High-End Foto-Video-Hybrid
Testbericht: Panasonic Lumix DC-GH5
2017-07-05 Mit einer Größe von 139 x 98 x 87 Millimetern und einem betriebsbereiten Gewicht (ohne Objektiv) von über 720 Gramm ist die Panasonic Lumix DC-GH5 die mit Abstand größte und schwerste Micro-Four-Thirds-Kamera. Der 4/3"-Sensor wirkt in ihr schon fast verloren klein. Selbst die spiegellosen Vollformatkameras Alpha 7 und Alpha 9 sind kleiner und leichter. "Micro" ist die GH5 also wahrlich nicht. Doch dafür hat sie technisch viel zu bieten. Was genau und wie es um die Praxistauglichkeit und Bildqualität bestellt ist, verrät der ausführliche Test. (Benjamin Kirchheim)
Ergonomie und Verarbeitung
Das bullige Gehäuse der Panasonic Lumix DC-GH5 könnte gut und gerne das einer DSLR sein. Der große Handgriff bietet viel Grifffläche, dürfte aber im Übergang zum Gehäuse besser auskonturiert sein, denn in der Hand getragen muss man sie fest mit Gegendruck packen und darf sie keinesfalls lockerlassen, denn sonst rutscht sie aus den Händen. Menschen mit zierlichen Pranken wird der Griff schon zu groß sein, Fotografen mit großen Händen hingegen werden sich freuen, endlich mal etwas "Richtiges" in der Hand zu haben. Denn der eine oder andere Vorteil des Micro-Four-Thirds-Standards bleibt trotz des großen Gehäuses durchaus bestehen: Etwa die relativ kleinen und leichten Objektive, wenn man sie mit Vollformatkonkurrenten mit gleichem Bildwinkel vergleicht. Oder die größere Schärfentiefe, die manch einer als Vorteil, sieht (man muss nicht so weit abblenden), andere wiederum als Nachteil (man kann weniger gut freistellen). Das sind durchaus Geschmacksfragen, aber jedenfalls gibt es "endlich" eine große, griffige Micro-Four-Thirds-Kamera.
Die Panasonic Lumix DC-GH5 ist die mit Abstand größte Micro-Four-Thirds-Kamera. Sie nimmt es größenmäßig problemlos mit DSLRs auf. [Foto: MediaNord]
Die Panasonic Lumix DC-GH5 bietet nicht nur einen frei beweglichen Bildschirm, sondern auch einen großen und hoch auflösenden Sucher, der sich mit Kleinbild-DSLRs messen kann. [Foto: MediaNord]
Panasonic nutzt das große Gehäuse der Lumix DC-GH5 für zahlreiche Knöpfe und das eine oder andere Einstellrad. [Foto: MediaNord]
Das Gehäuse besteht rundherum aus einer robusten Magnesiumlegierung, das im Griffbereich links und rechts großzügig mit einer rutschfesten, genarbten Gummierung beklebt ist. Das Gehäuse ist selbstverständlich staub- und spritzwassergeschützt. Während sich vorne die Blitzsynchronbuchse befindet, deren kleinen Schraubdeckel man fest anziehen sollte, um ihn nicht zu verlieren, befinden sich links gleich drei Schnittstellenklappen, die allesamt aus Gummi bestehen. Die oberste verdeckt den Stereomikrofonanschluss, eine 3,5 mm Klinke, und hängt lediglich an einem beweglichen Gummi. Die beiden Klappen darunter hingegen verfügen über ein Scharnier. Hinter der oberen Klappe befindet sich der Kopfhörerausgang, ebenfalls eine 3,5 mm Stereoklinke. Hinter der unteren Klappe befinden sich eine großzügige HDMI-Buchse in voller Größe (Typ A) sowie ein USB-C-Anschluss, der jedoch leider nicht zum Aufladen des Akkus taugt. Des Weiteren verstecken sich zwei Buchsen mit Gewinde hinter den Schnittstellenklappen. Im Lieferumfang befindet sich ein schnörkelloses Plastikteil, das sich hier einschrauben lässt. Es sorgt für die Zugentlastung und den Knickschutz der angeschlossenen Kabel und schützt somit die Anschlüsse vor dem Herausbrechen. Für Videografen ist das unglaublich wichtig, zumal die höchsten Videoqualitäten nur extern via HDMI-Rekorder aufgezeichnet werden können.
