Spiegellose Profi-Vollformat-Systemkamera

Testbericht: Nikon Z 9

2022-01-28 Die Nikon Z 9 ist nicht nur die erste spiegellose Profi-Systemkamera des traditionsreichen japanischen Kameraherstellers, sondern sie setzt auch neue Maßstäbe und lässt vor allem die DSLR-Konkurrenz alt aussehen. Trotz 45 Megapixeln Auflösung erreicht die Z 9 20 Serienbilder pro Sekunde. Darüber hinaus nimmt sie 8K-Videos mit 30 oder 4K-Videos mit 120 Bildern pro Sekunde auf, ohne dabei zu überhitzen. Diese Superlative sind Grund genug, die bisher größte spiegellose Vollformat-Systemkamera ausführlich zu testen.  (Benjamin Kirchheim)

Diesen Kameratest gibt es nur als Premium-Test mit erweitertem Informationsumfang. Er enthält gegenüber unserer Standard-Online-Version zusätzlich eine Tabelle mit detaillierten Einzelbewertungen sowie Diagramme, in denen die Stärken und Schwächen der Kamera gut vergleichbar dargestellt werden. Zudem stellen wir drei andere Kameras als mögliche Alternativen vor und erklären, welche Vor- und Nachteile diese gegenüber der Nikon Z 9 haben. Der sehr ausführliche Test kann direkt online gelesen oder als 40-seitiges PDF-E-Book heruntergeladen werden. Der Test ist in digitalkamera.de-Premium enthalten und einzeln für 1,99 € erhältlich (bzw. 1,79 € bei Bezahlung mit digitalkamera.de-Guthaben).

Bei der 2020 vorgestellten Profi-DSLR Nikon D6 war sicherlich der eine oder andere Nikon-Fotograf enttäuscht, dass es sich lediglich um eine leicht verbesserte D5 handelte und die D6, auch wenn sie eine gute Kamera ist, technisch mit der Canon EOS-1D X Mark III nicht mithalten konnte. Mit der Vorstellung der Nikon Z 9 war aber klar, warum die D6 etwas halbherzig wirkte: Die Ingenieure dürften zu der Zeit bereits die Z 9 in Planung und Entwicklung gehabt haben. Diese dreht den Spieß nun nämlich um: Während das aktuell spiegellose Spitzenmodell von Canon, die EOS R3, nur mit 24 Megapixeln aufwartet, bringt es die Nikon Z 9 auf über 45 Megapixel, was zudem auch eine 8K-Videoauflösung ermöglicht. Dabei kostet die Nikon Z 9 mit knapp 6.000 Euro nicht mehr als die Canon EOS R3 und sogar weniger als eine D6.

Ergonomie und Verarbeitung

Bei der Z 9 setzt Nikon auf das klassische Design einer Profikamera mit fest verbautem Hochformatgriff und großem Akkueinschub. Zwar ist die Z 9 mit rund 15 x 15 x 9 Zentimeter kleiner als eine D6, aber dennoch handelt es sich um die bisher größte spiegellose Kleinbild-Systemkamera. Vor allem aber ihr Gewicht von über 1,3 Kilogramm überbietet alle anderen derartigen spiegellosen Kameras.

Wie von den Vollformat-Z-Kameras und auch der D5/6 gewohnt, schmiegt sich die Z 9 perfekt in die Hand – egal ob im Hoch- oder Querformat. Die Griffe sind sehr gut ausgearbeitet, bieten Platz auch für den kleinen Finger und unter einem Vorsprung findet der Mittelfinger perfekten Halt. Der Zeigefinger kommt ideal auf dem Auslöser zu liegen, der wunderbare weiche, aber dennoch gut definierte Druckpunkte bietet. Aber auch die drei in der Nähe des Auslösers angeordneten Tasten, darunter auch die Videoaufnahmetaste, lassen sich bequem erreichen.

Der ringförmige Einschalthebel ist ebenfalls perfekt platziert. Mit ihm lassen sich zudem das Infodisplay und viele Tasten beleuchten – aber leider nach wie vor nicht alle. 15 Tasten sind beleuchtet, elf dagegen nicht. Einige davon werden aber ohnehin blind bedient (etwa die Tasten zwischen Griff und Objektiv), andere sind aufgrund ihrer Position eigentlich nicht zu verfehlen, etwa die beiden AF-On-Tasten oder die OK-Taste im Steuerkreuz.

