Sehr kompakte Micro-Four-Thirds-Kamera für Fotos und Videos

Panasonic Lumix DC-G110 im Vergleichstest

2022-03-08 Die Panasonic Lumix DC-G110 besitzt ein gut verarbeitetes, aber vor allem sehr kompaktes und leichtes Kunststoffgehäuse. Sie bietet nicht nur einen sehr hochauflösenden elektronischen Sucher, sondern auch der schwenk- und drehbare Touchscreen löst sehr hoch auf. Ihr Four-Thirds-Sensor löst 20 Megapixel auf, bietet aber keine Bildstabilisierung. Die G110 überzeugt vor allem mit einem großen Ausstattungsumfang, dem sehr schnellen Autofokus samt Gesichts- und Augenerkennung und der guten 4K-Videofunktion. Die Bildqualität ist eher von einer natürlichen Wiedergabe als von Knackigkeit mit höchster Auflösung geprägt.  (digitalkamera.de Redaktion)

Mit ihrer Vorstellung im Sommer 2020 ist die Panasonic Lumix DC-G110 das jüngste Modell der Lumix-G-Serie. Sie hat kein echtes Vorgängermodell, sondern verfolgt ein etwas anderes Konzept als die bisherigen G-Modelle, indem sie sich vornehmlich auch an Social-Media-Foto- und Videografen richtet, aber auch als Familienkamera will sie punkten. Das Micro-Four-Thirds-System entwickelt und betreibt Panasonic zusammen mit Olympus (heißt jetzt OM Digital Solutions). Es war einst das erste spiegellose Kamerasystem (sieht man einmal von der manuell zu fokussierenden Leica-M-Serie ab) am Markt und daher lange Zeit führend. Dadurch gibt es nicht nur sehr viele Kameramodelle, sondern auch eine große Auswahl an Objektiven. Allein Panasonic hat 34 Objektive am Markt und Systempartner OM Digital Solutions 33 (Stand 03/2022).

Im Micro-Four-Thirds-System kommen nur 17,3 x 13 mm große Four-Thirds-Bildsensoren zum Einsatz, die ein 4:3-Seitenverhältnis besitzen und deren Fläche ein Viertel eines Kleinbildsensors beträgt. Dadurch kommt der Cropfaktor von 2 zustande, so dass man alle Brennweiten einfach nur verdoppeln muss, um das Kleinbildäquivalent zu erhalten. Dank der kleinen Sensorgröße fallen nicht nur die Kameras, sondern auch die Objektive sehr kompakt aus. Auch bei Makroaufnahmen bringt das kleine Sensorformat Vorteile.

Die Panasonic Lumix DC-G110 besitzt ein äußerst gut verarbeitetes Kunststoffgehäuse. Mit 11,6 x 8,3 x 5,4 Zentimetern und einem Gewicht von lediglich 350 Gramm ist sie sehr kompakt und leicht. Das Gehäuse besitzt einen Sucherbuckel, der Handgriff ist aber nur einen Zentimeter tief. Dank der großzügigen Gummierung liegt sie dennoch sicher in der Hand. Die gut ausgeformte Daumenmulde auf der Rückseite gibt zusätzlichen Halt.

Ein Highlight der G110 ist ihr großer, mit 3,68 Millionen Bildpunkten äußerst hochauflösender elektronischer Sucher. Neben der Auflösung ist auch die 0,73-fache Vergrößerung stärker als bei jeder anderen Kamera dieser Preisklasse. Trotz großer Austrittspupille schattet er mit Brille jedoch seitlich ab. Wenn möglich, sollte man also die Dioptrienkorrektur statt der Brille verwenden. Auch der rückwärtige Touchscreen sticht bei zwei Eigenschaften die Konkurrenz aus: Einerseits bietet er mit 1,8 Millionen Bildpunkten nach der Fujifilm X-T200 die höchste Auflösung und andererseits ist er mit einer Leuchtdichte von 1.100 cd/m² einsame Spitze. Dass er nur die üblichen 7,5 Zentimeter in der Diagonale misst, ist sicherlich den kompakten Kameraabmessungen geschuldet. Dank des Schwenk- und Drehmechanismus lässt sich der Bildschirm frei bewegen und auch für Selfies und als Videokontrollmonitor einsetzen.

Beim Autofokus setzt Panasonic auf sein DFD-System, das auf einer reinen Kontrastmessung basiert. Dabei wird der Fokus zwischen zwei Bildern minimal verschoben, an deren Analyse die Kamera (mit einem Panasonic-Objektiv) ähnlichen einem Phasen-Autofokus errechnen kann, wo sich die Schärfeebene befindet. Daraus resultiert ein schneller Autofokus, lediglich 0,25 Sekunden vergehen vom Drücken des Auslösers bis das scharfe Foto aufgenommen wird. Nur bei Serienbildern und der Fokusnachführung bei Videoaufnahmen ist das System gegenüber einem Hybridautofokus mit Phasenerkennung leicht unterlegen. Übrigens erkennt die Lumix selbstverständlich Gesichter und fokussiert auch auf die Augen.

