Ergonomische Vollformatkamera
Canon EOS R6 im Vergleichstest
2022-08-11 Anspruchsvolle Hobbyfotografen liegen bei der spiegellosen Canon EOS R6 genau richtig. Mit einer Auflösung von 20 Megapixeln auf einem bildstabilisierten Vollformatsensor und einem vor Spritzwasser geschützten Gehäuse ist die Kamera bei jedem Motiv und jedem Wetter dabei. Auch die Videofunktion muss sich mit 4K-Auflösung bei 60 Bildern pro Sekunde nicht verstecken. Ebenfalls auf hohem Niveau bewegt sich die Bildqualität. (digitalkamera.de Redaktion)
Die Canon EOS R6 ist eine spiegellose Mittelklasse-Vollformatkamera, die vor mit einer schnellen, ausdauernden Serienbildfunktion beeindruckt. [Foto: MediaNord]
Die Canon EOS R6 wurde zusammen mit dem "großen" Schwestermodell EOS R5 Im Juli 2020 vorgestellt. Die Vollformatkamera richtet sich an ambitionierte Amateure, macht aber auch als Profi-Kamera keine schlechte Figur. Objektive werden mit dem Canon-RF-Bajonett an die EOS R6 angeschlossen. Trotz des geringen Alters des Bajonetts bietet Canon bereits 28 Objektive an. Fremdhersteller-Objektive gibt es allerdings noch nicht so viele, zumindest nicht mit Autofokus-Funktion. Insgesamt gibt es acht Canon Kameras mit RF-Bajonett, sechs davon mit Vollformat-Sensor (Stand 08/2022)
Dank großzügiger "Belederung" und einem ergonomisch geformten Gehäuse liegt die Kamera angenehm griffig in der Hand. Das Chassis der R6 besteht aus einer Magnesium-Legierung und die Verkleidung zum Teil aus Polycarbonat mit Glasfaser. Canon gibt an, dass die Kamera vor Spritzwasser- und Staub geschützt ist, aber eine Garantie gibt es darauf nicht.
Der 7,5 Zentimeter große, dreh- und schwenkbare Touchscreen löst mit 1.620.000 Bildpunkten fein auf und erreicht eine Leuchtdichte von eher mageren 535 Candela pro Quadratmeter. Sprich: bei hoher Umgebungshelligkeit kann der Fotograf unter Umständen nicht mehr alle Details erkennen. Der Bildschirm ist gut 100 cd/m² dunkler als der nächst hellere Bildschirm der Konkurrenz. Die Navigation via Touchscreen geht gut von der Hand, was zum einen an der präzisen Touchfunktion liegt und zum anderen an dem hervorragenden Menükonzept von Canon, das es dem Fotografen sehr einfach macht, durch die große Optionsvielfalt zu navigieren.
Zum Glück bietet die EOS R6 auch einen elektronischen Sucher, bei dem die Helligkeit kein Manko darstellt. Dieser löst mit 3.690.000 Bildpunkten auf. Der Sucher ist mit 0,76-facher Vergrößerung für Menschen ohne Brille groß genug, Brillenträger sollten aber eher versuchen, den Dioptrien-Ausgleich zu benutzen, denn mit Brille ist der Sucher nicht mehr optimal zu überblicken.
Der Kleinbild-Sensor löst mit 20 Megapixeln auf und bildet zusammen mit der OM System OM-1 das nominelle Auflösungs-Schlusslicht des Testfeldes. In der R6 (und R5) feiert ein Sensor-Shift-Bildstabilisator bei Canon Premiere, der obendrein äußerst effektiv arbeitet und auch mit den optischen Bildstabilisatoren der Objektive für noch höhere Effektivität kombinierbar ist.
Mit dem Dual-Pixel-Autofokus-System der zweiten Generation besitzt die EOS R6 ein flottes Hybrid-AF-System, das sogar Algorithmen aus dem AF-System der Profi-DSLR EOS-1D X Mark III verwendet. Dazu gehört die Deep-Learning-Funktionalität, mit der die Kamera das Arbeitsverhalten des Fotografen analysiert, daran anpasst und den Autofokus damit schneller und präziser macht. Eine Gesichts- und Augenerkennung für Mensch und Tier ist ebenfalls mit von der Partie.