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Auf der Handgriffseite befindet sich eine weitere Schnittstelle, ebenfalls von einem Gummipfropfen geschützt, wie der Mikrofonanschluss. Hier lässt sich ein Kabelfernauslöser in die 2,5 mm Klinkenbuchse einstecken. Das Speicherkartenfach ist ebenfalls auf der Handgriffseite zu finden. Hierbei handelt es sich um eine robuste Kunststoffklappe mit Gummidichtungen und Feder, die die Klappe nach der Entriegelung aufdrückt. Dahinter verbergen sich gleich zwei SD-Kartensteckplätze, die zu SDHC, SDXC, UHS I sowie UHS II kompatibel sind – alle beide, wohlgemerkt! Auf der Unterseite ist eine weitere Schnittstelle zu finden, die von einem losen Gummipfropfen geschützt wird. Hierbei handelt es sich um den elektronischen Anschluss für den optionalen und ebenfalls spritzwassergeschützten Batterie-Hochformat-Handgriff. Einen Video-Handgriff wie bei der GH4 gibt es hingegen nicht mehr, stattdessen bietet Panasonic einen Aufsatz für den Blitzschuh an, der XLR-Tonanschlüsse samt Bedienelementen beinhaltet.
Das Stativgewinde auf der Kameraunterseite befindet sich in der optischen Achse, sitzt jedoch ungewöhnlich weit hinten, so dass die Kamera mit Objektiv schnell frontlastig wird. Das Akkufach ist weit genug vom Stativgewinde entfernt, so dass es sich auch mit Stativwechselplatte noch öffnen lässt. Der Lithium-Ionen-Akku BLF-19E ist derselbe wie in der GH4 und bietet eine Akkulaufzeit von gut 400 Bildern nach CIPA-Standard, die man auch in der Praxis problemlos erreicht. Etwas versteckt in der Handgriffmulde befindet sich zudem ein herausnehmbarer Kabelauslass für den Netzadapter, der in den Akkuschacht geschoben wird. Es ist logischerweise ebenfalls derselbe, wie in der GH4.
Aufgrund des großen Gehäuses war es kein Problem, genügend Bedienelemente darauf zu verteilen, ohne dass es zu vollgestopft wirkt. Zudem sind die Knöpfe teilweise blind ertastbar. Auf der Oberseite beispielsweise ist der Belichtungskorrekturknopf glatt, die ISO-Taste ist mit zwei kleinen Pins versehen, die Fn1-Taste ist abgerundet und die Weißabgleichstaste ebenfalls, aber sie steht deutlich weiter aus dem Gehäuse heraus. Das Programmwählrad lässt sich gegen versehentliches Verstellen sichern, der Einschalter befindet sich als gut bedienbarer Hebel direkt darunter. Darüber hinaus bietet die GH5 gleich drei Multifunktionsräder, eines in Daumenposition auf der Rückseite, eines hinter dem Auslöser auf der Oberseite und ein drittes ist mit dem Vierwegewähler kombiniert, wobei das Rad groß und griffig genug ist, um nicht ungewollt eine der vier Tasten zu drücken. Zusätzlich zum Vierwegewähler gibt es einen Joystick, der für die Auswahl der Autofokuspunkte zuständig ist. In seiner Nähe befindet sich die AEL/AFL-Taste, die vom Fokuswahlhebel umschlossen ist. Weitere Funktionstasten sind über das gesamte Gehäuse verteilt und mit sinnvollen Funktionen vorbelegt, die teilweise auf das Gehäuse aufgedruckt sind.
Der acht Zentimeter große Bildschirm löst äußerst feine 1,62 Millionen Bildpunkte auf. Das Schwenk-Drehgelenk gehört quasi zur Standardausstattung bei Panasonic, so dass der Bildschirm aus allen möglichen Perspektiven betrachtet werden kann. Wie üblich handelt es sich um einen Touchscreen, auf dem sich weitere Funktionstasten einblenden lassen und der auch zum Festlegen des Autofokuspunkts dienen kann, selbst wenn man das Auge am Sucher hat. Wer möchte, kann den Bildschirm aber auch zum Schutz verkehrt herum an die Rückwand klappen.
