Videospezialistin

Panasonic Lumix DC-GH6

2022-08-11 Videografen werden mit der Panasonic Lumix DC-GH6 nichts falsch machen. Denn der Neuzugang der GH-Serie verschiebt seinen Fokus noch deutlicher in Richtung Videografie, wie der fest eingebaute Lüfter beweist. Da Panasonic jedoch keine der essenziellen fotografischen Funktionen der 25 Megapixel auflösenden Kamera gestrichen hat, dürfte der wuchtige Micro-Four-Thirds-Bolide auch für Fotografen interessant sein.  (digitalkamera.de Redaktion)

Die Lumix DC-GH6 wurde von Panasonic am 22. Februar 2022 als Nachfolger der DC-GH5 vorgestellt. Auch wenn die GH6 keine essentiellen Fotofunktionen vermissen lässt, zeigt sie sich eher als waschechtes Video-Arbeitstier mit maximal 5,7K Videoauflösung. Panasonic ist neben OM System (Olympus) einer der beiden großen Hersteller des Micro-Four-Thirds-Systems und einer der Pioniere der modernen spiegellosen Systemkameras. Daher gibt es ein reichhaltiges Objektivprogramm. Allein Panasonic bietet aktuell 35 Objektive an, 34 davon mit Autofokus (Stand 08/2022).

Das staub- und spritzwassergeschützte Gehäuse der sehr wuchtigen GH6, die größer als manche Vollformatkameras ist, besteht aus einer Magnesiumlegierung. An entscheidenden Stellen ist die Kamera mit großzügigen Gummierungen versehen, um dem Fotografen mehr Traktion zu bieten. Dank der üppigen Gehäuseabmessungen kommen besonders Menschen mit großen Händen voll auf ihre kosten, auch wenn der Übergang am Griff besser ausgeformt sein könnte.

Der 7,6 Zentimeter große 3:2-Touchscreen auf der Rückseite ist nicht nur dreh- und schwenkbar, sondern lässt sich auch nach oben klappen. Mit etwa 1,84 Millionen Bildpunkten löst er hoch auf und bietet mit einer maximalen Leuchtdichte von 960 cd/m² obendrein eine sehr gute Helligkeit. Die Touchfunktion ist in die Menünavigation integriert und präzise nutzbar.

Als Alternative zum Monitor steht ein elektronischer OLED-Sucher bereit. Er löst mit 3,68 Millionen Bildpunkten auf und kann mit 60 oder 120 Bildern pro Sekunde betrieben werden, um eine flüssige Anzeige zu gewährleisten. Er besitzt eine 0,76-fache Vergrößerung und liegt damit auf einer Stufe mit Vollformat DSLRs. Brillenträger können den Sucher bis fast in die Bildecken überblicken.

Mit 25 Megapixeln Auflösung feiert in der GH6 ein neuer Aufnahmesensor Premiere, denn bisher lösten Four-Thirds-Sensoren maximal 20 Megapixel auf. Damit wird die GH6 sogar fast die nominell am höchsten auflösende Kamera im Testfeld. Der Sensor ist zur optischen Bildstabilisierung beweglich gelagert und kann mit bestimmten Objektiv-Stabilisatoren kombiniert werden, um die ohnehin sehr gute Stabilisatoreffektivität noch zu steigern.

Als einziger Hersteller setzt Panasonic auf einen reines Kontrast-AF-System mit proprietärer DFD-Technologie. Bei dieser bestimmt die Kamera anhand von Daten des Objektivs und zwei unterschiedlich fokussierten Aufnahmen, in welche Richtung und wie weit sich der Fokus bewegen muss. Das Prinzip ist einem Phasen-Autofokus zwar ähnlich, aber nur bei statischen Motiven ebenbürtig. Insgesamt stehen dem Fokussystem 315 Messfelder zur Verfügung und auch umfangreiche Erkennungsfunktionen für Körper, Köpfe, Gesichter und Augen von Menschen und Tieren sind mit von der Partie. Auch eine Motiv-Verfolgung fehlt nicht, funktioniert aufgrund des DFD-Systems allerdings nur bei einer relativ niedriger Serienbildfrequenz von acht Bildern pro Sekunde.