Das Gehäuse der Nikon Z 9 besteht vollständig aus einer Magnesiumlegierung und dient auch zur Wärmeableitung. Gerade bei der Aufnahme von 8K-Videos bemerkt man das, wobei die Kamera jedoch nicht überhitzt und das Gehäuse sich auch nur warm anfühlt, aber nicht heiß wird. Den Einsatz von Kunststoff beschränkt Nikon auf eine kleine Abdeckung vorne am Sucherbuckel, denn hier sitzen die Antennen für Bluetooth, WLAN und das eingebaute GPS. Die Schnittstellenabdeckungen bestehen aus Gummi, lassen sich aber bequem öffnen und schließen und auch "aus dem Weg" drehen. Das Gehäuse ist selbstverständlich gegen das Eindringen von Staub und Spritzwasser abgedichtet. Zudem verspricht Nikon eine Frostfestigkeit bis -10 °C, nur eine IP-Spezifizierung fehlt im Gegensatz zu manch anderem Hersteller.

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Das Bedienkonzept der Z 9 erinnert stark an das der D5/6. So thront etwa links vom Sucherbuckel ein gesichertes Einstellrad mit (beleuchteten) Tasten obendrauf. Über das Rad lässt sich die Aufnahmebetriebsart wählen, etwa die Serienbildfunktion oder der Selbstauslöser. Die Tasten obendrauf sind zum Einstellen des Aufnahmemodus (nur die klassischen Belichtungsprogramme wie Programm-, Blenden- und Zeitautomatik sowie die manuelle Belichtung), der Bildwiederholfrequenz der Serienbildfunktion, der Reihenaufnahmefunktion (Belichtung, Fokus, Weißabgleich usw.) sowie des Blitzmodus (nur bei aufgestecktem Systemblitz).

Das vordere und hintere Einstellrad, die i-Taste, die AF-On-Taste, der Auslöser und der Fokusjoystick sind für Hoch- und Querformat doppelt vorhanden. Zudem gibt es direkte Tasten für ISO, Belichtungskorrektur, Weißabgleich, Bildqualität, Lupe und die Sprachnotizfunktion (sogar mit separatem Mikrofon auf der Rückseite). Ergänzt wird die Bedienung mit drei individualisierbaren Tasten zwischen Bajonett und Griff.

Von den drei Fn-Tasten erreicht man im Hochformat aber nur die Fn3-Tasten richtig bequem und die Fn2-Taste leidlich. Für die Betätigung der Fn1-Taste muss man im Hochformat die Hand deutlich vom Griff lösen, sollte hier also eine für die direkte Aufnahme eher unwichtige Funktion programmieren. Werksseitig ist Fn1 mit der Wahl des Benutzerspeichers belegt, wovon vier zur Auswahl stehen. Fn2 ist zur Auswahl des Bildfelds (FX bzw. Vollformat, DX bzw. APS-C, 1:1 und 16:9) und mit Fn3 können sämtliche Livebildeinblendungen aus- und eingeschaltet werden, um schnell den Blick auf das Motiv freibekommen zu können.

Hinzu kommt ein Schnellmenü mit zwölf Positionen, das sich über die i-Taste aufrufen lässt. Übrigens drehen alle Anzeigen inklusive dieses Schnellmenüs automatisch ins Hochformat – lediglich vom Hauptmenü gibt es keine Hochformatversion. Das Hauptmenü wirft eingefleischten Nikon-Fotografen ebenfalls keine Fragen auf, und wenn doch, lässt sich jederzeit ein kurzer Hilfetext einblenden.

Das Menü ist in sieben vertikale Reiter unterteilt, die Menüs selbst arbeiten mit teilweise recht langen Scrolllisten, was vielleicht nicht jedem gefällt, muss man sich doch zu manchem Menüpunkt etwas mühevoll durchscrollen. Dank optionaler Touchbedienung ist das jedoch eigentlich kein großes Problem. Das Menü ist äußerst umfangreich, wobei sich dank eines frei belegbaren Mein Menüs wichtige Menüpunkte zusammenfassen lassen.

