Flexibel einsetzbares Telezoom

Testbericht: Nikon AF-S 80-400 mm 4.5-5.6 G ED VR

2020-07-07 Das Nikon AF-S 80-400 mm 4.5-5.6 G ED VR ist hat bereits einige Jahre auf dem Buckel, seit März 2013 ist das Telezoom bereits erhältlich, aktuell für etwas über 2.000 Euro. Nun hatten wir die Gelegenheit, es zusammen mit der Nikon D6 bei einem regionalen Sportfest in der Praxis testen zu können, auch einen Labortest haben wir an der D6 durchgeführt, auch wenn diese das Objektiv mit ihren lediglich 21 Megapixeln Auflösung kaum fordert. Da uns das Objektiv aber, nicht zuletzt aufgrund seines praxisgerechten Brennweitenbereichs, gefallen hat, wollen wir unseren Lesern einen ausführlichen Testbericht nicht vorenthalten.  (Benjamin Kirchheim)

Verarbeitung

Als Kleinbildobjektiv fällt das Nikon AF-S 80-400 mm 4.5-5.6 G ED VR mit einer Länge von gut 20 und einem Durchmesser von knapp zehn Zentimetern nicht gerade klein aus. Auch das Gewicht ist mit 1,56 Kilogramm (inklusive nicht abnehmbarer Stativschelle) nicht gerade gering, mit Streulichtblende sind es rund 1,65 Kilogramm und betriebsbereit mit der Nikon D6 wird die Marke von drei Kilogramm überschritten. Da wir beim Praxistest aus der Hand fotografiert haben, waren wir froh, die Kamera zwischendurch auch mal auf der weichen Tartanbahn ablegen zu können. Übrigens gehört eine schöne Objektivtasche samt Schultergurt zum Lieferumfang des 80-400mm.

Ein Materialmix aus Metall- und Kunststoffelementen hält dabei das Gewicht im Rahmen, auch die mäßige Lichtstärke trägt natürlich ihren Teil dazu bei. Auf dem Sportplatz herrschten aber gute Lichtverhältnisse (bewölkter Himmel, später etwas Sonne), so dass im "Wohlfühl"-ISO-Bereich der D6 (100-6.400) problemlos mit ausreichend kurzen Belichtungszeiten fotografiert werden konnte. Beim Bajonett, der Stativschelle sowie den Bereichen hinter dem Fokus- und vor dem Zoomring kommt Metall zum Einsatz. Die Einstellringe, der Bereich dazwischen sowie der beim Zoomen ausfahrende Tubusteil bestehen aus gut verarbeitetem, robust wirkendem Kunststoff.

Leider besteht auch das 77mm-Filtergewinde aus Kunststoff, was wir nicht so gerne sehen, kann es doch beim Verkanten von Metallfiltern beschädigt werden. Eine sehr schöne Idee ist dagegen der Gummi-Stoßschutz vorne am Objektiv. Noch besseren Schutz bietet aber die gut neun Zentimeter lange Kunststoff-Streulichtblende, die sich zum Transport auch verkehrt herum montieren lässt.

Das Nikon AF-S 80-400 mm 4.5-5.6 G ED VR verfügt über einen Spritzwasser- und Staubschutz, was nicht zuletzt am Gummiring zu erkennen ist, der das Bajonett umgibt. Normalerweise liegen uns zum Test sehr neue Objektive vor, beim 80-400 ist das anders. Vor allem die Stativschelle und der Frontdeckel zeigen einige Abnutzungserscheinungen, ansonsten ist das Objektiv von außen aber in einem sehr guten Zustand. Auf der zweiten Linse hinter der Frontlinse konnten wir allerdings mit bloßem Auge einige Staubkörner entdecken. Zumindest der Staubschutz scheint also über die Jahre nicht zu einhundert Prozent zu funktionieren. Insofern war es vielleicht sogar von Vorteil, ein etwas "älteres" Objektiv zu testen. Auf den Fotos war von dem Staub aber nichts zu sehen.

