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Kamera-Stromversorgung über Gleichstromkoppler

2022-07-10 Begriffe für diese Dinger gibt es einige: Gleichstromkoppler (oder englisch DC-Coupler), Akku-Dummy oder Dummyakku oder auch Blindbatterie werden die Teile genannt, die anstelle des Akkus in eine Kamera eingesetzt werden, um mit Hilfe eines Netzgeräts eine Dauerstromversorgung der Kamera zu ermöglichen. Wann ergibt diese Art der Stromversorgung Sinn? Warum gibt es Kameras, die einen Gleichstromkoppler verwenden können, obwohl sie auch über USB im Betrieb mit Strom versorgt werden können? Und muss es eigentlich eine teure Originalhersteller-Lösung sein oder tun es auch preisgünstigere Fremdhersteller-Produkte? Diesen Fragen gehen wir im Fototipp nach.  (Jan-Markus Rupprecht)

In einem früheren Fototipp (siehe weiterführenden Link) hatten wir schon einmal die verschiedenen Möglichkeiten zur externen Stromversorgung einer Kamera vorgestellt. Dazu zählen Netzteilanschlüsse an Batteriegriffen, Akku-Dummys, die man anstelle des Original-Akkus in die Kamera einsetzt, und als dritte Möglichkeit der Betrieb der Kamera über eine USB-Dauerstromversorgung. In der digitalkamera.de-Redaktion ziehen wir die Stromversorgung über USB vor, denn sie kostet nichts extra und sollte mit jedem (besseren) USB-Netzteil funktionieren.

Etliche Kameras, selbst jüngeren Datums, bieten diese Funktion jedoch nicht. Das Aufladen über USB ist mittlerweile gängig. Das bedeutet aber nicht automatisch, dass eine Kamera auf dem Wege im eingeschalteten Zustand mit Strom versorgt werden kann. Zudem bieten sogar einige Kameras (z. B. solche von Sony), die sehr wohl USB-Dauerstromversorgung beherrschen, zusätzlich die Möglichkeit, die Kamera über einen Akku-Dummy plus Netzteil zu versorgen. Deshalb widmen wir dieser Möglichkeit noch diesen Extra-Fototipp.

Grundsätzlich ergibt eine dauerhafte Stromversorgung immer dann Sinn, wenn man die Kamera entweder länger durchgängig betreiben möchte als der Akku durchhält oder wenn man die Kamera generell häufig ortsfest betreibt. Typische Anwendungsbeispiele sind lange Videoaufzeichnungen oder die Nutzung der Fotokamera als Studio-Videokamera mit CleanHDMI-Bildausgabe (beispielsweise an einem HDMI-Video-Schnittpult) oder der stationäre Betrieb, z. B. bei der Tabletop-Fotografie am Fototisch. Auch Timelapse-Aufnahmen, bei denen die Kamera über Stunden, Tage oder gar Wochen regelmäßig Fotos schießt, erfordert eine externe Stromversorgung.

Wer in solchen Fällen eine Kamera mit USB-Dauerstromversorgung hat, ist erstmal fein raus. Einfach das USB-Ladegerät anschließen und fertig. Null Euro Kosten und die Sache läuft. Wenn keine 230-V-Steckdose verfügbar ist, reicht ggf. auch eine leistungsstarke Powerbank, um die Kamera stundenlang filmen zu lassen oder tagelang Intervallaufnahmen zu machen. Ein großer Vorteil dabei ist auch: Wenn die Dauerstromversorgung mal kurz ausfällt läuft die Kamera weiter, denn sie ist ja Akku-gepuffert.

Genau das kann unter Umständen aber auch zum Nachteil werden. Wenn das ganze stationäre Video-Equipment auf eine 230-Volt-Spannngsversorgung angewiesen ist, bringt es eigentlich keinen Vorteil, wenn die Kamera weiterläuft und alles andere ausfällt. Unter Umständen läuft man sogar Gefahr, ein herausgezogenes USB-Kabel zu übersehen und irgendwann ist dann doch der Akku leer. Zudem wird der Akku in der Kamera dauernd auf 100 % gehalten. Das hört sich gut an, für eine lange Lebensdauer wäre aber eine Lagerung bei ca. 80 % besser und nicht ein permanentes Aufladen auf 100 %. (Anmerkung: Nicht alle Kameras laden im eingeschalteten Zustand den Akku per USB auf, sondern nutzen den USB-Strom dann ausschließlich für den Betrieb).

Sowas vermeidet man mit einem Akku-Dummy. Der Akku wird dann nämlich durch ein kleines Plastikteil mit nichts weiter drin und daran als ein paar Kontakten ersetzt (quasi eine leere Akku-Hülle), das entweder eine Spannungsversorgungs-Buchse oder ein Kabel mit einer Kupplung hat, wo das Netzteil angeschlossen wird. Der Grund für letzteres: Manche Kameras oder Batteriefach-Klappen haben nur eine sehr kleine Durchführung am Rand, durch die nur ein Kabel passt, aber kein Stecker.

