Handlicher Foto-Video-Hybrid für Vollformat-Einsteiger

Panasonic präsentiert kleine und leichte Lumix DC-S9

2024-05-22 Mit der Lumix DC-S9 stellt Panasonic seine bisher kleinste und leichteste Kleinbild-Systemkamera vor. Technisch basiert sie auf der S5II, wobei man jedoch aufgrund der Kompaktheit einige Abstriche in Kauf nehmen muss. So gibt es keinen mechanischen Verschluss, keinen Sucher, der USB-Anschluss bietet keine Video-Streaming-Funktion und die Videoaufnahmelänge ist eng begrenzt. Dafür will die Kamera mit einem guten Hybrid-Autofokus, einer hervorragenden Bildstabilisierung und einer LUT-Taste für Farbprofile sowie einem MP4-Lite-Videoformat mit Open Gate für schnelles Teilen in sozialen Medien glänzen.  (Benjamin Kirchheim)

Das Design der Lumix DC-S9 erinnert ein wenig an die äußerst kompakte GM-Serie von Panasonic. So klein wie diese Micro-Four-Thirds-Kameras kann die S9 mit ihrem Kleinbildsensor indes nicht sein. Trotzdem ist sie in etwa so kompakt wie beispielsweise die APS-C-Kompaktkamera Fujifilm X100VI. Ohne Objektiv bringt die Panasonic S9 weniger als 500 Gramm auf die Waage und misst lediglich 12,6 x 7,4 x 4,7 Zentimeter.

Als direkte Konkurrentin kann man sicherlich die Sony Alpha 7C II sehen, die sogar minimal schmaler und niedriger ist, obwohl sie im Gegensatz zur Panasonic einen elektronischen Sucher bietet. Beim Gewicht und der Gehäusetiefe hat hingegen die Panasonic S9 die Nase vorn, wenn es um ein besonders flaches und leichtes Gehäuse geht. Dafür muss man bei der Panasonic S9 allerdings auf einen Handgriff verzichten. Wieder einmal wird SmallRig in die Bresche springen und einen anschraubbaren Handgriff anbieten, auch Nikon geht diesen Weg.

Technisch basiert die Panasonic Lumix S9 im Prinzip auf der Lumix S5II. Der Sensor samt dem leistungsfähigen Bildstabilisator und der Hybrid-Autofokus sowie der Bildprozessor sind gleich. Dennoch sorgt das kleine Gehäuse für Einschränkungen, zumal im Vergleich zur S5II der integrierte Lüfter fehlt. Das sorgt für deutlich verkürzte Aufnahmelängen hochauflösender Videos, 15-20 Minuten sind es je nach Modus. Dabei ist die Maximallänge rigoros vorgegeben, sie hängt also nicht von der tatsächlichen Temperatur ab.

Eine weitere Einschränkung des kleinen Gehäuses ist der fehlende mechanische Verschluss. Was Videografen nicht stören dürfte, sieht bei Fotografen schon anders aus, spätestens bei schnell bewegten Motiven kann es zum gefürchteten Rolling-Shutter-Effekt kommen, auch wenn dieser bei einem modernen Sensor wie in der S9 nur noch in geringem Maße auftritt. Eine besonders kurze kürzeste Verschlusszeit bekommt man trotzdem nicht, sie liegt bei 1/8.000 Sekunde wie bei schnellen mechanischen Verschlüssen.

Der 24 Megapixel auflösende Vollformat-Bildsensor soll einen hohen Dynamikumfang von über 14 Blendenstufen bieten und dank Dual-Native-ISO auch bei hohen ISO-Empfindlichkeiten wenig rauschen. Der Sensor lässt sich dafür in der Grundempfindlichkeit von ISO 100 auf ISO 640 umschalten beziehungsweise die Kamera macht das entsprechend automatisch. Ihm zur Seite steht ein leistungsfähiger Bildprozessor mit L²-Technologie, die eine Gemeinschaftsentwicklung mit Leica ist (siehe weiterführende Links).

