Lichtstarkes APS-C-Normalobjektiv

Sigma 30 mm F1.4 DC DN Contemporary im Test

2023-04-24 Mit einer kleinbildäquivalenten Brennweite von 45 Millimetern ist das Sigma 30 mm F1.4 DC DN Contemporary das mittlere Objektiv des lichtstarken APS-C-Festbrennweiten-Trios von Sigma. Trotz der hohen Lichtstärke lockt das Objektiv mit einem günstigen Preis von rund 330 Euro, ohne auf eine hochwertige optische Konstruktion mit asphärischen Linsen zu verzichten. Ob die Bildqualität aber auch dem mit 40 Megapixeln am höchsten auflösenden APS-C-Sensor von Fujifilm gewachsen ist, haben wir an der X-T5 getestet.  (Benjamin Kirchheim)

Verarbeitung

Angesichts des günstigen Preises darf man beim Sigma 30 mm F1.4 DC DN Contemporary kein spritzwassergeschütztes Metallgehäuse erwarten. Hauptsächlich kommt ein hochwertiger, thermisch stabiler Verbundstoff zum Einsatz, dessen Formstabilität weniger stark durch Temperaturschwankungen beeinträchtigt wird. Die Wärmeausdehnung ist ähnlich wie bei Aluminium, das ebenfalls bei einem Teil des Gehäusematerials zum Einsatz kommt. Das Bajonett hingegen besteht aus Messing und ist mit einer Dichtlippe versehen, so dass wenigstens hier kein Spritzwasser und Staub eindringen können. Da es sich um eine Innenfokus-Konstruktion mit nur einem Bedienring handelt, dürfte aber auch ohne Abdichtung eine gute Resistenz gegen Staub, aber auch Feuchtigkeit bestehen. Weniger resistent ist wahrscheinlich das 52mm-Filtergewinde, wenn man Metallfilter mit zu viel Kraft falsch eindreht, denn es besteht ebenfalls aus Kunststoff. Hier sollte man also Sorgfalt walten lassen.

Die Brennweite des Sigma 30 mm F1.4 DC DN Contemporary liegt zwar in der Mitte des F1,4-Objektivtrios, aber mit einem Gewicht von 271 Gramm ist es knapp das leichteste. Bei den Abmessungen liegt es mit einer Länge von 7,4 Zentimeter und einem Durchmesser von 6,5 Zentimeter dagegen wieder genau in der Mitte. Der Durchmesser ist bei fünf der sechs Anschlussvarianten (Canon EF, Sony E, L-Mount, MFT, Fujifilm XF) nahezu identisch, nur die Nikon-Z-Version ist mit sieben Zentimetern etwas dicker. Die L-Mount-Version fällt mit einer Länge von 7,1 Zentimeter am kürzesten aus, während die Nikon-Z-Version mit 7,5 Zentimeter die längste und mit 285 Gramm auch die schwerste ist. Am leichtesten ist das Objektiv mit MFT-Anschluss, hier wiegt es nur 260 Gramm. Übrigens lässt sich der Anschluss vom Sigma-Service kostenpflichtig wechseln.

In Kombination mit der 559 Gramm schweren Fujifilm X-T5 wirkt das Sigma 30 mm F1.4 DC DN Contemporary sehr stimmig. Sowohl die Größe ist gut als auch die Balance gut ausgeglichen, das Objektiv wirkt trotz des relativ kleinen Kameragriffs nicht frontlastig.

Die mitgelieferte, zylindrische Streulichtblende besteht komplett aus Kunststoff. Dieser ist matt und von innen geriffelt, um keine ungewollten Reflexionen zu erzeugen. Sie misst 3,2 Zentimeter in der Länge und 7,7 Zentimeter im Durchmesser, ist mit gut 28 Gramm aber angenehm leicht. Sie lässt sich zum Transport verkehrt herum am Objektiv montieren und deckt dabei zwar den größten Teil des Fokusrings ab, aber er lässt sich noch knapp bedienen.

Ausstattung und Bedienung

Das Sigma 30 mm F1.4 DC DN Contemporary besitzt lediglich einen großen Einstellring, der dank der knapp über drei Zentimeter breiten Gummiriffelung sehr griffig ist. Fujifilm-Fotografen werden den obligatorischen Blendenring vermissen. Stattdessen wird die Blende über das vordere Multifunktionsrad eingestellt, wobei nach F16 als kleinster Blende die Blendenautomatik kommt – man sollte also nicht zu energisch am Rad drehen.

Über einen optischen Bildstabilisator verfügt das Sigma 30 mm F1.4 DC DN Contemporary nicht. Angesichts des in immer mehr Kameras aller Hersteller integrierten Sensor-Shift-Bildstabilisators ist das aber zumindest teilweise verschmerzbar. Auch die Testkamera Fujifilm X-T5 besitzt einen solchen und verspricht bis zu sieben Blendenstufen längere Belichtungszeiten. Das wären beim 30 mm stolze 2,5 Sekunden Belichtungszeit – ein utopischer Wert. In der Praxis konnten wir bei einer halben Sekunde noch verwackelungsfrei fotografieren, was immerhin 4 2/3 Blendenstufen entspricht. Dabei gab es jedoch bereits einigen Ausschuss. Bei einer drittel Sekunde, was vier Blendenstufen entspricht, lagen wir aber auf der sicheren Seite.

Fokus

Der breite Fokusring ist etwas leichtgängig, reagiert aber präzise. Er arbeitet elektronisch und defaultmäßig nicht-linear. In diesem Modus bestimmt die Drehgeschwindigkeit, wie weit der Fokus verstellt wird. Dreht man den Ring langsam, lässt sich der Fokus in allerfeinsten Schritten sehr präzise einstellen. Dreht man schnell am Fokusring, werden sehr weite Verstellwege zurückgelegt. Per Menü lässt sich dieses Verhalten an der Fujifilm X-T5 jedoch auf linear umschalten, dann bestimmt allein der Drehwinkel des Fokusrings, wie weit die Entfernungseinstellung verändert wird.

Der Fokus selbst wird von einem unhörbaren Schrittmotor eingestellt. Der Autofokus arbeitet sehr schnell und präzise, wobei sämtliche Kamerafunktionen des Autofokus unterstützt werden. Allerdings zeigt es erhebliches Fokusatmen, womit es sich weniger gut für Videoaufnahmen eignet. Auf manuellen Fokus umgeschaltet wird über die Kamera. Dabei bietet die X-T5, wie bei Fujifilm üblich, eine Fokus-Peaking-Funktion, aber auch eine Fokuslupe lässt sich aktivieren, die besonders bei manueller Fokussierung hilfreich ist. Je nach Kameramodell lässt sich zudem beispielsweise ein digitaler Schnittbildindikator aktivieren. Ebenfalls praktisch ist die Entfernungsanzeige in einem Balkendiagramm, sogar die Schärfentiefe wird farbig markiert.

Das Sigma 30 mm F1.4 DC DN Contemporary hat laut technischen Daten eine Naheinstellgrenze von 30 Zentimetern. In der Praxis konnten wir knapp darunter ab einer Entfernung von 28,6 Zentimetern zur Sensorebene fokussieren. Der Motivabstand von der Objektivfront beträgt dabei 19,6 Zentimeter. Das minimale Bildfeld haben wir mit 15,4 x 10,3 Zentimeter gemessen, was einem Abbildungsmaßstab von 1:6,5 entspricht und damit sogar etwas besser als die Herstellerangabe von 1:7 ausfällt.

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Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.