Grundsätzlich funktionieren solche Gleichstromkuppler also nur mit Kameras, die eine Aussparung dafür haben, die im Normalbetrieb durch einen Stopfen oder Schieber verschlossen ist. Einige (vor allem kleine) Kameras haben die Aussparung seitlich im Gehäuse, was praktisch im Stativ-Betrieb ist. Die meisten Kameras haben dagegen eine Aussparung unten in der Batteriefach-Klappe. Das kann in seltenen Fällen Problem beim Betrieb auf einem Stativ machen. Bei manchen Kameras lässt sich auch die Batteriefach-Klappe abnehmen oder so kann einfach offen stehen bleiben, sofern sie dann nicht im Betrieb stört.

Ein Nachteil der Gleichstromkuppler sind die oft hohen Anschaffungskosten. Die Akku-Dummys sind dabei mit rund 20 bis 30 Euro noch verhältnismäßig preisgünstig, selbst wenn man das Original-Teil vom Kamerahersteller kauft. Zusätzlich braucht man aber noch ein Netzteil, das gerne mit 80 bis 100 Euro zu Buche schlägt. Die komplette Lösung kostet also oft 100 Euro oder mehr. Viel Geld für ein Plastikteil mit einem Kabel dran und ein kleines Netzteil. Wer beim Kamerakauf schon überlegt, die Kamera gelegentlich z. B. fürs Video-Livestreaming oder als Webcam einzusetzen, wird deshalb vermutlich beim Kauf darauf achten, dass die Möglichkeit einer USB-Dauerstromversorgung im Datenblatt oder im Test erwähnt wird.

Muss es bei solchen "Low-Tech"-Produkten wie Gleichstromkuppler und Netzteilen aber unbedingt ein teures Originalprodukt vom Kamerahersteller sein oder tut es nicht auch ein günstigeres Zubehör-Produkt? Wir haben uns einmal die Bewertungen auf Amazon angeschaut und sind dort nur sehr vereinzelt auf Probleme gestoßen. Ein einzelner Käufer beispielweise berichtet glaubhaft mit einem Fremdhersteller-Netzgerät mit einer deutlich zu hohen Spannung seine Kamera "frittiert" zu haben. Die Reparaturkosten für die Kamera wurden in dem Fall aber vom Hersteller der Gleichstromkuppler-Netzgerät-Kombination ersetzt. Aber Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste. Es kann sicherlich nicht schaden, mit einem Voltmeter die Spannung des Netzteils zu kontrollieren (eine Toleranz von plus/minus 5 Prozent sollte in der Praxis kein Problem darstellen). Den geforderten Wert findet man normalerweise auf dem Typenschild der Kamera.

Einen Gleichstromkuppler inklusive Netzgerät von Fremdherstellern bekommt man auf Amazon oder Ebay für meist unter 30 Euro. Die Dinger sind nicht immer leicht zu finden. Suchen Sie am besten nach Wörtern wie Gleichstromkoppler, DC Coupler, Akku-Dummy, Dummyakku oder Blindbatterie in Verbindung mit der Typenbezeichnung Ihrer Kamera. Beträgt die Akku-Spannung ihrer Kamera 3,7 Volt, sind die Koppler oft mit einem USB-Stecker ausgerüstet. Bei höheren Spannungen ist meist ein Netzteil gleich im Lieferumfang.

Wir haben eine solche Drittherstellerlösung einmal ausprobiert. Der Anwendungsfall ist dabei ganz typisch: Unsere Panasonic GX9 beherrscht CleanHDMI (also ein "reines" Videobild ohne eingeblendete Systemanzeigen). Die Kamera kann auch über USB geladen, auf diesem Wege aber nicht im Betrieb mit Strom versorgt werden. Sie kann mit einem Gleichstromkoppler genutzt werden, wie nahezu alle Kamera von Panasonic. Nur die Preise für dieses Zubehörs original von Panasonic steht in keinem günstigen Verhältnis zum Kaufpreis der Kamera. Der Koppler Panasonic DMW-DCC8GU9 ist mit unter 15 Euro noch geradezu billig. Das zugehörige Netzteil Panasonic DMW-AC10E schlägt allerdings mit 80 Euro zu Buche.

Eine Fremdhersteller-Alternative fanden wir für rund 25 Euro bei Amazon. Das gelieferte Netzteil der Marke Subtel macht einen durchaus hochwertigen Eindruck und wird direkt mit dem passenden Gleichstromkuppler geliefert. Die gemessene Leerlaufspannung von 8,7 V geht in Ordnung im Vergleich zu den von der Kamera geforderten 8,4 V. Denkbar einfach ist die Inbetriebnahme: Gleichstromkuppler statt des Akkus im Akkufach einrasten, Stopfen im Akkufachdeckel zurückschieben und dort das Kabel durchführen. Dann noch mit dem Netzteil verbinden und dessen Eurokabel in die Steckdose stecken – und schon läuft die Kamera auf Netzstrom. Anders als bei Amazon gezeigt, besitzt der Adapter allerdings eine Netzteil-Buchse und kein Kabel. Das kann auf einigen Stativköpfen eng werden.


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Autor

Jan-Markus Rupprecht

Jan-Markus Rupprecht, 59, fotografiert mit Digitalkameras seit 1995, zunächst beruflich für die Technische Dokumentation. Aus Begeisterung für die damals neue Technik gründete er 1997 digitalkamera.de, das Online-Portal zur Digitalfotografie, von dem er bis heute Chefredakteur und Herausgeber ist. 2013 startete er digitalEyes.de als weiteres Online-Magazin, das den Bogen der digitalen Bildaufzeichnung noch weiter spannt.