Fotoapparat mit Videofunktionen auf Profiniveau

Panasonic Lumix DMC-GH4 mit 4K-Videofunktion angekündigt

2014-02-07, aktualisiert 2014-03-12 Eigentlich handelt es sich bei der neuen Panasonic Lumix DMC-GH4 um eine spiegellose Systemkamera der Spitzenklasse. Doch das Hauptaugenmerk legt Panasonic bei der GH-Serie mehr und mehr auf die Videofunktionalität und so ist die GH4 die erste Foto-Digitalkamera, die Videos in 4K-Auflösung aufzeichnen kann – also mit 8 Megapixeln in jedem der maximal 30 Bilder pro Sekunde. Das klingt sogar für Actionfotografen spannend, denn extrahierte Standbilder dieser Auflösung eignen sich für Tageszeitungen oder hochwertige DIN A4 Drucke. Aber auch bei den Fotofunktionen gibt es Fortschritte.  (Benjamin Kirchheim)

In der GH4 steckt ein neu entwickelter Live-MOS-Sensor, der weiterhin 16 Megapixel auflöst. Er ist aber doppelt so schnell auslesbar und für Videoaufnahmen optimiert worden, etwa um den Rolling-Shutter-Effekt zu minimieren. Ihm zur Seite steht die neue Venus Engine mit Quad-Core-Prozessor zur schnellen Daten- und Bildverarbeitung. Bei schnellen Aufnahmeserien können nun 40 Raw- oder 100 JPEG-Aufnahmen in Folge erreicht werden. Im Bulb-Modus bei bis zu 60 Minuten langen Belichtungen kommt eine verbesserte Rauschminderung zum Tragen, bei niedrigen Empfindlichkeiten konnte die Gradation im 1/3 Blendenstufe verbessert werden. Die maximale ISO-Empfindlichkeit liegt wie schon bei der GH3 bei ISO 25.600. Auch die Farbwiedergabe wurden verbessert und die Auflösung mit einem neuen Tiefpassfilter und der besseren Signalaufbereitung soll um rund fünf Prozent gestiegen sein.

Für den Kontrast-Autofokus wird der Sensor mit 240 Bildern pro Sekunde ausgelesen, die neue DFD-Technologie (Depth from Defocus) soll den Autofokus weiter beschleunigen. Anhand von zwei Bildern mit unterschiedlichem Fokus kann die Kamera vorausberechnen, wie weit der Fokus noch verstellt werden muss, wodurch er schneller zum Ziel kommt. Die Autofokuszeit soll mit dem 14-140mm- oder dem 12-35mm-Objektiv lediglich 0,07 Sekunden betragen. Die DFD-Technologie funktioniert allerdings nur mit Lumix-Micro-Four-Thirds-Objektiven. Die Serienbildgeschwindigkeit bei voller Auflösung liegt nun, allerdings ohne Autofokus-Nachführung zwischen den Aufnahmen, bei 12 Bildern pro Sekunde mit mechanischem Verschluss, der seinerseits nun eine minimale Belichtungszeit von 1/8.000 Sekunde erlaubt und mindestens 200.000 Auslösungen halten soll. Mit C-AF sinkt die Serienbildrate auf immer noch stattliche 7 Bilder pro Sekunde.

Die Anzahl der Autofokuspunkte hat Panasonic von 23 auf 49 erhöht, wobei man beliebige Autofokuspunktgruppen festlegen kann, die die Kamera verwenden soll. Zudem gibt es einen in der Größe des Fokuspunkts stufenlos wählbaren Einzelpunktautofokus, der flexibel über das gesamte Bildfeld verschoben werden kann, sowie zusätzlich zur Gesichtserkennung einen neuen Augen-Detektions-Autofokus, der exakt auf die Augen fokussiert. Der Tracking-Autofoklus, der ein beliebiges Motivdetail ständig im Fokus hält, wird durch eine neue minimale Pendelfunktion um die Fokusposition weiter verbessert, was sich vor allem bei 4K-Videoaufnahmen positiv bemerkbar macht. Der Fokuspunkt kann per Touchscreen auf ein beliebiges Motivdetail gelegt werden, und beim Blick durch den Sucher startet automatisch der Autofokus. Wer manuell fokussieren möchte, wird bei der GH4 nun nicht nur mit einer Fokuslupe, sondern auch mit einer Peaking-Funktion unterstützt, die scharfe Kontrastkanten farblich hervorhebt, und das sogar während Videoaufzeichnungen.

