APS-C-Kamera mit YouTube-Streaming-Funktion
Canon EOS M50 Mark II im Vergleichstest
2022-03-08 Die EOS M50 Mark II ist eine 24 Megapixel auflösende APS-C-Kamera, die ein leistungsfähiges Hybrid-Autofokus-System besitzt und mit vielen Komfortfunktionen den ambitionierten Foto- und Videoeinsteiger überzeugen möchte. Dank eines ausgeformten Handgriffs liegt die Kamera trotz ihrer geringen Größe gut in der Hand und bietet abseits der hohen Auflösung einen dedizierten Youtube-Streamingmodus (erst ab 1.000 Followern nutzbar). (digitalkamera.de Redaktion)
Canon EOS M50 Mark II mit EF-M 15-45 mm IS STM. [Foto: MediaNord]
Die Canon EOS M50 Mark II hat eine etwas bewegte Veröffentlichung hinter sich. Sie wurde Mitte Oktober 2020 für den US-Markt vorgestellt und erst vier Monate später, Ende Februar 2021, teilte Canon mit, dass die EOS M50 Mark II im März 2021 auch auf dem europäischen Markt erhältlich sein wird. Seitdem ist die EOS M50 Mark II als Gehäuse (ohne Objektiv) und in mehreren Sets erhältlich.
Das Canon-M-System wurde im Oktober 2012 erstmals offiziell vorgestellt und ist Canons erster Versuch, auf dem Markt der spiegellosen Systemkameras Fuß zu fassen. Leider, das muss man ganz offen sagen, wurde das anfänglich technisch eher suboptimal gemacht. Heute sind die vier erhältlichen EOS-M-Kameras technisch mehr oder weniger auf der Höhe der Zeit, nur das hauseigene Objektivportfolio lässt mit insgesamt nur acht Objektiven (Stand 02/2022) nach wie vor zu wünschen übrig.
Das Kunststoffgehäuse der Canon EOS M50 Mark II wirkt beim Anfassen nicht sonderlich hochwertig. Immerhin gibt es eine großzügige Gummierung und einen kleinen Wulst, der sich zwar gut in die Hand schmiegt, diese aber nicht ausfüllt. Komplettiert wird der Griff durch die gut ausgeformte Daumenmulde auf der Rückseite der Kamera.
Auf der Rückseite des Gehäuses ist auch der dreh- und schwenkbare, 7,5 Zentimeter große Touchscreen untergebracht. Dieser löst 1,04 Millionen Bildpunkten auf und erreicht eine ordentliche maximale Helligkeit von 700 Candela pro Quadratmeter. Das erlaubt es, den Monitor auch bei hellerem Umgebungslicht einzusetzen. Die Touchfunktion ist vorbildlich in die Bedienung der Kamera integriert. Sollte der Touchscreen einmal nicht reichen, so kann der im ausgeprägten Sucherhöcker untergebrachte elektronische Sucher verwendet werden. Dieser besitzt 2,36 Millionen Bildpunkte und ist für Brillenträger etwas zu klein. Immerhin kann ein Dioptrienausgleich dabei helfen, den Sehfehler auszugleichen, so dass der Fotograf ohne Brille durch den Sucher schauen kann.
In der Canon EOS M50 Mark II kommt ein CMOS-Sensor mit 24 Megapixeln Auflösung zum Einsatz. Er hat den Formfaktor APS-C (22,5 x 15 Millimeter) und ist nicht stabilisiert. Die bildgebenden Pixel sind sogenannte Dual Pixel, die auch für den Autofokus zuständig sind. Insgesamt stehen 143 Messfelder auf dem Großteil der Sensorfläche zur Verfügung. Ein herkömmliches Kontrast-AF-System unterstützt den Autofokus (Hybrid-AF). Die Fokusgeschwindigkeit ist mit 0,3 Sekunden mit dem EF-M 15-45 mm 3.5-6.3 IS STM in Ordnung. Zu den Besonderheiten des AF-Systems gehören eine Gesichtserkennung und und eine flott arbeitende Augenverfolgungsfunktion.
