Weitwinkel-Standardzoom

Panasonic S 20-60 mm F3.5-5.6 (S-R2060) im Test

2023-03-23, aktualisiert 2023-03-27 Das Panasonic Lumix S 20-60 mm F3.5-5.6 (S-R2060) ist das preisgünstigste Vollformat-Zoomobjektiv im Panasonic. Für ein Standardzoom bietet es ungewöhnlich viel Weitwinkel und hat damit sogar einen Trend angestoßen, inzwischen bietet beispielsweise auch Sony ein Standardzoom beginnend bei 20 Millimetern Brennweite an. Neben kompakten Abmessungen will das Standardzoom von Panasonic aber auch mit einer geringen Naheinstellgrenze punkten. Wie gut das Weitwinkel-Standardzoom ist und wo seine Stärken und Schwächen liegen, zeigt unser Test an der Panasonic Lumix DC-S5 sowie der brandneuen S5II.  (Benjamin Kirchheim)

Verarbeitung

Mit einem Gewicht von nur 351 Gramm ist das Panasonic S 20-60 mm F3.5-5.6 (S-R2060) angenehm leicht, zusammen mit der Testkamera Lumix DC-S5II bleibt das Gewicht unter 1,1 Kilogramm. Möglich wird das durch die großzügige Verwendung von Kunststoff beim Gehäusematerial. Die Verarbeitung ist sehr gut, lediglich der Zoomtubus hat leichtes Spiel. Für die nötige Robustheit sorgt ein Spritzwasser- und Staubschutz. Auch am Metallbajonett befindet sich eine Dichtlippe. Selbst bei Frost bis -10 °C soll das Weitwinkel-Standardzoom noch anstandslos arbeiten. Die Frontlinse besitzt zudem eine schmutzabweisende Fluorbeschichtung.

Mit einer Länge von 8,7 und einem Durchmesser von 7,7 Zentimetern ist es recht kompakt, obwohl der Bildwinkel bis zu 94 Grad diagonal erreicht. Im "Tele" sind es 40 Grad, was eher einer Normalbrennweite als einem richtigen Tele entspricht. Das Filtergewinde misst lediglich 67 Millimeter. Es besteht wie das Gehäuse aus Kunststoff, was nicht ganz optimal ist.

Im Lieferumfang befindet sich neben den obligatorischen Deckeln auch eine 23 Gramm leichte tulpenförmige Streulichtblende, die ebenfalls aus Kunststoff besteht. Sie ist innen mattschwarz geriffelt, was Reflexionen minimiert. Ihr Bajonett rastet sauber an der Objektivfront ein, zum Abnehmen muss ein Entriegelungsknopf gedrückt werden. Zum Transport lässt sich die 3,7 Zentimeter kurze, 8,8 Zentimeter durchmessende Blende verkehrt herum montieren. Dabei verdeckt sie allerdings den Fokusring fast komplett.

Ausstattung und Fokus

Das Panasonic S 20-60 mm F3.5-5.6 bietet lediglich zwei Einstellringe und einen Schalter als Bedienelemente. Tasten sucht man vergebens. Im hinteren, etwas schlankeren Bereich befindet sich der gut zwei Zentimeter breite Zoomring, der dank einer Gummiriffelung sehr griffig ist. Mit weniger als einer viertel Umdrehung wird die Brennweite des Dreifachzooms von 20 auf 60 Millimeter verstellt, wobei Markierungen bei 20, 24, 28, 35, 50 und 60 Millimeter eine einfache Einstellung von klassischen Festbrennweiten erlauben. Im Livebild lässt sich die Brennweite praktischerweise sogar millimetergenau einblenden. Das ist zum Erreichen des größten Abbildungsmaßstabs essenziell, worauf wir weiter unten zurückkommen.

Das Panasonic S 20-60 mm F3.5-5.6 besitzt einen klassischen, ausfahrenden Zoomtubus. Bei 20 Millimetern Brennweite ist das Objektiv am kürzesten, bei 60 Millimetern fährt der Tubus auf maximal 3,2 Zentimeter aus. Der Zoomring läuft übrigens ziemlich stramm, was eine feine Einstellung der Brennweite erschwert. Gleichmäßige Zoomfahrten bei Videoaufnahmen sind damit unmöglich.

Der Fokus arbeitet hingegen intern und wird von einem lautlosen, schnellen Fokusmotor angetrieben. Das ist zwar praktisch für Videoaufnahmen, jedoch zeigt das Objektiv deutliches Fokusatmen. Auf eine manuelle Fokussierung kann über den Schalter an der Objektivseite gewechselt werden. Zudem verfügen sowohl die S1- als auch die S5-Modelle als Alternative über einen AF-S/AF-C/MF-Wahlhebel auf der Kamerarückseite, der bequem mit dem Daumen bedient werden kann.

