Spiegellose Systemkamera, Systemkamera

Testbericht: Panasonic Lumix DMC-GH4

Seite 2 von 2, vom 2014-05-26 (Autor: Martin Vieten)Zur Seite 1 wechseln

Doch zurück zu den Foto-Funktionen. Panasonic hat die GH4 mit einem kräftigen Bordblitz ausgestattet (LZ 12,5), bei Bedarf lässt sich über den Systemschuh ein externes Blitzgerät anschließen. Bei den Blitzfunktionen gibt es keine Lücken, die GH4 hat angefangen vom Vorblitz zur Reduzierung roter Augen, über die Langzeitsynchronisation auf den zweiten Vorhang bis hin zur drahtlosen Steuerungen von Systemblitzgeräten alles zu bieten, was man sich so wünscht.

Respekt verdient die Serienbildleistung der GH4. Sie spurtet nicht nur mit einem atemberaubenden Tempo los, sondern hält dieses auch noch für eine sehr lange Zeit durch. Doch der Reihe nach: Verzichtet man auf einen kontinuierlichen Autofokus während der Serienbildaufnahme, zieht die GH4 11,7 Fotos pro Sekunde (fps) bei JPEG-Aufnahmen durch, beim Raw-Format sind es immerhin noch 11,0 fps. Dabei zeigt sie ein beachtliches Durchhaltevermögen. Der GH4 geht erst nach 169 JPEG- beziehungsweise 41 RAW-Aufnahmen die Puste aus und sie fällt in den gemächlicheren Dauerlauf. Diesen absolviert sie mit immer noch beachtlichen 2,6 fps in JPEG oder 1,7 fps bei Raw-Aufnahmen. Eindrucksvoll ist aber auch, wie flott die GH4 die schnellen Aufnahmeserien auf die Speicherkarte schreibt. Selbst nach rund einer halben Minute Dauerfeuer dauert es nur ein paar Sekunden, bis die Kontrollleuchte erlischt und die GH4 wieder startklar ist.

Serienbildraten von 11 fps benötigt man nur für wirklich sehr schnelle Motive. In diesem High-Speed-Modus zeigt die GH4 anstelle des Sucherbildes das zuletzt aufgenommene Foto – bei Mitziehern ist das ein Problem. Schaltet man eine Stufe zurück, auf rund 7 fps, bietet die GH4 zwei weitere Möglichkeiten: Jetzt kann sie den Fokus nachführen und zeigt ein kontinuierliches Sucherbild, das nur sehr kurz vom Verschluss unterbrochen wird. Diese Unterbrechung ist derart kurz, dass sie eigentlich nur als Abdunklung des Live-View-Bildes wahrgenommen wird.

Panasonic hat die GH4 reichhaltig mit Wiedergabe- und Bearbeitungsfunktionen ausgestattet. So gibt es nicht nur die Möglichkeit, Raw-Aufnahmen direkt entwickeln zu können, sogar rudimentäre Retuschefunktionen hat die GH4 zu bieten. Ausgereift sind auch die WiFi-Funktionen der GH4. Für ein einfaches Pairing mit entsprechenden Mobilgeräten hat sie NFC an Bord, alternativ bietet sie an, die Verbindungsdaten über einen vom Display abzufotografrierenden QR-Code aufs Mobilgerät zu übertragen. Auf einen energiehungrigen GPS-Empfänger verzichtet die GH4 übrigens, bei Bedarf kann sie die Ortskoordinaten von einem verbunden Smartphone beziehen.

Objektiv Derzeit wird die Lumix GH4 nur im Set mit dem Zehnfach-Zoom G Vario 14-140 mm F3.5-5.6 Asph. Power O.I.S angeboten. Im Alltag hat sich das Objektiv durchaus bewährt; wie es um seine Abbildungsleistungen bestellt, darum geht es im Abschnitt „Bildqualität“. Der Tubus des Set-Objektivs ist aus hochwertigem Kunststoff gefertigt, beim Bajonettanschluss hat sich Panasonic für Metall entschieden. Zudem ist es mit einem optischen Bildstabilisator ausgestattet, der sich mit einem Schalter am Objektiv ein- und ausschalten lässt.