Ungewöhnlich: Die Panasonic Lumix DC-GH5 verfügt über eine HDMI-Schnittstelle des Typs A, also mit voller Steckergröße. Die USB-C-Buchse ist ebenfalls modern, erlaubt jedoch kein Aufladen des Akkus. [Foto: MediaNord]
Eine einfache, anschraubbare Kabelführung zum Schutz vor dem Herausbrechen der Schnittstellen gehört bei der Panasonic Lumix DC-GH5 zum Lieferumfang. [Foto: MediaNord]
Akku und Speicherkarten lassen sich bei der Panasonic Lumix DC-GH5 getrennt voneinander entnehmen. [Foto: MediaNord]
Der elektronische Sucher ist eine wahre Augenweide. Er besitzt eine kleinbildäquivalente 0,76-fache Vergrößerung, kann es also mit einer Vollformat-DSLR aufnehmen. Das trifft jedoch nicht nur auf die Größe zu, denn die Auflösung ist mit 3,68 Millionen Bildpunkten ebenfalls äußerst fein, so dass man praktisch keine einzelnen Pixel mehr erkennen kann. Rein rechnerisch dürfte das Display 1.280 x 960 Pixel (4:3) auflösen, da jeder Pixel aus drei Bildpunkten besteht, kommt man damit auf 3.686.400 Bildpunkte. Dank des Näherungssensors schaltet sich der Sucher automatisch ein, sobald man ihn ans Auge nimmt. Eine Dioptrienkorrektur ist ebenfalls vorhanden und die Augenmuschel angenehm groß. Brillenträger können den Sucher nahezu komplett überblicken. An den Seiten gibt es keine Abschattungen, in den Ecken hingegen schon. Der Sucher bietet eine flüssige Anzeige ohne Ruckeln und Nachziehen und auch ein Jelly-Movie-Effekt ist praktisch nicht sichtbar. Die Farben und Kontraste sind kräftig und natürlich, so dass man das Bild sehr gut beurteilen kann. Zur Bildwiedergabe und Menüanzeige eignet sich der Sucher ebenfalls hervorragend, stört dabei doch Sonnenlicht viel weniger als auf dem Monitor, der in manchen Situationen durchaus an seine (Helligkeits-) Grenzen kommt.
Ausstattung
Die Panasonic Lumix DC-GH5 ist wahrlich keine Kamera für Anfänger. Einsteiger bekommen einen 20 Megapixel auflösenden Micro-Four-Thirds-Sensor und 4K-Video beispielsweise in der viel günstigeren GX8 (und selbst das ist eigentlich keine Einsteigerkamera). Entsprechend bietet die GH5 keine Motivprogramme, wohl aber eine intelligente Automatik, die im Eifer des Gefechts schnell alles automatisch einstellt – dann sogar inklusive einem passenden Motivprogramm. Wer es dennoch mal verspielt mag, findet auf dem Programmwählrad eine Einstellung, die eine Auswahl aus 22 Filtereffekten für Fotos offeriert. Wirklich kreativ wird ein Fotograf aber in den klassischen Programmen, vor allem der Blendenautomatik, der Zeitautomatik und dem manuellen Modus. Letzterer bietet auf Wunsch eine ISO-Automatik, die Belichtungskorrektur bleibt dabei ebenfalls aktiv und bietet einen großen Einstellbereich von +/- 5 EV. Für Videografen gibt es ebenfalls einen manuellen Videomodus, dazu später mehr, es kann jedoch dank des Videoauslösers auch in jedem anderen Programm gefilmt werden. Außerdem befinden sich auf dem Programmwahlrad drei Plätze, die mit individuellen Einstellungen vorbelegt werden können, um die Kamera schnell auf die favorisierten Motivsituationen vorbereiten zu können.
Zwar bietet die GH5 keine Panoramafunktion, aber man kann mit ihr HDR-Aufnahmen anfertigen, die auf Wunsch automatisch ausgerichtet und verrechnet werden. Dazu gibt es sogar einige Einstellungen für die Stärke oder eine Automatik. Manuelle Belichtungsreihen laden mit bis zu sieben Aufnahmen und einem EV-Belichtungsabstand ebenfalls zum HDR-Fotografieren ein, dann mit Verrechnung im Bildbearbeitungsprogramm und natürlich am besten im Rohdatenformat. Wer möchte, kann auch Intervallaufnahmen anfertigen, die GH5 lässt sich entsprechend programmieren und macht bis zu 9.999 Aufnahmen. Dank des Wetterschutzes und des optionalen Netzteils ist das kein Problem.
