Rückbesinnung auf die Ursprünge

Die neue Fujifilm X-T5 löst ebenfalls 40 Megapixel auf

2022-11-02 Keine zwei Monate nach Vorstellung der X-H2 kündigt Fujifilm mit der X-T5 die zweite Neuheit mit 40 Megapixel auflösendem APS-C-Sensor an. Anders als noch beim Vorgängermodell X-T4 handelt es sich bei der Fujifilm X-T5 aber um keine Flaggschiffkamera mehr (das ist nun die X-H2). Fujifilm will sich auf die Ursprünge der Serie zurückbesinnen und macht daher das Gehäuse etwas kompakter und leichter, streicht dafür aber auch den optionalen Batteriegriff; obendrein muss man trotz identischem Sensor und Prozessor im Vergleich zur X-H2 einige kleinere Abstriche machen.  (Benjamin Kirchheim)

Um es vorweg zu nehmen: Die Abstriche betreffen weder die Bildqualität, noch den Prozessor, Autofokus oder Bildstabilisator. Sie sind eher bei der Serienbildgeschwindigkeit, der maximalen Videoauflösung und der Sucherauflösung zu finden. Immerhin ist aber der optische Seheindruck des im Kleinbildäquivalent 0,8-fach vergrößernden Suchers identisch zum Flaggschiffmodell X-H2(S), die Auflösung des OLEDs beträgt hingegen "nur" 3,69 Millionen Bildpunkte, die maximale Bildfrequenz liegt bei 100 Hz.

Ob man die Unterschiede beim rückwärtigen Touchscreen als Vorteil oder Nachteil sieht, dürfte hingegen individuell verschieden sein. Während sich der Bildschirm der X-T4 und X-H2 nämlich um 180 Grad seitlich schwenken und um 270 Grad drehen lässt, kommt bei der X-T5 der Schwenk- und Neigmechanismus der X-T3 zum Einsatz: Der Bildschirm lässt sich um 90 Grad nach oben, 45 Grad nach unten und 60 Grad zur Seite bewegen, bleibt dabei aber immer hinter der Kamera in der optischen Achse. Das erlaubt unauffälligeres Fotografgieren vor dem Bauch im Hoch- und Querformat, ohne dass der Bildschirm seitlich neben der Kamera steht, aber Selfies sind beispielsweise nicht möglich und auch zum Schutz lässt sich der Bildschirm nicht verkehrt herum anklappen. Die Größe des 3:2-Bildschirms beträgt die üblichen 7,5 Zentimeter, die Auflösung ist mit 1,84 Millionen Bildpunkten hoch.

Das Gehäuse ist wie bereits erwähnt wieder etwas geschrumpft. Die Breite beträgt nun wieder knapp unter 13 Zentimeter und ist damit fünf Millimeter geschrumpft, die Höhe ist dagegen nur um zwei Millimeter geringer, sie liegt nach wie vor bei knapp über neun Zentimetern. Die Tiefe ist dagegen mit knapp 6,4 Zentimetern identisch, wohl aber hat Fujifilm die Form des Handgriffs minimal optimiert. Von der Bedienphilosophie mit separaten Einstellrädern für Belichtungszeit, ISO-Empfindlichkeit und Belichtungskorrektur sowie Blende (am Objektiv) bleibt die X-T5 der X-T-Serie treu. Auch die beiden Multifunktionsräder und der AF-MF-Umschalter sind mit an Bord.

Statt eines Hochformatgriffs mit Zusatzakku gibt es zur X-T5 nur noch einen mechanischen Zusatzgriff, der sich aber sehr gut ins Design einfügt. Der MHG-XT5 vergrößert die Höhe der Kamera etwas, vor allem aber sorgt er für eine Vergrößerung des Griffstücks. Der Akku bleibt weiterhin zugänglich und auch das Stativgewinde bleibt in der optischen Achse. Zudem ist die Unterseite des Griffs zu Arca Swiss kompatibel, so dass man sich oftmals die Stativplatte sparen kann.

Neben der Breite ist auch das Gewicht der Kamera geschrumpft. Mit 557 Gramm wiegt sie 50 Gramm weniger als noch die X-T4. Das bedeutet aber nicht, dass ein kleinerer Akku zum Einsatz kommt. Im Gegenteil: Der NP-W235 erlaubt dank des effizienteren Prozessors in der X-T5 sogar mehr Aufnahmen: 580 sind es nach CIPA-Standard und sogar 740 im Economy-Modus nach Fujifilm-Messung. Auch beim Speicherkartenfach muss man keine Einbußen hinnehmen: Es bietet nach wie vor zwei zu SDHC, SDXC, UHS I und UHS II kompatible SD-Karten-Steckplätze.

