Konkurrenz für das Olympus M.Zuiko Digital 45 mm 1.8?

Testbericht: Panasonic Lumix G 42,5 mm 1.7 Asph. Power-OIS

2015-11-13 Das offenblendscharfe Olympus 45 mm 1.8 gilt mit 330 Euro also Porträt-Geheimtipp, während das Panasonic Leica DG Nocticron 42,5 mm 1,2 Asph. Power-OIS zwar Premium-Bildqualität, aber eben auch einen Premium-Preis besitzt. Kann das 400 Euro teure Panasonic Lumix G 42,5 mm 1.7 Asph. Power-OIS da adäquat mitmischen? Bietet es Vorteile zum Olympus 45 mm bei einem fast genauso guten Preis-Leistungsverhältnis? Unser Test verrät es.  (Benjamin Kirchheim)

Das M.Zuiko digital 45 mm 1.8 von Olympus war das erste Porträtobjektiv im Micro-Four-Thirds-System und gleichzeitig mit 330 Euro und Offenblendtauglichkeit ein Preis-Leistungs-Kracher und damit der Geheimtipp für jeden Gelegenheits-Porträtfotografen. Das Panasonic Leica DG Nocticron 42,5 mm 1,2 Asph. Power-OIS hingegen steht bei der Lichtstärke, dem Preis und selbstverständlich der Bildqualität jeweils ganz oben auf der Skala. Mit dem Lumix G 42,5 mm 1.7 Asph. Power-OIS hat Panasonic in diesem Jahr einen offensichtlich direkten Konkurrenten zum Olympus-Objektiv ins Programm aufgenommen. Sogar beim Design sind Anleihen beim Olympus-Objektiv erkennbar. Beim am Bajonett etwas dickeren Tubus als beim Rest des Objektivs hat Panasonic sich scheinbar von Olympus inspirieren lassen. Auch die Brennweite und Lichtstärke weisen nur minimale Unterschiede auf, selbst das Filtergewinde ist mit 37 mm Durchmesser identisch.

Verarbeitung und Ausstattung

Bei der Verarbeitung hat Panasonic sich zum Glück nicht bei dem etwas billigen Plastik des Olympus-Objektivs inspirieren lassen, stattdessen kommt ein Metalltubus zum Einsatz. Allerdings bestehen sowohl der Fokusring als auch der vorderste Teil mit Sonnenblendenbajonett und Filtergewinde aus Kunststoff. Für 70 Kröten mehr bekommt man also tatsächlich eine etwas bessere Verarbeitung. Auch das Design des Panasonic wirkt etwas geradliniger und kantiger. Zudem fällt das Panasonic-Objektiv vier Millimeter länger und 14 Gramm schwerer aus. Diese Unterschiede sind freilich akademischer Natur und machen in der Praxis nichts aus.

Im Gegensatz zum Olympus-Objektiv besitzt das 42,5 mm von Panasonic einen optischen Bildstabilisator, der angesichts der kleinbildäquivalenten Brennweite von 85 mm durchaus sinnvoll erscheint, zumal Panasonic mit Ausnahme der GX8, die beim Test zum Einsatz kam, und der GX7 keinen Bildstabilisator in den Kameragehäusen verbaut. Ein weiterer Vorteil rechtfertigt die 70 Euro Aufpreis gegenüber dem Olympus-Pendant: Eine Sonnenblende gehört nur beim Panasonic zum Lieferumfang. Wie das 45 mm von Olympus besitzt auch das Panasonic 42,5 mm einen Zierring, der das Bajonett für die Sonnenblende verdeckt, falls man die Sonnenblende nicht verwenden möchte. Sie besteht übrigens aus Kunststoff und kann zum Transport auch verkehrt herum aufgesetzt werden.

Um manuell fokussieren zu können, muss die verkehrt herum montierte Sonnenblende aber zwingend abgenommen werden, da sie den Fokusring verdeckt. Dieser arbeitet, wie beim Micro Four Thirds üblich, rein elektronisch. Die Steuerbefehle werden an den unhörbaren Fokusmotor weitergegeben. Damit lässt sich dank des schnellen Fokusmotors mit groben Bewegungen schnell ein großer Fokusbereich durchfahren, während langsame Bewegungen eine feinfühlige und präzise Fokussierung erlauben – fast so, als wären zwei oder mehr Getriebeübersetzungen vorhanden. Mit Hilfe der automatischen Fokuslupe sowie des zuschaltbaren Fokuspeakings lässt sich wunderbar an der GX8 manuell fokussieren. Einzig eine Schärfeskala mit Entfernungsangaben fehlt. Die Naheinstellgrenze liegt bei 31 Zentimetern ab Sensorebene, das entspricht etwa 24 Zentimetern ab Objektivvorderkante. Damit wird ein maximaler Abbildungsmaßstab von 1:5 erreicht – im Vergleich zu 50 Zentimetern und 1:9,1 beim Olympus viel bessere Werte. Mit dem Panasonic lassen sich also Nahaufnahmen viel besser realisieren.

