Doch zurück zu den Foto-Funktionen. Panasonic hat die GH4 mit einem kräftigen Bordblitz ausgestattet (LZ 12,5), bei Bedarf lässt sich über den Systemschuh ein externes Blitzgerät anschließen. Bei den Blitzfunktionen gibt es keine Lücken, die GH4 hat angefangen vom Vorblitz zur Reduzierung roter Augen, über die Langzeitsynchronisation auf den zweiten Vorhang bis hin zur drahtlosen Steuerungen von Systemblitzgeräten alles zu bieten, was man sich so wünscht.
Panasonic Lumix DMC-GH4 mit 14-140 mm [Foto: MediaNord]
Panasonic Lumix DMC-GH4 mit 14-140 mm [Foto: MediaNord]
Respekt verdient die Serienbildleistung der GH4. Sie spurtet nicht nur mit einem atemberaubenden Tempo los, sondern hält dieses auch noch für eine sehr lange Zeit durch. Doch der Reihe nach: Verzichtet man auf einen kontinuierlichen Autofokus während der Serienbildaufnahme, zieht die GH4 11,7 Fotos pro Sekunde (fps) bei JPEG-Aufnahmen durch, beim Raw-Format sind es immerhin noch 11,0 fps. Dabei zeigt sie ein beachtliches Durchhaltevermögen. Der GH4 geht erst nach 169 JPEG- beziehungsweise 41 RAW-Aufnahmen die Puste aus und sie fällt in den gemächlicheren Dauerlauf. Diesen absolviert sie mit immer noch beachtlichen 2,6 fps in JPEG oder 1,7 fps bei Raw-Aufnahmen. Eindrucksvoll ist aber auch, wie flott die GH4 die schnellen Aufnahmeserien auf die Speicherkarte schreibt. Selbst nach rund einer halben Minute Dauerfeuer dauert es nur ein paar Sekunden, bis die Kontrollleuchte erlischt und die GH4 wieder startklar ist.
Serienbildraten von 11 fps benötigt man nur für wirklich sehr schnelle Motive. In diesem High-Speed-Modus zeigt die GH4 anstelle des Sucherbildes das zuletzt aufgenommene Foto – bei Mitziehern ist das ein Problem. Schaltet man eine Stufe zurück, auf rund 7 fps, bietet die GH4 zwei weitere Möglichkeiten: Jetzt kann sie den Fokus nachführen und zeigt ein kontinuierliches Sucherbild, das nur sehr kurz vom Verschluss unterbrochen wird. Diese Unterbrechung ist derart kurz, dass sie eigentlich nur als Abdunklung des Live-View-Bildes wahrgenommen wird.
Panasonic hat die GH4 reichhaltig mit Wiedergabe- und Bearbeitungsfunktionen ausgestattet. So gibt es nicht nur die Möglichkeit, Raw-Aufnahmen direkt entwickeln zu können, sogar rudimentäre Retuschefunktionen hat die GH4 zu bieten. Ausgereift sind auch die WiFi-Funktionen der GH4. Für ein einfaches Pairing mit entsprechenden Mobilgeräten hat sie NFC an Bord, alternativ bietet sie an, die Verbindungsdaten über einen vom Display abzufotografrierenden QR-Code aufs Mobilgerät zu übertragen. Auf einen energiehungrigen GPS-Empfänger verzichtet die GH4 übrigens, bei Bedarf kann sie die Ortskoordinaten von einem verbunden Smartphone beziehen.
Objektiv Derzeit wird die Lumix GH4 nur im Set mit dem Zehnfach-Zoom G Vario 14-140 mm F3.5-5.6 Asph. Power O.I.S angeboten. Im Alltag hat sich das Objektiv durchaus bewährt; wie es um seine Abbildungsleistungen bestellt, darum geht es im Abschnitt „Bildqualität“. Der Tubus des Set-Objektivs ist aus hochwertigem Kunststoff gefertigt, beim Bajonettanschluss hat sich Panasonic für Metall entschieden. Zudem ist es mit einem optischen Bildstabilisator ausgestattet, der sich mit einem Schalter am Objektiv ein- und ausschalten lässt.
