Hochlichtstarke Normal-Festbrennweite

Testbericht: Olympus 25 mm 1.2 ED Pro

2017-10-27 Auch extrem lichtstarke Objektive mussten Olympus Micro Four Thirds Fans sehr lange warten und schielten neidisch auf die F1,2 lichtstarke Panasonic Leica Objektive. Mit dem 25 mm 1.2 ED Pro machte Olympus den ersten Schritt zur kürzlich auf drei Objektive ausbauten Serie. Leider mussten wir ziemlich lange auf ein Testgerät warten, doch nun war es endlich soweit: Wir konnten das Olympus 25 mm 1.2 ED Pro an der OM-D E-M1 Mark II im Labor und in der Praxis testen.  (Benjamin Kirchheim)

Bisher begeisterten die Festbrennweiten von Olympus, allesamt maximal F1,8 lichtstark, vor allem mit ihrer Kompaktheit, der guten Bildqualität und dem hervorragenden Preis-Leistungsverhältnis. Ein F1,2 lichtstarkes Objektiv hingegen lässt sich leider weder so kompakt noch so preisgünstig bauen. Entsprechend ist das 25 mm 1.2 ED Pro ein ziemlicher Brummer – jedenfalls relativ gesehen. Es bringt 415 Gramm auf die Waage und misst bei einer Länge von 8,7 Zentimetern etwa sieben Zentimeter im Durchmesser. Auch der Preis ist mit knapp 1.300 Euro nicht ganz ohne. Zum Vergleich: Das nur wenig lichtschwächere Panasonic Leica DG Summilux 25 mm 1.4 Asph. wiegt weniger als die Hälfte, kostet weniger als die Hälfte und misst bei einer Länge von gerade einmal 5,4 Zentimetern 6,3 Zentimeter im Durchmesser.

Verarbeitung und Bedienung

Dafür ist das Olympus 25 mm 1.2 ED Pro hervorragend Verarbeitet. Das Gehäuse besteht größtenteils aus Metall und ist gegen Staub und Spritzwasser abgedichtet. Allerdings kommt zwischen dem hinteren Tubusteil und dem Fokusring sowie an der Objektivfront Kunststoff zum Einsatz, auch das 62mm-Frontgewinde für den Einsatz optischer Filter besteht aus Kunststoff, was uns weniger gut gefällt. Der optische Aufbau besteht aus 19 Linsen, die in 14 Gruppen angeordnet sind. Zum Vergleich: das Panasonic Leica DG Summilux 25 mm 1.4 Asph. setzt sich aus gerade einmal neun Linsen in sieben Gruppen zusammen. Zum Lieferumfang gehört beim Olympus neben der Streulichtblende LH-66B auch eine kleine Schutztasche.

Der Autofokus des Olympus 25 mm 1.2 ED Pro arbeitet flüsterleise und äußerst präzise. Es wird intern fokussiert. Manuell lässt sich das Objektiv auf zwei Arten scharf stellen: Entweder man aktiviert die manuelle Fokussierung an der Kamera und benutzt den elektronischen Fokusring, was eine sehr präzise Fokussteuerung erlaubt. Zieht man hingegen den Fokusring nach hinten, so lässt er sich nur noch um maximal eine Viertel Umdrehung bewegen. Außerdem wird nun eine Fokusskala sichtbar. Zwar erfolgt die Signalübertragung immer noch elektronisch, die Fokusgruppe wird weiterhin vom Autofokusmotor verstellt, nun entsprechen die Bewegungen des Fokusrings jedoch ganz konkreten Entfernungseinstellungen, so dass sich ein Gefühl ergibt, als würde es sich um einen mechanischen Fokusring handeln. Auch eine Schärfentiefeskala ist in das Objektiv eingraviert. Des Weiteren verfügt das 25er über einen Funktionsknopf "L-Fn", der mit einer Fokus-Stop-Funktion vorbelegt ist, aber auch andere Funktionen übernehmen kann. Eingestellt wird das über das Kameramenü.

Bildqualität

In der Praxis zeigt das Olympus 25 mm 1.2 ED Pro eine sehr gute Balance zwischen hoher Schärfe und super sahnigem Bokeh. Die geringe Schärfentiefe bei Offenblende hilft zudem bei der manuellen Fokussierung, aber auch der Autofokus profitiert von dem Mehr an Licht. Die Blende besteht aus neun Lamellen und bildet eine nahezu kreisrunde Öffnung, was sich im gleichmäßigen Bokeh widerspiegelt. Auch Gegenlichtsituationen steckt das 25er souverän weg. Es ist mit einer Nanovergütung versehen. Blendenreflexe oder einen Kontrastverlust konnten wir nicht beobachten. Fast scheint die Streulichtblende ein anachronistisches Überbleibsel zu sein.

