Normalobjektiv

Testbericht: Nikon Z 50 mm F1.8 S

2019-05-13 Traditionell kamen 50mm-Objektive früher, als Zoomobjektive noch nicht so verbreitet waren, als preisgünstige Setobjektive bei DSLRs zum Einsatz. Die Lichtstärke betrug aufgrund des günstigeren Preises F1,8. Heutzutage hingegen entscheiden sich Anbieter spiegelloser Kamerasysteme eher aufgrund der Kompaktheit für F1,8 statt F1,4 lichtstarke Festbrennweiten, qualitativ hingegen sollen sie in der obersten Liga mitspielen können. Das verspricht auch Nikon für sein Z 50 mm F1.8 S. Wie gut das knapp 680 Euro teure Objektiv tatsächlich ist, zeigt unser Test an der fast 46 Megapixel auflösenden Vollformat-Systemkamera Nikon Z 7.  (Benjamin Kirchheim)

680 Euro ist alles andere als geschenkt und für das Geld sollte man auch ein gewisses Verarbeitungsniveau erwarten können. Das Nikon Z 50 mm F1.8 S besteht aus einem ausgewogenen Mix aus hochwertigem Kunststoff und Metallgehäuse. Der irre breite Fokusring, der hintere Tubusteil sowie das Bajonett bestehen aus Metall. Vor und hinter dem Fokusring sowie an der Objektivfront kommt Kunststoff zum Einsatz. Also bestehen auch das Bajonett für die mitgelieferte, tulpenförmige Kunststoff-Streulichtblende und das 62mm-Filtergewinde aus Kunststoff. Unterstrichen wird die gute Verarbeitung der Festbrennweite mit den Dichtungen, die vor dem Eindringen von Staub und Spritzwasser schützen sollen.

Dank des Materialmixes beträgt das Gewicht nur rund 415 Gramm, mit einem Durchmesser von 7,6 und einer Länge von 8,7 Zentimetern ist das Objektiv aber nicht wirklich klein. Angesetzt an die Nikon Z 7 (gleiches gilt für die Z 6, die ein identisches Gehäuse besitzt) wirkt das Objektiv gut proportioniert. Die Kombination liegt gut in der Hand und lässt sich im Notfall zum einfachen Fotografieren auch mal einhändig verwenden. Die Marke von einem Kilogramm knackt die Kombination übrigens um knapp 80 Gramm, die Z 7 ist halt kein Leichtgewicht.

Fokus

Die einzigen beiden Bedienelemente des Z 50 mm F1.8 S beziehen sich auf den Fokus, denn einen optischen Bildstabilisator besitzt es nicht. Dieser wird auch gar nicht benötigt, denn den bringen die Kameras dank des beweglich gelagerten Bildsensors bereits mit. Der Schalter links am Objektiv wechselt zwischen automatischer und manueller Fokussierung, wobei der Autofokus jederzeit mittels eines Drehs am mit knapp vier Zentimetern üppig breiten Fokusring nachkorrigiert werden kann. Der Autofokus arbeitet leise und zuverlässig. Der Fokusmotor treibt eine interne Fokusgruppe an, sodass sich die Länge des Objektivs nicht ändert.

Die Naheinstellgrenze beträgt lediglich 40 Zentimeter, damit gewinnt man bei Nahaufnahmen keinen Blumentopf. Der Arbeitsabstand beträgt dabei gut 30 Zentimeter. 1:6,7 wird als größter Abbildungsmaßstab erreicht, damit lässt sich ein kleinstes Bildfeld von 24 mal 16 Zentimetern abdecken. Der Fokusring arbeitet übrigens rein elektronisch und reagiert je nach Drehgeschwindigkeit feinfühliger oder schneller, was eine sehr präzise Fokussierung erlaubt, zumal mit einer Lupe und dem Fokus-Peaking praktische Einstellhilfen zur Verfügung stehen. Wer möchte, kann den Ring im Autofokusbetrieb übrigens umprogrammieren und statt dem Fokus die Blende oder die Belichtungskorrektur damit bedienen.

Bildqualität

Der optische Aufbau des Nikon Z 50 mm F1.8 S setzt sich aus immerhin einem Dutzend Linsen zusammen, die in neun Gruppen angeordnet sind. Zwei asphärische und zwei ED-Linsen sollen für eine hohe Auflösung bis an den Bildrand bereits ab Offenblende und minimierte Farbfehler sorgen. Letzteres lässt sich bereits im Praxiseindruck bestätigen, während die Auflösung zumindest am Bildrand bei Offenblende zwar gut ist, aber nicht ganz mit dem Bildzentrum mithalten kann und beim Abblenden besser wird. Zudem überzeugt die Nanovergütung, die Kontrastverluste und Reflexe wirkungsvoll unterdrückt. Auch das von neun Blendenlamellen gleichmäßig rund geformte Bokeh kann sich sehen lassen, auch hier sind im Unschärfebereich kaum Farbsäume auszumachen.