Die 779 auf dem Bildsensor integrierten Phasen-Autofokus-Messsensoren sollen für einen präzisen, schnellen Autofokus sorgen. Der DFD- und der Kontrastautofokus sind ebenfalls mit an Bord, sie arbeiten mit 315 Messfeldern. Der Autofokus erkennt und verfolgt Menschen, Tiere, Köpfe, Gesichter und Augen. Dabei werden auch mehrere Körper von Menschen erkannt und das Hauptmotiv priorisiert. Selbst bei Gegenlicht soll die Erkennung gut funktionieren.

Dank des elektronischen Verschlusses werden immerhin 30 Serienbilder pro Sekunde mit AF-C-Tracking-Autofokus erreicht. Um diese schnell wegspeichern zu können, unterstützt das SD-Kartenfach UHS II. Dabei lässt sich der Autofokus weitreichend konfigurieren, um ihn beispielsweise auf bestimmte Situationen bei der Sportfotografie oder Videoaufnahmen anpassen zu können.

Ein Herausstellungsmerkmal von Panasonic ist der Bildstabilisator. Auch die S9 besitzt einen zur Bildstabilisierung beweglich gelagerten Bildsensor samt High-Res-Shot-Funktion mit 96 Megapixeln, wobei die Stabilisierung mit der eines kompatiblen Objektivs als Dual IS 2 kombiniert werden kann. Das soll bis zu 6,5 Blendenstufen längere Belichtungszeiten ermöglichen. Kombiniert wird das Ganze im Videomodus mit einem elektronischen Bildstabilisator für ein noch ruhigeres Bild bei festem Stand. Der Active IS soll die Bildstabilisierung von Videoaufnahmen beim Gehen um 200 Prozent verbessern. Panasonic behauptet, dass dies im Vergleich zur Konkurrenz von Canon und Sony besser funktionieren soll.

Wie eingangs erwähnt, muss man bei der Lumix S9 auf einen Sucher verzichten, auch optional (aufsteckbar) gibt es keinen. Der Touchscreen ist hingegen derselbe wie in der S5II: Er misst 7,5 Zentimeter in der Diagonale und löst mit 1,84 Millionen Bildpunkten hoch auf. Er lässt sich seitlich schwenken sowie um die eigene Achse drehen. Das ermöglicht Aufnahmen aus allen erdenklichen Perspektiven inklusive Selfies und dem Einsatz als Video-Kontrollmonitor.

Auch wenn es bei der Videofunktion ebenfalls Einschränkungen im Vergleich zum Technologiespender S5II gibt, legt Panasonic hier besonderen Wert drauf und hat sogar einige Neuerungen und Erleichterungen vor allem für Social Media integriert. Bei Ausnutzung des gesamten Bildsensors lassen sich 6K-Videos im 3:2-Seitenverhältnis bei einem Farbsubsampling von 4:2:0 10 Bit bei 24, 25 oder 30 Bildern pro Sekunde mit 200 Mbps aufnehmen. Bei 17:9 6K wird noch die volle Sensorbreite genutzt. Bei 16:9 5,9K hingegen fallen horizontal wenige Pixel weg, dafür kommen vertikal im Vergleich zu 17:9 einige hinzu. Aber auch Aufnahmen mit 4K sind im Vollformat bei bis zu 30 Bildern pro Sekunde möglich, dann sogar mit einem Farbsubsampling von 4:2:2 10 Bit. In Full-HD-Auflösung sind bis zu 120 Bilder pro Sekunde möglich.

Beschränkt man sich auf den APS-C-Bildkreis, sind 4K-Aufnahmen auch mit bis zu 60 Bildern pro Sekunde möglich, in Full-HD sind es 120 Bilder pro Sekunde. Nur im Slow&Quick-Modus sind bei Full-HD-Auflösung 180 Bilder pro Sekunde möglich. Zudem können anamorphe 4:3-Videos im APS-C-Bildkreis mit weiterem Crop in 3,3K-Auflösung aufgenommen werden. Neu ist eine spezielle Open Gate Videofunktion. Zwar beherrscht auch die S5II Open Gate, allerdings nur mit hoher Auflösung und Bitrate. Die S9 hingegen bietet das nun in 4K-Auflösung 3:2 (3.840 x 2.560 Pixel) bei 25 oder 30 Bildern pro Sekunde als MP4 Lite mit einer Bitrate von 50 Mbps. Der Vorteil der geringeren Auflösung und Bitrate ist die geringere Datenmenge. Solche Videos lassen sich problemlos schnell an ein Smartphone übertragen und weiterverarbeiten. Das Open Gate erlaubt dabei einen nachträglichen Beschnitt auf viele Seitenverhältnisse, selbst ins 9:16-Hochformat, das auf Smartphones beliebt ist.