Gezoomt wird auf herkömmliche Weise, also mit einem mechanischen Ring. Der Mechanismus arbeitet präzise, jedoch nicht ganz lautlos – was vor allem bei Filmaufnahmen stören kann. Überhaupt eignen sich für Zoomfahrten beim Filmen Motorzooms besser. Das Fokussystem der GH4 ist hoch entwickelt und blitzschnell. Bei Einzelbildaufnahmen vergehen maximal 0,2 Sekunden, bis die Kamera von Unendlich auf zwei Meter Abstand scharf gestellt und ausgelöst. In der Praxis heißt das: Die GH4 piept praktisch augenblicklich, nachdem man den Auslöser angetippt hat. Nicht ganz so fix ist der Autofokus, wenn er bei Serienbildern oder Filmaufnahmen den Fokus nachführen soll.

Wer lieber von Hand scharf stellt, wird dabei tatkräftig von der GH4 unterstützt. So blendet die Kamera automatisch eine Fokuslupe ein, die etwa ein Viertel des Bildausschnitts vergrößert zeigt. Standardmäßig erscheint diese Lupe im Zentrum des Suchers, sie lässt sich jedoch an eine beliebige Position verschieben. Schön auch, dass die GH4 Fokus-Peaking beherrscht, Kontrastkanten in der Fokusebene werden dann farbig markiert. Und damit nicht genug, blendet die GH4 auch noch eine Entfernungsskala im Sucherbild ein – mehr Unterstützung fürs manuelle Fokussieren ist kaum denkbar.

Bildqualität Mit 4.608 x 3.456 Bildpunkten löst der Bildsensor der GH4 nominell genauso hoch auf wie der Wandler der Vorgängerin. Doch Panasonic hat den Sensor komplett neu entwickelt und konnte dabei die Auslesegeschwindigkeit um 50 Prozent auf jetzt 50 ms steigern. Das minimiert den Rolling-Shutter-Effekt, der bei Video-Aufnahmen zum Beispiel die Räder eines vorbeifahrenden Autos zu einem Oval verzerrt. Zur Seite steht dem Bildwandler eine Quad-Core-CPU, die sich um die Aufbereitung der Bildsignale kümmert. Wie leistungsfähig dieses Gespann aus Bildbearbeitungsengine und Bildwandler ist, musste die GH4 gepaart mit dem Set-Objektiv im Labor von digitalkamera.de sowie in der Praxis unter Beweis stellen. Das sehr detaillierte und ausführlich kommentierte Laborprotokoll kann gegen ein kleines Entgelt eingesehen und als PDF-Datei heruntergeladen werden (siehe weiterführende Links am Endes dieses Testberichts).

Beim Blick ins Laborprotokoll wird sofort klar: Messtechnisch ist das Set-Objektiv G Vario 14-140 mm F3.5-5.6 Asph. nicht unbedingt der Traumpartner zur GH4. Das Zehnfach-Zoom löst mit bestenfalls rund 40 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) nur mäßig hoch auf. „Bestenfalls“ heißt hier: in Weitwinkelstellung. Am langen Teleende von 280 Millimeter Brennweite (bezogen auf Kleinbild) nimmt das Objektiv gerade so die Hürde von 30 lp/mm, entsprechend weich ist der Bildeindruck bei Teleaufnahmen. Zudem hat das Objektiv mit einem deutlichen Randabfall der Auflösung zu kämpfen, im Weitwinkelbereich beträgt der Randverlust fast 50 Prozent. Wenigstens widersteht Panasonic der Versuchung, die Auflösungsschwäche durch eine aggressive Bildaufbereitung zu kompensieren – Schärfeartefakte spielen kaum eine Rolle.

Die Leistung des Sensors und der Bildaufbereitung können sich dagegen wahrlich sehen lassen. Zwar glänzt die GH4 nicht gerade mit einem exorbitanten Signal-Rauschabstand, bereits bei knapp ISO 800 unterschreitet dieser die kritische Grenze von 35 dB. Doch das ist sicherlich auch darauf zurückzuführen, dass Panasonic die Rauschunterdrückung erfreulich zurückhaltend abgestimmt hat. Das lässt zwar einerseits das Luminanzrauschen bereits ab ISO 1.600 kritisch werden, die Texturschärfe bleibt aber bis über ISO 3.200 hoch. Auf Deutsch: Die GH4 wahrt feinste Details auch bei hohen ISO-Zahlen gut, nimmt dafür aber etwas mehr Helligkeitsrauschen in Kauf. Das geht völlig in Ordnung, da das Rauschen bis hin zur maximalen Empfindlichkeit von ISO 25.600 sehr feinkörnig wirkt.