Den Labortest des Z 50 mm F1.8 S haben wir ausnahmsweise an der Z 6 und der Z 7 vorgenommen, da uns im letzten Jahr nur die Z 6 zusammen mit dem 50mm zur Verfügung stand. Dass der Test an der Z 7 aussagekräftiger bezüglich Auflösung ist, bestätigen dann auch unsere Labortests. Verzeichnung und Farbsäume spielen an beiden Kameras keine Rolle, auch die Randabdunklung ist an beiden Kameras nahezu identisch, fällt aber interessanterweise an der Z 6 minimal stärker aus. Bei Offenblende beträgt sie gut eine Blendenstufe, zeigt aber einen sanften Verlauf. Ein Abblenden auf F2 verringert die Randabdunklung zwar schon um gut 0,2 bis 0,3 Blendenstufen, aber erst bei F2,8 verschwindet sie nahezu (siehe Diagramm aus dem Labortest des Z 50 mm F1.8 S an der Nikon Z 7 unten).

Deutliche Unterschiede zeigen sich bei der Auflösungsmessung. Während das Z 50 mm F1.8 S an der Z 6 fast keinen Randabfall der Auflösung zeigt, sieht es an der Z 7 ganz anders aus. An der Z 6 erreicht das 50er gut 53 Linienpaare pro Millimeter (lp/mm) bei Offenblende, eine gute, solide, wenn auch nicht herausragende Auflösung für einen 24-Megapixel-Sensor. Bei F4 und F5,6 erreicht es sein Auflösungsmaximum von 59 lp/mm, wobei selbst volles Abblenden auf F16 praktisch keine Auflösungsverluste bringt. An der Z 7 liegt die Auflösung im Bildzentrum bereits bei Offenblende mit 82 lp/mm deutlich höher, am Bildrand hingegen erreicht das Objektiv "nur" gut 58 lp/mm und löst damit kaum höher auf als an der Z 6. Im Bildzentrum erreicht das Z 50 mm F1.8 S an der Z 7 bereits bei F4 sein Auflösungsmaximum mit 84 lp/mm, während sich die Auflösung am Bildrand bis F11 auf dann 73 lp/mm steigern lässt, im Zentrum ist sie dann schon wieder etwas auf 79 lp/mm gefallen. Aber auch an der Z 7 gilt: Selbst die kleinste Blende F16 kann problemlos eingesetzt werden, die Auflösung ist auch dann noch hoch. Mit einer noch höher auflösenden Kamera könnte das Objektiv mutmaßlich im Bildzentrum noch etwas höher auflösen, während am Bildrand bereits an der Z 6 schon fast das Maximum erreicht ist.

Fazit

Für die 680 Euro UVP (der Marktpreis liegt inzwischen gut 100 Euro darunter) bekommt man mit dem Nikon Z 50 mm F1.8 S eine gute Gegenleistung. Das Objektiv leistet sich keine nennenswerten Schwächen und ist solide verarbeitet. Der Autofokus ist schnell und leise, das Bokeh schön, optische Fehler sind praktisch nicht vorhanden. Die Auflösung kann sich ebenfalls sehen lassen. Insbesondere an der Z 6 dient die Blende als reines Bildgestaltungsmittel, denn die Auflösung ist konstant hoch. An der Z 7 gilt das nur im Bildzentrum, während der Bildrand bei der Auflösung vom Schließen der Blende profitiert.

Kurzbewertung

  • Gute Verarbeitung
  • Sehr breiter, griffiger Multifunktionsring
  • Frei von Verzeichnungen und Farbsäumen
  • Hohe Auflösung bereits ab Offenblende
  • An der Z 6 bei allen Blenden hervorragende Bildqualität
  • Kommt an der Nikon Z 7 zumindest am Bildrand an seine Auflösungsgrenzen
  • Nicht besonders großer Abbildungsmaßstab

Nikon Z 50 mm F1.8 S mit Nikon Z 7 (v6.0)

Randabdunklung (Vignettierung)

Maximale Randabdunklung
50 mm
F1,847 % (0,9 EV)
F2,040 % (0,7 EV)
F2,821 % (0,3 EV)
F4,015 % (0,2 EV)
F5,614 % (0,2 EV)
F8,015 % (0,2 EV)
F11,015 % (0,2 EV)
F16,016 % (0,2 EV)

Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.

Hersteller Nikon
Modell Z 50 mm F1.8 S
Unverbindliche Preisempfehlung 699,00 €
Bajonettanschluss Nikon Z
Brennweite 50,0 mm
Lichtstärke (größte Blende) F1,8
Kleinste Blendenöffnung F16
KB-Vollformat ja
Linsensystem 12 Linsen in 9 Gruppen
inkl. ED und asphärische Linsen
Anzahl Blendenlamellen 9
Naheinstellgrenze 400 mm
Bildstabilisator vorhanden nein
Autofokus vorhanden ja
Wasser-/Staubschutz ja
Filtergewinde 62 mm
Abmessungen (Durchmesser x Länge) 76 x 87 mm
Objektivgewicht 415 g

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Die Bildqualität in unseren Tests ermitteln wir seit 2011 mit DXOMARK Analyzer.

Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.