Open Gate ist nichts anderes als eine Videoaufnahme mit der gesamten Sensorfläche (in diesem Fall also im Seitenverhältnis 3:2). Das vereinfacht den späteren Beschnitt von Videos in verschiedene Formate, was vor allem bei Social Media relevant ist, wo man Videos oft auch im Hochformat benötigt. Statt also zwei Videos aufzunehmen, einmal im Hochformat und einmal im Querformat, nimmt man ein Video in Open Gate auf und beschneidet es später.

Wie bereits erwähnt, profitieren Videoaufnahmen vom Bildstabilisator, aber auch vom neuen Phasen-Hybrid-Autofokus, der sogar beim Zoomen funktionieren soll. Tonaufnahmen erfolgen über das integrierte Stereomikrofon oder ein per 3,5mm-Klinke angeschlossenes externes in 48 kHz 24 Bit, bei externem Mikrofon kann zudem auf High-Res-Audio mit 96 kHz 24 Bit umgeschaltet werden. Einen optionalen XLR-Adapter wie bei der S5II kann man hingegen nicht anschließen. Ein Kopfhöreranschluss fehlt der S9 jedoch und bei der HDMI-Buchse muss man mit dem Micro-Format (Typ D) vorliebnehmen.

HLG und V-Log werden ebenso angeboten wie eine LUT (Look Up Table), die von der Speicherkarte gelesen werden kann. Neu ist eine LUT-Taste an der Kamera, mit der direkt verschiedene LUTs aktiviert werden können. Zudem gibt es eine neue App namens Lumix LAB, mit der sich durch den Einsatz von Schiebereglern ganz einfach LUTs erstellen und auf die Kamera übertragen lassen. Das ist quasi eine Konkurrenz zu den Filmsimulationen von Fujifilm, nur dass man bei der Gestaltung einer LUT noch mehr Freiheiten genießt. Was eine LUT ist, erklären wir in einem Fototipp in den weiterführenden Links. Die App bietet zudem LUTs von bekannten Künstlern, die man dann selbst verwenden kann.

Die S9 verfügt über Bluetooth sowie WLAN auf 2,4 und 5 GHz. Damit kann eine dauerhafte Verbindung zu einem Smartphone hergestellt werden, beispielsweise zum Geotagging. Per WLAN lassen sich Bilder und Videos übertragen sowie per App die Kamera fernsteuern. Über die neue Lumix LAB App sollen sich Fotos und Videos zudem besonders schnell übertragen, bearbeiten und teilen lassen. Zur Stromversorgung kommt der Lithium-Ionen-Akku BLK22 mit 2.200 mAh Kapazität zum Einsatz, der für 470 Aufnahmen Energie liefert. Geladen wird er kameraintern über die USB-C-Schnittstelle.

Ab Mitte Juni 2024 soll die Panasonic Lumix DC-S9 zu einem Preis von knapp 1.700 Euro erhältlich sein. Dabei gibt es die schwarze Kamera nicht nur mit schwarzer Belederung (Jet Black), sondern auch mit einer dunkelgrünen (Dark Olive), dunkelblauen (Night Blue) und dunkelroten (Crimson Red). Alle Farbvarianten gibt es zudem auch im Set mit dem Objektiv Lumix S 20-60 mm F3.5-5.6 (Test siehe weiterführende Links) zu einem Preis von gut 2.000 Euro. Nur die schwarze Version gibt es zudem mit dem Reisezoom Lumix S 28-200 mm F4-7.1 Macro OIS.

Vom Design her passen übrigens die i-Series-Objektive von L-Mount-Allianz-Partner Sigma besonders gut zur neuen Lumix S9. Die Objektive sind kompakt, hochwertig und nicht allzu teuer (Tests siehe weiterführende Links).


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