Beim Autofokus kommt wieder Panasonics DFD-Technologie zum Einsatz, die sich bereits bestens bewährt hat. Ohne Phasen-AF-Sensoren ist diese Methode genauso schnell und zuverlässig. Der Trick: Die Kamera vergleich zwei blitzschnell mit leicht unterschiedlicher Entfernungseinstellung aufgenommene Fotos miteinander und errechnet anhand der Objektivcharakteristik den nahezu exakten Schärfepunkt, der wie bei einem Phasen-AF direkt angesprungen werden kann. Der Kontrastautofokus sorgt blitzschnell für die Feinjustage. Laut unserer Labormessung dauert dieser gesamte Vorgang lediglich 0,06 Sekunden, jedenfalls wenn man von unendlich auf zwei Meter fokussiert. Das ist sogar unabhängig von der Brennweite und der Anfangsöffnung des Objektivs. Panasonic verspricht, dass die GH5 das sogar noch bei -4 EV geringem Umgebungslicht, also nachts bei Mondschein, schafft.
Angesichts dieses rasanten Autofokus erscheint die reine Auslöseverzögerung von 0,07 bis 0,08 Sekunden geradezu lang. Ist sie tatsächlich auch, denn so lange brauchen normalerweise DSLRs, die dafür beispielsweise noch den Spiegel hochklappen müssen. Spiegellose Systemkameras wie die GH5 sollten eigentlich locker doppelt so schnell sein. Sei es drum, vom Druck auf den Auslöser dauert es insgesamt lediglich 0,14 Sekunden, bis das Bild inklusive Fokussierung im Kasten ist. Die GH5 deckt mit ihren 225 Autofokuspunkten fast das gesamte Bildfeld ab und führt den Fokus auf Wunsch automatisch einem sich bewegen Motiv nach. Selbst kleinste Insekten kann der Autofokus im Bild verfolgen. Der Fokus lässt sich in seiner Größe ändern, es können mehrere Fokusfelder als Gruppe angesteuert werden etc. Bei der manuellen Fokussierung wird der Fotograf von einem Balkendiagramm (allerdings ohne konkrete Werte oder gar eine Schärfentiefeskala), einer Fokuslupe sowie einem Fokus-Peaking unterstützt, das kontrastreiche und damit scharfe Bildbereich farblich markiert.
Das Gehäuse der Panasonic Lumix DC-GH5 besteht aus einer Magnesiumlegierung und ist gegen Staub und Spritzwasser geschützt. [Foto: MediaNord]
Zwei SD-Karten finden im Speicherkartenfach der Panasonic Lumix DC-GH5 platz. Beide Steckplätze unterstützen UHS-II. [Foto: MediaNord]
Der schnelle Autofokus ist eine hervorragende Voraussetzung für eine hohe Serienbildrate. Tatsächlich nimmt die GH5 knapp zwölf Serienbilder pro Sekunde auf, in Raw 65 am Stück, in JPEG sogar 277. Dabei sind allerdings weder der AF-C, noch die Livebildanzeige aktiv, gezeigt wird immer das zuletzt aufgenommene Foto. Bei 9 Bildern pro Sekunde kann der AF-C aktiviert werden, bei 7 Bildern pro Sekunde ist auch die Livebildansicht wieder mit von der Partie. Entscheidend für lange Bildserien ist eine schnelle Speicherkarte, denn der Puffer wird immerhin mit bis zu knapp 86 Megabyte pro Sekunde auf die Speicherkarte entleert. Das ist kein Rekordwert und wäre auch mit schnellen UHS-I-Karten möglich, aber mit einer langsameren Karte sinkt natürlich die Anzahl der möglichen Serienbilder, weil der Puffer zu schnell vollläuft beziehungsweise nicht schnell genug geleert werden kann. Die Schreibgeschwindigkeit reicht für ein Dauerfeuer in Raw von 3,7 Serienbildern pro Sekunde, in JPEG für 7,8 Serienbilder pro Sekunde. Verwendet haben wir bei dem Test die schnellste derzeit erhältliche UHS-II-SD-Karte SF-G32 von Sony, die eine Schreibgeschwindigkeit von 299 Megabyte pro Sekunde verspricht, also mehr als dreimal so schnell wie die Kamera ist.
