Superzoom für APS-C-Kameras

Testbericht: Tamron 18-300 mm F3.5-6.3 Di III-A VC VXD (B061)

2022-01-17 Superzooms sind der ideale Begleiter für alle, die keine Lust haben, einen ganzen Fuhrpark an Objektiven mit sich herum zu schleppen. Auf der anderen Seite sind Superzooms nicht dafür bekannt, die Bildqualität einer lichtstarken Festbrennweite oder eines Objektivs mit geringerem Zoombereich zu erreichen. Wie sich das Tamron 18-300 mm F3.5-6.3 Di III-A VC VXD (B061) schlägt, haben wir an einer Sony Alpha 6400 und Fujifilm X-T4 ermittelt.  (Harm-Diercks Gronewold, Benjamin Kirchheim)

Der japanischer Objektivhersteller Tamron stellte das 18-300 mm F3.5-6.3 Di III-A VC VXD (B061) im August 2021 vor und brachte es im September 2021 auf den Markt. Mit etwas Verspätung erreichten uns im Dezember 2021 gleich zwei Testexemplare von Tamron, die unterschiedliche Bajonette hatten. So konnten wir die Bildqualität des Objektivs an der Sony Alpha 6400 und der Fujifilm X-T4 beurteilen. Für den Praxisteil des Testberichts haben wir die Kombination aus Sony Alpha 6400 mit dem Tamron 18-300 mm F3.5-6.3 Di III-A VC VXD (B061) verwendet.

Das Tamron 18-300 mm F3.5-6.3 Di III-A VC VXD (B061) wurde für Kameras mit Sensoren im APS-C-Format entwickelt. Dadurch verringert sich der Bildwinkel und die Brennweite des Objektivs entspricht dem eines 27 bis 450 Millimeter Objektivs an einem 36 mal 24 mm großen Kleinbildsensor. Das Tamron 18-300 mm F3.5-6.3 Di III-A VC VXD (B061) hat eine unverbindliche Preisempfehlung von knapp 1.000 Euro. Im Handel ist das Superzoom aber schon für knapp 750 Euro zu haben. Zum Lieferumfang gehören ein Frontlinsendeckel, ein Bajonettdeckel und eine Streulichtblende aus Kunststoff.

Verarbeitung

Beim 18-300 mm F3.5-6.3 Di III-A VC VXD (B061) kommt das für Tamron schon traditionelle mattschwarze, gut verarbeitete Kunststoffgehäuse zum Einsatz. So bleibt das Gewicht trotz immerhin 19 verbauten Linsen mit 620 Gramm einigermaßen im Rahmen. Mit einer Länge von fast 13 Zentimetern ist es bei 18 Millimetern Brennweite schon ordentlich lang. Beim Zoomen auf 300 Millimeter Brennweite verlängert es sich aufgrund des ausfahrenden Tubus auf üppige 21 Zentimeter. Das 18-300 mm F3.5-6.3 Di III-A VC VXD ist außerdem Innenfokussiert, so dass sich die Baulänge durch die Fokuseinstellung nicht verändert.

Der Durchmesser des Objektivs ist mit etwa 7,5 Zentimetern für die Fujifilm X-T4 in Ordnung. Für die kleine Sony Alpha 6400 ist das hingegen zu groß, und so ragt das 18-300 mm F3.5-6.3 Di III-A VC VXD knapp fünf Millimeter über die Bodenplatte der Kamera heraus. Damit liegt die Kamera dann nicht mehr gerade auf einem Tisch oder einer anderen flachen Oberfläche. Am Bajonett des Objektivs gibt es eine kleine Gummilippe, die das Eindringen von Staub und Feuchtigkeit reduzieren soll. Einen echten Staub- und Spritzwasserschutz besitzt das Tamron 18-300 mm F3.5-6.3 Di III-A VC VXD (B061) allerdings nicht.

Am vorderen Ende des Objektivs sind das Bajonett für die mitgelieferte Streulichtblende und das 67 Millimeter große Filtergewinde zu finden. Beide bestehen aus Kunststoff, was zwar nicht ganz ideal ist, aber in dieser Preisklasse dennoch sehr häufig vorkommt.

Bedienung und Ausstattung

Bedient wird die Brennweitenverstellung des Tamron 18-300 mm F3.5-6.3 Di III-A VC VXD mit einem gut fünf Zentimeter breiten, nicht zu leichtgängigen Ring, der eine 3,7 Zentimeter breite Gummierung besitzt. Der Rest des Rings ist am unteren Ende mit den verschiedenen Brennweiten bedruckt. Hier hat sich Tamron neben der Anfangs- und Endbrennweite für klassische Kleinbildbrennweiten von 35, 50, 70, 100 und 200 Millimeter entschieden und dabei wohl "vergessen", dass es sich um ein APS-C-Objektiv handelt, denn die Kleinbildäquivalente sind 53, 75, 105, 150 und 300 Millimeter und damit zumindest im unteren Brennweitenbereich etwas untypisch. Markierungen bei 23, 33, 70, 100, 135 und 200 Millimetern hätten wir sinnvoller gefunden, denn das entspräche den Kleinbildäquivalenten von rund 35, 50, 85, 105, 150, 200 und 300 Millimetern. Die exakte Brennweite wird leider weder bei der Sony Alpha 6400 noch der Fujifilm X-T4 im Livebild angezeigt, so dass man auf die Markierungen am Zoomring angewiesen ist, um die Bildwirkungen bestimmter "klassischer" Festbrennweiten zu erzielen..

