Kompakte, sehr gut ausgestattete Micro-Four-Thirds-Kamera

Panasonic Lumix DC-GX9 im Vergleichstest

2022-03-08 Die Panasonic Lumix DC-GX9 besitzt ein ordentlich verarbeitetes, aber vor allem sehr kompaktes Kunststoffgehäuse. Einzigartig ist ihr nach oben klappbarer, hochauflösender Sucher, aber auch der helle Touchscreen lässt sich nach oben und unten kippen. Dank der beweglichen Lagerung des 20 Megapixel auflösenden Four-Thirds-Sensors gibt es eine Bildstabilisierung mit jedem angesetzten Objektiv. Doch auch darüber hinaus überzeugt die GX9 mit einem großen Ausstattungsumfang und dem sehr schnellen Autofokus samt Gesichts- und Augenerkennung. Die Bildqualität ist eher von einer natürlichen Wiedergabe als von Knackigkeit mit höchster Auflösung geprägt.  (digitalkamera.de Redaktion)

Bereits im März 2018 kam die Panasonic Lumix DC-GX9 als Nachfolgemodell der GX8 auf den Markt, wobei die GX9 zwar technisch verbessert, aber beispielsweise beim Gehäuse auch etwas abgespeckt wurde, was jedoch für einen günstigeren Preis sorgt. Sie richtet sich an ambitionierte Einsteiger, die einen großen Ausstattungsumfang in einem kompakten Gehäuse wünschen. Das Micro-Four-Thirds-System entwickelt und betreibt Panasonic zusammen mit Olympus (heißt jetzt OM Digital Solutions). Es war einst das erste spiegellose Kamerasystem (sieht man einmal von der manuell zu fokussierenden Leica-M-Serie ab) am Markt und daher lange Zeit führend. Dadurch gibt es nicht nur sehr viele Kameramodelle, sondern auch eine große Auswahl an Objektiven. Allein Panasonic hat 34 Objektive am Markt und Systempartner OM Digital Solutions 33 (Stand 03/2022).

Im Micro-Four-Thirds-System kommen nur 17,3 x 13 mm große Four-Thirds-Bildsensoren zum Einsatz, die ein 4:3-Seitenverhältnis besitzen und deren Fläche ein Viertel eines Kleinbildsensors beträgt. Dadurch kommt der Cropfaktor von 2 zustande, so dass man alle Brennweiten einfach nur verdoppeln muss, um das Kleinbildäquivalent zu erhalten. Dank der kleinen Sensorgröße fallen nicht nur die Kameras, sondern auch die Objektive sehr kompakt aus. Auch bei Makroaufnahmen bringt das kleine Sensorformat Vorteile.

Das Gehäuse der Panasonic Lumix DC-GX9 besteht komplett aus Kunststoff, ist aber sehr gut verarbeitet. Mit 12,4 x 7,2 x 4,7 Zentimetern und einem Gewicht von lediglich 450 Gramm ist sie sehr kompakt und recht leicht. Das Gehäuse ist insgesamt sehr flach gehalten, der Handgriff ist nur klein. Das sorgt zwar nicht für sonderlich viel Halt, was aber durch die genarbte Gummierung etwas ausgeglichen wird, die großzügig das Gehäuse verziert und es dabei auch noch edler wirken lässt. Zudem gibt ein kleiner Steg auf der Rückseite dem Daumen Halt. Dass das Gehäuse auch im Detail edel designt wurde, merkt man beispielsweise an der Schnittstellenabdeckung, die beim Öffnen in das Gehäuse gleitet.

Ein Highlight der GX9 ist ihr großer, mit 2,79 Millionen Bildpunkten sehr hochauflösender elektronischer Sucher. Einzigartig ist die Möglichkeit, diesen bis in die Senkrechte nach oben klappen zu können, was in mancher Aufnahmesituation sehr praktisch sein kann. Der Sucher verfügt über einen Dioptrienausgleich, den man auch nutzen sollte, denn mit Brille ist der Suchereinblick nicht ganz optimal. Doch auch der rückwärtige Touchscreen ist klappbar und lässt sich dank der hohen Leuchtdichte von 750 cd/m² auch im Freien bei Sonnenschein noch gut verwenden. Er ist 7,5 Zentimeter groß und löst 1,04 Millionen Bildpunkte auf.

In dieser Preisklasse nur bei Panasonic und Olympus zu finden ist der beweglich gelagerte Bildsensor. Dadurch wird jedes angesetzte Objektiv kameraseitig bildstabilisiert, was Verwackelungen entgegenwirkt. Bei der GX9 arbeitet der Sensor-Shift-Bildstabilisator sogar mit dem Bildstabilisator im Objektiv zusammen, wenn dieses von Panasonic ist und ebenfalls einen Bildstabilisator besitzt. So wird die Effektivität noch weiter erhöht.