Eine schnelle Speicherkarte ist nicht nur für die Serienbildfunktion erforderlich, sondern auch zur Aufnahme von 4K-Videos. Hierbei sind bis zu 60 Bilder pro Sekunde möglich, was sehr flüssige Bewegungsabläufe erlaubt. Bei niedrigerer Auflösung, etwa Full-HD, wobei Full-HD eigentlich ebenfalls eine hohe Videoauflösung ist, sind 180 Bilder pro Sekunde möglich, was viel Spielraum für Slow-Motion lässt. Die 4K-Videoaufnahme erfolgt nun übrigens ohne reduzierten Bildausschnitt – mal abgesehen davon, dass eine 16:9-Aufnahme bei einem 4:3-Bildsensor immer etwas Bildwinkelverlust bedeutet. Für die Videoaufnahmen bietet die GH5 gleich vier Videoformate an: AVCHD, MP4, MP4 (LPCM) und MOV (jeweils mit H.264-Komprimierung). Nur mit den beiden letztgenannten Videoformaten sind die höchsten Bitraten (d. h. geringster Kompression und damit höchster Qualität) sowie 10 Bit Farbtiefe mit 4:2:2 Unterabtastung für die Videoaufzeichnung möglich. Die Kamera warnt, dass hierfür ein sehr leistungsfähiger PC nötig sei. Das stimmt so weit, denn zum Dekodieren braucht es ordentlich Rechenleistung, vor allem beim Videoschnitt. Bei letzterem kann man sich jedoch mit einem simplen Trick behelfen, der lediglich viel freien Festplattenspeicherplatz erfordert: Man dekodiert erst die Videos in ein unkomprimiertes Format. Das macht der Rechner alleine und man kann einen Kaffee trinken gehen oder bei mehr Material den Rechner über Nacht laufen lassen. Die unkomprimierten Daten erfordern dann keine allzu hohe Rechenleistung mehr zum Bild-genauen schneiden, da keine rechenaufwändige Dekodierung mehr nötig ist.
Der Autofokus arbeitet im Videobetrieb leise und meist zuverlässig. Doch manchmal kommt es vor, dass er etwas unentschlossen zwischen Vorder- und Hintergrund wechselt, dann sollte man den Fokus beispielsweise per Fingertipper auf den Touchscreen auf das entscheidende Motivdetail "aufmerksam" machen. Auf alle 4K-Videofunktionen der GH5 einzugehen, würde an dieser Stelle den Testbericht sprengen, Panasonic hat jedoch an wirklich alles gedacht, was man so braucht. Dazu zählen die Tonaufnahmemöglichkeiten, Timecode, die HDMI-Ausgabe oder die unbegrenzt lange Videoaufzeichnung. Wer hingegen V-Log L verwenden möchte, der kann diese Funktion bei Panasonic nachkaufen und freischalten.
Auch Fotografen profitieren von der hochauflösenden Videofunktion. Wie schon in vielen anderen Kameras können auch mit der GH5 4K-Fotos aufgenommen werden, nun sogar ohne Ausschnittsvergrößerung. 4K entspricht einer Auflösung von 8,3 Megapixeln, die bei allen Bildseitenverhältnissen (4:3, 3:2, 16:9 und 1:1) im vollen Umfang zur Verfügung stehen, aber je nach Seitenverhältnis bei einem 4:3-Sensor physikalisch bedingt natürlich durchaus zu einem leichten Bildwinkelverlust führen. Anders, als bei bisherigen Kameras, ist die 4K-Foto-Funktion nun aber doppelt so schnell. Je nach Motiv sollte man nicht vergessen, den AF-C zu aktivieren. Verschiedene Modi bieten dann die Möglichkeit, etwa beim Auslösen 30 Bilder vor und 30 nach dem Auslösen zu speichern oder etwa solange aufzuzeichnen, wie der Auslöser gedrückt bleibt oder nach der ersten Betätigung so lange, bis der Auslöser ein zweites Mal gedrückt wird. Das Ergebnis ist immer eine Videodatei, aus der sich bequem in der Kamera bildgenau ein Foto extrahieren lässt.
Neu in der GH5 ist jedoch nicht nur die höhere Aufnahmerate für 4K-Fotos, sondern alternativ bei 30 Bildern pro Sekunde eine 6K-Foto-Funktion (die als einzige H.265-komprimierte Videos erzeugt). Hier lösen die Einzelbilder nicht etwa 8,3, sondern ganze 18,7 Megapixel auf. Hierbei stehen jedoch nur die Seitenverhältnisse 4:3 und 3:2 zur Auswahl, für 16:9 bietet der Sensor nicht genügend horizontale, für 1:1 nicht genügend vertikale Auflösung. Während die 4K-Foto-Funktion durchaus für A4-Ausdrucke oder Monitor- und Fernseherdarstellung reicht, bietet 6K höhere Auflösungsreserven. Die Bildqualität echter in JPEG oder gar Raw aufgezeichneter Einzelfotos wird jedoch nicht ganz erreicht, denn es handelt sich um Videostandbilder, die etwas mehr Artefakte zeigen. Bei der 6K-Fotofunktion fällt dies aufgrund der höheren Auflösung jedoch weit weniger ins Gewicht, da man seltener bis 1:1 heranzoomen muss.
