Mittelklasse-DSLR mit Spiegellos-Genen

Nikon präsentiert Vollformat-DSLR D780 mit "eingebauter" Z 6

2020-01-07 Mit der 24 Megapixel auflösenden D780 präsentiert Nikon eine neue Vollformat-DSLR, die quasi eine spiegellose Systemkamera mit eingebaut hat. So kann der Fotograf entscheiden, ob er mit Live-View über den neigbaren Touchscreen mit zwölf Serienbildern pro Sekunde oder über den Sucher mit sieben Serienbildern pro Sekunde, beides mit AF/AE-Nachführung, fotografieren möchte. Im Sucher stehen ein 51-Messfelder-Autofokus sowie ein 180.000-Pixel-RGB-Belichtungsmesser zur Verfügung. Videos nimmt die Nikon D780 in 4K-Auflösung bei 30p mit 6K-Oversampling ohne Crop auf.  (Benjamin Kirchheim)

Das Vorgängermodell Nikon D750 ist seit über fünf Jahren am Markt und hat sich laut Nikon erfolgreich verkauft. Es war also allerhöchste Zeit für ein Nachfolgemodell. Die Sensorauflösung der Nikon D780 hat sich zwar nur minimal erhöht, aber dennoch steckt in ihr ein neuer Bildsensor mit knapp über 24 Megapixeln Auflösung. Die ISO-Empfindlichkeit erreicht ISO 100 bis 51.200 ohne und ISO 50 bis 204.800 mit Erweiterung. Er bietet zudem integrierte Phasen-Autofokus-Sensoren, über die der Hybrid-Autofokus im Live-View auf 273 Messfeldern arbeitet.

Bei der Fotografie über den 0,7-fach vergrößernden Spiegelreflexsucher (mit 100 Prozent Bildfeldabdeckung) arbeitet die D780 mit einem klassischen Phasen-Autofokus-Sensor. Das verwendete Autofokus-Sensormodul Advanced Multi-CAM 3500 II ist bereits hinlänglich bekannt und bietet 51 Messfelder inklusive 15 Kreuzsensoren, von denen wiederum acht Stück auch noch bei einer Lichtstärke von F8 arbeiten.

Beim Belichtungsmesssystem, das bei der Fotografie durch den Sucher zum Einsatz kommt, handelt es sich um denselben 180.000 RGB-Bildpunkte auflösenden Sensor wie in der Nikon D850. Der Sensor löst hoch genug auf, um den Autofokus effektiv beim Verfolgen von Motiven zu unterstützen. Dem Live-View vorbehalten ist hingegen die Gesichtserkennung samt Augen-Autofokus. Auch im Low-Light-Bereich ist der Hybrid-Autofokus dem klassischen Autofokusmodul überlegen: Bis -7 LW kann der Hybrid-Autofokus noch arbeiten, der klassische hingegen "nur" bis -3 LW. Hierbei kommt dem Live-View-Autofokus allerdings zugute, dass er mit lichtstarken Objektiven bei Offenblende messen kann, während das Phasen-Autofokus-Modul nur ein Teil des Lichts abbekommt.

Der Bildsensor mit Phasen-Autofokus zeigt schon, dass in der D780 mehr steckt als eine klassische DSLR. Sie bietet nämlich im Live-View die Funktionalität einer spiegellosen Systemkamera wie der Nikon Z 6. Das bedeutet sogar, dass die Serienbildfunktion inklusive Autofokus- und Belichtungsnachführung im Live-View mit zwölf Bildern pro Sekunde (bei elektronischem Verschluss) schneller arbeitet als bei der Fotografie durch den Spiegelreflexsucher, bei der maximal nur sieben Serienbilder pro Sekunde aufgenommen werden können.

Dementsprechend konsequent handelt es sich beim rückwärtigen Bildschirm um einen hochauflösenden und neigbaren Touchscreen. 2,36 Millionen Bildpunkte bietet er auf einer Diagonale von acht Zentimetern. Mit einer Neigbarkeit von 90 Grad nach oben und 40 Grad nach unten kann problemlos aus bodennahen Perspektiven oder über Menschenmengen hinweg fotografiert werden.

Die 4K-Videofunktion arbeitet mit maximal 30 Bildern pro Sekunde, wobei die gesamte Sensorbreite mit 6K-Auflösung für ein Oversampling herangezogen wird. Auch hier arbeitet der Hybrid-Autofokus mit Gesichts- und Augenerkennung weiter. In Full-HD-Auflösung sind sogar 120 Bilder pro Sekunde für Zeitlupeneffekte möglich. HDR-Videomaterial mit 10 Bit N-Log oder HLG-Standard lässt sich allerdings nur extern via HDMI-Rekorder aufzeichnen, intern stehen lediglich normale 8-Bit-Videos zur Verfügung.

Gleich zwei SD-Speicherkartenplätze stehen in der Nikon D780 zur Verfügung, wobei diese zu SDHC und SDXC kompatibel sind sowie UHS I und UHS II für hohe Datenübertragungsraten unterstützen. Snapbridge mit Bluetooth und WLAN ist ebenfalls an Bord, sodass die Kamera eine dauerhafte, energiesparende Bluetooth-Verbindung zum Smartphone aufrechterhalten kann, um die Positionsdaten des Smartphones direkt in die Metadaten der Fotos speichern zu können. Zudem werden zwei Megapixel auflösende Vorschaubilder im Hintergrund auf das Smartphone übertragen. Für höhere Auflösung sowie die Fernsteuerung der Kamera samt Livebildübertragung wird bei Bedarf WLAN hinzugeschaltet.

Bereits ab Ende Januar 2020 soll die Nikon D780 zu einem Preis von knapp 2.500 Euro erhältlich sein. Das Set mit dem AF-S Nikkor 24-120 mm 1:4G ED VR soll knapp 3.000 Euro kosten.


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Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.