Ebenfalls von Panasonic verbessert wurden Sucher und Bildschirm. Der elektronische Sucher besteht aus einem OLED-Display im 16:9-Format mit einer Auflösung von 2,36 Millionen Bildpunkten und einem Kontrastverhältnis von 10.000:1. Er lässt sich bei Bedarf auf eine Schwarzweißdarstellung umschalten, wenn es vor allem um die Beurteilung von Motivkontrasten geht. Die Vergrößerung von 0,67-fach bleibt wie bei der GH3, die Austrittspupille jedoch steigt auf 21 Millimeter, was Brillenträgern entgegen kommen sollte; die Sucherbildabdeckung liegt selbstverständlich bei 100 Prozent. Die Umschaltung erfolgt mittels Augensensor automatisch, wobei sich dessen Empfindlichkeit einstellen lässt oder die Automatik auch ganz abschalten lässt. Der gewohnt dreh- und schwenkbare Bildschirm misst 7,5 Zentimeter in der Diagonale, besitzt ein Seitenverhältnis von 3:2 und löst 1,04 Millionen Bildpunkte auf. Es handelt sich dabei ebenfalls um ein OLED-Display, das zudem berührungsempfindlich ist. Damit lässt sich beispielsweise der Autofokuspunkt festlegen, sogar während man durch den Sucher blickt, oder aber man verstellt Kameraparameter direkt per Fingertipper auf dem Bildschirm. Dennoch verfügt die GH4 über zahlreiche Bedienelemente zum direkten Einstellen aller wichtigen Aufnahmeparameter. Fünf der Fn-Tasten lassen sich sogar individuell mit Funktionen belegen.

Wie schon bei der GH3 besteht das Gehäuse auch bei der GH4 aus einer Magnesiumlegierung und ist gegen Staub und Spritzwasser geschützt. Die GH4 verfügt über einen eingebauten Blitz, der auch als Drahtlossteuergerät verwendet werden kann. Das Blitzsystem inklusive Drahtlossteuerung ist übrigens wie der Objektivanschluss kompatibel zu Olympus. Die Blitzsynchronzeit liegt dank des neuen, schnelleren Verschlusses bei 1/250 Sekunde. Doch nicht nur blitzen kann die DMC-GH4 drahtlos, sondern dank WLAN und NFC auch entsprechend Daten übertragen. Außerdem lässt sich die Lumix via Panasonic Image App von einem verbundenen Tablet oder Smartphone aus fernsteuern, inklusive Livebildanzeige und zahlreichen einstellbaren Aufnahmeparametern. Neu ist die Möglichkeit, die Verbindung statt per NFC auch mit dem Scannen eines auf dem Bildschirm angezeigten und von der Kamera des Smartgeräts aufgenommenen QR-Codes aufzubauen, was beispielsweise für iPhones und iPads sowie andere Geräte, die kein NFC besitzen, sehr praktisch ist, muss die Netzwerkverbindung doch nicht mehr manuell eingerichtet werden.

Neben vielen Knöpfen besitzt die GH4 auch zahlreiche Anschlüsse. Dazu gehören die Blitzsynchronbuchse, ein Stereomikrofoneingang, ein Kopfhörerausgang, ein Anschluss für eine Kabelfernbedienung, USB, AV-Ausgang sowie ein 4K-fähiger Micro-HDMI-Anschluss. Der SD-Speicherkartenplatz unterstützt auch die Standards SDHC und SDXC, wobei die neue Geschwindigkeitsklasse UHS-3 ebenfalls genutzt wird. Sie garantiert eine minimale Schreibgeschwindigkeit von 30 Megabyte pro Sekunde, was für 4K-Videos auch benötigt wird. Eine passende Speicherkarte bringt Panasonic ebenfalls auf den Markt.