Die Panasonic Lumix DC-GH5 bietet zahlreiche Schnittstellen, die von mehreren Klappen verdeckt werden. Darunter eine Blitzsynchronbuchse, ein Stereo-Klinken-Mikrofonanschluss und ein Kabelfernauslöseanschluss. [Foto: MediaNord]
Das Stativgewinde der Panasonic Lumix DC-GH5 liegt in der optischen Achse und weit genug entfernt vom Akkufach. Die Abdeckung der Kontaktleiste verrät: Hier lässt sich ein Zusatzgriff anschließen. [Foto: MediaNord]
Neben Serienbildern lassen sich mit der 4K- und 6K-Funktion auch Post-Fokus- und Fokus-Stacking-Aufnahmen realisieren. Hierbei durchfährt die Kamera während der Aufnahme den Fokusbereich des Motivs, und man kann hinterher die Schärfe wählen oder die Bilder zu einem von vorne bis hinten scharfen Foto miteinander verrechnen – praktisch für statische Makromotive. Darüber hinaus beherrscht die GH5 aber auch Fokus-Reihenaufnahmen bei voller Sensorauflösung im Fotomodus. Hier obliegt die Verrechnung dann dem Fotografen im Zuge der Bildbearbeitung am Computer – oder eben die Auswahl des passenden Einzelbildes. Hierbei sollte jedoch unbedingt ein Stativ verwendet werden, da die Aufnahmen deutlich langsamer erfolgen als im 4K/6K-Fotomodus. Übrigens arbeitet der 4K- und 6K-Fotomodus logischerweise mit elektronischem Verschluss, der aber auch für Einzelfotos aktiviert werden kann. Der mechanische Verschluss erreicht bis zu 1/8.000 Sekunde kurze Belichtungszeiten, der elektronische bis zu 1/16.000. Eine Kombination ist ebenfalls möglich, der elektronische erste Verschlussvorhang reduziert verschlussbedingte Vibrationen, der zweite Verschlussvorhang läuft dann mechanisch ab.
Apropos "Vibrationen": Die Panasonic Lumix DC-GH5 verfügt über einen zur Bildstabilisation beweglich gelagerten Bildsensor. Damit lassen sich nun nicht nur optische bildstabilisierte Objektive mit Bildstabilisator verwenden, sondern alle. Zudem arbeiten die Stabilisatoren in der Kamera und im Objektiv (nur Panasonic) zusammen, was weitere Vorteile bei der Effektivität bringt. Die Bildstabilisatoren arbeiten sehr gut, jedoch nicht ganz so effektiv wie beim Micro-Four-Thirds-Partner Olympus (insbesondere dem direkten Konkurrenzmodell OM-D E-M1 Mark II), was man vor allem bei Videoaufnahmen merkt. Abgesehen vom etwas weniger effektiven Stabilisator ist die Panasonic aber die ausstattungsreichere "Videokamera".
Über einen eingebauten Blitz verfügt die GH5 übrigens nicht, es liegt auch kein Aufsteckblitz bei. Der Systemblitzschuh mit Mittenkontakt sowie die Blitzsynchronbuchse erlauben jedoch die Verwendung externer Blitzgeräte. Auch eine Drahtlosblitzsteuerung ist bei Verwendung entsprechender Systemblitzgeräte kein Problem. Nach der Aufnahme bietet die GH5 einige Bildbearbeitungsfunktionen, etwa die Entwicklung von Raw-Fotos, falls man mal schnell ein JPEG braucht und keinen Computer zur Hand hat. Auch Dia-Shows spielt die Kamera sehr schön inklusive Musik und Überblendeffekten ab. Dank WLAN können die Fotos auf Computer, Fernseher oder Smartphones übertragen werden. Die entsprechende Smartphone-App erlaubt zudem das Fernsteuern der Kamera, und auch Geotagging mit Hilfe des Smartphone-GPS ist möglich. Mehr dazu ist in unserem Fototipp in den weiterführenden Links zu lesen.