Die Serienbildfunktion ist mit 11,6 Bildern pro Sekunde in JPEG sowie Raw zwar nicht die allerschnellste, aber für die meisten Aufgaben ausreichend. Zudem beeindruckt die R6 mit einer langen Ausdauer: In JPEG können praktisch so lange Serienbilder bei voller Geschwindigkeit aufgenommen werden, bis die Speicherkarte voll ist. In Raw sind stolze 339 Fotos mit dieser Geschwindigkeit möglich. Die Speichergeschwindigkeit von knapp über 210 MB/s auf eine schnelle SDHC-Karte (UHS II) reicht aus, um in Raw bis zur Erschöpfung der Speicherkartenkapazität 9,8 Serienbilder pro Sekunde aufzunehmen. Die R6 bietet gleich zwei solche Steckplätze.
Die Canon EOS R6 bietet einen großen dreh- und schwenkbaren Touchscreen sowie einen hochauflösenden elektronischen Sucher. [Foto: MediaNord]
Das Setobjektiv Canon RF 24-105 mm F4-7.1 IS STM glänzt zwar nicht unbedingt mit hoher Lichtstärke, besitzt aber einen Bildstabilisator, einen schnellen Autofokus und eine anständige Bildqualität. [Foto: MediaNord]
Standardmäßig ist der Verschluss der Canon EOS R6 geschlossen, per Menü lässt er sich aber auch einstellen, dass er nach dem Ausschalten der Kamera offen bleibt. [Foto: MediaNord]
Anstelle des Schulterdisplays, das noch bei der EOS R zum Einsatz kam, sitzt bei der Canon EOS R6 ein klassisches Programmwählrad. [Foto: MediaNord]
Das Stativgewinde der Canon EOS R6 sitzt in der optischen Achse und ausreichend weit vom Akkufach entfernt, damit eine Schnellwechselplatte dieses nicht blockiert. [Foto: MediaNord]
Die Schnittstellenausstattung der Canon EOS R6 ist vielfältig: Neben einem Fernauslöseanschluss gibt es einen Mikrofonein- und einen Kopfhörerausgang sowie eine 4K-fähige Micro-HDMI-Schnittstelle und einen modernen USB-C-Anschluss. [Foto: MediaNord]
Im Gegensatz zur EOS R besitzt die Canon EOS R6 zwei Speicherkartenfächer, die zudem beide zum schnellen UHS II kompatibel sind. [Foto: MediaNord]
Neben den umfangreichen Foto-Funktionen, die sogar eine Motivautomatik umfassen, lässt die EOS R6 auch bei der Videofunktion niemanden im Stich. So kann die Kamera maximal 3.840 x 2.160 Bildpunkte mit maximal 60 Bildern pro Sekunde aufzeichnen. Dabei nutzt die Kamera ein 5,1K Oversampling. Dieses Verfahren ist dafür bekannt, Details besser wiedergeben zu können. Die Aufnahmedauer ist allerdings aus thermischen Gründen begrenzt. Hier kommt das überwiegend aus Kunststoff gefertigte und damit nicht so gut wärmeleitende Gehäuse negativ zum Tragen. So können 4K-Videos mit 50 oder 60 Bildern pro Sekunde maximal 30 Minuten lang sein. 40 Minuten sind bei 4K Videos mit 24, 25 oder 30 Bildern pro Sekunde möglich.
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Neben der Möglichkeit, HDR-Videos aufzuzeichnen, besitzt die EOS R6 einen Clean-HDMI-Ausgang mit 10 Bit Farbtiefe sowie je einen Stereo-Kopfhörer und -Mikrofonanschluss. Ein USB-C-Anschluss sorgt für eine schnelle Datenübertragung an den heimischen Computer und kann zusätzlich zur Dauerstromversorgung genutzt werden. Zudem lässt sich der Akku auch in der Kamera laden, da verhält sich die Kamera aber sehr wählerisch und lädt den Akku nicht, wenn zu wenig Stromstärke vorhanden ist (statt ihn dann einfach langsamer zu laden). Der Akku liefert bei voller Ladung genug Energie für 510 Aufnahmen (laut CIPA Testverfahren). Mit dem optionalen Hochformatgriff lässt sich die Aufnahmekapazität energieseitig verdoppeln.