Mit einem kleinen Sperrschalter lässt sich das Objektiv auf 18 Millimeter Brennweite fixieren. Damit soll verhindert werden, dass der bewegliche Teil des Objektivtubus unbeabsichtigt herausrutscht. Dazu ist nämlich nicht so viel Kraft notwendig wie man erwarten könnte und die Erfahrung hat gezeigt, dass Zoom-Mechaniken mit der Zeit durchaus ans Spannkraft verlieren können.

Etwas weiter in Richtung Objektivbajonett ist der Fokusring untergebracht, dieser ist mit etwa 13 Millimetern deutlich schmaler als der Zoomring. Dafür ist der Fokusring komplett gummiert und genauso schön griffig wie der Zoomring. Während die Brennweitenverstellung mechanisch vor sich geht, arbeitet der Fokusring rein elektronisch. Zwischen Fokusring und optischer Fokusgruppe besteht also keine direkte Verbindung. Vielmehr erzeugt der Ring elektrische Impulse, die von der Elektronik verarbeitet werden, um dann in Windeseile an den Fokusmotor im Objektiv geschickt zu werden.

Im Fall der Sony Alpha 6400 arbeitet die manuelle Fokussierung nicht linear. Das bedeutet, dass für den Abstand der Fokussierung die Geschwindigkeit ausschlaggebend ist, mit der der Fokusring gedreht wird. Bei dem Fujifilm X-T4 lässt sich hingegen im Menü wählen, ob die manuelle Fokussierung linear oder nicht linear erfolgen soll. Der Vorteil der nicht linearen Fokussierung ist, dass der Fotograf sehr schnell verschiedene Fokusebenen erreichen kann, aber mit langsamen Drehungen auch sehr präzise arbeiten kann. Eher weniger gut eignet sich diese Art der manuellen Fokussierung für die Videografie, da hier oftmals eine Fokussierung gewünscht ist, die vom Drehwinkel abhängig ist und nicht von der Drehgeschwindigkeit, um mit Fokusmarkern arbeiten zu können.

Im Tamron 18-300 mm F3.5-6.3 Di III-A VC VXD kommt ein sogenannter Voice-coil extreme-torque Drive als Fokusmotor zum Einsatz. Er besitzt nicht nur ein hohes Drehmoment für eine schnelle Fokussierung, sondern soll auch noch präzise und sehr leise arbeiten. Im Test bestätigte sich genau das. Der Fokusmotor war leise, schnell und präzise und machte auch bei den Verfolgungsfunktionen eine gute Figur.

Zudem bietet das 18-300 mm F3.5-6.3 Di III-A VC VXD einen optischen Bildstabilisator. Dieser arbeitete im Test zuverlässig und sicher. Wir konnten im Test problemlos drei Blendenstufen längere Belichtungszeiten aus der Hand halten. Bei 70 Millimetern Brennweite konnten wir beispielsweise bei 1/15 Sekunde noch verwackelungsfreie Aufnahmen aus der Hand halten.

Das 18-300 mm F3.5-6.3 Di III-A VC VXD besitzt eine variable Naheinstellgrenze. Tamron gibt für den Weitwinkel 15 Zentimeter an und für das Tele 99 Zentimeter, jeweils ab Sensorebene. Der Abbildungsmaßstab soll maximal 1:2 beziehungsweise 1:4 betragen. Im Weitwinkel sieht der Abstand von der Sensorebene mit 15 Zentimetern zwar gut aus, aber durch die Baulänge des Objektivs beträgt der Abstand von der Frontlinse nur noch knapp einen Zentimeter. Die Abschattung durch Kamera und Objektiv ist extrem hoch. Interessanterweise kann das 18-300 mm F3.5-6.3 Di III-A VC VXD so dicht ans Motiv heran, dass das Objektiv aufliegt. Wenn man also ein von hinten durchleuchtetes Objekt hat, kann man es in der Tat fokussiert abbilden. Wie sinnvoll das allerdings ist, bleibt dahingestellt.

Aufgrund der Nähe des Motivs zur Frontlinse und den Abschattungen konnten wir das exakte Bildfeld im Weitwinkel nicht ermitteln. Sobald man zoomt, erhöht sich die Naheinstellgrenze. Bei 70 Millimetern Brennweite (105 mm entsprechend Kleinbild) konnten wir einen Abbildungsmaßstab von 1:2,8 erreichen. In Telestellung konnten wir bis auf 98 Zentimeter ab Sensorebene fokussieren und einen Abbildungsmaßstab von 1:4 erreichen. Der Abstand von der Frontlinse beträgt dabei komfortable 76 Zentimeter – genügend Raum also zur abschatzungsfreien Beleuchtung des Motivs.

Fortsetzung auf Seite 2

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Autoren

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.

 

Harm-Diercks Gronewold

Harm-Diercks Gronewold, 52, ist gelernter Fotokaufmann und hat etliche Jahre im Fotofachhandel gearbeitet, bevor er 2005 in die digitalkamera.de-Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Produktdatenbanken, Bildbearbeitung, Fototipps sowie die Berichterstattung über Software und Zubehör. Er ist es auch, der meistens vor der Kamera in unseren Videos zu sehen ist und die Produkte vorführt.