Die Autofokusgeschwindigkeit wurde im digitalkamera.de Test mit 0,13 bis 0,16 Sekunden ermittelt. Die Serienbildgeschwindigkeit zeigt sich ebenfalls auf der schnellen Seite. So konnten 54 Raw- oder 82 JPEG-Bilder am Stück bei 14,7 Bildern pro Sekunde gespeichert werden. Zudem gibt es eine Highspeed-Serienbildfunktion, die mit elektronischem Verschluss 75 Bilder pro Sekunde für 200 Bilder am Stück aufnimmt, und das sogar unabhängig vom Dateiformat. Die maximale Speichergeschwindigkeit erreichte die GH6 mit einer CFexpress Speicherkarte im ersten Speicherkartenslot mit etwas über 270 MB/s. Im zweiten SD-Speicherkartenslot erreichte die Kamera immerhin etwa 250 MB/s Schreibgeschwindigkeit.

Mit 5.760 x 4.320 Bildpunkten und 30 Bildern pro Sekunde erreicht die GH6 ihre höchste Videoauflösung von 5,8K im 4:3 Seitenverhältnis. Hierzu sind aber anamorph abbildende Objektive notwendig. Diese speziellen Objektive (Anamorphoskop) verkleinern das Bild in der Horizontalen um den anamorphischen Faktor zwei. Im 17:9 Format von 5.728 x 3.024 Pixel kann die GH6 mit maximal 60 Bildern pro Sekunde aufzeichnen. Bei 4K-Auflösung sind sogar 120 Bilder pro Sekunde möglich. Neben den Codecs H.264 und H.265 können Videos auch als Apple ProRes 422HQ aufgezeichnet werden.

Neben HDR-Video mit einem Dynamikumfang von mehr als 13 Blendenstufen sind V-Log und V-Gamut vorhanden. Zusätzlich besitzt die GH6 die aus den professionellen Kinokameras von Panasonic vorinstallierte Farbmetrik. Zudem lassen sich .CUBE und .VLT Dateiformate importieren. Darüber hinaus sind externe Videoaufzeichnungen über die HDMI-A-Schnittstelle möglich, auch im Rohdatenformat.

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Den Ton nimmt die Panasonic Lumix DC-GH6 mit dem internen Mikrofon in 48 kHz 24 Bit auf, mit extern per 3,5 mm Klinke angeschlossenen Mikrofon sind es sogar 96 kHz 24 Bit High Resolution. Beim Einsatz des externen XLR-Adapters, der auf den Blitzschuh geschoben wird, sind sogar 4-Kanal-Tonaufnahmen möglich (2x XLR, internes Mikro und externes Mikro), was mehr Flexibilität bei Interviews oder der Aufnahme von Sprecher und Umgebungsgeräuschen erlaubt. Welche Kanäle über den per 3,5 mm Klinke angeschlossenen Kopfhörer kontrolliert werden soll, kann eingestellt werden. Auf der Kameraoberseite gibt es eine Tonkontrolltaste, womit sich beispielsweise der Tonpegel leicht kontrollieren und einstellen lässt.

Bei der Wireless-Konnektivität steckt die GH6 nicht zurück und bietet WLAN und Bluetooth als Verbindungsoption. Zudem kann die Kamera mit entsprechender Software als (niedrig auflösende) Webcam eingesetzt werden. Auch die Option, Positionsdaten von einem Smartphone zu übertragen, ist gegeben.

Mit der USB-C-Schnittstelle (3.2 SuperSpeedPlus) lassen sich die Daten übertragen sowie die Kamera mit Strom versorgen (Power Delivery). Als Akku kommt der Panasonic DMW-BLK22 zum Einsatz. Er liefert Energie für bis zu 380 Aufnahmen (laut CIPA Testverfahren). Ein Akkugriff lässt sich nicht anschließen.