Bildqualität
Was nützt die umfangreichste Ausstattung, wenn die Bildqualität nicht stimmt? Entsprechend haben wir die GH5 mit dem Leica 12-60 mm 2.8-4 in unserem Labor auf Bildqualität getestet. Die ausführlichen Ergebnisse in Form von Diagrammen sind über die weiterführenden Links kostenpflichtig einsehbar. Neben dem Einzelkauf für 1,40 € bieten wir auch Prepaid-Flatrates ab umgerechnet 2,08 € pro Monat an. Mit einem Kauf eines Labortests kann zudem dieser kostenlose Kameratest honoriert werden, was uns in unserer Arbeit unterstützt.
Das Objektiv zeigt lediglich bei 12 mm und Offenblende eine leicht sichtbare Randabdunklung, beim Zoomen und/oder Abblenden nimmt diese deutlich ab. Der Verlauf ist ohnehin sehr sanft und fällt dadurch nicht störend ins Gewicht. Die Verzeichnung ist ebenfalls nur im Weitwinkel relevant, fällt mit 1,5 Prozent Tonnenform aber ebenfalls nicht kritisch auf. Bei mittlerer und langer Brennweite zeigte sich im Labor keine Verzeichnung mehr. Ebenfalls unkritisch sind Farbsäume in Form chromatischer Aberrationen. Sie fallen selbst im Maximum mit gut einem Pixel Breite kaum auf. Bei der Auflösung, die wir bei 50 Prozent Kontrast messen, bekleckert sich die GH5 nicht unbedingt mit Ruhm. Sie erreicht keine 50 Linienpaare pro Millimeter (lp/mm) im Kleinbildäquivalent. Zudem muss das Objektiv bei langer Brennweite um eine Blendenstufe abgeblendet werden, um die 40 lp/mm zu überschreiten. Der Auflösungsverlust zum Bildrand ist mit über 30 Prozent ebenfalls nicht gerade als gering zu bezeichnen.
Die Panasonic Lumix DC-GH5 lässt sich mit dem Akkugriff DMW-BGGH5 erweitern. [Foto: Panasonic]
Der 17,3 mal 13 mm kleine Micro-Four-Thirds-Sensor wirkt im Bajonett der riesigen Panasonic Lumix DC-GH5 fast verloren. [Foto: Panasonic]
Immerhin liegt die Auflösung rund zwanzig Prozent höher, als noch bei der GH4, jedoch gut fünf Prozent niedriger, als in der ebenfalls mit einem 20-Megapixel-Sensor ausgestatteten Lumix DMC-GX8. Die Erklärung dafür liegt in der äußerst zurückhaltenden Bildaufbereitung von Panasonic in JPEG, dem Dateiformat, in dem die Labormessungen erfolgen. Wir sind zwar der Meinung, dass Bilder in JPEG gerne schön knackig sein dürfen, zur Nachbearbeitung gibt es schließlich das Rohdatenformat, doch insbesondere Panasonic sieht das ein bisschen anders. Je höher die Kameraklasse, desto zurückhaltender fällt die Nachschärfung aus, die zwar die Kontraste an Kanten und damit die Auflösung erhöht, aber auch zu mehr Schärfeartefakten führt. Die GH5 als Flaggschiffmodell begnügt sich demnach mit einer dezenten Nachschärfung, die lediglich eine Artefaktrate von gut fünf Prozent erzeugt. Die Artefakte sieht man in der Praxis praktisch nicht. Zum Vergleich: Die GX8 hat bis zu 15 Prozent Artefakte, also dreimal so starke.
Trotz der für einen Micro-Four-Thirds-Sensor hohen nominellen Auflösung von 20 Megapixeln fällt der Signal-Rauschabstand erfreulich gut aus. Bis ISO 400 liegt er im guten Bereich von 40-45 dB, die kritische Marke von 35 dB wird erst bei ISO 3.200 (wenn auch nur knapp) unterschritten. Das Helligkeitsrauschen ist bis ISO 1.600 gering und wird erst oberhalb von ISO 3.200 langsam sichtbar, Farbrauschen tritt lediglich oberhalb von ISO 6.400 leicht in Erscheinung. Dabei bleibt das Rauschen bis einschließlich ISO 6.400 sehr feinkörnig. Die Messung der Texturschärfe zeigt, dass die Rauschunterdrückung erst oberhalb von ISO 800 anfängt, stärker zu arbeiten. Interessanterweise zeigen sich hier laut der Messung sogar Überschärfungen, die bei der MTF-Messung nicht auftraten. Einen nennenswerten Detailverlust gibt es jedenfalls bis einschließlich ISO 3.200 nicht, bei ISO 6.400 sind die Bilder schon etwas weicher, oberhalb davon wird es kritisch, es bleiben zu wenige Details erhalten.
