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Testbericht: Canon EOS 6D Mark II

Seite 2 von 2, vom 2017-10-24 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln

Bildqualität

Der Bildqualität der Canon EOS 6D Mark II sind wir in unserem hauseigenen Testlabor auf den Grund gegangen, wobei das Setobjektiv EF 24-105 mm 3.5-5.6 IS STM zum Einsatz kam. Der gesamte Labortest mit allen Diagrammen, auf dem die folgenden Betrachtungen beruhen, ist über die weiterführenden Links gegen ein kleines Entgelt abrufbar. Außerdem bieten wir Prepaid-Flatrates für den zeitlich begrenzten Zugriff auf das gesamte Testarchiv mit über 1.600 Labortests an. Auch wer den Labortest zwar nicht braucht, uns aber finanziell unterstützen möchte, kann dies über den Kauf von Labortests tun.

Das Objektiv zeigt bei allen Brennweiten nur eine geringe Randabdunklung, die zudem nur sanft ansteigt und damit praktisch kaum auffällt; auch die Farbsäume in Form chromatischer Aberrationen sind minimal. Anders sieht es mit der Verzeichnung aus. Sie fällt im Weitwinkel mit drei Prozent deutlich tonnenförmig aus und wird stark sichtbar. Beim Zoomen kehrt sich die Verzeichnung in eine sichtbare Kissenform um. Dem Betrag nach erreicht sie zwar nur 1,5 Prozent, die Kissenform ist jedoch für das menschliche Auge unnatürlicher als die Tonnenform, wodurch diese subjektiv stärker wahrgenommen wird. Mit einer Auflösung von bis zu 63 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) erreicht das Objektiv und damit auch die EOS 6D Mark II eine sehr hohe Auflösung. Diese stellt sich jedoch nur im Weitwinkel in der Bildmitte bei F4 ein. Aber auch bei Offenblende F3,5 sind es knapp 60 lp/mm. Beim Abblenden fällt die Auflösung langsam ab, sinkt jedoch erst jenseits von F16 unter den guten Wert von 50 lp/mm. Bei mittlerer Brennweite muss man leicht von F5 auf F5,6 abblenden, um über 50 lp/mm zu erreichen. Bei F8 und F11 stellt sich das Maximum bei knapp 55 lp/mm ein, bevor die Auflösung beugungsbedingt wieder fällt.

Ganz ähnlich sieht es am Teleende aus. Von F5,6 auf F8 abgeblendet wird der Wert von 50 lp/mm überschritten, das Maximum liegt bei F11 mit 53 lp/mm. Am Bildrand sieht es deutlich schlechter aus. Im Weitwinkel werden bei offener Blende weniger als 40 lp/mm erreicht, man muss schon auf mehr als F5,6 abblenden, um die 40 lp/mm zu überschreiten. Bei mittlerer und langer Brennweite hingegen erreicht man die 40 lp/mm bereits bei Offenblende. Bei F11 und F16 kratzt die Randauflösung bei allen Brennweiten sogar an der Marke von 50 lp/mm, erreicht diese aber nicht ganz. Vor allem im Weitwinkel gibt es also einen recht kräftigen Randabfall der Auflösung, solange man nicht ordentlich abblendet. Mit einem besseren Objektiv erreicht man mit der Canon EOS 6D Mark II übrigens problemlos an die 70 lp/mm, wie unser Test des Canon EF 16-35 mm 2.8L III USM (siehe weiterführende Links) zeigt. Die so gute Auflösung für einen 26-Megapixel-Sensor kommt nicht von ungefähr, denn die 6D Mark II schärft wie jede Canon kräftig nach, was zu einer Schärfeartefaktrate von etwa 15 Prozent führt. Das sorgt für knackige JPEGs, aber durchaus auch sichtbare Schärfeartefakte.