Bei der Bildqualität erreicht die Panasonic Lumix DC-GH6 eine sehr gute effektive Auflösung von bis zu 68 Linienpaaren pro Millimeter, was auf dem Niveau von 24 Megapixel auflösenden Kleinbildkameras ist. Die Bildqualität ist bis ISO 400 am höchsten und bis ISO 3.200 gut. Oberhalb von ISO 400 sind damit Kleinbildkameras deutlich überlegen. Ebenfalls punkten kann die Bildqualität der GH6 mit ihrer guten Farbtreue und der hohen Dynamik.

In Kombination mit dem Set-Objektiv 12-60 mm F2.8-4 zeigt sich zwar im Bildzentrum eine sehr hohe Auflösung, die jedoch je nach Brennweite und Blende zum Bildrand um bis zu über 60 Prozent abfällt. Farbsäume und auch die Verzeichnung sind gut auskorrigiert, wenn man von der maximal 1,5-prozentigen, tonnenförmigen Verzeichnung bei 12 Millimetern Brennweite absieht. Das Panasonic 12-60 mm F2.8-4 ist ein 5-fach Zoom mit ordentlicher Lichtstärke und recht geringen Abmessungen von 86 Millimetern Länge und 68 Millimetern Durchmesser. Auch das Gewicht ist mit 320 Gramm im Vergleich zur Kamera sehr leicht. Aufgrund des kleinen Four-Thirds-Sensors entspricht der Bildwinkel einem Kleinbildobjektiv mit einer Brennweite von 24 bis 120 Millimeter.

Panasonic bietet die Lumix DC-GH6 als Gehäuse für etwa 2.200 Euro an und in Kombination mit dem weniger lichtstarken 12-60 mm F3.5-5.6 für etwa 2.400 Euro. Im Set mit dem getesteten 12-60 mm F2.8-4 sind etwa 2.800 Euro zu zahlen. Panasonic bietet aktuell (Stand 08/2022) 35 Micro-Four-Thirds-Objektive an, 34 davon mit Autofokus. Zudem hat Panasonic zwei Telekonverter mit 2- und 1,4-facher Brennweitenverlängerung im Programm. Diese passen allerdings nicht auf jedes Objektiv. Darüber hinaus zählen wir in unserer Marktübersicht über 110 weitere Objektive mit Micro-Four-Thirds-Anschluss, wovon immerhin 40 über einen Autofokus verfügen. Ein Großteil der AF-Objektive, nämlich 31 Stück, stammt vom Systempartner Olympus beziehungsweise OM System, wie die von Olympus verkaufte Kamerasparte inzwischen heißt.

Fazit

Die Panasonic Lumix DC-GH6 hinterlässt einen etwas zwiegespaltenen Eindruck. Ihr robustes, ergonomisches Gehäuse und der neue 25-Megapixel-Sensor mit einer sehr guten Bildqualität machen die vor allem für Videografen gedachte Kamera auch für Fotografen sehr interessant. Die GH6 ist inklusive ihres Autofokus sehr leistungsfähig – aber nur solange der Autofokus nicht bei schnellen Serienbildern nachgeführt werden muss. Die Bildqualität des neuen 25-Megapixel-Sensors ist sehr gut und stellt die Objektive vor eine Herausforderung, gerade am Bildrand.

Kurzbewertung

  • Sehr gute Bildqualität bis ISO 400, gut bis 1.600
  • Umfangreich ausgestattete 5,7K-Videofunktion
  • Hervorragende Gehäuseverarbeitung
  • Serienbilder und AF-S sehr schnell
  • Clevere Bildschirmbeweglichkeit
  • Mit AF-C langsame Serienbildrate
  • Für den kleinen Sensor sehr groß und schwer
  • Set-Objektiv mit hohem Auflösungs-Randabfall

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