Bei der Bedienung arbeitet die Kamera zweigeteilt. Im Einsteigermodus stellt sie leicht verständliche Einstellungsoptionen in den verschiedenen Betriebsarten zur Verfügung. Der Modus lässt sich einfach abschalten, so dass fortgeschrittene Fotografen das volle Potential der Kamera nutzen können, einschließlich der Programmautomatik beziehungsweise der Motivprogramme. Die stehen ebenso zur Verfügung wie die Halbautomatiken und der manuelle Modus.
Mit zehn Bildern pro Sekunde ist der Serienbildmodus flott, aber seine Ausdauer ist begrenzt, denn bereits nach 22 JPEG-Bildern ist der Puffer voll und die Kamera reduziert die Serienbildfrequenz auf vier Bilder pro Sekunde, während die Bilddaten mit 62 Megabyte pro Sekunde auf eine eingelegte SD-Speicherkarte geschrieben werden, sofern diese schnell genug dafür ist.
Der dreh- und schwenkbare Monitor erlaubt auch komplexe Perspektiven ohne zum Yoga-Meister zu werden. [Foto: MediaNord]
Das EF-M 15-45 mm IS STM passt von seiner Größe zum EOS M50 Mark II Gehäuse. [Foto: MediaNord]
Das Objektivbajonett der EOS M50 Mark II ist aus Metall. [Foto: MediaNord]
In der Draufsicht ist der herausgefahrende Tubus des EF-M 15-45 mm IS STM zu sehen. Er verlängert die Abmessungen um etwa zwei Zentimeter. [Foto: MediaNord]
Aufgrund ihrer Größe ist das Stativgewinde sehr nah an der Akkufachklappe. [Foto: MediaNord]
Auf der linken Seite ist das Scharnier des Monitors und die Abdeckung der Mikrofonbuchse zu finden. [Foto: MediaNord]
Direkt unter dem Handgriff ist die USB- und MicroHDMI-Schnittsteller zu finden. [Foto: MediaNord]
Mit 4K ist die Videoauflösung der EOS M50 Mark II zwar gut aufgestellt, allerdings steht diese nur mit einem signifikanten Crop und bei maximal 25 Bildern pro Sekunde zur Verfügung, sodass man Weitwinkel bei der Aufnahme verliert. Zusätzlich ist der Dual-Pixel-AF nicht bei 4K-Aufnahmen verfügbar. Dieser funktioniert nur bis Full-HD-Auflösung, bei der immerhin bis 60p möglich sind. Die Kamera besitzt ein eingebautes Stereo-Mikrofon und dank eines Mikrofon-Eingangs lässt sich außerdem noch ein externes Mikrofon anschließen. Apropos Anschlüsse: die M50 Mark II kann ein sauberes ("Clean HDMI") 4K25-Signal über die Micro-HDMI-Schnittstelle an einen externen Rekorder oder Videomischer übergeben.
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und Nachteile diese gegenüber der Canon EOS M50 Mark II haben. mehr …
Auch die M50 Mark II bietet drahtlose Vernetzungsmethoden per WLAN und Bluetooth an. Diese ermöglichen eine Fernsteuerung per App samt Livebildübertragung, eine Übertragung der Aufnahmen von der Speicherkarte sowie die dauerhafte Kopplung von Kamera und Smartgerät, um Positionsdaten bei der Aufnahme in die Metadaten der Bilder zu schreiben (Geotagging). Zudem bietet die Kamera eine YouTube-Live-Stream-Funktion via WLAN. Diese ist allerdings erst nutzbar, wenn man mindestens 1.000 Follower hat.
Für die Stromversorgung der M50 Mark II kommt der Lithium-Ionen-Akku LP-E12 zum Einsatz. Dieser soll genug Energie für bis zu 275 Bilder liefern, laut CIPA-Standardtestverfahren. Geladen wird der Akku nur ganz traditionell in einer externen Ladeschale. Nicht einmal eine USB-Ladefunktion steht zur Verfügung. Eine Dauerstromversorgung ist immerhin möglich, dazu wird aber ein optionales Netzteil samt Akkufach-Adapter benötigt.
