Wuchtiger Foto-Video-Hybrid

Panasonic Lumix DC-S1 im Vergleichstest

2022-08-11 Foto- und Videografen kommen bei der Panasonic Lumix DC-S1 auf ihre Kosten. Neben einem ergonomischen und vor Spritzwasser geschützten Magnesiumgehäuse bietet die Kamera einen hochauflösenden, elektronischen Sucher. Der 24 Megapixel auflösende Vollformatsensor ist stabilisiert und die Fokussierung übernimmt das proprietäre DFD-Autofokus-System von Panasonic mit Gesichts-, Augen- und Tiererkennung.  (digitalkamera.de Redaktion)

Panasonic hat die Lumix DC-S1 Anfang Februar 2019 vorgestellt und damit das eigene Vollformat System gelauncht (zusammen mit der teureren, höher auflösenden S1R). Die für professionelle Foto- und Videografen konzipierte Kamera nutzt das von Leica entwickelte L-Mount-Bajonett. Panasonic bietet zur Zeit (Stand 08/2022) zwölf hauseigene Objektive. Aber die L-Mount-Alliance hat insgesamt 52 Vollformat-Objektive zu bieten (Sigma, Leica, Panasonic).

Das ergonomisch geformte Gehäuse der Lumix DC-S1 ist aus einer Magnesiumlegierung gefertigt und gegen Staub sowie Spritzwasser abgedichtet und obendrein gegen Frost und Stürze geschützt. Der üppig große Handgriff ist mit einer griffigen Gummierung versehen, um dem Fotografen optimalen Halt zu geben. Aufgrund der schieren Größe der Kamera (15 x 11 x 10 cm, über 1 kg schwer) sind einige Bedienelemente für kleinere bis mittlere Hände nicht ganz optimal erreichbar. Neben der Nikon Z 6II bietet die Panasonic S1 als einzige Kamera ein praktisches Status-Display auf der Kameraoberseite.

Der rückwärtige, 8,1 Zentimeter große Touchscreen löst 2,1 Megapixel auf und erreicht eine ausreichend hohe Leuchtdichte von 700 cd/m², so dass man auch bei Sonnenlicht noch alles erkennen kann. Das Display lässt sich zudem nach oben und unten neigen sowie etwas zur Seite schwenken (aber nicht weit genug für Selfies). Der elektronische Sucher löst mit 5,76 Megapixeln sehr hoch auf und liegt damit zusammen mit der OM System OM-1 an der Spitze des Testfelds. Mit einer 0,78-fachen Vergrößerung ist er angenehm groß, aber mit Brille muss man also den Kopf bewegen, um ihn komplett überblicken zu können; oder man nutzt den Dioptrienausgleich am Sucher und blickt ohne Brille hinein.

Der 24-Megapixel-Sensor der Lumix DC-S1 liegt in der soliden Sensor-Auflösungsmitte des Testfelds. Der Sensor ist zur Bildstabilisierung auf drei Achsen beweglich gelagert, womit er fünf Messachsen stabilisieren kann. Zusätzlich arbeitet er mit optischen Bildstabilisatoren der Panasonic-Objektive zusammen, was für eine äußerst gute Effektivität sorgt.

Beim Autofokus kommt lediglich ein Kontrast-AF-System mit DFD-Technologie und 225 Messpunkten zum Einsatz. Beim DFD-System errechnet die Kamera aus zwei minimal unterschiedlich fokussierten Bildern mit Hilfe der der Objektivcharakteristik ähnlich einem Phasen-Autofokus die Entfernung. Dank der hohe Abtastrate des Sensors von 480 Bildern pro Sekunde und der gleich hohen Kommunikationsfrequenz mit dem Objektiv geht das sehr schnell. Zudem erkennt der Autofokus nicht nur Gesichter und Augen, sondern auch Köpfe und Körper von Menschen und Tieren.

