Mit neuem 25-Megapixel-Sensor

Die Panasonic Lumix DC-GH6 konzentriert sich noch mehr auf Videografie

2022-02-22 Die GH-Serie von Panasonic richtete sich als Hybridkamera stets an Foto- und Videografen gleichermaßen. Auch wenn sich das neue, lang erwartete Flaggschiff Panasonic Lumix DC-GH6 dank eines neu entwickelten, 25 Megapixel auflösenden Four-Thirds-Sensors an die Auflösungsspitze dieser Sensorgröße setzt, stehen vor allem die Videofunktionen im Fokus. Doch auch Fotografen sollen von einem verbesserten Bildstabilisator und beispielsweise HighRes-Aufnahmen mit 100 Megapixeln sowie 75 Serienbildern pro Sekunde profitieren.  (Benjamin Kirchheim)

Mit 25 Megapixeln steigt erstmals seit Sommer 2015 die Auflösung der 17,3 mal 13 Millimeter messenden Four-Thirds-Sensoren. Der neue, von Panasonic entwickelte Sensor kommt ohne Tiefpassfilter aus und ist mit einer Anti-Reflex-Vergütung versehen, die Streulicht reduzieren soll. Über 13 Blendenstufen Dynamikumfang verspricht Panasonic. Das wird dank der Dual-ISO-Schaltkreise möglich, die sich gleichzeitig auslesen lassen. Dank schneller Auslesung bei bis zu 75 Bildern pro Sekunde mit voller und 300 Bildern pro Sekunde mit verringerter Auflösung, soll der Rolling-Shutter-Effekt weiter minimiert worden sein. Dem Bildsensor steht ein leistungsfähiger Bildprozessor zur Seite. Die neue Venus Engine soll doppelt so leistungsfähig sein wie in der Vollformatkamera Lumix DC-S1H, in der der bisher leistungsfähigste Bildprozessor von Panasonic zum Einsatz kam.

Auch den Sensor-Shift-Bildstabilisator haben die Panasonic-Ingenieure verbessert. Ein neuer, super präziser 5-Achsen-Gyrosensor soll die nötigen Daten für bis zu 7,5 Blendenstufen längere Belichtungszeiten bei Freihandaufnahmen liefern. Diese sind bis 120 Millimeter kleinbildäquivalenter Brennweite möglich. Wie immer arbeitet der Stabilisator mit dem optischen Bildstabilisator kompatibler Objektive im Dual-IS-Verfahren zusammen, damit auch im Telebereich, wo ein Sensor-Shift-Stabilisator allein nicht mehr so effektiv arbeitet, 7,5 Blendenstufen erreicht werden können. Als Brennweitenmaximum gibt Panasonic für den Dual-IS 280 Millimeter Kleinbildäquivalent an, bei längeren Brennweiten werden weniger als 7,5 EV erreicht.

Doch nicht nur bei Einzelfotos, sondern auch bei Videoaufnahmen profitiert man von dem Bildstabilisator, der in vielen Fällen sogar einen Gimbal ersetzen können soll. Zudem bietet die HighRes-Funktion von Panasonic nun 100 Megapixel Auflösung. Dabei werden wahlweise vom Stativ oder Freihand in kurzer Folge acht Aufnahmen mit leicht verschobenem Bildsensor gemacht und direkt in der Kamera zur hochauflösenden Aufnahme zusammengesetzt. Der Algorithmus erkennt dabei beispielsweise, ob in bestimmten Motivbereichen Bewegungen beim Zusammensetzen für Unschärfe sorgen und verhindert diese, indem in solchen Bereichen nur eine Aufnahme verwendet wird. Das führt zwar partiell zu einer niedrigeren Auflösung, dafür bleiben die Fotos aber frei von Artefakten durch Bewegungsunschärfen. Der HighRes-Modus ist nun über das Drive-Modus-Wahlrad schnell zugänglich.

Der elektronische Sucher der GH6 bietet ein OLED mit einer Auflösung von 3,69 Millionen Bildpunkten (1.280 x 960 Pixel) und eine 0,76-fache Vergrößerung sowie eine Austrittspupille von 21 Millimetern. Der rückwärtige, 7,6 Zentimeter große Touchscreen ist schwenk- und drehbar. Er besitzt ein Seitenverhältnis von 3:2 und bringt es mit 1,84 Millionen Bildpunkten ebenfalls auf eine hohe Auflösung. Neu ist die Möglichkeit, den Bildschirm zusätzlich von der Rückseite abklappen zu können, damit er auch bei der Verwendung von seitlich angeschlossenen Kabeln seitlich geschwenkt und gedreht werden kann.

