Kompaktes Ultra-Weitwinkel

Fujifilm XF 8 mm F3.5 R WR im Test

2023-06-24 Mit dem Fujinon XF 8 mm F3.5 R WR bietet Fujifilm erstmals eine Ultraweitwinkel-Festbrennweite mit einem besonders großen diagonalen Bildwinkel von 121 Grad an, bisher gab es das nur in Form eines großen Zoomobjektivs. Größe ist das zweite Stichwort: Das Fujifilm XF 8 mm F3.5 R WR misst keine sieben Zentimeter im Durchmesser und ist kaum länger als fünf Zentimeter, zudem wiegt es nur etwas über 200 Gramm. Dennoch soll es dank eines aufwendigen optischen Aufbaus aus zwölf Linsen in neun Gruppen samt drei asphärischen und zwei ED-Linsen den 40 Megapixeln der höchstauflösenden Fujifilm-Systemkameras gerecht werden. Ob das auch zutrifft, haben wir an der Fujifilm X-T5 getestet.  (Benjamin Kirchheim)

Verarbeitung

Mit knapp 900 Euro ist das Fujifilm XF 8 mm F3.5 R WR nicht gerade ein Schnäppchen. Dafür bekommt man eine hochwertig verarbeitete Festbrennweite, die von außen fast komplett aus Metall besteht, inklusive des 62 Millimeter großen Filtergewindes. Lediglich zwischen Metallbajonett und Metall-Blendenring besteht das Gehäuse aus Kunststoff.

Auch die mitgelieferte, tulpenförmige Streulichtblende LH-XF08 ist aus Kunststoff gefertigt. Sie ist innen geriffelt und mattiert, um keine ungewollten Reflexionen zu erzeugen. Sie misst 2,8 Zentimeter in der Länge und 8,5 Zentimeter im Durchmesser, ist mit unter 17 Gramm aber angenehm leicht. Sie lässt sich zum Transport verkehrt herum am Objektiv montieren, deckt dabei aber fast den kompletten Fokusring ab. Man kann ihn aber durchaus noch bedienen, wenn auch nicht so komfortabel.

Doch nicht nur das überwiegend aus Metall bestehende Gehäuse sorgt beim Fujifilm XF 8 mm F3.5 R WR für Robustheit, sondern auch die Abdichtung gegen Spritzwasser und Staub. Am Bajonett ist ebenfalls eine Dichtlippe zu finden. Da der Fokus intern arbeitet, wird auch keinerlei Luft eingesaugt oder rausgedrückt, so dass die Dichtigkeit nicht negativ beeinflusst wird. Obendrein ist das Objektiv bis -10 °C frostfest.

Mit einer Länge von 5,3 und einem Durchmesser von 6,8 Zentimetern ist das Fujinon XF 8 mm F3.5 R WR überraschend kompakt. Das ist bei einem so großen diagonalen Bildwinkel von 121 Grad nur dank des geringen Abstands vom Objektiv zum Sensor möglich. Aufgrund der geringen Brennweite misst die Frontlinse lediglich gut 3,3 Zentimeter im Durchmesser und ist kaum nach außen gewölbt, weshalb sich normale Einschraubfilter verwenden lassen. Auch das Gewicht ist mit gemessenen 212 Gramm schön gering, so dass sich das XF 8 mm F3.5 R WR auch wunderbar als Reiseobjektiv für Architektur-, Städte- und Landschaftsfotografie eignet. Zusammen mit der knapp 557 Gramm schweren Testkamera Fujifilm X-T5 und der Streulichtblende bliebt das Gewicht deutlich unter 800 Gramm.

Ausstattung und Bedienung

Das Fujifilm XF 8 mm F3.5 R WR besitzt lediglich zwei Metall-Einstellringe. Beim hinteren davon handelt es sich um einen 1,3 Zentimeter breiten Blendenring. Er besitzt eine acht Millimeter breite, griffige Riffelung. Im vorderen Teil des Rings sind die vollen Blendenstufen eingraviert und weiß ausgelegt. Zudem gibt es eine rot ausgelegte A-Markierung für die Automatikstellung. Der Einstellweg zwischen A und F22 ist genauso lang wie zwischen allen anderen vollen Blendenstufen, jedoch ohne Zwischenrastung.