Im Testlabor an der Olympus OM-D E-M1 Mark II zeigt sich das Olympus 25 mm 1.2 ED Pro praktisch verzeichnungsfrei. Anders sieht es hingegen bei der Randabdunklung aus. Sie beträgt knapp über eine Blendenstufe bei Offenblende, nimmt beim Abblenden auf F2 um die Hälfte ab und bei F4 nochmals um die Hälfte, so dass die Randabdunklung dann nur noch beim nicht mehr wahrnehmbaren 0,3 Blendenstufen liegt. Aber auch bei Offenblende fällt die Randabdunklung durch ihren äußerst sanften Verlauf kaum auf. Etwas ärgerlicher können da schon die Farbsäume sein, die zum Bildrand hin leicht sichtbar werden (siehe Diagramm aus dem Labortest unten). Sie betragen hier bis zu 1,5 Pixel Breite. Ab F5,6 wird die Schwelle von einem Pixel selbst im Maximum unterschritten, die Farbsäume sind kaum noch sichtbar.

Die Auflösung bei 50 Prozent Kontrast ist in der Bildmitte bereits bei Offenblende mit 46 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) im Kleinbildäquivalent hoch, lässt sich aber bereits mit leichtem Abblenden auf sehr gute 50 lp/mm steigern. Dieses Niveau hält das Objektiv etwa bis F8, bevor die Beugung auflösungsreduzierend einsetzt. Damit reizt das Objektiv insgesamt die mögliche Auflösung des 20-Megapixel-Sensors der Kamera nicht ganz aus. Es ist nicht auf höchste Auflösung und knackige Kontraste und Schärfe, sondern auf einen guten Kompromiss aus Schärfe und Unschärfe (Bokeh) getrimmt, was sehr harmonisch wirkt. Am Bildrand bewegt sich die Auflösung zwischen 34 lp/mm bei Offenblende und einem Maximum von 43 lp/mm, das im Bereich von F5,6 bis F8 erreicht wird. Der Randabfall hält sich damit im Rahmen.

Fazit

Das Olympus 25 mm 1.2 ED Pro ist ein sehr spezielles Objektiv, dessen Anschaffung aufgrund des hohen Preises und der vergleichsweise großen Abmessungen und hohem Gewicht wohlüberlegt sein will. Trotzdem erhält man für sein Geld eine angemessene Gegenleistung, denn die Verarbeitung ist tadellos, der Autofokus arbeitet zuverlässig und die Bildqualität ist sehr gut. Das 25er charakterisiert sich durch sein ausgewogenes Verhältnis von hoher Auflösung mit nicht übertriebener Schärfe und Kontrast mit einem wunderschönen Bokeh. Es ist äußerst gegenlichtfest, verzeichnungsfrei und zeigt nur bei sehr genauem Hinsehen leichte optische Fehler, die durch Abblenden nahezu verschwinden.

Kurzbewertung

  • Robuste, gegen Staub und Spritzwasser geschützte Konstruktion
  • Gute Auflösung bereits ab Offenblende
  • Nahezu Verzeichnungsfrei
  • Schneller und leiser Autofokus
  • Hervorragendes Bokeh
  • Nicht ganz frei von Farbsäumen
  • Relativ groß und schwer
  • Gehäuse besteht nicht vollständig aus Metall

Olympus 25 mm 1.2 ED Pro mit Olympus OM-D E-M1 Mark II (v6.0)

Chromatische Aberration

Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.

Hersteller Olympus
Modell 25 mm 1.2 ED Pro
Unverbindliche Preisempfehlung 1.299,00 €
Bajonettanschluss Micro Four Thirds
Brennweite 25,0 mm
Lichtstärke (größte Blende) F1,2
Kleinste Blendenöffnung F16
KB-Vollformat nicht relevant
Linsensystem 19 Linsen in 14 Gruppen
inkl. ED und asphärische Linsen
Anzahl Blendenlamellen 9
Naheinstellgrenze 300 mm
Bildstabilisator vorhanden nein
Autofokus vorhanden ja
Wasser-/Staubschutz ja
Filtergewinde 62 mm
Abmessungen (Durchmesser x Länge) 70 x 87 mm
Objektivgewicht 415 g

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Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.