Panasonic Lumix DMC-GH4 Speicherkartenfach und Akkufach [Foto: MediaNord]
Panasonic Lumix DMC-GH4 Gehäuse [Foto: Panasonic]
Gezoomt wird auf herkömmliche Weise, also mit einem mechanischen Ring. Der Mechanismus arbeitet präzise, jedoch nicht ganz lautlos – was vor allem bei Filmaufnahmen stören kann. Überhaupt eignen sich für Zoomfahrten beim Filmen Motorzooms besser. Das Fokussystem der GH4 ist hoch entwickelt und blitzschnell. Bei Einzelbildaufnahmen vergehen maximal 0,2 Sekunden, bis die Kamera von Unendlich auf zwei Meter Abstand scharf gestellt und ausgelöst. In der Praxis heißt das: Die GH4 piept praktisch augenblicklich, nachdem man den Auslöser angetippt hat. Nicht ganz so fix ist der Autofokus, wenn er bei Serienbildern oder Filmaufnahmen den Fokus nachführen soll.
Wer lieber von Hand scharf stellt, wird dabei tatkräftig von der GH4 unterstützt. So blendet die Kamera automatisch eine Fokuslupe ein, die etwa ein Viertel des Bildausschnitts vergrößert zeigt. Standardmäßig erscheint diese Lupe im Zentrum des Suchers, sie lässt sich jedoch an eine beliebige Position verschieben. Schön auch, dass die GH4 Fokus-Peaking beherrscht, Kontrastkanten in der Fokusebene werden dann farbig markiert. Und damit nicht genug, blendet die GH4 auch noch eine Entfernungsskala im Sucherbild ein – mehr Unterstützung fürs manuelle Fokussieren ist kaum denkbar.
Bildqualität Mit 4.608 x 3.456 Bildpunkten löst der Bildsensor der GH4 nominell genauso hoch auf wie der Wandler der Vorgängerin. Doch Panasonic hat den Sensor komplett neu entwickelt und konnte dabei die Auslesegeschwindigkeit um 50 Prozent auf jetzt 50 ms steigern. Das minimiert den Rolling-Shutter-Effekt, der bei Video-Aufnahmen zum Beispiel die Räder eines vorbeifahrenden Autos zu einem Oval verzerrt. Zur Seite steht dem Bildwandler eine Quad-Core-CPU, die sich um die Aufbereitung der Bildsignale kümmert. Wie leistungsfähig dieses Gespann aus Bildbearbeitungsengine und Bildwandler ist, musste die GH4 gepaart mit dem Set-Objektiv im Labor von digitalkamera.de sowie in der Praxis unter Beweis stellen. Das sehr detaillierte und ausführlich kommentierte Laborprotokoll kann gegen ein kleines Entgelt eingesehen und als PDF-Datei heruntergeladen werden (siehe weiterführende Links am Endes dieses Testberichts).
Beim Blick ins Laborprotokoll wird sofort klar: Messtechnisch ist das Set-Objektiv G Vario 14-140 mm F3.5-5.6 Asph. nicht unbedingt der Traumpartner zur GH4. Das Zehnfach-Zoom löst mit bestenfalls rund 40 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) nur mäßig hoch auf. „Bestenfalls“ heißt hier: in Weitwinkelstellung. Am langen Teleende von 280 Millimeter Brennweite (bezogen auf Kleinbild) nimmt das Objektiv gerade so die Hürde von 30 lp/mm, entsprechend weich ist der Bildeindruck bei Teleaufnahmen. Zudem hat das Objektiv mit einem deutlichen Randabfall der Auflösung zu kämpfen, im Weitwinkelbereich beträgt der Randverlust fast 50 Prozent. Wenigstens widersteht Panasonic der Versuchung, die Auflösungsschwäche durch eine aggressive Bildaufbereitung zu kompensieren – Schärfeartefakte spielen kaum eine Rolle.