Mit sechs Bildern pro Sekunde für üppige 230 JPEG-Fotos am Stück ist die Serienbildfunktion der G110 zwar nicht sehr schnell, aber ausdauernd. Allerdings gilt dies nur ohne Nachfokussierung. Mit Fokusnachführung sinkt die Serienbildrate auf vier Bilder pro Sekunde. Nutzt man dagegen den elektronischen statt den mechanischen Verschluss, sind schnelle zehn Serienbilder pro Sekunde möglich, sogar inklusive Fokusnachführung. Darüber hinaus bietet die G110 noch eine 4K-Foto-Funktion mit 30 Bildern pro Sekunde bei immerhin 8,3 Megapixeln Auflösung. Auf Wunsch kann dabei der Schärfebereich durchfahren werden und man kann später wählen, wo man den Schärfepunkt haben möchte. Oder die G110 setzt die Bilder direkt zu einem von vorne bis hinten scharfen Foto zusammen. Doch auch sonst kann sich die Ausstattung mit Reihenbildaufnahmen mit variabler Belichtung (samt HDR-Funktion) oder Blende und sogar variablem Fokus sehen lassen. Dank der intelligenten Automatik mit Motiv- und Bewegungserkennung eignet sich die Lumix G110 hervorragend für Einsteiger, aber dank der Möglichkeit, sämtliche Einstellungen auch manuell vornehmen zu können, wird die Kreativität nicht eingeschränkt.

Die Videofunktion glänzt mit 4K-Auflösung bei bis zu 30 Bildern pro Sekunde, in Full-HD sind sogar 120 Bilder pro Sekunde für Zeitlupeneffekte möglich. Da die G110 keinen Sensor-Shift-Bildstabilisator besitzt, werden Videoaufnahmen digital stabilisiert, was allerdings etwas Bildausschnitt kostet und auch nicht für ein ganz so ruhiges Bild sorgt. Ein echtes Highlight ist das eingebaute Vlog-L, was eine Gradation mittels LUT erlaubt. Störend ist dagegen wiederum die starke Wärmeentwicklung, so dass Videoaufnahmen in höchster Qualität nach zehn Minuten enden. Punkten kann die G110 wieder mit ihren drei Mikrofonen, die es erlauben, zwischen Geräuschen vor und hinter der Kamera sowie Umgebungsgeräuschen zu unterscheiden und den Ton dorthin zu fokussieren, wo es gewünscht ist. Sogar mit der Gesichtserkennung kann das gekoppelt werden. Wer lieber ein externes Mikrofon verwenden möchte, kann es über die 3,5mm-Klinkenbuchse anschließen.

Auf Wunsch gibt die G110 über HDMI ein Full-HD- oder 4K-Videosignal ohne Einblendungen aus (Clean-HDMI), so dass man dieses beispielsweise mittels HDMI-Grabber für Livestreams verwenden kann. Auch als Webcam samt Tonübertragung lässt sich die G110 mit diesem "Trick" einsetzen. Zur Lumix Webcam Software ist die G110 ebenfalls kompatibel. Hierbei beträgt die maximale Auflösung jedoch nur 1.280 x 960 Pixel und eine Tonübertragung gibt es nicht.

Panasonic Lumix DC-G110 Testbericht als Premium-VersionUnseren ausführlichen Einzeltest zur Panasonic Lumix DC-G110 gibt es auch als E-Book mit erweitertem Informationsumfang. Das PDF zum Herunterladen enthält gegenüber dieser Online-Version zusätzlich eine übersichtliche Tabelle mit detaillierten Einzelbewertungen sowie zwei Diagramme, in denen die Stärken und Schwächen der Kamera gut vergleichbar visualisiert werden. Zudem stellen wir drei andere Kameras als mögliche Alternativen vor und erklären welche Vor- und Nachteile diese gegenüber der Panasonic Lumix DC-G110 haben. mehr …

Hinter der Schnittstellenabdeckung der Lumix G110 verbergen sich ein Micro-HDMI-Ausgang sowie eine Micro-USB-Schnittstelle. Letzteres ermöglicht es, den Akku direkt in der Kamera aufzuladen. Das ist sogar der Standard, denn der Kamera liegt ein USB-Ladegerät bei und keine Ladeschale zum externen Laden des wechselbaren Lithium-Ionen-Akkus, der übrigens für lediglich 270 Aufnahmen nach CIPA-Standard reicht. Das ist eher schon etwas knapp bemessen, so dass der Kauf eines zweiten Akkus empfehlenswert ist. Die SD-Speicherkarte wird unter der Akkufachklappe eingesetzt. Kompatibel sind SDHC- und SDXC-Karten sowie der Standard UHS I, wobei der Kamera eine ca. 40 MB/s schnelle Speicherkarte genügt, denn schneller ist sie ohnehin nicht.