Die Eingangsdynamik bewegt sich im relevanten Bereich von ISO 200 bis 3.200 bei elf Blendenstufen und damit auf einem hohen Niveau. Bei ISO 100 kommt eine Signaldämpfung zum Einsatz, denn die Grundempfindlichkeit des Bildsensors liegt bei ISO 200. Das führt zu einem fast eine Blendenstufe geringerem Dynamikumfang. Auch die Tonwertkurve verläuft entsprechend bei ISO 100 etwas flacher, bei allen anderen Empfindlichkeiten jedoch knackig angesteilt, was einen guten visuellen Eindruck macht. Der Ausgangs-Tonwertumfang erreicht bei ISO 100 fast die maximal möglichen 256 Abstufungen, bis ISO 400 ist der Wert mit über 224 Abstufungen sehr gut. Bei ISO 800 sinkt die Abstufungsfeinheit auf unter 192 Stufen, bleibt aber bis ISO 3.200 mit über 160 Stufen gut. Ebenfalls gut ist die Farbtreue, nur wenige Farbtöne weichen überhaupt ab, was zumeist auf eine stärkere Sättigung für leuchtenderes Lila, Rot und Orange zurückzuführen ist. Auch die tatsächliche Farbtiefe ist mit gut acht Millionen Farben bei ISO 100 sehr gut und bleibt auch bis einschließlich ISO 3.200 bei über vier Millionen Farben, was ebenfalls sehr gut ist. Erst oberhalb von ISO 6.400 gibt es einen deutlichen Knick nach unten auf unter zwei Millionen Farben.
Fazit
An der schieren Größe und dem Gewicht der Panasonic Lumix DC-GH5 scheiden sich sicherlich die Geister, in Punkto Robustheit und Verarbeitungsqualität lässt sie sich jedoch nichts vormachen. Die GH5 ist äußerst gut ausgestattet, ihr fehlen höchstens Funktionen, die man von einer Flaggschiffkamera ohnehin nicht unbedingt erwartet, wie etwa ein integriertes Blitzgerät, Motivprogramme oder eine Panoramafunktion. Die Geschwindigkeit der Kamera ist insgesamt hoch, vor allem der Autofokus gehört zu den allerbesten am Markt. Bei der Serienbildfunktion und der Speichergeschwindigkeit muss die GH5 jedoch, trotz hohen Niveaus, gegenüber der Konkurrenz etwas Federn lassen. Videografen bekommen mit der GH5 die aktuell sicherlich am besten ausgestattete Videokamera beziehungsweise Foto-Video-Hybriden, auch die Qualität der Videos stimmt. Nur auf den AF-C sollte man sich nicht blind verlassen. Der Bildstabilisator arbeitet zuverlässig, auch wenn es vom Micro-Four-Thirds-Partner einen sogar noch effektiveren gibt. Die Bildqualität der GH5 stimmt ebenfalls, sieht man einmal von der etwas zurückhaltenden Bildaufbereitung und damit nicht allzu hohen effektiven Auflösung ab, aber das ist ein wenig Geschmackssache. Die Rohdatenbilder lassen sich problemlos knackig abstimmen. Bis hinauf zu hohen ISO 3.200 liefert die Panasonic GH5 jedenfalls eine sehr hohe Bildqualität ab, weiter als bis ISO 6.400 sollte man sie jedoch nicht pushen.
Kurzbewertung
- Hervorragende Gehäuseverarbeitung
- Umfangreiche Videoausstattung inkl. unbegrenzter 4K-Aufnahme und Profi-Funktionen
- Sehr gute Bildqualität bis ISO 3.200
- Ultraschneller Autofokus
- Video-AF manchmal etwas unentschlossen
- Für eine Micro-Four-Thirds-Kamera sehr großes und schweres Gehäuse
- Sehr zurückhaltende JPEG-Bildaufbereitung führt zu einer mauen Auflösung
- Auslöseverzögerung (ohne AF) für eine DSLM relativ lang