Spiegellose High-End-Vollformat-Systemkamera

Sony Alpha 7R IV mit 61 Megapixeln präsentiert

2019-07-16 Mit der Alpha 7R IV (ILCE-7RM4) präsentiert Sony die derzeit höchstauflösende Vollformatkamera: 61 Megapixel bringt der japanische Elektronikkonzern auf dem rückwärtig belichteten CMOS-Sensor unter. Doch die 7R IV kann noch mit weiteren Highlights aufwarten, etwa den zehn Serienbildern pro Sekunde, der 4K-Videofunktion mit 6K-Oversampling, dem bei der Ergonomie und Robustheit verbesserten Gehäuse, dem höher auflösenden Sucher oder dem aus der Alpha 9 bekannten Realtime-Autofokus.  (Benjamin Kirchheim)

Interessant ist die Auflösung des Vollformatsensors noch unter einem anderen Aspekt: Im APS-C-Cropmodus liegt die Auflösung bei 26 Megapixeln, wie man sie aktuell bei Fujifilm im APS-C-Format bekommt und croppt man die Mittelformatkamera Fujifilm GFX100 auf das Kleinbildformat, kommen auch ungefähr 61 Megapixel dabei heraus. Das heißt, alle Kameras haben dieselbe Pixeldichte, die damit dem aktuellen Stand der Technik bei praxistauglichen größeren Bildsensoren entsprechen dürfte. Kleinere Sensoren oder aber Prototypen aus den Entwicklungsabteilungen der Hersteller erreichen natürlich höhere Auflösungen und/oder Pixeldichten.

Der Sensor ist rückwärtig belichtet, sodass die Leiterbahnen, die bei der Produktion nach der lichtempfindlichen Schicht aufgebracht werden, die lichtempfindliche Fläche nicht abschatten. Das erhöht die Lichtausbeute und ist auch schon bei Vorgängermodell Stand der Technik gewesen. Zudem verspricht Sony 15 Blendenstufen Dynamikumfang für Fotos (14 Blendenstufen bei Videos), sodass der Bildsensor in der Summe "Mittelformatqualität" liefern soll (die Fujifilm GFX100 hat man dabei wohl ausgeklammert). Mitverantwortlich dafür ist auch der neue, noch leistungsfähigere Bildprozessor Bionz X.

567 Phasen-AF-Sensoren sind auf dem Bildsensor untergebracht, sie sollen 74 Prozent der Bildfläche abdecken. Im APS-C-Cropmodus sind es 325 AF-Punkte, die nahezu 100 Prozent abdecken. Beim Autofokus bringt Sony die aktuellste Technologie in die Alpha 7R IV: Der aus der Alpha 9 bekannte Realtime-Autofokus kommt damit erstmals in der 7R-Serie zum Einsatz. Er verfolgt das Motiv unterbrechungsfrei auf bei bis zu zehn Serienbildern pro Sekunde, von denen die Alpha 7R IV 68 am Stück aufnehmen kann, auch die Belichtung wird selbstverständlich nachgeführt. Doch der Realtime-AF erstreckt sich außerdem noch auf die Gesichtserkennung, die Augenerkennung sowie die Tieraugenerkennung, womit sie das Motiv praktisch nicht mehr aus dem Fokus verlieren soll.

Zur Bildstabilisierung ist der Vollformatsensor, wie schon in früheren Alpha-Modellen, beweglich gelagert. Er soll fünf Bewegungsachsen ausgleichen können, inklusive der Drehachse. Bis zu 5,5 Blendenstufen längere Belichtungszeiten verspricht Sony aus der freien Hand. Außerdem verspricht Sony, Erschütterungen durch den mechanischen Verschluss reduziert zu haben. Wem die 61 Megapixel nicht reichen, der nimmt vom Stativ mit Hilfe des Sensor-Shifts High-Resolution-Fotos auf. Dabei fertigt die 7R IV 16 Fotos mit je einem halben oder einem Pixel Versatz an, 963 Megapixel sollen dabei entstehen. Daraus errechnet die Desktop-Software "Imaging Edge" von Sony dann Fotos mit 240 Megapixeln Auflösung, das sind 19.008 x 12.672 Pixel.