Bildqualität

In der Praxis zeigt das Objektiv keine Verzeichnung, auch Farbsäume spielen keine Rolle und die Randabdunklung ist minimal. Bei Gegenlicht bleiben die Kontraste hoch – auch ohne Einsatz der Sonnenblende. Bei bestimmten Winkeln mit Sonne im Bild kam es an der GX8 zu leichten magentafarbenen Überstrahlungseffekten abseits der Lichtquelle, die sich aber durch eine leichte Bildausschnittskorrektur beheben ließen. Das Bokeh des Panasonic ist angenehm. Freistelleffekte sind vor allem bei kürzeren Motivdistanzen überhaupt kein Problem.

Die nicht vorhandene Verzeichnung, nur minimale Farbsäume und auch die geringe Randabdunklung (selbst bei Offenblende nur 0,6 EV) bestätigen sich im Labortest. Allerdings offenbart sich hier auch ein etwas weicher Charakter des Objektivs bei Offenblende. Die maximale Auflösung wird erst auf F5,6 abgeblendet erreicht und liegt selbst dann nur bei knapp über 45 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm). Absolut gesehen ist das zwar eine gute Auflösung, angesichts des 20-Megapixel-Sensors jedoch etwas enttäuschend. Bei Offenblende werden im Bildzentrum gar nur knapp über 30 lp/mm erreicht (siehe Diagramm aus dem kostenpflichtigen Labortest unten). Einzig der Randabfall der Auflösung liegt je nach Blende mit 25 bis fünf Prozent im guten Bereich und bewegt sich zwischen 25 lp/mm bei Offenblende und 40 lp/mm bei F5,6 und F8. Vor allem bei Offenblende verbieten sich damit Vergrößerungen über DIN A4, sofern man scharfe Ergebnisse erwartet.

Fazit

Für die 400 Euro, die Panasonic für das Lumix G 42,5 mm 1.7 Asph. Power-OIS verlangt, bekommt man ein gut verarbeitetes und ausgestattetes Porträtobjektiv. Es besitzt neben dem Bildstabilisator einen schnellen und leisen Autofokus, lässt sich aber auch wunderbar manuell fokussieren. Bei der Bildqualität muss es sich jedoch, vor allem im Vergleich zur direkten Konkurrenz, Kritik gefallen lassen. Auch wenn das Panasonic 42,5 mm 1.7 etwas geringere optische Fehler aufweist als das Olympus 45 mm 1.8, kann es bei der Auflösung nicht mithalten und gehört eher zu den schwächsten der lichtstarken Festbrennweiten im Micro-Four-Thirds-System. Damit kann es nur Porträtfotografen ans Herz gelegt werden, die zwar geringe optische Fehler möchten, aber statt rattenscharfer Details eher eine weiche Auflösung bevorzugen. 

Kurzbewertung

  • Eingebauter optischer Bildstabilisator
  • Gute Verarbeitung
  • Schnelle und leise Fokussierung
  • Nur geringe optische Fehler
  • Relativ geringe Naheinstellgrenze
  • Keine Anzeige der Fokusdistanz (mit Panasonic GX8)
  • Auch abgeblendet keine wirklich hohe Auflösung
  • Schwache Auflösung bei Offenblende

Panasonic Lumix G 42,5 mm 1.7 Asph. Power-OIS mit Panasonic Lumix DMC-GX8 (v6.0)

Auflösung MTF


Lumix DMC-GX8

F1,7F2,0F2,8F4,0F5,6F8,0F11,0F16,0F22,0
43 mm30,7 / 25 (19 %)33,6 / 25,3 (25 %)37,5 / 30,1 (20 %)40,9 / 33,9 (17 %)45,4 / 39,3 (13 %)44,7 / 40,2 (10 %)39,1 / 36,9 (6 %)30,3 / 29,4 (3 %)21,3 / 20,9 (2 %)

Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.

Hersteller Panasonic
Modell Lumix G 42,5 mm 1.7 Asph. Power-OIS (H-HS043E)
Unverbindliche Preisempfehlung 409,00 €
Bajonettanschluss Micro Four Thirds
Brennweite 42,5 mm
Lichtstärke (größte Blende) F1,7
Kleinste Blendenöffnung F22
KB-Vollformat nicht relevant
Linsensystem 10 Linsen in 8 Gruppen
inkl. asphärische Linse(n)
Anzahl Blendenlamellen 7
Naheinstellgrenze 310 mm
Bildstabilisator vorhanden ja
Autofokus vorhanden ja
Wasser-/Staubschutz nein
Filtergewinde 37 mm
Abmessungen (Durchmesser x Länge) 55 x 50 mm
Objektivgewicht 130 g

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Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.