Der Autofokus arbeitet sehr schnell und deklassiert im Einzel-AF-Betrieb sogar Hybrid-Systeme anderer Hersteller. Beim kontinuierlichen Autofokus tut er sich aber deutlich schwerer als Phasenvergleichs- und Hybridsysteme. Das macht sich besonders bei der kontinuierlichen Autofokusgeschwindigkeit bei Serienbildern bemerkbar. Hier sinkt die Bildrate nämlich von neun auf fünf Bilder pro Sekunde.

Mit maximal neun Bildern pro Sekunde ist die DC-S1 keine extrem schnelle Kamera, allerdings kann man mit XQD-Speicherkarte locker 1.000 Serienbilder in Folge bei voller Auflösung auf die Speicherkarte bannen. Im Rodatenformat sind es immer noch 135 Aufnahmen in Folge. Gespeichert wird mit 135 Megabyte pro Sekunde. Auf eine SD-Karte, die in den zweiten Speicherkartenslot passt, wird immerhin noch mit 113 Megabyte pro Sekunde geschrieben.

Zu den besonderen Funktionen der DC-S1 gehören die 4K- und 6K-Fotofunktionen. Mit diesen lassen sich Fotos schon vor der Betätigung des Auslösers speichern. Außerdem lässt sich der Schärfepunkt mit dieser Funktion nachträglich verschieben, dazu macht die Kamera eine automatisierte Fokusreihe. Eine Fokusreihen-Funktion mit voller Auflösung gibt es allerdings auch noch.

Mit 4K-Video bei maximal 60 Bildern pro Sekunde löst die Kamera Videos hoch auf. Dabei muss man allerdings einen 1,6-fachen Crop in Kauf nehmen. Möchte man keinen horizontalen Bildbeschnitt, muss man sich mit maximal 30 Bildern pro Sekunde zufrieden geben. Das aufgezeichnete Video kann entweder auf die Speicherkarte geschrieben werden oder per HDMI-A-Schnittstelle an einen externen Rekorder geschickt werden. Dabei arbeitet die Kamera mit einem Farb-Subsampling von 4:2:0 und 8-Bit Farbtiefe. Mit einem kostenpflichtigen Software-Upgrade sind auch 4:2:2 mit 10-Bit mit 60 B/s möglich. Mit dem Upgrade wird auch die optionale V-Log-Gradationskurve freigeschaltet.

Panasonic Lumix DC-S1 Testbericht als Premium-VersionUnseren ausführlichen Einzeltest zur Panasonic Lumix DC-S1 gibt es auch als E-Book mit erweitertem Informationsumfang. Das PDF zum Herunterladen enthält gegenüber dieser Online-Version zusätzlich eine übersichtliche Tabelle mit detaillierten Einzelbewertungen sowie zwei Diagramme, in denen die Stärken und Schwächen der Kamera gut vergleichbar visualisiert werden. Zudem stellen wir drei andere Kameras als mögliche Alternativen vor und erklären welche Vor- und Nachteile diese gegenüber der Panasonic Lumix DC-S1 haben. mehr …

Neben der HDMI-Schnittstelle besitzt die S1 eine USB-C-Schnittstelle (3.2), mit der sich flott Daten von den Speicherkarten auf einen Rechner übertragen lassen. Außerdem kann die Schnittstelle zum Laden des Akkus und zur Dauerstromversorgung eingesetzt werden. Der Akku der Lumix DC-S1 stellt laut CIPA-Testverfahren genug Energie für 380 Aufnahmen zur Verfügung. Bei Verwendung des optional erhältlichen Hochformatgriffs verdoppelt sich die Reichweite.

Außerdem sind zwei 3,5mm-Klinkenbuchsen zum Anschluss eines Mikrofons und Kopfhörers vorhanden. Unsichtbar im Inneren verstecken sich die Bluetooth- und WLAN-Antennen, worüber sich die Kamera in bestehende WLANs integrieren lässt. Zudem kann die Kamera per App gesteuert werden und man kann Geodaten bei der Aufnahme in die Metadaten der Fotos schreiben.