Weil das XF 8 F3.5 zur neuesten X-Objektivgeneration gehört, hat es eine Arretierung in Automatikstellung, so dass man nicht versehentlich zwischen manueller und automatischer Blendeneinstellung wechseln kann. In beide Richtungen, also sowohl zum Aktivieren als auch zum Deaktivieren der Automatik, muss jeweils der Arretierungsknopf gedrückt werden. Der Bereich von F3,5 bis F22 des Blendenrings ist in Drittelstufen gerastet, wobei sich die hörbare Rastung nicht deaktivieren lässt.

Über einen optischen Bildstabilisator verfügt das Fujifilm XF 8 mm F3.5 R WR nicht. Angesichts der geringen Brennweite ist das aber zu verschmerzen. Zudem gibt es inzwischen einige Fujifilm-Systemkameras mit integriertem Sensor-Shift-Bildstabilisator, etwa die Fujifilm X-S10 und X-S20, die X-H1, X-H2 und X-H2S sowie die X-T4 und die Testkamera X-T5. Fujifilm verspricht bis zu sieben Blendenstufen längere Belichtungszeiten. Das wären beim 8 mm satte zehn Sekunden Belichtungszeit, was völlig utopisch ist, denn so lange kann man die Kamera unmöglich ohne Livebild konstant aus der Hand auf das Motiv ausrichten. Tatsächlich konnten wir eher 1/3 Sekunde noch gut aus der Hand halten, was zwei Blendenstufen entspricht.

Fokus

Der mit 1,4 Zentimetern nicht allzu breite Fokusring besteht ebenfalls aus Metall und ist auf einer Breite von einem Zentimeter fein geriffelt. Damit ist er sehr griffig, wobei die Riffelung etwas gröber ist als bei anderen Fujifilm-Objektiven, wodurch sich nicht so leicht feiner Dreck in den Riffeln festsetzt. Der Ring lässt sich gegen einen leichten, angenehm weichen Widerstand völlig lautlos und endlos drehen.

Der Fokusring arbeitet elektronisch und defaultmäßig nicht-linear. In diesem Modus bestimmt die Drehgeschwindigkeit, wie weit der Fokus verstellt wird. Dreht man den Ring langsam, lässt sich der Fokus in allerfeinsten Schritten sehr präzise einstellen. Dreht man schnell am Fokusring, werden sehr weite Verstellwege zurückgelegt. Per Menü lässt sich dieses Verhalten auf linear umschalten, dann bestimmt allein der Drehwinkel des Fokusrings, wie weit die Entfernungseinstellung verändert wird.

Der Fokus selbst wird von einem unhörbaren Motor eingestellt. Der Autofokus arbeitet sehr schnell und präzise. Von der Lautstärke her eignet sich der Autofokus problemlos für Videoaufnahmen, jedoch wird Fokusatmen sichtbar, das heißt der Bildwinkel ändert sich beim Fokussieren. Der Effekt ist nicht allzu stark, fällt aber doch auf.

Auf manuellen Fokus umgeschaltet wird über die Kamera. Dabei bietet die X-T5, wie bei Fujifilm üblich, eine Fokus-Peaking-Funktion, aber auch eine Fokuslupe lässt sich aktivieren, die besonders bei manueller Fokussierung hilfreich ist. Je nach Kameramodell lässt sich zudem beispielsweise ein digitaler Schnittbildindikator aktivieren. Ebenfalls praktisch ist die Entfernungsanzeige in einem Balkendiagramm, sogar die bei diesem Objektiv besonders üppige Schärfentiefe wird farbig markiert.

Das Fujifilm XF 8 mm F3.5 R WR hat laut technischen Daten eine Naheinstellgrenze von 18 Zentimetern. In der Praxis konnten wir deutlich darunter ab einer Entfernung von 13,9 Zentimetern zur Sensorebene fokussieren. Der Motivabstand von der Objektivfront beträgt dabei 6,8 Zentimeter. Das minimale Bildfeld haben wir mit 23,7 x 15,8 Zentimeter gemessen, was einem Abbildungsmaßstab von 1:10 entspricht und damit erheblich besser als die Herstellerangabe von 1:14,3 ausfällt. Richtig üppig ist der Abbildungsmaßstab trotzdem nicht, was jedoch der kleinen Brennweite beziehungsweise dem großen Bildwinkel geschuldet ist.

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Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.