrammiert werden kann. Auf der Objektivoberseite sitzt ein zweiter Funktionsknopf, der allerdings "nur" die identische Funktion bietet, also nicht unabhängig arbeiten kann.

Die Naheinstellgrenze beträgt laut Sony 40 Zentimeter ab Sensorebene. Damit soll ein maximaler Abbildungsmaßstab von 1:5,9 erreicht werden. In der Praxis konnten wir bereits ab 39 Zentimetern von der Sensorebene gemessen fokussieren. Als minimales Bildfeld haben wir 19,5 x 13 Zentimeter ermittelt, was sogar einem Abbildungsmaßstab von 1:5,4 entspricht. Die Entfernung der Objektivfront zum Motiv beträgt dabei knapp 27 Zentimeter, mit Streulichtblende sind es knapp unter 23 Zentimeter.

Das Sony FE 50 mm F1.2 GM bietet darüber hinaus einen 1,4 Zentimeter breiten Blendenring. Er ist auf einer Breite von sieben Millimetern mit einer griffigen Kunststoffriffelung versehen, der hintere glatte Teil trägt die gut lesbaren, eingravierten und weiß ausgelegten Beschriftungen. F1,2 sowie von F2 bis F16 sind alle vollen Blendenstufen beschriftet und die Drittelschritte dazwischen(inklusive F1,4) markiert. Zwischen F16 und der A-Stellung, die rot ausgelegt ist, befinden sich keine Zwischenschritte, der Abstand ist trotzdem so groß wie zwischen zwei vollen Blendenstufen. Das soll wohl helfen, den Ring nicht versehentlich aus oder in die A-Stellung zu bringen. Eine weitere Sicherung außer der knackigen Rastung gibt es nicht. Der Klick zwischen F1,2 und F16 lässt sich mit einem Schiebeschalter an der rechten unteren Seite des Objektivs deaktivieren, die Blende arbeitet dann sogar tatsächlich stufenlos beziehungsweise in sehr viel feineren als den Drittelschritten.

Die "A"-Beschriftung sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass man nicht zwischen automatischer und manueller Blendenwahl umschaltet, sondern lediglich zwischen der Kontrolle durch die Kamera ober über den Blendenring. Dieser funktioniert nämlich ohnehin nur in den Programmen, die eine Blendeneinstellung durch den Fotografen erlauben, also in der Zeitautomatik und dem manuellen Modus. Mit Blendenring auf A wird die Blende über die Funktionsräder der Kamera eingestellt.

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Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.