Mit 47 Megapixeln, IP54-Zertifizierung und Sensor-Shift-Stabilisierung

Leica kündigt Vollformat-Systemkamera SL2 mit neuester Technologie an

2019-11-06 Mit der Leica SL2 bringt der deutsche Kamerahersteller ein verbessertes Nachfolgemodell seiner spiegellosen Systemkamera SL auf den Markt. Während das Gehäuse in Zusammenarbeit mit Kunden und Fotografen weiterentwickelt wurde, stammen viele technische Details offensichtlich von der Panasonic Lumix S1R. Dazu gehört nicht nur der 47-Megapixel-Sensor, sondern auch die Autofokus-Technologie sowie der Sensor-Shift-Bildstabilisator samt Multishot-Modus mit 187 Megapixeln Auflösung.  (Benjamin Kirchheim)

Die Leica SL2 ist nach wie vor ein riesiger Klotz für eine spiegellose Systemkamera, sie misst rund 15 mal elf mal vier Zentimeter und wiegt ohne Akku bereits 835 Gramm. Dafür besteht das Gehäuse aus gefrästem Aluminium, sogar eine IP54-Zertifizierung für den Staub- und Spritzwasserschutz besitzt es – ein solches Detail scheuen andere Kamerahersteller. Beim Design bleibt Leica der SL weitgehend treu, hat bei der SL2 aber viele Details aufgrund von Kundenrückmeldungen angepasst, so dass die SL2 noch besser in der Hand liegen soll. Auch die Bedienung will Leica optimiert haben und setzt das Drei-Tasten-Bedienkonzept noch konsequenter um. Die Bedienung soll damit für M- und Q-Fotografen noch einfacher erlernbar sein. Zur verbesserten Benutzeroberfläche gehören etwa neue Statusmenüs und die Einbeziehung des Touchscreens. Ein Klickrad, ein Joystick und drei durchdacht platzierte, individuell konfigurierbare Tasten sollen ebenfalls zur einfachen Bedienung beitragen.

Damit ist die SL2 zwar unverkennbar eine Leica, aber auch die technische Grundlage in Form der Panasonic Lumix S1R kann sie nicht ganz leugnen. Im Zentrum steht der 47 Megapixel auflösende CMOS-Sensor, der zwecks Bildstabilisierung beweglich gelagert ist. Damit sollen bis zu 5,5 Blendenstufen längere Belichtungszeiten freihand möglich sein. Vom Stativ aus hingegen kommt der Sensor-Shift-Bildstabilisator für die Multishot-Funktion zum Einsatz, die acht Aufnahmen mit leichtem Versatz zu einem 187 Megapixel auflösenden DNG kombiniert. Auch diese Funktion kennt man von Panasonic.

Der Bildprozessor heißt bei Leica Maestro III und kümmert sich unter anderem um die Autofokus-Berechnung. Eine Objektiverkennung bemerkt, ob ein Motiv still steht oder sich bewegt, auch Gesichter und Augen werden erkannt, um entsprechend darauf fokussieren zu können. Die Serienbildfunktion erreicht zehn Bilder pro Sekunde mit dem bis zu 1/8.000 Sekunde schnellen mechanischem Verschluss, mit elektronischem Verschluss sind sogar 20 Serienbilder pro Sekunde möglicht. Mit AF- und AE-Nachführung hingegen sinkt die Serienbildrate auf sechs Bilder pro Sekunde. Aufgezeichnet werden die Fotos auf SD-Speicherkarten, wobei die SL2 gleich zwei UHS-II-kompatible Steckplätze bietet, so dass auch JPEG- von DNG-Aufnahmen getrennt gespeichert werden können.

Sehr ungewöhnlich setzt Leica hingegen die Videoauflösungen um und übertrumpft damit sogar die Panasonic S1R. Vermutlich werden hier die Pixel einfach 1:1 aufgezeichnet, statt sie für das Oversampling zu nutzen und auf übliche Auflösungen zu reduzieren. So gibt es eine 5K-Videoaufnahme mit 4.992 x 3.744 Pixeln, im APS-C-Format sogar mit 5.504 x 3.096 Pixeln bei jeweils 24, 25 oder 30 Bildern pro Sekunde. Bei 4K-Auflösung steigt die Bildfrequenz dann auf bis zu 60 Bilder pro Sekunde bei üblichen Auflösungen von 3.840 x 2.160 für 4K und 4.096 x 2.160 bei C4K (Cinema-4K mit 17:9 statt 16:9). In Full-HD-Auflösung sind sogar bis zu 180 Bilder pro Sekunde für Zeitlupeneffekte möglich. Auch verschiedene Gradationskurven wie Rec. 709, L-Log Rec. 2020 oder HLG Rec. 2020 bietet die SL2. Zudem profitieren Filmschaffende von angepassten Anzeigen, etwa ASA statt ISO, die Belichtungszeit in Grad der Umlaufblende und statt der Objektivöffnung F wird die Blende in der tatsächlichen Transmission T angegeben. Des Weiteren lassen sich nun ein Mikrofon und ein Kopfhörer einzeln anschließen, der vollwertige HDMI-Anschluss ermöglicht den Einsatz externer Monitore.

Der elektronische Sucher kann sich mit seiner Auflösung von 5,76 Millionen Bildpunkten ebenfalls sehen lassen. Der Vergrößerungsfaktor beträgt 0,78, die Verzögerung soll bei 0,005 Sekunden liegen. Der rückwärtige Touchscreen misst 3,2 Zoll beziehungsweise 8,1 Zentimeter in der Diagonale und löst mit 2,1 Millionen Bildpunkten ebenfalls recht hoch auf. Im Gegensatz zur Panasonic ist er aber nicht beweglich. Leica hat ihm zudem eine kratzfeste, fingerabdruckabweisende Beschichtung spendiert. Zudem gibt es auf der Oberseite ein transreflektives, monochromes LCD mit 128 x 128 Pixeln Auflösung, auch hier ist eine Anti-Fingerprint-Beschichtung aufgebracht. Dank WLAN und Bluetooth kann die Leica SL2 mit Mobilgeräten verbunden werden, selbstverständlich unterstützt sie die Leica Fotos App.

Ab 21. November 2019 soll die Leica SL2 zu einem Preis von knapp 6.000 Euro erhältlich sein. Dank der L-Mount-Allianz ist zudem die Objektivauswahl seit letztem Jahr erheblich gestiegen, da nun auch Panasonic und Sigma passende Objektive anbieten. Zwei Stück, die sogar die hohen Leica-Qualitätsstandards erfüllen sollen, hat Panasonic heute morgen erst vorgestellt (siehe weiterführende Links). Passend zur SL2 soll auch die neue, erweiterte Version 2.0 der Leica Fotos App am 21. November erscheinen.


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Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.