Beim Autofokus setzt Panasonic auf sein DFD-System, das auf einer reinen Kontrastmessung basiert. Dabei wird der Fokus zwischen zwei Bildern minimal verschoben, an deren Analyse die Kamera (mit einem Panasonic-Objektiv) ähnlichen einem Phasen-Autofokus errechnen kann, wo sich die Schärfeebene befindet. Daraus resultiert ein pfeilschneller Autofokus, lediglich 0,15 Sekunden vergehen vom Drücken des Auslösers bis das scharfe Foto aufgenommen wird. Nur bei Serienbildern und der Fokusnachführung bei Videoaufnahmen ist das System gegenüber einem Hybridautofokus mit Phasenerkennung leicht unterlegen. Übrigens erkennt die Lumix selbstverständlich Gesichter und fokussiert auch auf die Augen.

Mit 9 Bildern pro Sekunde für üppige 140 JPEG-Fotos am Stück kann sich die Serienbildfunktion der GX9 sehen lassen. Allerdings gilt dies nur ohne Nachfokussierung. Mit Fokusnachführung sinkt die Serienbildrate auf 6 Bilder pro Sekunde. Dafür bietet die GX9 aber noch eine 4K-Foto-Funktion mit 30 Bildern pro Sekunde bei immerhin 8,3 Megapixeln Auflösung. Auf Wunsch kann dabei der Schärfebereich durchfahren werden und man kann später wählen, wo man den Schärfepunkt haben möchte. Oder die GX9 setzt die Bilder direkt zu einem von vorne bis hinten scharfen Foto zusammen. Doch auch sonst kann sich die Ausstattung mit Reihenbildaufnahmen mit variabler Belichtung (samt HDR-Funktion) oder Blende und sogar variablem Fokus sehen lassen. Dank der intelligenten Automatik mit Motiv- und Bewegungserkennung eignet sich die Lumix GX9 hervorragend für Einsteiger, aber dank der Möglichkeit, sämtliche Einstellungen auch manuell vornehmen zu können, wird die Kreativität nicht eingeschränkt. Auch eine Panoramafunktion ist vorhanden.

Die Videofunktion glänzt mit 4K-Auflösung bei bis zu 30 Bildern pro Sekunde, in Full-HD sind 60 Bilder pro Sekunde möglich. Allerdings wird der Bildausschnitt bei 4K-Auflösung horizontal um den Faktor 1,25 beschnitten. Aufgrund des DFD-Autofokus kommt es gelegentlich zu Mikrorucklern beim Fokus. Ebenfalls nachteilig ist die fehlende Anschlussmöglichkeit für ein externes Stereomikrofon, wobei das interne Mikrofon jedoch eine ordentliche Qualität hat. Insgesamt taugt die GX9 aber nur für gelegentliche Videoaufnahmen und eignet sich nicht für ambitionierte Videofilmer. Immerhin gibt die GX9 auf Wunsch über HDMI ein Videosignal ohne Einblendungen aus (Clean-HDMI), so dass man dieses beispielsweise mittels HDMI-Grabber für Livestreams verwenden kann. Auch als Webcam lässt sich die GX9 mit diesem "Trick" einsetzen. Zur Lumix Webcam Software ist die GX9 hingegen nicht kompatibel.

Hinter der schönen Schnittstellenabdeckung der Lumix GX9 verbergen sich lediglich ein Micro-HDMI-Ausgang sowie eine Micro-USB-Schnittstelle. Letztere ermöglicht es den Akku direkt in der Kamera aufzuladen. Das ist sogar der Standard, denn der Kamera liegt ein USB-Ladegerät bei und keine Ladeschale zum externen Laden des wechselbaren Lithium-Ionen-Akkus, der übrigens für lediglich 260 Aufnahmen nach CIPA-Standard reicht. Das ist eher schon etwas knapp bemessen, so dass der Kauf eines zweiten Akkus empfehlenswert ist. Die SD-Speicherkarte wird unter der Akkufachklappe eingesetzt. Kompatibel sind SDHC- und SDXC-Karten sowie der Standard UHS I, wobei der Kamera eine ca. 40 MB/s schnelle Speicherkarte genügt, denn schneller ist sie ohnehin nicht.

Mit NFC, Bluetooth und WLAN ist die Panasonic Lumix DC-GX9 drahtlos vollständig ausgestattet. Dank NFC kann sehr einfach eine Verbindung zu einem Smartphone oder Tablet hergestellt werden. Die Bluetooth-Verbindung kann im Hintergrund aktiv bleiben, um die Ortungsfunktion des Smartgeräts zum Eintragen der Aufnahmeposition in die Fotos nutzen zu können. Per WLAN lässt sich die Kamera samt Livebildübertragung fernsteuern. Selbstverständlich können auch die aufgenommenen Fotos per WLAN übertragen werden, und zwar nicht nur auf Smartphones und Tablets, sondern auch auf ganz normale Computer.

