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Die Fujifilm GFX100 setzt neue Maßstäbe im spiegellosen Mittelformat

2019-05-23 Bereits auf der Photokina 2018 macht Fujifilm den Fotografen den Mund mit einem Ausblick auf die kommende GFX100 wässrig. Nun kündigt der japanische Hersteller die 102 Megapixel auflösende spiegellose Mittelformat-Systemkamera offiziell an und sie wird alsbald erhältlich sein. Doch nicht nur bei der Auflösung setzt die GFX100 neue Maßstäbe, sondern auch beim Autofokus, dem erstmalig im Mittelformat zum Einsatz kommenden Sensor-Shift-Bildstabilisator und sogar bei der Videofunktion.  (Benjamin Kirchheim)

Herzstück der Fujifilm GFX100 ist der neu entwickelte, ca. 44 mal 33 Millimeter große Mittelformatsensor, der mit seiner 55 Millimeter großen Diagonale die 1,7-fache Fläche eines Kleinbildsensors bietet. Erstmals im Mittelformat kommt ein rückwärtig belichteter Sensor zum Einsatz, um die Lichtausbeute der 102 Megapixel zu verbessern. Doch damit nicht genug: Fujifilm weiß natürlich, dass eine höhere Auflösung Verwackelungsunschärfen schneller sichtbar macht und steuert nicht nur mit einem federnd gelagerten Verschluss dagegen, sondern vor allem mit der beweglichen Lagerung des riesigen Bildsensors. Der Bildstabilisator erlaubt nach CIPA-Testverfahren 5,5 Blendenstufen längere Belichtungszeiten im Vergleich zu keinem Bildstabilisator verwackelungsfrei aufzunehmen.

Des Weiteren bietet der Sensor 3,76 Millionen auf ihm integrierte Phasen-Autofokus-Messsensoren, was ebenfalls eine Premiere im Mittelformat ist. Der Autofokus soll damit im Vergleich zu einem Kontrast-Autofokus etwa doppelt so schnell arbeiten. Der Autofokus deckt 100 Prozent der Sensorfläche ab und bietet Modi wie Einzelbild, Zone und Weit/Verfolgung. Die Algorithmen sollen dieselben sein wie in der X-T3 und X-T30. Auch eine Gesichts- und Augenerkennung samt Verfolgung beherrscht die GFX100, was insbesondere Mode- und Porträtfotografen ansprechen soll. Mit Gesichtern im Profil und sprunghaften Bewegungen im Bildausschnitt soll die Gesichtserkennung ebenfalls souverän umgehen können. Für die Bildaufbereitung sorgt der X-Prozessor der vierten Generation in 16 Bit Farbtiefe. Die Kamera kann aber nicht nur Raws mit 16 Bit Farbtiefe speichern, sondern auch 16-Bit-TIFFs daraus entwickeln.

Die Fujifilm GFX100 verfügt über gleich drei Displays und einen abnehmbaren elektronischen Sucher, der zum Lieferumfang gehört. Der OLED-Sucher löst feine 5,76 Millionen Bildpunkte auf und bietet eine 0,86-fache Vergrößerung im Kleinbildäquivalent (sensorbezogen beträgt der Vergrößerungsfaktor 0,68-fach). Per optionaler Zwischensteck-Lösung lässt sich der Sucher zudem horizontal und vertikal schwenken. Der rückwärtige Bildschirm ist ebenfalls beweglich, er lässt sich nach oben, unten und zur Seite klappen. Bei einer 8,1 Zentimeter großen Diagonale löst der LC-Bildschirm, bei dem es sich sogar um einen Touchscreen handelt, 2,36 Millionen Bildpunkte auf. Direkt darunter befindet sich ein 5,2 Zentimeter großes Info-Display. Auf der Kameraoberseite ist zudem ein 4,6 Zentimeter großes Info-LCD zu finden.

Das Gehäuse der Fujifilm GFX100 besteht aus einer Leichtmetalllegierung und ist selbstverständlich gegen Staub und Spritzwasser abgedichtet. Mit Abmessungen von 15,6 mal 16,4 mal 10,3 Zentimetern und einem Gewicht von 1,4 Kilogramm spielt sie trotz des größeren Bildsensors in derselben Größenliga wie Profi-Vollformat-DSLRs. Im integrierten Hochformatgriff kommen zwei Akkus vom Typ NP-T125 zum Einsatz, die Saft für rund 800 Aufnahmen liefern sollen, sofern das LC-Display eingesetzt wird. Sowohl ein Aufladen der Akkus als auch eine Dauerstromversorgung mittels Powerpacks soll über die USB-C-Schnittstelle möglich sein.

Beim Bedienkonzept verlässt Fujifilm den traditionellen Pfad seiner bisherigen Mittelformatkameras und setzt auf Multifunktionsdrehräder statt der bisherigen dedizierten analogen Drehräder mit festen Einstellschritten für Belichtungszeit und ISO-Empfindlichkeit. Als "Trost" für die Liebhaber der traditionellen Bedienung werden auf dem oberen Info-Display Drehräder mit Werten eingeblendet. Die optische Koppelung an die Drehräder ist aber weniger gegeben. Ansonsten setzt Fujifilm Tasten eher sparsam ein, um die Kamera übersichtlicher zu gestalten.

Die Videofunktion erreicht 30 Bilder pro Sekunde in 4K-Auflösung, wahlweise in 16:9 oder 17:9. In letzterem werden ungefähr 44 mal 23 Millimeter der Sensorfläche genutzt, also die volle Sensorbreite. Das entspricht einer Bilddiagonalen von fast fünfzig Millimetern und überflügelt damit sogar so manche professionelle Videokamera. Der Sensor wird für das Oversampling mit 50,5 Megapixel ausgelesen, was die Bildqualität verbessern soll. Intern können die Videos mit H.265-Kompression mit 10 Bit Farbtiefe in 4:2:0 aufgenommen werden, extern sogar mit 4:2:2. F-Log für die Nachbearbeitung sowie HLG für HDR-Videoaufnahmen beherrscht die GFX100 ebenfalls. Wer seinen Videos einen Kinolook geben möchte, kann zudem die Filmsimulation Eterna aktivieren. Ein externer Mikrofonanschluss ist ebenfalls vorhanden.

Drahtlos nimmt die GFX100 per Bluetooth und WLAN Verbindung mit anderen Geräten auf. Dabei wird das WLAN erstmals in der GFX-Serie auch auf schnellen 5 GHz unterstützt. Geotagging mittels Smartphone, eine Smartphone-Fernbedienung sowie eine Bildübertragung auf Smartphones, aber auch PCs ist kein Problem. Tethered Shooting wird ebenfalls unterstützt, beispielsweise mit Adobe Lightroom oder auch Capture One Fujifilm, das es in einer kostenlosen und kostenpflichtigen Version gibt. Ab Ende Juni 2019 soll die Fujifilm GFX100 zu einem Preis von knapp 11.000 Euro erhältlich sein.


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Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.