Der 24-Megapixel-Sensor der Canon EOS M50 Mark II kann feine Details bis ISO 3.200 differenziert wiedergeben. Bis ISO 800 ist die Bildqualität sogar sehr gut. ISO 12.800 oder mehr sollte man jedoch nur noch im absoluten Notfall nutzen. Die Auflösung ist mit gemessenen 59 Linienpaaren pro Millimeter für einen 24-Megapixel-Sensor hoch. Das Bildrauschen ist feinkörnig und farblich neutral. Der Ausgangstonwertumfang ist bis ISO 800 gut, bis ISO 400 sehr gut und bis ISO 6.400 immerhin noch ausreichend. Die Eingangsdynamik liegt bis ISO 800 oberhalb von elf Blendenstufen und bis ISO 6.400 immerhin noch oberhalb von neun EV. Die Farbabweichung ist im Schnitt gering, lediglich gelbgrüne und Magentatöne zeigen sich nicht allzu präzise.
Das Set-Objektiv EF-M 15-45 mm 3.5-6.3 IS STM ist ein klassisches 3-fach-Zoom, das manuell in den Betriebszustand ausgefahren werden muss (ein kleiner Dreh am Zoomring reicht dafür aus). Das Objektiv erfüllt nahezu alle Klischees eines Set-Objektivs. So hat es beispielsweise einen Auflösungsverlust von 30 bis 40 Prozent im Weitwinkel und der mittleren Brennweite bei bei Blenden von 3,5 bis 5,6. Die Telebrennweite bleibt davon glücklicherweise verschont. Erst mit steigender Blendenzahl sinkt der Randabfall unter 30 Prozent, allerdings nimmt auch die Gesamtauflösung ab. Farbsäume zeigt das Set-Objektiv zwar nicht, dafür wird aber im Weitwinkel eine deutliche tonnenförmige Verzeichnung sichtbar. Die mittlere und Tele-Brennweite verzeichnen dagegen nur gering.
Die Canon EOS M50 Mark II ist mit dem Set-Objektiv EF-M 15-45 mm 3.5-6.3 IS STM für gut 700 Euro in schwarz, weiß oder silber erhältlich. Außerdem gibt es die EOS M50 Mark II im Doppelzoom-Kit mit dem EF-M 15-45 mm 3.5-6.3 IS STM und dem EF-M 55-500 mm 4.5-6.3 IS STM für rund 950 Euro. Im Set mit dem Reisezoom EF-M 18-150 mm 3.5-6.3 kostet sie ab 950 Euro. Zudem ist die Canon EOS M50 Mark II als Vlogger-Kit mit EF-M 15-45 mm 3.5-6.3 IS STM, einem Mikrofon, Speicherkarte und Gorilla Pod für 800 Euro erhältlich. Darüber hinaus gibt es noch ein Live-Stream-Kit für 1.000 Euro, das gegenüber dem Vlogger-Kit zusätzlich ein HDMI-Kabel, einen HDMI-Grabber und ein Netzteil samt Akku-Kuppler enthält.
Insgesamt hat Canon lediglich acht Objektive im Programm, fünf davon mit Zoom. Dafür haben Fremdhersteller das EF-M-Bajonett für sich entdeckt und so gibt es 62 weitere Objektive, aber nur sieben davon haben einen Autofokus, während der Rest manuell fokussiert werden muss. Alternativ kann auch ein EF-Bajonettadapter benutzt werden, der die DSLR-Objektive von Canon adaptiert. Dann ist allerdings der große Vorteil der geringen Kameraabmessungen von 11,6 x 8,8 x 5,9 Zentimeter (B x H x T) dahin.
Fazit
Die Canon EOS M50 Mark II erfindet das spiegellose Einsteigersegment von Canon nicht neu, sondern bringt die EOS M50 technisch ein paar Schritte weiter an die Gegenwart. Neben den bekannten Vorzügen, wie der sehr guten Bildqualität, dem hellen beweglichen Touchscreen und der einfachen Bedienung, hat Canon aber versäumt in wichtigen Bereichen nachzubessern. So ist die 4K-Videofunktion technologisch nichtmal auf einem 2020er Stand und auch der Pufferspeicher ist nicht erweitert worden. Immerhin kann man mit der Kamera jetzt live auf YouTube streamen, zumindest wenn man über 999 Follower hat.
Kurzbewertung
- Gute Ausstattung
- Gute Bedienbarkeit
- Full-HD-Streaming
- Gute Bildqualität bis ISO 3.200
- 4K Video nur mit großem Crop
- Keine USB-Ladefunktion
- Geringe Objektivauswahl
- Kleiner Serienbildpuffer