Angesichts ihres recht kleinen Micro-Four-Thirds-Sensors schlägt sich die GH4 in Sachen Rauschen überraschend gut. Das gilt auch für die Eingangsdynamik, die von einem Ausreißer bei ISO 1.600 abgesehen, bis hoch zu ISO 3.200 mit 10,5 EV hoch ist. Diesen Vorteil kann sie aber nicht so ganz ummünzen, die Ausgabedynamik sinkt beginnend ab der Basisempfindlichkeit stark ab und erreicht bereits bei ISO 1.600 die kritische Grenze von 128 Helligkeitsstufen je Farbkanal. Das hießt: Je höher die ISO-Zahl wird, desto stärker verliert die GH4 die Fähigkeit, auch noch feinste Tonwertabstufungen wiedergeben zu können.

Mit der naturgetreuen Farbwiedergabe nimmt es die Lumix GH4 ebenfalls nicht so ganz genau. Sie hat eine deutliche Vorliebe für Magenta- und Orange-Töne, die sie stark betont. Vor allem die besonders kritischen Hauttöne leiden darunter, bei der Farbwiedergabe darf Panasonic gerne noch etwas nachbessern.

Fazit Vordergründig hat Panasonic bei der GH4 im Vergleich zur Vorgängerin vor allem die Videofähigkeiten aufgebohrt. Sie ist die erste Systemkamera, die in 4K-Auflösung filmen kann. Eine Fähigkeit, die durchaus auch für Fotografen interessant ist: Aus den hochaufgelösten Videos lassen sich problemlos Standbilder mit rund 8 Megapixel Auflösung extrahieren. Doch Fotografen profitieren bei der GH4 noch von mehr. Etwa von der sehr hohen Serienbildrate, die sie zudem lange durchhält. Oder vom blitzschnellen Autofokus, der praktisch augenblicklich scharf stellt. Nichts zu mäkeln gibt es an der Ausstattung der GH4, die sich mit ihrem Verzicht auf Motivprogramme klar an geübte Fotografen wendet. Das robuste Kameragehäuse der GH4 ist zwar für eine Systemkamera groß und schwer, liegt jedoch hervorragend in der Hand. Auch die Bedienung gibt dank der vielen dedizierten Knöpfe und Schalter vor allem aber des berührungsempfindlichen Displays keinen Anlass zu Kritik. Die muss dagegen das Set-Objektiv über sich ergehen lassen. Das Auflösungsvermögen des Zehnfach-Zooms ist bestenfalls mittelprächtig, an den Rändern sogar schwach. Ganz anders dagegen die Bildqualität, die die GH4 liefert: Die Rauschunterdrückung hat Panasonic gut abgestimmt, bis ISO 3.200 fallen ihr kaum Details zum Opfer. Feilen könnte Panasonic jedoch noch an der Farbwiedergabe, auch die GH4 betont Orange- und Magentatöne zu stark. Unterm Strich bietet die GH4 alles, was man von einer professionellen Systemkamera erwarten kann. Und falls die Videofunktionen im Vordergrund stehen, ist die Lumix GH4 derzeit ohne Konkurrenz.

Kurzbewertung

  • Zurückhaltend abgestimmte Rauschunterdrückung
  • Robustes, spritzwassergeschütztes Gehäuse mit guter Ergonomie
  • Sehr hohe Serienbildrate mit großem Pufferspeicher
  • Herausragende Videofähigkeiten
  • Leichtes Fokuspumpen bei Videoaufnahmen
  • Nicht ganz neutrale Farbwiedergabe
  • Keine Motivprogramme
  • Nur im Set mit auflösungsschwachem Zehnfach-Zoom erhältlich
Kommentare

5 Kommentare aus dem alten Forum anzeigen

sting111 2014-05-26

Basierend auf selbst aufgenommenen Clips mit Xperia Z2, Galaxy S5 und den auf youtube verfuegbaren Clips von GH4 und Sony AX100 (Datenrate hier aber eher halbiert) moechte ich anmerken, dass die aktuellen Versionen von VLC Player und Media Play Classic das Abspielen und extrahieren von 8 MP PNG/JPEG Dateien erlauben.

So wie "Tester" den Burstmodus durchleuchten, sollte zukuenftig die "Videoausdauer", Full HD, 4K in Abhaengigkeit von der Umgebungstemperatur getestet werden.

peterbird 2014-06-01

Verstehe ich diesen Text richtig? " Falls gewünscht, gibt sie den Videostream über den HDMI-Ausgang unkomprimiert aus, und zwar mit einer Datenrate von bis zu 200 Mbit/s!" Man könnte also beim Filmen einen externen größeren Monitor verwenden?