Die X-T5 ist gegen Spritzwasser, Staub und sogar Frost bis -10 °C geschützt. Die Schnittstellen umfassen Micro-HDMI samt Clean-Ausgang, einen 3,5 mm Mikrofoneingang, einen 2,5 mm Kabelfernauslöseanschluss (der Auslöser bietet zudem einen Drahtauslöseranschluss) sowie eine USB-C-Buchse, die nicht nur eine Datenübertragung und einen Kopfhöreranschluss per beigelegtem Adapter erlaubt, sondern über die sich auch der Akku laden und die Kamera mit Strom versorgen lässt. Nur USB Video und Audio Class werden nicht unterstützt.

Technisch bietet die Fujifilm X-T5 wie bereits erwähnt Flaggschifftechnologie: Der rückwärtig belichtete X-Trans CMOS 5 HR löst 40 Megapixel auf und bietet 3,33 Millionen integrierten Phasen-AF-Sensoren. Er ist zur Bildstabilisierung beweglich gelagert, bis zu sieben Blendenstufen längere Belichtungszeiten sollen damit nach CIPA-Standard möglich sein. Auch die Pixel-Shift-Aufnahmefunktion für 160 Megapixel Auflösung ist mit an Bord. Als Bildprozessor kommt der schnelle und effiziente X-Prozessor 5 zum Einsatz. Der Autofokus arbeitet mit allen KI-Erkennungstechnologien, die Fujifilm zu bieten hat, es ist derselbe wie in der X-H2. So werden Gesichter samt Augen, Tiere samt Augen, Vögel, Flugzeuge, Fahrzeuge (Autos, Motorräder, Fahrräder, Züge) usw. erkannt und bei Serienbildern verfolgt.

Mit mechanischem Verschluss sind 15 Serienbilder pro Sekunde für 119 JPEGs in Folge möglich, bei Raw hingegen reicht der Puffer nur für 19 Bilder. Mit elektronischem Verschluss, der übrigens bis zu 1/180.000 kurze Belichtungszeiten erlaubt, sind sogar 20 Bilder pro Sekunde möglich, allerdings nur mit einem 1,29-fachen Crop. Ohne Crop sind elektronisch 13 Bilder pro Sekunde möglich, hier ist also der mechanische Verschluss sogar etwas schneller. Apropos: Der ist für 500.000 Auslösungen ausgelegt, also sehr langlebig.

Auch wenn die X-T5 in erster Linie zum Fotografieren ausgelegt ist, bietet sie gute Videofeatures. Im Vergleich zur X-H2 fehlt jedoch die 8K-Videofunktion. Aber auch die 4K60 mit 4:2:2 10 Bit und 13 Blendenstufen Dynamikumfang oder die 6,2K mit 30 Bildern pro Sekunde dürften für die meisten Anwendungen reichen. In Full-HD-Auflösung sind sogar 240 Bilder pro Sekunde möglich. Zudem können via HDMI auch Raw-Videos (Apple ProRes) in 6,2K30 mit 12 Bit Farbtiefe aufgenommen werden. Bildstabilisator und Autofokus stehen selbstverständlich auch während Videoaufnahmen zur Verfügung, F-Log und F-Log2 sind ebenfalls mit an Bord.

Drahtlos nimmt die Fujifilm X-T5 via Bluetooth und WiFi 5 (a/b/g/n/ac) Verbindung zu Smartphones und Tablets auf. Darüber lässt sich nicht nur das Ortungssystem des mobilen Geräts zum Geotagging der Fotos verwenden, sondern auch eine Fernsteuerung der Kamera samt Livebildübertragung ist möglich. Selbstverständlich unterstützt die X-T5 aber auch Tethered Shooting via USB-C. Auch Firmwarupdates können über die App vorgenommen werden.

Bereits ab Mitte November 2022 (in etwa zwei Wochen) soll die Fujifilm X-T5 zu einem Preis von knapp 2.000 Euro erhältlich sein. Damit ist der preisliche Abstand zur nur 250 Euro teureren X-H2 gering. Wer also die volle Leistungsfähigkeit samt großem Handgriff und modernem Bedienkonzept bevorzugt, greift besser zur X-H2. Wer seine Kamera lieber klassisch bedienen möchte und für für etwas weniger Geld die 40 Megapixel auskosten möchte, kann ohne Einbußen der Bildqualität oder des Autofokus und Bildstabilisators die X-T5 nehmen, zumal sie mit 15 Bildern pro Sekunde und einem zumindest in JPEG ausreichend großen Puffer auch Sport- und Actionaufnahmen bewältigen kann.

Wer noch ein passendes Standardzoom zur X-T5 benötigt, kann sie im Set mit dem XF 18-55 mm F2.8-4 R LM OIS (Vorsicht, nicht spritzwassergeschützt!) für knapp 2.400 Euro kaufen oder für 100 Euro mehr (also 2.500 Euro) im Set mit dem spritzwassergeschützten XF 16-80 mm F4 R OIS WR. Die X-T5 ist solo und in den Sets in Silber und Schwarz erhältlich. Der Griff MHG-XT5 kostet knapp 150 Euro und ist nur in Schwarz erhältlich. Das Vorgängermodell X-T4 befindet sich übrigens im Abverkauf, während die X-T3 bereits ausverkauft ist. Die X-Pro3 hingegen läuft weiter.


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Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.