Die Bildqualität der Lumix DC-S1 ist bis ISO 400 sehr gut und bis ISO 3.200 gut. Aber auch bei ISO 12.800 ist sie noch brauchbar. Die Auflösung bleibt mit maximal 52 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) für einen 24 Megapixel auflösenden Sensor hinter den Erwartungen zurück. Das liegt aber an der sehr geringen Kantenkontrast-Anhebung durch den Bildprozessor. Der Ausgangs-Tonwertumfang ist bis ISO 1.600 noch gut und sinkt bei steigender ISO-Empfindlichkeit langsam ab. Die Eingangsdynamik liegt bis ISO 51.200 oberhalb von zehn Blendenstufen. Farben bildet die Kamera sehr genau ab.

Das im Test verwendete Objektiv Panasonic S 24-105 mm F4 Makro OIS (S-R24105E) zeigt sich sehr gut auf die Kamera abgestimmt. So wird die Randabdunklung fast vollständig auskorrigiert und zeigt sich maximal mit 0,4 EV. Farbsäume gibt es nur an sehr starken Kontrastkanten im geringen Maße und auch die Verzeichnung zeigt sich nur im Weitwinkel minimal. Allerdings zeigt sich bei offener Blende im Weitwinkel ein Auflösungsverlust zum Bildrand von 40 Prozent.

Das Panasonic S 24-105 mm F4 Makro OIS (S-R24105E) ist als 4,3-fach-Zoom ein klassischer Allrounder, der sich mit einem Gewicht von etwa 680 Gramm und einer Länge von etwa zwölf Zentimetern in die Set-Objektive des Textfeldes einreiht. Das Objektiv unterstützt zudem die Dual-IS-Funktion der Kamera.

Die Panasonic Lumix DC-S1 ist ohne Objektiv bereits für unter 1.700 Euro zu haben. Zusammen mit dem S 20-60 mm F3.5-5.6 (S-R2060) kostet sie knapp 2.200 Euro. Im Set mit dem hier getesteten Universalzoom S 24-105 mm F4 Makro OIS bleibt die Panasonic Lumix DC-S1 knapp unter 3.000 Euro.

Das Panasonic-S-System setzt, wie Eingangs bereits erwähnt, auf das von Leica entwickelte L-Mount. Panasonic hat lediglich zwölf verschiedene Objektive im Programm, was angesichts des Alters des Systems im Vergleich zu beispielsweise Canon oder Nikon wenig ist. Zusätzlich bietet jedoch Leica zehn und Sigma 30 AF-Objektive für das System an. Doch auch andere Objektivhersteller haben das Bajonett für sich entdeckt und so sind weitere 21 Objektive mit manuellem Fokus für den L-Mount erhältlich. Zudem gibt es zwei Telekonverter mit 1,4- und 2-facher Verlängerung.

Fazit

Wer eine große, schwere, dafür aber auch robuste und ergonomische sowie mit technischen Highlights vollgestopfte spiegellose Vollformat-Systemkamera sucht, ist bei der Panasonic Lumix DC-S1 genau richtig. Der Single-Autofokus ist rekordverdächtig schnell, außer bei Serienbildern. Die Ausstattung ist überkomplett und die Videofunktion setzt teilweise neue Maßstäbe im Vollformatbereich. Auch den Bildstabilisator kann man als führend bezeichnen. Bei der Bildqualität sorgt die zurückhaltende Aufbereitung für neutrale, natürliche Ergebnisse mit allerdings etwas geringer Auflösung.

Kurzbewertung

  • Sehr gute Bildqualität bis ISO 400, gut bis ISO 3.200
  • Robustes, spritzwassergeschütztes Gehäuse
  • Ergonomische Bedienung
  • Hochauflösender elektronischer Sucher
  • Sehr schneller AF-S
  • Sehr groß und schwer
  • Einige Videooptionen kostenpflichtig
  • Set-Objektiv mit hohem Auflösungs-Randabfall

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