Lichtstarkes Ultraweitwinkel

Testbericht: Sony FE 14 mm F1.8 GM (SEL-14F18GM)

2021-04-20 Das Sony FE 14 mm F1.8 GM (SEL-14F18GM) ist die bisher weitwinkligste Festbrennweite für die spiegellosen Vollformat-Systemkameras von Sony. Trotz des großen Bildwinkels von 114 Grad fällt es vergleichsweise kompakt aus, vor allem verglichen mit entsprechenden DSLR-Objektiven. Allerdings sind solche Ultraweitwinkel optisch sehr anspruchsvoll zu konstruieren, erst recht, wenn sie eine hohe Randauflösung und nur minimale optische Fehler aufweisen sollen. Ob das Sony beim FE 14 mm F1.8 GM gut gelungen ist, zeigt unser Test an der 50 Megapixel auflösenden Sony Alpha 1.  (Benjamin Kirchheim)

Mit einem Auflagemaß von 18 Millimetern lassen sich für das Sony-E-Bajonett nicht nur theoretisch kompakte Weitwinkel-Festbrennweiten bauen, wie Sony bereits auf der Photokina 2018 mit der Vorstellung des FE 24 mm F1.4 GM bewies, das zudem in unserem Test sehr gut abschnitt (siehe weiterführende Links). Das 24er und das neue Sony FE 14 mm F1.8 GM (SEL-14F18GM) haben aber noch mehr gemeinsam: Wie bereits das 24 mm soll sich auch das 14 mm dank spezieller Korrekturen besonders gut für Astrofotografie eignen.

Verarbeitung

Dass das nur 8,3 Zentimeter im Durchmesser und knapp zehn Zentimeter in der Länge messende FE 14 mm F1.8 GM auch noch eine Lichtstärke von F1,8 bietet, mag man zunächst kaum glauben. Auch das geringe Gewicht von 460 Gramm kann sich sehen lassen. Kein anderes 14 mm F1,8 ist so schlank und leicht.

Gewicht spart Sony aber auch beim Gehäuse, das nur zu einem geringen Teil aus Metall besteht (Blendenring und Bajonett), größtenteils aber aus Kunststoff gefertigt ist. Das tut dem hochwertigen Gefühl aber keinen Abbruch. Die Robustheit wird vom Staub- und Spritzwasserschutz unterstrichen, wobei Sony wie immer betont, dass für den Schutz keine Garantie übernommen wird.

Wie bereits beim FE 12-24 mm F2.8 GM (SEL-1224GM) ist die Streulichtblende integraler Bestandteil der Objektivkonstruktion. Es gibt kein Filtergewinde und als Frontdeckel kommt eine spezielle, aber simple Stülpkonstruktion zum Einsatz. Die große Frontlinse wölbt sich stark nach vorne, überragt aber glücklicherweise nicht die vier Flügel der tulpenförmigen Streulichtblende, so dass ein gewisser mechanischer Schutz gewährleistet ist. Dank der Fluorbeschichtung lässt sich die dadurch schmutzabweisende Frontlinse leicht reinigen.

Statt eines Filtergewindes bietet das FE 14 mm F1.8 GM einen Folienfilterhalter auf der Objektivrückseite am Bajonett. Auch das ist aus dem FE 12-24 mm F2.8 GM bekannt. Wer möchte, kann sich seine Folie mit der mitgelieferten Schablone selbst zuschneiden.

Ausstattung und Bedienung

Für eine Festbrennweite besitzt das Sony FE 14 mm F1.8 GM erstaunlich viele Bedienelemente: Zwei Einstellringe, zwei Schiebeschalter und ein Knopf sind am Gehäuse zu finden. Ganz hinten befindet sich der 1,3 Zentimeter breite Blendenring, der aus Metall besteht. Die Hälfte der Breite ist für die nötige Griffigkeit geriffelt, auf der anderen Hälfte sind die ganzen Blendenstufen von F1,8 bis F16 beschriftet und mit einer 1/3-Blendenstufen-Skala eingraviert sowie mit kontrastreicher weißer Farbe ausgelegt. Der Blendenring rastet satt und verfügt zudem über eine Automatikstellung mit weiterem Einstellweg zu F16 und deutlichem Einrasten. So leicht verlässt man also die Automatikstellung nicht versehentlich.

Automatikstellung ist sowieso nicht ganz das richtige Wort dafür, denn nur im manuellen oder Zeitautomatikmodus hat das überhaupt eine Auswirkung. In der Blendenautomatik, Programmautomatik oder Vollautomatik übernimmt die Kamera unabhängig von der Einstellung des Blendenrings die Kontrolle über die tatsächliche Blendeneinstellung. Stellt man den Blendenring im manuellen oder Zeitautomatikmodus auf Automatik, kann die Blende über ein Funktionsrad an der Kamera eingestellt werden, wird also nicht automatisch eingestellt.

Videografen dürfte der rechts unten angeordnete, mit "Click" beschriftete Schiebeschalter freuen: Stellt man ihn von "On" auf "Off", läuft der Blendenring stufenlos und ohne Rastungen. Auch wenn die Kamera keine feineren Abstufungen als 1/3-Blendenstufen auf dem Bildschirm beziehungsweise im Sucher anzeigt, arbeitet die Blendenöffnung völlig stufenlos.

Recht weit vorne am Objektiv ist der zwei Zentimeter breite, manuelle Fokusring zu finden. Er besteht aus Kunststoff und ist mit einem 1,5 Zentimeter breiten, griffig geriffelten Gummi versehen. Er arbeitet völlig stufenlos, ist sehr (vielleicht etwas zu sehr) leichtgängig und gibt elektronisch Stellbefehle an den Autofokusmotor weiter. Verstellt wird der Fokus nämlich von zwei XD-Linearmotoren, die die Fokusgruppe direkt ohne Drehbewegung nach vorne oder hinten schieben. Linear ist auch das Stichwort für die manuelle Fokussierung, denn der Fokusring arbeitet linear, was insbesondere Videografen freuen dürfte. Damit gibt allein der Drehwinkel des Fokusrings den Verstellweg vor, nicht die Drehgeschwindigkeit.

Die Fokusmotoren arbeiten so gut wie lautlos, mechanische Geräusche sind nur zu hören, wenn man das Ohr beim Fokussieren ans Objektiv hält. Entsprechend schnell, leise und präzise arbeitet der Autofokus. Aber auch die manuelle Fokussierung gelingt mit dieser Kombination völlig problemlos, nicht zuletzt dank der Einstellhilfen der Kamera wie etwa dem Fokuspeaking oder der Fokuslupe.

Umgeschaltet zwischen Auto- und manuellem Fokus wird über den Schiebeschalter links unten am Objektiv. Direkt darüber befindet sich eine Taste, die per Kameramenü frei mit einer Funktion belegt werden kann. Defaultmäßig aktiviert die Taste die Fokus-Stopp-Funktion. Die Naheinstellgrenze liegt taut technischen Daten bei 25 Zentimetern, wir konnten jedoch bereits ab 22,5 Zentimeter Abstand vom Bildsensor fokussieren. Der Abstand der Objektivfront zum Motiv beträgt dabei knapp über 10,5 Zentimeter.

Aufgrund des großen diagonalen Bildwinkels von 114 Grad ist das minimale Bildfeld mit 32 mal 21,3 Zentimeter dennoch recht groß, daraus ergibt sich ein maximaler Abbildungsmaßstab von 1:8,9. Das ist zwar nicht viel, aber etwas besser als die von Sony versprochenen 1:10.

Fortsetzung auf Seite 2

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Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.