Beim Autofokus kommt weiterhin die DFD-Technik von Panasonic zum Einsatz, die grundsätzlich auf einem Kontrast-Autofokus basiert. Mit Panasonic-Objektiven ist dieser Autofokus zwar sehr schnell und es werden neben Gesichtern und Augen auch Köpfe und Körper von Menschen sowie Tiere und Tieraugen erkannt, aber die Serienbildgeschwindigkeit ist trotz vorhandener Tracking-Funktion im AF-C-Betrieb stark eingeschränkt. Mit mechanischem Verschluss können mit AF-S 14 Bilder pro Sekunde aufgenommen werden, mit AF-C hingegen maximal acht Bilder pro Sekunde. Mit elektronischem Verschluss wird der Unterschied eklatant. Während mit AF-S beachtliche 75 Bilder pro Sekunde möglich sind, sinkt die Serienbildrate mit AF-C auf lediglich sieben Bilder pro Sekunde.

Die Videofunktion ist ein zentraler Punkt der neuen Panasonic Lumix DC-GH6. Extra für zeitlich unbegrenzte Aufnahmen bei hohen Auflösungen und Bitraten wurde eine spezielle Kühllösung entwickelt, bei der die Wärme vom Bildsensor und Bildprozessor sowie den Speicherkarten zur Rückseite geleitet wird, wo ein Lüfter zwischen Display und Gehäuserückwand sie abführt. Mit 13,8 mal 10 mal 10 Zentimetern ist die GH6 für eine Micro-Four-Thirds-Kamera ziemlich groß, dafür soll sie aber auch ein ergonomisches und robustes Gehäuse bieten. Es besteht aus einer Magnesiumlegierung und ist gegen das Eindringen von Staub und Spritzwasser geschützt sowie frostsicher bis -10 °C. Betriebsbereit mit Akku bringt es ohne Objektiv bereits über 800 Gramm auf die Waage. Apropos Akku: Hier kommt der große DMW-BLK22 mit 2.200 mAh zum Einsatz. Der mechanische Verschluss ist für 200.000 Auslösungen ausgelegt und damit ebenfalls recht robust.

Zurück zur Videofunktion: Sie liefert 5,7K-Auflösung bei 30 Bildern pro Sekunde in Apple ProRes 422 HQ. Bei derselben Auflösung sind mit 4:2:0 10 Bit bis zu 60 Bilder pro Sekunde möglich. In anamorphotischen 4:3-Modi steht sogar 5,8K-Auflösung bei bis zu 30 Bildern pro Sekunde in 4:2:0 10 Bit zur Verfügung. In Cinema-4K-AUflösung sind bei 60 Bildern pro Sekunde 4:2:2 10 Bit gleichzeitig intern und extern via HDMI möglich. In 4K-Auflösung sind auch bis zu fünffache Zeitlupenaufnahmen mit 120 Bildern pro Sekunde in 4:2:0 10 Bit möglich. In Full-HD 4:2:2 10 Bit werden sogar 240 Bilder pro Sekunde erreicht. Der VFR-Modus erlaubt sogar 300 Bilder pro Sekunde in Full-HD-Auflösung.

Sowohl auf der Vorder- als auch auf der Rückseite zeigt ein Tally-Light eine aktive Videoaufnahme an. Nützlich dürfte auch die zusätzliche Videoaufnahmetaste auf der Vorderseite sein. Neben dem Stativgewinde in der optischen Achse besitzt die Panasonic GH6 übrigens einen Videopin, der das Verdrehen auf dem Stativ beziehungsweise einer entsprechenden Schnellwechselplatte verhindert. Timecode wird von der GH6 ebenfalls unterstützt, und zwar über den Blitzsynchronanschluss. Ein passendes BNC-Konverterkabel wird mitgeliefert.

V-Log und V-Gamut sind für eine spätere Gradation direkt vorinstalliert. V-Gamut erzielt sogar einen höheren Farbumfang als BT.2020. Die Farbmetrik der Panasonic VariCam-Reihe an Kinokameras soll ebenfalls zur Verfügung stehen. V709 LUT mit Rec.709 ist standardmäßig in der GH6 verfügbar. Zudem kann mit V-Log View Assist eine LUT in Echtzeit angewendet werden. Der Import von .CUBE- und .VLT-Dateiformaten wird ebenfalls unterstützt.