Der manuelle Fokusring ist mit einem Zentimeter deutlich schmaler als der Zoomring und verfügt ebenfalls über eine rutschfeste Gummiriffelung. Er sitzt am etwas breiteren, vorderen Teil des Objektivs und arbeitet elektronisch. Sehr praktisch ist, dass die S-Kameras nicht nur eine Einstellung der Linearität erlauben, sondern auch die Stellweite für den linearen Betrieb. So kann man wählen, ob der Fokusweg von der Drehgeschwindigkeit oder dem Drehwinkel abhängen soll und wie groß der Drehwinkel sein soll.

Dank auf Wunsch automatischer Fokuslupe, praktischerweise nur im Zentrum des Livebilds, sowie zuschaltbarem Peaking kann man sehr feinfühlig manuell fokussieren. Allerdings gibt einem die Fokusskala lediglich einen ungefähren Anhaltspunkt, wie weit der Fokuspunkt entfernt liegt. Die genaue Fokusentfernung wird hingegen nicht als Zahlenwert angezeigt, nicht einmal die Naheinstellgrenze kann man auf dem Bildschirm ablesen.

Diese variiert nämlich mit der Brennweite. Im Bereich von 20 bis 26 Millimeter gibt Panasonic sie mit 15 Zentimetern an, im Bereich von 26 bis 60 Millimeter steigt sie auf bis zu 40 Zentimeter an. Der größte Abbildungsmaßstab soll bei 26 Millimetern Brennweite mit immerhin 1:2,3 erreicht werden. Das reicht knapp nicht für die Einstufung als "Macro", ist aber nahe dran und unterstreicht die universelle Verwendbarkeit des Standardzooms.

In der Praxis konnten wir sogar minimal näher fokussieren. Bei 20 Millimetern Brennweite waren es 14,6 Zentimeter ab Sensorebene beziehungsweise nur 3,8 Zentimeter ab Objektivfront. Das sorgt durchaus schon für Probleme mit ungewolltem Schattenwurf im Motiv. Damit konnten wir ein minimales Bildfeld von 10,2 mal 6,8 Zentimeter einfangen, was einem Abbildungsmaßstab von 1:2,8 entspricht.

Stellt man exakt eine Brennweite von 26 Millimetern ein, erreicht man den größten Abbildungsmaßstab. Das gelingt am besten mit Hilfe der Brennweitenanzeige im Livebild, der Zoomring steht dann exakt zwischen den auf dem Objektiv aufgedruckten Zahlen 24 und 28. Dabei stimmt die Naheinstellgrenze von 15 Zentimetern exakt mit der Herstellerangabe überein. Der Abstand der Objektivfront vom Motiv beträgt dabei nur 4,1 Zentimeter. Das Bildfeld beträgt 8,4 mal 5,6 Zentimeter, was dem versprochenen Abbildungsmaßstab von 1:2,3 entspricht.

Bei 60 Millimetern Brennweite steigt die Naheinstellgrenze deutlich, unterbietet mit 38,1 Zentimetern aber ebenfalls die Werksangabe. Ab Objektivfront sind das komfortable 24,3 Zentimeter. Das minimale Bildfeld beträgt jedoch lediglich 17,2 mal 11,5 Zentimeter, was einem Abbildungsmaßstab von 1:4,8 entspricht.

Bei 20 bis 26 Millimeter sind die Bildränder an der Naheinstellgrenze auch in kleinen Formaten sichtbar unscharf. Je länger die Brennweite wird, desto schärfer werden auch die Bildränder. Bei 60 Millimetern Brennweite sind selbst die Bildecken visuell scharf. Jedoch erreicht man hier keinen besonders großen Abbildungsmaßstab mehr. Das 20-60 mm F3.5-5.6 macht also keinesfalls eine Makro-Festbrennweite überflüssig.

Zwar fehlt dem Panasonic S 20-60 mm F3.5-5.6 ein optischer Bildstabilisator, doch das ist dank des beweglich gelagerten Bildsensors der Lumix-S-Kameras kein Problem. Wir konnten mit der S5II bei kürzester Brennweite 1/2,5 Sekunde lang unverwackelt aus der Hand belichten, was drei Blendenstufen entspricht. Bei längster Brennweite konnten wir 1/4 Sekunde gut aus der Hand halten, was vier Blendenstufen entspricht. Auch bei längeren Belichtungszeiten lassen sich noch unverwackelte Aufnahmen erzielen, jedoch steigt der Ausschuss deutlich an.

Fortsetzung auf Seite 2

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Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.