Mit einer maximalen Auflösung von lediglich 48 Linienpaaren pro Millimeter schöpft die GX9 das Auflösungspotential ihres 20-Megapixel-Sensors nicht sonderlich gut aus. Das ist jedoch der sehr natürlichen Bildwiedergabe der Kamera geschuldet, wodurch es im Gegenzug zu fast keinen störenden Artefakten kommt. Zudem ist die Bildqualität trotz des gegenüber APS-C etwas kleineren Sensors bis ISO 1.600 gut, selbst bei ISO 3.200 halten sich die Verluste an feinen Bilddetails durch die Rauschunterdrückung noch im akzeptablen Rahmen. Überhaupt ist das Bildrauschen insgesamt gering und der Dynamikumfang mit elf Blendenstufen hoch. Die erwähnte natürliche Bildwiedergabe zeigt sich auch bei den Farben, die bei der GX9 sehr originalgetreu wiedergegeben werden. Selbst die Farben, die am stärksten vom Original abweichen, zeichnen sich hauptsächlich durch eine lediglich etwas stärkere Sättigung, aber weniger durch eine Farbverschiebung aus.

Beim Setobjektiv hat man die Qual der Wahl: Entweder kauft man die Panasonic Lumix DC-GX9 ab etwa 650 Euro mit dem besonders kompakten Lumix G Vario 12-32 mm 3.5-5.6 Asph. OIS oder aber man legt gut 100 Euro mehr auf den Tisch und kauft sie mit dem zoomstärkeren Lumix G Vario 12-60 mm 3.5-5.6 Asph. OIS, was wir empfehlen würden. Das 12-60 bietet aber nicht nur ein größeres Zoom (fünffach statt 2,7-fach), sondern auch eine bessere Bildqualität. Neben dem höheren Preis muss man allerdings auch ein höheres Gewicht und größere Abmessungen in Kauf nehmen. Perfekt ist das 12-60 indes nicht, auch dieses Objektiv hat bis zu knapp 40 Prozent Auflösungs-Randabfall (beim 12-32 sind es allerdings über 50 Prozent) und es zeigen sich leichte chromatische Aberrationen (sind beim 12-32 aber auch höher). Im Weitwinkel zeigen beide Objektive eine tonnenförmige Verzeichnung, die beim 12-32 mit 2,1 Prozent aber höher ist als beim 12-60 mit 1,4 Prozent. Bei mittlerer und langer Brennweite verzeichnet keines der beiden Objektive.

Zwar kann man die GX9 auch ganz ohne Objektiv kaufen, spart dabei aber nur ein paar Euro gegenüber dem Kit mit dem 12-32. Wer günstig eine bessere Bildqualität erzielen möchte, bekommt bereits für 150 Euro die qualitativ gute, lichtstarke Festbrennweite Lumix G 25 mm F1.7. Für rund 260 Euro bekommt man das sehr flache Lumix G 20 mm 1.7 Asph. II Pancake, mit dem die GX9 genauso wie mit dem 12-32 zur Jackentaschenkamera wird – nur eben mit deutlich mehr Lichtstärke und höherer Bildqualität als mit dem Zoom. Auch ein Makroobjektiv bekommt man für unter 300 Euro.

Apropos Objektive: Das Micro-Four-Thirds-System gehört wie eingangs erwähnt zu den ältesten am Markt und Panasonic bietet dafür aktuell (Stand 03/2022) 34 Objektive an, 33 davon mit Autofokus. Zudem zählen wir in unserer Marktübersicht 109 weitere Objektive mit Micro-Four-Thirds-Anschluss, wovon immerhin 40 über einen Autofokus verfügen. Ein Großteil der AF-Objektive stammt vom Systempartner Olympus.

Fazit

Die Panasonic Lumix DC-GX9 beeindruckt mit ihrem guten Preis-Leistungsverhältnis. Das Kunststoffgehäuse ist ordentlich verarbeitet, jedoch nicht spritzwassergeschützt. Einmalig ist der klappbare Sucher, auch sonst lässt die Ausstattung kaum Wünsche offen, nur ein Mikrofonanschluss fehlt. Die Bedienung hat mit den vielen Rädern und Tasten, aber den etwas unübersichtlichen Menüs ihre Vor- und Nachteile. Die Bildqualität ist bis ISO 1.600 gut, aber selbst bei ISO 3.200 noch brauchbar. Einzig bei der Auflösung läuft die GX9 aufgrund der natürlichen Bildaufbereitung nicht zur Höchstform auf.

Kurzbewertung

  • Praktischer klappbarer Sucher
  • Sensor-Shift-Bildstabilisator
  • Sehr schneller Autofokus
  • Gute Bildqualität bis ISO 1.600
  • Kein Mikrofoneingang
  • Belichtungskorrekturrad zu leichtgängig
  • Kurze Akkulaufzeit
  • Schwachbrüstiger interner Blitz ohne Drahtlossteuerfunktion

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