Bei normalen Videoaufnahmen sollen zwölf Blendenstufen Dynamikumfang möglich sein. Zudem steht ein Dynamic Range Boost-Modus bei bis zu 60 Bildern pro Sekunde zur Verfügung, bei dem der Sensor zweimal parallel ausgelesen wird. Die Low-ISO-Schaltung erzeugt ein Bild mit hoher Sättigung, das mit dem rauschärmeren High-ISO-Bild zu einem Bild mit mehr als 13 Blendenstufen Dynamikumfang zusammengerechnet wird. Das soll ein klares, flüssiges, scharfes HDR-Video ermöglichen.

Den Ton nimmt die Panasonic Lumix DC-GH6 mit dem internen Mikrofon in 48 kHz 24 Bit auf, mit externem Mikrofon (per 3,5 mm Klinke) sind es sogar 96 kHz 24 Bit High Resolution. Beim Einsatz des externen XLR-Adapters, der auf den Blitzschuh geschoben wird, sind sogar 4-Kanal-Tonaufnahmen möglich (2x XLR, internes Mikro und externes Mikro), was mehr Flexibilität bei Interviews oder der Aufnahme von Sprecher und Umgebungsgeräuschen erlaubt. Welche Kanäle über den per 3,5 mm Klinke angeschlossenen Kopfhörer kontrolliert werden soll, kann eingestellt werden. Auf der Kameraoberseite gibt es eine Tonkontrolltaste, womit sich beispielsweise der Tonpegel leicht kontrollieren und einstellen lässt.

Die Panasonic Lumix DC-GH6 verfügt über zwei Speicherkartensteckplätze. Der schnellere davon ist zu CFexpress Typ B kompatibel. Die hohe Geschwindigkeit wird für die Raw-Videoaufnahmen benötigt. Der zweite Steckplatz nimmt SD-Karten auf und ist zu SDHC, SDXC sowie UHS II kompatibel. Zu den Schnittstellen gehört eine große HDMI-A-Buchse, die den Standard 2.1 mit 4K und 120 Bildern pro Sekunde unterstützt. Die USB-C-Schnittstelle entspricht dem Standard 3.2 und unterstützt Power Delivery, so dass sich nicht nur der Akku in der Kamera laden lässt, sondern auch eine Dauerstromversorgung ermöglicht wird. Im Gegensatz zur GH5II beherrscht die GH6 allerdings kein Livestreaming via USB, kann also auch nur mit reduzierter Auflösung und Zusatzsoftware als Webcam eingesetzt werden.

Drahtlos stehen Bluetooth und WLAN auf 2,4 und 5 GHz zur Verfügung. Die Standortdaten können von einem Smartphone per Bluetooth übertragen werden, zudem ist eine Fernsteuerung via WLAN mit einer Smartphone-App möglich. Sogar die Kameraeinstellungen können drahtlos übertragen werden, auch von einer GH6 zur anderen.

Ab März 2022 soll die Panasonic Lumix DC-GH6 zu einem Preis von knapp 2.200 Euro erhältlich sein. Zudem kommen zwei verschiedene Sets auf den Markt. Zusammen mit dem 12-60 mm F3,5-5,6 soll die GH6 2.400 Euro kosten, das Set mit dem hochwertigeren Leica 12-60 mm F2,8-4 soll 2.800 Euro kosten. Wer die GH6 bis 30. April 2022 kauft, soll zudem eine 128 GByte große CFexpress-Speicherkarte von Lexar im Wert von knapp 250 Euro gratis erhalten.

Zudem kündigt Panasonic an, die Lumix DC-GH6 kontinuierlich weiterentwickeln zu wollen. So stellt Panasonic folgende Funktionen in Aussicht, die mit Firmwareupdates ermöglicht werden sollen:

  • Cinema 4K ProRes 422 HQ / ProRes 422
  • Full-HD ProRes 422 HQ / ProRes 422
  • Direkte Aufzeichnung auf per USB-C angeschlossenen SSDs
  • 4K 120p HDMI-Videoausgang mit gleichzeitiger Livebildanzeige
  • Cinema 4K 120p HDMI-Raw-Aufzeichnung auf Atomos Ninja V+

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Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.