Benjamin Kirchheim 2014-06-01

Es gibt da teilweise Einschränkungen, wenn mit voller Datenrate mit 10 bit über HDMI ausgegeben wird, kann nicht gleichzeitig auf die Speicherkarte aufgenommen werden. Die HDMI-Ausgabe mit 200 MBit/s ist für eine externe Aufnahme gedacht. Gleichzeitige externe Ausgabe und interne Aufnahme gibt es bei geringeren Datenraten mit 8 bit, siehe auch unser Video in der Produktvorstellung ab etwa 2:25.

caprinz 2014-08-24

Hallo,

der Test ist zwar schon etwas älter,aber mich würde interessieren:

Habt ihr das 14-140mm Objektiv Version I oder II mit der Kamera getestet?

Benjamin Kirchheim 2014-08-24

Es handelt sich um das aktuelle 14-140, mit dem die GH4 im Set verkauft wird. Das steht auch im Test (Abschnitt "Objektiv"). Auch auf den Bildern ist es eindeutig zu erkennen.

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Testnoten

Note Anteil  Punkte
Verarbeitung 12,5 % 97 %
Ausstattung 12,5 % 99 %
Handhabung 12,5 % 93 %
Geschwindigkeit 12,5 % 93 %
Bildqualität 50,0 % 88 %
Gesamtnote 92 %

Steckbrief

Steckbrief
Hersteller Panasonic
Modell Lumix DMC-GH4
Preis ca. 2.000 EUR**
Sensor Auflösung 17,2 Megapixel
Max. Bildauflösung 4.608 x 3.456
(Seitenverhältnis) (4:3)
Objektiv Lumix G Vario 1:3.5-5,6/14-140mm Asph. Power OIS
Filtergewinde 58 mm
Sucher elektronisch
  Auflösung 2.360.000
  Sichtfeld 100%
  Vergrößerung 0,67-fach
  Dioptrienausgleich -4 bis +4 dpt.
LCD-Monitor 3"
  Auflösung 1.036.000
  drehbar ja
  schwenkbar ja
  als Sucher ja
Videoausgang PAL/NTSC über AV und HDMI
  als Sucher ja
Programmautomatik ja
Blendenautomatik ja
Zeitautomatik ja
manuelle Belichtung ja
  BULB-Langzeit-
  belichtung
ja
Motivprogramme  
  Porträt
  Kinder/Baby
  Landschaft
  Makro
  Sport/Action
  weitere
Belichtungsmessung    Mehrfeld, mittenbetont Integral, Spot
Blitz ja
  Leitzahl 12,5 (Messung)
  Blitzanschluss Systemblitzschuh
Fernauslöser Kabel
Intervallaufnahme ja
Speichermedium SD/SDHC/SDXC
Videomodus  
  Format AVCHD, MOV und MP4
  Codec MPEG4
  Auflösung (max.) 4.096 x 2.160
  bei Bildfrequenz 60p
Empfindlichkeit  
  automatisch 100-25.600
(Obergrenze einstellbar)
  manuell ISO 100-25.600
Weißabgleich  
  Automatik ja
  Sonne ja
  Wolken ja
  Leuchtstofflampe
  Glühlampe ja
  Sonstiges Schatten, Blitz, manuelle Farbtemperaturwahl, WB-Feinkorrektur
  Manuell ja
Autofokus  
  Anzahl
  Messfelder
49
  AF-Hilfslicht orange LED
  Geschwindigkeit ca. 0,2 s
Sprachen Deutsch
  weitere 15
Einschaltzeit ca. 0,3 s
Einhandbedienung
(Zoom und Auslöser)
Gewicht
(Betriebsbereit)
560 g (nur Gehäuse)
865 g (mit Objektiv**)
Serienbildfunktion*  
  Serienbildanzahl 169 (JPEG)
41 (RAW)
  Frequenz
    (Bilder/s)
11,7 (JPEG)
11,0 (RAW)
  Dauerlauf
    (Bilder/s)
2,6 (JPEG)
1,7 (RAW)
  mit Blitz
Zoom  
  Zoomverstellung am Objektiv
  Zoomstufen stufenlos
  Zeit WW bis Tele
Speicher-
geschwindigkeiten*
 
  JPEG 0,1 s (7,3 MByte)
  RAW 0,4 s (18,9 MByte)
Auslösung während
d. Speicherns mögl.
ja
Akkulaufzeit ca. 530 Bilder (lt. CIPA)

– = "entfällt" oder "nicht vorhanden"
* mit Panasonic 16 GB Class 10 UHS-3 SDHC Speicherkarte
** mit Objektiv Lumix G Vario 1:3.5-5,6/14-140mm Asph. Power OIS

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