Neben halbautomatischer oder komplett manueller Steuerung verfügt auch die GH4 über Motivprogramme sowie die intelligente Automatik, die die Kamera gänzlich automatisch an das Motiv anpasst, falls es mal schnell gehen muss. Ein Leise-Modus schaltet den Blitz sowie die Betriebsgeräusche und das AF-Hilfslicht ab, selbst der Verschluss ist dann nicht mehr zu hören, da die GH4 vom mechanischen auf den elektronischen Verschluss umschaltet. Neu ist auch die Lichter- und Schattenkontrolle, wobei sich zusätzlich zu den drei Voreinstellungen auch drei eigene definieren lassen. Wer bevorzugt in Raw aufnimmt, aber dennoch gelegentlich ein JPEG benötigt, kann dies mittels integriertem Konverter direkt in der Kamera erledigen. Dabei lassen sich zahlreiche Parameter wie etwa Helligkeit, Weißabgleich, Farbraum, Schatten- und Lichterkontrolle etc. einstellen.

Das Highlight der Panasonic Lumix DMC-GH4 schlechthin dürfte aber die 4K-Videofunktion sein! Damit ist die GH4 die erste Foto-Digitalkamera mit dieser hohen Videoauflösung und normalerweise kosten entsprechend ausgestattete Camcorder deutlich mehr als die GH4. Zwar steht der Preis der Kamera noch nicht fest, wird sich aber im Bereich von 1.200 (Preis der GH3, die weiterhin am Markt bleibt) bis unter 2.000 Euro bewegen. Dabei werden sowohl die Cinema 4K-Auflösung von 4.096 x 2.160 Pixel als auch QFHD (Quad Full HD) 4K mit 3.840 x 2.160 Pixeln unterstützt. Das sind volle 8 Megapixel. Einen Wermutstropfen gibt es dabei allerdings: Im Gegensatz zu Full-HD, wo der gesamte Sensor genutzt wird (2x2 Pixel werden zusammen gefasst und etwas herunter skaliert), verwendet die 4K-Videofunktion nur den mittleren Teilbereich des Aufnahmesensors. Das bedeutet aber auch, dass jedes Pixel 1:1 genutzt wird, was eine optimale Bildqualität verspricht. Ein Runterskalieren würde nicht nur einen Qualitätsverlust bedeuten, sondern auch den Prozessor überfordern. Im Fall von QFHD bedeutet das einen weiteren Crop-Faktor von 1,3, das 14-140mm-Objektiv entspricht dadurch nicht einem Kleinbildäquivalent von 28-280 Millimeter, sondern einem von 36 bis 360 Millimeter. Angesichts von Weitwinkelobjektiven bis hinunter zu 7 Millimeter kommt man aber immernoch auf eine Anfangsbrennweite von minimal 18 Millimeter entsprechend Kleinbild.