Auch drahtlos bietet die EOS R6 volles Standardprogramm. So stehen eine WLAN- und Bluetooth-Verbindung zur Verfügung. Beide können zur Datenübertragung und zur Fernbedienung beziehungsweise Fernauslösung eingesetzt werden. Zudem erlaubt die Bluetooth-Funktion die Übertragung von Positionsdaten in die Metadaten der Bilder und das direkt bei der Aufnahme.
Bei der Bildqualität zeigt sich die Kamera mit dem Set-Objektiv RF 24-105 mm F4-7.1 IS STM bis ISO 3.200 sehr gut und bis ISO 6.400 immer noch gut. Bis ISO 12.800 sind die Aufnahmen noch brauchbar. Damit zieht die Kamera keinen nennenswerten Vorteil aus der gegenüber den üblichen 24 Megapixeln etwas geringeren Auflösung. Die maximal gemessene Auflösung beträgt gut 50 Linienpaare pro Millimeter, ein befriedigend bis guter Wert für 20 Megapixel. Die nominell identisch auflösende OM System OM-1 holt aber beispielsweise mit 55 lp/mm effektiv zehn Prozent mehr Auflösung aus 20 Megapixeln.
Das RF 24-105 mm F4-7.1 IS STM zeigt in allen Brennweiten einen Auflösungs-Randabfall von maximal 30 Prozent, was für ein solches Zoom in Ordnung geht. Optische Fehler werden von der Kamera gut ausgeglichen und so gibt es keine nennenswerten Farbsäume oder Verzeichnungen. Mit knapp 400 Gramm Gewicht und Abmessungen von knapp neun Zentimetern Länge und acht Zentimetern Durchmesser passt das 4,4-fach-Zoom optisch zur Kamera. Für bessere Griffigkeit sind der Zoom- und Fokusring gummiert. Die Fokussierung übernimmt ein präziser Schrittmotor. Um Verwackelungen auszugleichen, besitzt das Objektiv einen eingebauten optischen Stabilisator, der mit dem Sensor-Shift-Bildstabilisator zusammenarbeitet und deutlich längere Belichtungszeiten als ohne Stabilisator erlaubt.
Die Canon EOS R6 ist als Gehäuse für etwa 2.500 Euro zu haben und zusammen mit dem Canon RF 24-105 mm F4-7.1 IS STM kostet sie ab gut 2.800 Euro. Das Canon-RF-System umfasst 28 Vollformat-Objektive, auch einen Bajonett-Konverter für den Einsatz von EF-Objektiven gibt es. Fremdhersteller bieten überraschend wenig Objektive mit RF-Bajonett an. So gibt es lediglich vier AF-Objektive von Fremdherstellern und 27 Objektive mit manueller Fokussierung (Stand 08/2022).
Fazit
Vor allem technisch und ergonomisch ist die Canon EOS R6 eine sehr gelungene Kamera. Sie liegt hervorragend in der Hand, die Bedienung ist sehr durchdacht. Auch wenn das Gehäuse gut verarbeitet und robust ist, macht es aufgrund des Kunststoffs nicht den hochwertigsten Eindruck, zumal man die entstehende Wärme mit einem Metallgehäuse besser abführen könnte. Gegenüber der EOS R ist die R6 ein sehr großer Schritt nach vorn, die Ausstattung und Funktionalität sowie vor allem die Performance haben deutlich zugelegt. Die Bildqualität ist bei höheren ISO-Empfindlichkeiten deutlich besser.
Kurzbewertung
- Sehr gute Bildqualität bis ISO 1.600, gut bis 6.400
- Sehr gute Bedienung
- Gutes Setobjektiv
- Schnelle, ausdauernde Serienbildfunktion
- Schneller Autofokus
- Wählerische USB-Ladefunktion
- Bildschirm nicht besonders hell
- Außengehäuse lediglich aus Kunststoff