Der Signal-Rauschabstand der Canon EOS 6D Mark II erreicht bei ISO 50 einen sehr guten Wert von 45 dB und bleibt bis ISO 1.600 im guten Bereich von über 40 dB. Darüber sinkt der Wert jedoch schnell ab, bei ISO 12.800 wird der kritische Wert von 35 dB bereits knapp unterschritten. Jenseits dieser Marke wird Helligkeitsrauschen deutlich sichtbar, bleibt aber feinkörnig. Farbrauschen hingegen spielt selbst bei der höchsten Empfindlichkeit von ISO 102.400 keine Rolle. Bei ISO 50 und 100 erreicht die Canon 6D Mark II eine sehr hohe Texturschärfe, die einmal mehr die kräftige Nachschärfung verdeutlicht. Bis ISO 1.600 bleibt der Wert jedoch im sehr guten Bereich, das heißt, es werden praktisch alle Motivdetails verlustfrei wiedergegeben. Bei ISO 3.200 ist der Detailverlust nur minimal und spiegelt sich eher in der Messung als in der Sichtbarkeit wieder. Ab ISO 1.600 sinkt die Texturschärfe jedoch linear mit dem ISO-Wert, bei ISO 6.400 sind nur noch knapp ausreichend Details vorhanden. Darüber wirken die Bilder hingegen deutlich weicher, es fehlen die feinen Details.

Am deutlichsten gegenüber dem Vorgängermodell hat sich die Eingangsdynamik verbessert. Im Bereich von ISO 100 bis 3.200 werden über elf Blendenstufen erreicht. Das Maximum liegt bei ISO 800, was darauf hindeutet, dass ab dieser Empfindlichkeit das Rauschen in den Schattenbereichen deutlich stärker beseitigt wird, wodurch die Tiefen dunkler und die Dynamik damit scheinbar besser wird. Erst bei ISO 40.000 sinkt der Dynamikbereich unter neun Blendenstufen. Die starke Ansteilung der Tonwertkurve war erwartbar und unterstreicht die knackige Abstimmung der JPEG-Dateien für schöne, sofort verwendbare Fotos mit knackigen, kontrastreichen Details. Bis ISO 800 erreicht die Canon zudem einen nahezu perfekten Ausgangs-Tonwertumfang von fast 256 der 256 möglichen Helligkeitsstufen. Bis ISO 3.200 sinkt der Ausgangs-Tonwertumfang nur leicht auf einen immer noch guten Wert von 224 Stufen. Ab hier geht es jedoch mit jeder ISO-Stufe rapide bergab. Bei ISO 12.800 sind es schon weniger als 160 Stufen, ein immerhin noch akzeptabler Wert.

Sehr hoch ist auch die tatsächliche Farbtiefe. Bis ISO 1.600 sind es über acht Millionen Farben, selbst bei ISO 12.800 werden noch weit über zwei Millionen Farbnuancen differenziert. Dabei ist die Farbtreue insgesamt sehr gut, es gibt im Mittel nur geringe Farbabweichungen. Etwas stärker fallen sie im etwas entsättigten und minimal Richtung Grün tendierenden Gelb sowie den stark gesättigten Rottönen aus. Zudem tendiert das Magenta etwas Richtung Pink. Insgesamt gibt die 6D Mark II aber gefällige Farben mit kräftigem Rot wieder.

Fazit

Merkte man dem Vorgängermodell noch den Rotstift allzu sehr an, so ist die Canon EOS 6D Mark II eine sehr ausgewogene digitale Spiegelreflexkamera mit einem guten Preis-Leistungsverhältnis. Das Gehäuse besteht zwar aus Kunststoff, ist aber robust und ergonomisch. Der Autofokus bietet eine angemessene Leistung und verfolgt, wenn auch nur im mittleren Bildbereich, mit seinen vielen Messpunkten bewegte Objekte sehr gut. Dank des nun sehr schnellen Dual-Pixel-CMOS-AFs und des beweglichen Touchscreens kann man zudem sehr gut im Live-View mit der Canon arbeiten, was die Flexibilität deutlich erhöht. Apropos Flexibilität: Mit GPS, NFC, WLAN und Bluetooth bleiben keine Wünsche offen. Etwas zurückstecken muss die 6D Mark II im Bereich Video, während es 4K-Auflösung bei der (spiegellosen) Konkurrenz schon im Einsteigerbereich gibt, muss man sich bei der über 2.000 Euro teuren 6D Mark II mit Full-HD begnügen; immerhin aber mit gut funktionierendem Autofokus. Die Serienbildgeschwindigkeit stellt keine Rekordwerte auf, ist aber solide und für viele Anwendungen ausreichend. Bei der Bildqualität gibt sich die Canon EOS 6D Mark II keine Blöße. Sie löst sehr hoch auf und bietet bis ISO 3.200 eine sehr gute Bildqualität, ist mit leichten Abstrichen oder einer sorgsamen Rohdatenentwicklung aber auch deutlich darüber noch gut zu gebrauchen.