Panasonic Lumix DMC-GH4 – Bildwiedergabe [Foto: Martin Vieten]
Panasonic Lumix DMC-GH4 – Statusanzeige [Foto: Martin Vieten]
Panasonic Lumix DMC-GH4 – Setup-Menü [Foto: Martin Vieten]
Die Leistung des Sensors und der Bildaufbereitung können sich dagegen wahrlich sehen lassen. Zwar glänzt die GH4 nicht gerade mit einem exorbitanten Signal-Rauschabstand, bereits bei knapp ISO 800 unterschreitet dieser die kritische Grenze von 35 dB. Doch das ist sicherlich auch darauf zurückzuführen, dass Panasonic die Rauschunterdrückung erfreulich zurückhaltend abgestimmt hat. Das lässt zwar einerseits das Luminanzrauschen bereits ab ISO 1.600 kritisch werden, die Texturschärfe bleibt aber bis über ISO 3.200 hoch. Auf Deutsch: Die GH4 wahrt feinste Details auch bei hohen ISO-Zahlen gut, nimmt dafür aber etwas mehr Helligkeitsrauschen in Kauf. Das geht völlig in Ordnung, da das Rauschen bis hin zur maximalen Empfindlichkeit von ISO 25.600 sehr feinkörnig wirkt.
Angesichts ihres recht kleinen Micro-Four-Thirds-Sensors schlägt sich die GH4 in Sachen Rauschen überraschend gut. Das gilt auch für die Eingangsdynamik, die von einem Ausreißer bei ISO 1.600 abgesehen, bis hoch zu ISO 3.200 mit 10,5 EV hoch ist. Diesen Vorteil kann sie aber nicht so ganz ummünzen, die Ausgabedynamik sinkt beginnend ab der Basisempfindlichkeit stark ab und erreicht bereits bei ISO 1.600 die kritische Grenze von 128 Helligkeitsstufen je Farbkanal. Das hießt: Je höher die ISO-Zahl wird, desto stärker verliert die GH4 die Fähigkeit, auch noch feinste Tonwertabstufungen wiedergeben zu können.
Mit der naturgetreuen Farbwiedergabe nimmt es die Lumix GH4 ebenfalls nicht so ganz genau. Sie hat eine deutliche Vorliebe für Magenta- und Orange-Töne, die sie stark betont. Vor allem die besonders kritischen Hauttöne leiden darunter, bei der Farbwiedergabe darf Panasonic gerne noch etwas nachbessern.
Fazit Vordergründig hat Panasonic bei der GH4 im Vergleich zur Vorgängerin vor allem die Videofähigkeiten aufgebohrt. Sie ist die erste Systemkamera, die in 4K-Auflösung filmen kann. Eine Fähigkeit, die durchaus auch für Fotografen interessant ist: Aus den hochaufgelösten Videos lassen sich problemlos Standbilder mit rund 8 Megapixel Auflösung extrahieren. Doch Fotografen profitieren bei der GH4 noch von mehr. Etwa von der sehr hohen Serienbildrate, die sie zudem lange durchhält. Oder vom blitzschnellen Autofokus, der praktisch augenblicklich scharf stellt. Nichts zu mäkeln gibt es an der Ausstattung der GH4, die sich mit ihrem Verzicht auf Motivprogramme klar an geübte Fotografen wendet. Das robuste Kameragehäuse der GH4 ist zwar für eine Systemkamera groß und schwer, liegt jedoch hervorragend in der Hand. Auch die Bedienung gibt dank der vielen dedizierten Knöpfe und Schalter vor allem aber des berührungsempfindlichen Displays keinen Anlass zu Kritik. Die muss dagegen das Set-Objektiv über sich ergehen lassen. Das Auflösungsvermögen des Zehnfach-Zooms ist bestenfalls mittelprächtig, an den Rändern sogar schwach. Ganz anders dagegen die Bildqualität, die die GH4 liefert: Die Rauschunterdrückung hat Panasonic gut abgestimmt, bis ISO 3.200 fallen ihr kaum Details zum Opfer. Feilen könnte Panasonic jedoch noch an der Farbwiedergabe, auch die GH4 betont Orange- und Magentatöne zu stark. Unterm Strich bietet die GH4 alles, was man von einer professionellen Systemkamera erwarten kann. Und falls die Videofunktionen im Vordergrund stehen, ist die Lumix GH4 derzeit ohne Konkurrenz.