Ausstattung und Bedienung

Der Grund für Staub im Objektiv trotz Abdichtung dürfte der Zoommechanismus sein. Stolze sechs Zentimeter breit ist der Zoomring, die fünf Zentimeter breite, geriffelte Gummierung lässt sich wunderbar greifen. Mit einer viertel Umdrehung fährt das Zoom mit etwas Widerstand von 80 auf 400 Millimeter. Der Widerstand ist zum sanften Mitzoomen bei Bewegungen auf den Fotografen zu allerdings etwas zu stark. Der Tubus schiebt sich dabei um 5,6 Zentimeter heraus. Beim einem Tubusdurchmesser von 7,5 Zentimetern werden somit fast 250 Kubikzentimeter Volumen erzeugt.

Der Tubus hat dabei leichtes Spiel, aber nicht viel und nicht störend. Im hinteren Teil des Zoomrings sind die Brennweiten 80, 105, 135, 200, 300 und 400 Millimeter in kontrastreichem Weiß beschriftet und wunderbar ablesbar. Die Brennweitenunterteilung folgt klassischen Festbrennweiten und lässt dabei keine wichtige aus – perfekt.

Der zweite Ring am Objektiv ist für den Fokus zuständig und sitzt weiter hinten. Mit einer Breite von drei Zentimetern und seiner geriffelten Gummierung lässt er sich ebenfalls sehr gut bedienen. Er läuft deutlich leichter als der Zoomring, so dass er auch feinste Fokuskorrekturen ermöglicht. Mit einer viertel Umdrehung wird der Fokusbereich von 1,5 Meter bis unendlich durchfahren, wobei man die Endanschläge deutlich spürt. Der Fokusring lässt sich aber gegen einen leicht erhöhten Widerstand endlos weiterdrehen.

Die Fokusentfernung kann über ein winziges Sichtfenster auf der Oberseite abgelesen werden. Es ist aber sehr klein und das spiegelnde Schutzglas erschwert die Ablesbarkeit zusätzlich. Hier wäre deutlich mehr Platz für eine besser ablesbare Skala gewesen. Automatisch wird der Fokus von einem Ultraschallmotor betätigt, was nahezu unhörbar leise und äußerst schnell sowie präzise erfolgt. Auch hier lässt sich die Fokusentfernung bei Bedarf in dem kleinen Fenster ablesen und ein manueller Eingriff über den Fokusring ist ebenfalls möglich. Die Naheinstellgrenze erlaubt übrigens einen maximalen Abbildungsmaßstab von rund 1:5.

Insgesamt fünf Schalter an der Seite des Tubus erlauben diverse Funktionseinstellungen. Der unterste Schalter arbeitet rein mechanisch und dient lediglich als Transportsperre bei eingefahrenem Zoom. Die beiden Schalter darüber steuern den optischen Bildstabilisator. Neben an und aus hat der Fotografen die Wahl zwischen normalem und aktivem Modus. Letzterer soll vor allem bei dynamischen Bewegungen besser funktionieren. Nikon verspricht bis zu vier Blendenstufen längere Belichtungszeiten ohne Verwackelungen, das würde 1/25 Sekunde bei 400 Millimeter entsprechen. Bei 1/50 Sekunde ist man aber auf der sichereren Seite, wenn man sich auf den Bildstabilisator zu nahezu einhundert Prozent verlassen möchte.

Die obersten beiden Schalter regeln die Autofokus-Funktion. Der oberste schaltet zwischen verschiedenen Modi vom manuellen sowie Kombinationen aus automatischem und manuellem Fokus um. Über den Schalter darunter lässt sich der Fokusbereich wählen zwischen sechs Meter bis unendlich oder dem vollen Fokusbereich. Das hilft dem Autofokus bei Motiven, die weiter weg liegen, nochmal etwas auf die Sprünge.

Die Stativschelle ist fest verbaut, aber drehbar. Mit einer Schraube lässt sich die Klemmung lösen und die Kamera-Objektivkombination in beliebigen Winkeln drehen. Im Querformat gibt es einen mechanischen Rastpunkt, ich Hochformat hingegen nicht. Hier kann man sich lediglich an den kleinen weißen, aufgedruckten Punkten orientieren.

Fortsetzung auf Seite 2

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Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.