Kurzbewertung

  • Griffiges, spritzwassergeschütztes Gehäuse
  • Integriertes GPS, WLAN, Bluetooth und NFC
  • Großer Ausstattungsumfang für Einsteiger und Fotoenthusiasten
  • Sehr gute Bildqualität bis ISO 3.200
  • Gehäuse besteht lediglich aus Kunststoff
  • Kein integrierter Blitz
  • Keine Fokus-Peaking-Funktion
  • Videoaufnahme lediglich in Full-HD und nicht in 4K
Kommentare

1 Kommentare aus dem alten Forum anzeigen

sting111 2017-10-26

Der groesste Sprung (Scherz), den die 6D II macht, wird gerne uebersehen. Canon's Produktpolitik verhinderte, dass die 6D (der 5D III folgend) ein Firmwareupdate erhielt, dass AF bei f/8 ermoeglicht. Jetzt darf man also auch an eine Kombi von EF 300 f/4 und Canon 2-fach Extender denken.

4K wuerde ich auch vermissen, aber nur halb, da bei Canon nicht mit einem Full Sensor-Readout zu rechnen sein wuerde. Der fehlende Kopfhoereranschluss ist allerdings ein harter Schlag fuer diejenigen, die mit FHD komfortabel arbeiten wollen.

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Steckbrief

Hersteller Canon
Modell EOS 6D Mark II
Sensor CMOS Kleinbild 36,0 x 24,0 mm (Cropfaktor 1,0)
27,1 Megapixel (physikalisch)
26,2 Megapixel (effektiv)
Pixelpitch 5,7 µm
Auflösung (max.) 6.240 x 4.160 (3:2)
Video (max.) 1.920 x 1.080 60p
Objektiv Canon EF 24-105 mm 3.5-5.6 IS STM (Zoom-Objektiv)
Spiegelreflexsucher Prismensucher, 98 Prozent Bildfeldabdeckung, 0,71-fache Vergrößerung (Sensor-bezogen), 0,71-fache Vergrößerung (KB-Äquiv.), 21 mm Augabstand, Dioptrienkorrektur von -3,0 bis 1,0 dpt, wechselbare Mattscheiben
Monitor 3,0" (7,7 cm)
  Auflösung 1.040.000 Bildpunkte
  kippbar
  drehbar ja
  schwenkbar ja
  Touchscreen ja
AV-Anschluss HDMI-Ausgang Mini (Typ C)
Vollautomatik ja
Motivautomatik ja
Motivprogramme 12
Programmautomatik ja
Programmshift ja
Blendenautomatik ja
Zeitautomatik ja
Manuell ja
Bulb-Langzeitbelichtung ja
HDR-Funktion ja
Panoramafunktion nein
Belichtungsmessung Matrix/Mehrfeld-Messung (63 Felder), Mittenbetonte Integralmessung, Spotmessung
kürzeste Verschlusszeit 1/4.000 s
Blitz
  Synchronzeit 1/180 s
  Blitzanschluss Blitzschuh: Canon, Standard-Mittenkontakt
WLAN ja
NFC ja
GPS intern
Fernauslöser ja, Kabelauslöser, Infrarotauslöser, Bluetooth-Auslöser, Fernsteuerung über Smartphone/Tablet
Intervallaufnahme ja
Speichermedium
SD (UHS I, SDXC, SDHC)
  automatisch ISO 100-40.000
  manuell ISO 50-102.400
  automatisch ja
  manuelle Messung ja
  Kelvin-Eingabe ja
  Feinkorrektur ja
Autofokus ja
  Anzahl Messfelder 45 Kreuzsensoren
63 Kontrastsensoren
  Geschwindigkeit Phasen-Autofokus: 0,30 s
Live-View-Autofokus: 0,40 s
  AF-Hilfslicht k. A.
Abmessungen 145 x 111 x 75 mm
Gewicht (betriebsbereit) 760 g (nur Gehäuse)
1.280 g (mit Objektiv)
Stativgewinde in optischer Achse
  Zoomverstellung manuell am Objektiv
Akkulaufzeit 1.200 Aufnahmen (gem. CIPA-Standard)

DXOMARK Logo

Die Bildqualität in unseren Tests ermitteln wir seit 2011 mit DXOMARK Analyzer.

Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.