Lichtstarkes Ultraweitwinkel-Zoom

Testbericht: Canon EF 16-35 mm 2.8L III USM

2017-10-17 Das Canon EF 16-35 mm 2.8L III USM kann man schon als Klassiker bezeichnen, schließlich handelt es sich bereits um die dritte Generation des Ultraweitwinkel-Zooms. So hat Canon die alles andere als anspruchslose Konstruktion stetig weiter verbessert. Mit seiner Lichtstärke bietet es sich nicht nur für klassische Landschaftsaufnahmen an, sondern beispielsweise auch für Aufnahmen des Sternenhimmels oder anderer Low-Light-Motive sowie zum Freistellen mit Ultraweitwinkelblick. Im Test muss das 16-35 III nun an der EOS 6D Mark II zeigen, was es draufhat.  (Benjamin Kirchheim)

Ultraweitwinkelzooms sind nicht einfach zu konstruieren, insbesondere, wenn die absolute Brennweite kleiner ist als das Auflagemaß der Kamera. Bei einer DSLR ist dieser Abstand zwischen Bajonettauflage und Bildsensorebene bedingt durch den Schwingspiegel besonders groß. Verschärfend kommt die hohe Lichtstärke hinzu, vor allem, wenn man bedenkt, dass man heutzutage auch eine gewisse Randschärfe und Offenblendtauglichkeit erwartet. Entsprechend klobig fällt das Canon EF 16-35 mm 2.8L III USM aus: Bei einem Durchmesser von knapp neun Zentimetern ist es gut 13 Zentimeter lang. Das Gewicht von knapp 800 Gramm ist ebenfalls nicht zu verachten. Dennoch besteht das Gehäuse größtenteils aus Kunststoff, was selbst auf das 82 Millimeter messende Filtergewinde zutrifft. Das tut der Robustheit jedoch keinen Abbruch, zumal das Objektiv gegen Staub und Spritzwasser geschützt ist. So wird etwa das Metallbajonett von einer Gummidichtlippe eingefasst.

Bedienung

Der Zoomring besteht aus Metall und ist mit einem breiten, stark geriffelten Gummiring versehen, was für eine sehr gute Griffigkeit sorgt. Der Ring sitzt nahe am Bajonett und ist dadurch gut erreichbar. Der Ring lässt sich butterweich drehen, wobei die Frontlinse innerhalb des feststehenden Fronttubus vor und zurück fährt. Sehr gut lesbare Markierungen bei 16, 20, 24, 28 und 35 Millimetern erlauben das exakte Einstellen der Brennweite. Der Fokusring ist ebenfalls mit einem breiten, geriffelten Gummiring versehen, wobei die Riffelung feiner ausfällt und der Ring etwas breiter ist. Er sitzt deutlich weiter vorne und besitzt eine klassische mechanische Koppelung zur Fokusgruppe, wobei eine Rutschkupplung das Weiterdrehen erlaubt. Innerhalb von nur einer Viertel Umdrehung wird der gesamte Fokusbereich von 28 Zentimeter bis Unendlich durchfahren – das ist nicht gerade viel, die Optimierung lag eher auf einer schnellen automatischen Fokussierung als auf einer präzisen manuellen. Dank des Fokusfensters zwischen Zoom- und Fokusring kann die eingestellte Entfernung abgelesen werden.

Zwischen manueller und automatischer Fokussierung wird mittels des Schalters links vom Fokusfenster umgeschaltet, wobei auch bei automatischer Fokussierung jederzeit durch einen Dreh am Fokusring die manuelle Fokussierung temporär aktiviert werden kann. Der Autofokus arbeitet äußerst leise und sehr schnell; präzise ist er auch. Die Naheinstellgrenze von 28 Zentimetern erlaubt einen Arbeitsabstand von elf Zentimetern, der maximale Abbildungsmaßstab liegt damit immerhin bei 1:4. Erreicht wird er freilich nur bei längster Brennweite. Dennoch ermöglicht das beachtliche Vergrößerungen für Freistelleffekte mit überzogener Weitwinkelperspektive. Dank der neunlamelligen Blende kann sich das Bokeh dabei wirklich sehen lassen. Auch Gegenlicht steckt das Objektiv unbeeindruckt weg.

Bildqualität

Für den Labor- und Praxistest stand uns eine Canon EOS 6D Mark II zur Verfügung. Zwar handelt es sich mit 26 Megapixeln bei weitem nicht um die höchstauflösende Canon-Kamera, aber sie bringt genug Pixel mit, um die Bildqualität durchaus beurteilen zu können. Bei kurzer Brennweite zeigt das EF 16-35 mm 2.8L III USM vor allem bei Offenblende eine deutliche Randabdunklung von 1,6 Blendenstufen, was immerhin 67 Prozent Lichtverlust entspricht. Der Verlauf ist zwar sanft, aber dennoch sind die dunkleren Ecken deutlich sichtbar. Das Abblenden um eine und vor allem zwei Stufen hilft deutlich, die Randabdunklung sinkt bei F5,6 bereits auf 0,7 Blendenstufen (38 Prozent). Vor allem aber zoomen hilft gegen die dunkler werdenden Bildecken. Am langen Brennweitenende beträgt die Randabdunklung selbst bei Offenblende lediglich 0,4 EV (27 Prozent).