Mit Bluetooth und WLAN ist die Panasonic Lumix DC-G110 drahtlos gut ausgestattet. Die Bluetooth-Verbindung kann im Hintergrund aktiv bleiben, um die Ortungsfunktion des gekoppelten Smartphones oder Tablets zum Eintragen der Aufnahmeposition in die Fotos nutzen zu können (Geotagging). Per WLAN lässt sich die Kamera samt Livebildübertragung fernsteuern. Selbstverständlich können auch die aufgenommenen Fotos per WLAN übertragen werden, und zwar nicht nur auf Smartphones und Tablets, sondern auch auf ganz normale Computer.

Mit einer maximalen Auflösung von lediglich knapp 50 Linienpaaren pro Millimeter schöpft die G110 das Auflösungspotential ihres 20-Megapixel-Sensors nicht sonderlich gut aus. Das ist jedoch der sehr natürlichen Bildwiedergabe der Kamera geschuldet, wodurch es im Gegenzug zu fast keinen störenden Artefakten kommt. Zudem ist die Bildqualität trotz des gegenüber APS-C etwas kleineren Sensors bis ISO 1.600 gut, selbst bei ISO 3.200 halten sich die Verluste an feinen Bilddetails durch die Rauschunterdrückung noch im akzeptablen Rahmen. Überhaupt ist das Bildrauschen insgesamt gering und wird erst oberhalb von ISO 3.200 sichtbar. Der Dynamikumfang ist mit über elf Blendenstufen hoch. Die erwähnte natürliche Bildwiedergabe zeigt sich auch bei den Farben, die bei der G110 sehr originalgetreu wiedergegeben werden. Selbst die Farben, die am stärksten vom Original abweichen, zeichnen sich hauptsächlich durch eine lediglich etwas stärkere Sättigung, aber weniger durch eine Farbverschiebung aus.

Das Setobjektiv Lumix G Vario 12-32 mm 3.5-5.6 Asph. OIS ist zwar schön kompakt, wofür man jedoch einige Einschränkungen bei der Bildqualität in Kauf nehmen muss. So fällt die Auflösung zum Bildrand hin um bis zu 40 Prozent ab. Zudem zeigt sich im Weitwinkel eine sichtbare tonnenförmige Verzeichnung und auch Farbsäume bleiben vor allem am Bildrand nicht aus.

Preislich kann die Panasonic Lumix DC-G110 wieder punkten. Im Set mit dem G Vario 12-32 mm 3.5-5.6 Asph. OIS ist sie für unter 600 Euro zu haben. Auch qualitativ bessere Objektive sind zu einem günstigen Preis erhältlich, wenn man sich mit einer Festbrennweite anfreunden kann. Die bieten sogar den Vorteil der deutlich höheren Lichtstärke. Für nur 150 Euro bekommt man beispielsweise das qualitativ gute, lichtstarke Lumix G 25 mm F1.7. Für rund 260 Euro ist das sehr flache Lumix G 20 mm 1.7 Asph. II Pancake zu haben, mit dem die G110 genauso wie mit dem 12-32 zur Jackentaschenkamera wird – nur eben mit deutlich mehr Lichtstärke und höherer Bildqualität als mit dem Zoom. Auch ein Makroobjektiv bekommt man für unter 300 Euro.

Apropos Objektive: Das Micro-Four-Thirds-System gehört wie eingangs erwähnt zu den ältesten am Markt und Panasonic bietet dafür aktuell (Stand 03/2022) 34 Objektive an, 33 davon mit Autofokus. Zudem zählen wir in unserer Marktübersicht 109 weitere Objektive mit Micro-Four-Thirds-Anschluss, wovon immerhin 40 über einen Autofokus verfügen. Ein Großteil der AF-Objektive stammt vom Systempartner Olympus.

Fazit

Auch wenn die Panasonic Lumix DC-G110 nicht ohne Schwächen auskommt, ist sie eine sehr gute und kompakte sowie preiswerte Kamera mit einem breiten Anwendungsspektrum. Videografen müssen mit einigen Einschränkungen leben, etwa bei der Aufnahmelänge. Fotografen bietet die G110 einen sehr schnellen Autofokus, viel Ausstattung und Bedienmöglichkeiten, einen hervorragenden Touchscreen und hochauflösenden, großen elektronischen Sucher. Nicht so stark ist die Serienbildfunktion, auch der abgespeckte mechanische Verschluss bringt Einschränkungen mit sich. Dennoch stimmt das Preis-Leistungsverhältnis.

Kurzbewertung

  • Kompaktes, gut verarbeitetes und ausreichend ergonomisches Gehäuse
  • Sehr guter Sucher und Touchscreen
  • Gutes Mikrofon mit automatischer Richtfunktion
  • Gute Bildqualität bis ISO 1.600
  • Wenig effektiver Video-Bildstabilisator
  • Begrenzte Videoaufnahmelänge
  • Kurze Akkulaufzeit

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