Doch nicht nur technisch stecken viele Neuerungen in der Sony Alpha 7R IV, auch dem Gehäuse und die Ergonomie wurden überarbeitet. So ist der Handgriff nun besser ausgeformt, die Metallschalen wurden robuster neugestaltet und die Dichtungen zum Schutz vor Spritzwasser und Staub verbessert. Das Belichtungskorrekturrad besitzt nun eine Verriegelung und der AF-Joystick ist größer geworden. Zudem lassen sich bis zu zehn Kamerakonfigurationen auf der Speicherkarte sichern und in andere Kameras des gleichen Typs laden. In dem Zuge der verbesserten Ergonomie gibt es auch einen neuen Hochformatgriff VG-C4EM, der zwei Akkus aufnimmt. Dank der höheren Energieeffizienz erreicht die Sony Alpha 7R IV nun übrigens 670 Aufnahmen nach CIPA-Standard bei Verwendung des rückwärtigen Bildschirms beziehungsweise 530 Aufnahmen bei Verwendung des elektronischen Suchers.

Zudem kommt nun ein 5,76 Millionen Bildpunkte auflösender OLED-Sucher zum Einsatz, womit Sony mit der S-Serie von Panasonic gleichzieht. Er vergrößert 0,78-fach und bietet eine Wiederholrate von wahlweise 60 oder 120 Bildern pro Sekunde. Der rückwärtige Touchscreen bleibt bei 7,5 Zentimetern Größe, löst 1,44 Millionen Bildpunkte auf und ist nach oben und unten klappbar. Beim Speicherkartenschacht kommt erstmals ein Doppel-UHS-II-Schacht zum Einsatz, es nehmen also beide SD-Kartenschächte SDHC- oder SDXC-Speicherkarten mit UHS-II-Standard auf. Damit gibt Sony erstmals die Kompatibilität zum MemoryStick auf, denn die war nicht gleichzeitig mit UHS II möglich.

Bei der Videofunktion möchte Sony ebenfalls höheren Ansprüchen gerecht werden. So nimmt die Alpha 7R IV maximal 30 Bilder pro Sekunde in 4K-Auflösung auch (leider kein 60p, im Gegensatz zu Panasonic). Dabei arbeitet die Kamera im Super35mm-Modus (entspricht in etwa einem APS-C-Crop) mit 6K-Oversampling, um eine höhere Bildqualität zu erreichen. Erstmals steht auch in der Videofunktion der Realtime-Eye-Tracking-Autofokus zur Verfügung, das kann nicht einmal die Alpha 9. Flache Tonwertkurven (bspw. S-Log 3) bieten Videoprofis umfangreiche Bearbeitungsmöglichkeiten, Sony verspricht 14 Blendenstufen Dynamikumfang. Aber auch HLG für HDR-Videos, die sich direkt auf kompatiblen Fernsehgeräten abspielen lassen, wird unterstützt.

Neu ist das digitale Audiointerface über den Multifunktions-Blitzschuh. Erstmals können Mikrofone und andere Audioadapter damit digitalen Ton statt analogen an die Kamera geben. Sony bietet gleich ein passendes Mikrofon und einen XLR-Adapter an, die aber beide der Abwärtskompatibilität wegen alternativ auch analoge Audiosignale ausgeben können. Das Digitalmikrofon ECM-B1M besitzt acht hintereinander angeordnete Mikrofone für eine einstellbare Charakteristik, ein DSP (digitaler Signalprozessor) und ein Analog-Digitalwandler sind direkt im Mikrofon verbaut. 380 Euro soll es kosten und ab September 2019 verfügbar sein. Der digitale XLR-Adapter XLR-K3M soll 650 Euro kosten und ab Oktober 2019 erhältlich sein. Er bietet ebenfalls einen DSP sowie einen AD-Wandler.

Auch bei den Schnittstellen geht Sony moderne Wege. Die USB-3-Schnittstelle vom Typ C eignet sich nicht nur für schnelle Datenübertragungen (nun auch per FTP direkt an einen Server), sondern auch zum Aufladen des Kameraakkus (und der Akkus im optionalen Batteriegriff) sowie zur Stromversorgung der Kamera. Das WLAN funkt nicht nur auf 2,4 GHz, sondern auch auf 5 GHz, was schnellere Übertragungen ermöglicht. Eine Fernbedienung vom PC aus ist nun erstmals bei Sony über WLAN möglich. Bluetooth ist selbstverständlich ebenfalls an Bord, es ermöglicht beispielsweise die Übertragung von GPS-Daten vom Smartphone zur Kamera. Ab September 2019 soll die Sony Alpha 7R IV zu einem Preis von knapp 4.000 Euro erhältlich sein. Der Hochformatgriff VG-C4EM soll 450 Euro kosten.


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Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.