Ebenfalls nicht zu verachten ist die Verzeichnung (siehe Diagramm aus dem Labortest unten). Sie fällt bei kurzer Brennweite mit knapp 2,5 Prozent sichtbar tonnenförmig aus. Bei mittlerer Brennweite stellt sich sogar eine leicht wellenförmige Verzeichnung ein, das heißt die Verzeichnung ist erst leicht tonnenförmig und wird zum Bildrand hin leicht kissenförmig. All das spielt sich aber dem Betrag nach in einem Bereich von weniger als 0,5 Prozent ab. Am "langen" Brennweitenende zeigt sich eine etwas mehr als einprozentige kissenförmige Verzeichnung, was ebenfalls deutlich sichtbar ist, weil wir diese Art der Verzeichnung als unnatürlicher und damit stärker wahrnehmen als eine tonnenförmige. Deutlich besser schlägt sich das Canon EF 16-35 mm 2.8L III USM hingegen bei den Farbsäumen, sie werden mit weniger als 0,5 Pixeln selbst im Maximum praktisch nicht sichtbar und spielen damit keine Rolle.

Die Auflösung des EF 16-35 mm 2.8L III USM ist bereits bei Offenblende sehr hoch. 68 Linienpaare pro Millimeter (lp/mm) löst es im Weitwinkel in der Bildmitte bei 50 Prozent Kontrast auf. Ein Abblenden steigert die Auflösung bei F4 nur minimal, während die ab F5,6 beugungsbedingt bereits wieder fällt. Dennoch löst es selbst bei F16 mit über 50 lp/mm noch sehr gut auf. Bei mittlerer (24 mm) und langer Brennweite liegt die Auflösung bei Offenblende knapp unter 50 lp/mm und steigert sich beim Abblenden auf F4 deutlich auf 64 bis 67 lp/mm. Oberhalb von F5,6 nimmt die Auflösung auch hier wieder ab, bleibt aber selbst bei F16 oberhalb von 50 lp/mm. Auch die Randauflösung ist gut, sie liegt bei sämtlichen gemessenen Brennweiten und Blenden über 40 lp/mm. Im Weitwinkel liegt sie sogar bis einschließlich F16 bei über 50 lp/mm, ein erstaunlich geringer Randabfall der Auflösung also, vor allem angesichts der kurzen Brennweite beziehungsweise des großen Bildwinkels. Bei mittlerer und langer Brennweite muss man das EF 16-35 mm 2.8L III USM hingegen auf F8 abblenden, um knapp an die 50 lp/mm Randauflösung ranzukommen, wobei diese Grenze bei mittlerer Brennweite nur bei F11 und F16 geknackt wird und bei 35 mm knapp verfehlt wird.

Fazit

Das Canon EF 16-35 mm 2.8L III USM liefert für ein lichtstarkes Ultraweitwinkelzoom eine hervorragende Bildqualität ab, was man angesichts des Preises von knapp 2.200 Euro (Straßenpreis) allerdings auch erwarten dürfte. Die Verarbeitung ist trotz Kunststoffgehäuse tadellos, auch der obligatorische Spritzwasser- und Staubschutz fehlt nicht. Dass das Objektiv etwas verzeichnet und vignettiert, mag man ihm angesichts der extremen Brennweite verzeihen. Bokeh, Gegenlichtresistenz und Auflösung, selbst am Bildrand, sind jedenfalls super.

Canon EF 16-35 mm 2.8L III USM mit Canon EOS 6D Mark II (v6.0)

Verzeichnung

Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.

Hersteller Canon
Modell EF 16-35 mm 2.8L III USM
Unverbindliche Preisempfehlung 2.625,00 €
Bajonett Canon EF
Brennweitenbereich 16-35 mm
Lichtstärke (größte Blende) F2,8 (durchgängig)
Kleinste Blendenöffnung F22
Linsensystem 16 Linsen in 11 Gruppen
inkl. ED und asphärische Linsen
KB-Vollformat ja
Anzahl Blendenlamellen 9
Naheinstellgrenze 280 mm
Bildstabilisator vorhanden nein
Autofokus vorhanden ja
Wasser-/Staubschutz nein
Filtergewinde 82 mm
Abmessungen (Durchmesser x Länge) 89 x 128 mm
Objektivgewicht 790 g

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Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.