Die Lumix GH4 bietet eine solche Vielzahl von Videoformaten, Bitraten, Bildwiederholraten und Auflösungen, dass man mit dem Versuch, alle möglichen Kombinationen aufzulisten, mehrseitige Tabellen füllen könnte. Es seien daher nur einige Eckdaten aufgezählt. Unterstützt werden die Videoformate MP4, MOV, AVCHD und AVCHD progressive, wobei die GH4 zur nahtlosen Aufnahme nötigenfalls nahtlose Dateien erstellt, nach knapp 30 Minuten wird in Europa aber dennoch die Aufzeichnung aufgrund zollrechtlicher Bestimmungen unterbrochen, da die GH4 eine Foto- und keine Videokamera ist, für letztere wird nämlich ein höherer Zoll verlangt. Die Abtastung beträgt 4:2:2 und erfolgt entweder in 8 Bit auf Speicherkarte und optionale zusätzlich externe Aufnahmegeräte, oder aber man lässt die Speicherkarte weg und zeichnet extern mit 10 Bit auf. Die Bitrate kann bis zu 100 beziehungsweise 200 Mbit/s betragen, dafür sind allerdings Speicherkarten nach UHS-3-Standard vonnöten, um die hohen Datenraten auch zuverlässig wegspeichern zu können. An Bildraten werden bei 4K 24, 25 und 30 Bilder pro Sekunde unterstützt, im Gegensatz zur GH3 ist es egal ob die Kamera auf NTSC oder PAL eingestellt wurde beziehungsweise für entsprechende Länder spezifiziert ist. Bei Full-HD-Videos können dank VFR auch höhere Bildraten aufgenommen werden, etwa 96 Bilder pro Sekunde. Bei 200 Mbit/s wird ALL-Intra gespeichert, das heißt jedes der Bilder des Videos ist ein Vollbild, das einzeln komprimiert wurde. Aber auch die standardmäßigen IPB werden unterstützt, dann beträgt die Bitrate maximal 100 Mbit/s. Der Ton wird übrigens in hoher LPCM-Qualität aufgezeichnet.

Die GH4 unterstützt die Anzeige des Zebrastreifenmusters und der Schwarzwert kann mittels "Master Pedestal"-System um +/-15 Stufen ausgesteuert werden. Der Helligkeitsumfang der Aufnahmen lässt sich statt auf Foto (0-255) auch auf 16-235 oder 16-255 stellen. Der Kreativ-Videomodus bietet Gamma-Voreinstellungen wie "CINELIKE D" und "CINELIKE V" für einen Kinolook, ein Synchro-Scan steht zur Unterdrückung von Flackern beispielsweise bei der Aufnahme von Neonröhrenlicht zur Verfügung. Neu sind auch der 1 kHz Testton und die Farbbalken nach SMPTE/EBU/ARIB-Standard. Der Time Code wird nach SMPTE-Standard entweder als "Free Run" oder "Rec Run" aufgezeichnet. Als Zubehör bietet Panasonic ein Videointerface an, das unter die Kamera geschraubt wird. Hier stehen dem Videografen nicht nur Pegelanzeigen und Pegelregler zur Verfügung, sondern auch XLR-, Timecode- sowie SDI-Anschlüsse. Über mechanische Standardanschlüsse am Interface lässt sich weiteres Zubehör vor dem Objektiv der Kamera befestigen. Ein 12V-Anschluss versorgt das Interface sowie die Kamera mit Strom.

Verfügbarkeit und Preis stehen aktuell noch nicht fest. Der Preis soll aber zwischen der GH3 (UVP 1.200 EUR) und in jedem Fall unter 2.000 EUR liegen.

Update 2014-02-08: Wir haben noch ein Video mit Folien aus der Produkt-Präsentation ergänzt.

Update 2014-03-12: Inzwischen hat Panasonic Preise genannt. Die Lumix DMC-GH4 soll ohne Objektiv knapp 1.500 EUR kosten, das Set mit dem 14-140mm HD (FS14140E) liegt bei knapp 2.000 EUR und mit dem 12-35mm 2.8 (HS12035E) ist die Kamera für knapp 2.400 EUR zu haben. Das Video-Interface DMW-YAGH soll knapp 2.000 EUR kosten, nur für das Set des Video-Interfaces zusammen mit der GH4 steht noch kein Preis fest. Die Markteinführung ist für Anfang Mai 2014 geplant.

Panasonic Lumix DMC-GH4 Produktvorstellung

digitalkamera.de stellt die Panasonic Lumix GH4 und des dazugehörige Video-Interface vor. Mit vielen Seiten aus der Panasonic-Präsentation, die viele Details erklären. Bitte in ggf. in FullHD und im Vollbildmodus anschauen.


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Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.