An dieser Stelle sei erwähnt, dass sich im Lieferumfang der Nikon Z 9 nur noch eine rudimentäre gedruckte deutsche Anleitung befindet, die nur die wichtigsten Funktionen oberflächlich erklärt. Die früher schönen ausführlichen Anleitungen gibt es bei Nikon leider nicht mehr, jedenfalls nicht gedruckt. Online steht nur in englischer Sprache ein umfangreicheres PDF-Handbuch zum Download oder als Onlineversion zum Anschauen zur Verfügung.

Die deutsche Version davon gibt es nur zum Ansehen im Webbrowser und ist leider nur eine schlechte automatische Google-Übersetzung. Wer anders als Google Translate sollte auf die Idee kommen, die Belichtungsreihenfunktion, die auf Englisch Bracketing heißt, mit "Klammerung" zu betiteln? Auch die Serienbildfunktion findet man nicht, weil sie "Freigabemodus" heißt. Man sollte also möglichst auf das englische Original ausweichen, wobei natürlich entsprechende Sprachkenntnisse, vor allem fotografischer Fachbegriffe, Voraussetzung sind. Das ist eine sehr unschöne Sparmaßnahme von Nikon, zumal die Z 9 eine sehr komplexe Kamera ist, bei der sich nicht immer erschließt, warum etwas nicht so funktioniert wie erwartet.

Doch zurück zur Kamera: Wie bei einer DSLR ist der Sucher eines der zentralen Elemente einer spiegellosen Systemkamera, erst recht in der Profiklasse. Der 0,8-fach vergrößernde und damit enorm große Sucher löst feine 3,7 Millionen Bildpunkte auf. Das dürfte einem von den kleineren Z-Vollformatmodellen bekannt vorkommen. Die Auflösung ist damit zwar nicht die höchste am Markt, aber fein genug.

Vor allem aber arbeitet der Sucher dauerhaft mit 120 Bildern pro Sekunde, egal ob beispielsweise gerade Serienbilder aufgenommen werden. Statt wie bei anderen Herstellern das Livebild mit Fakebildern aufzufüllen, falls der Sensor gerade mit einer Bildaufnahme oder dem Fokussieren beschäftigt ist, setzt Nikon bei der Z 9 auf eine andere Technik: Das Sensorsignal wird aufgeteilt beziehungsweise verdoppelt. Bei der von Nikon Dual-Stream getauften Technologie geht ein Signal zur Livebilderzeugung und eines geht zum Bildprozessor, der sich um den Autofokus und die Bildaufnahme kümmert. Somit kann das Sucherbild völlig unabhängig erzeugt werden.

Der Sucher bietet eine weitreichende Dioptrienkorrektur, wobei das Verstellrad wie bei einer analogen Armbanduhr erst herausgezogen werden muss, um den Wert verstellen zu können. An sich bietet der Sucher mit 23 Millimetern eine große Eintrittspupille, aber durch die starke Vergrößerung, die übrigens rein subjektiv recht verzeichnungsfrei wirkt, hat man mit aufgesetzter Brille trotzdem keinen optimalen Überblick. Dank des Näherungssensors aktiviert sich der Sucher von selbst, sobald man die Kamera ans Auge nimmt. Die Taste links vom Sucher steuert dabei, ob eine automatische Umschaltung erfolgt, nur der rückwärtige Bildschirm zum Einsatz kommt oder letzterer deaktiviert bleibt. Das spart am meisten Strom, denn das Livebild muss nur angezeigt werden, sobald man die Kamera ans Auge nimmt.

Das Livebild beherrscht, egal ob im Sucher oder auf dem Bildschirm, die Einblendung von Gitterlinien, einer 3D-Wasserwaage, eines Live-Histogramms und eine Belichtungsvorschau. Das Sucherbild löst sogar fein genug auf, um ohne Vergrößerungslupe oder Fokuspeaking (beides selbstverständlich vorhanden) eine Beurteilung der Schärfe zu erlauben. Außerdem sorgt die Lichtverstärkung dafür, dass man selbst dann noch etwas im Sucher erkennt, wenn es für das Auge schon längst zu dunkel ist. Lichtstarke Objektive sind hier natürlich im Vorteil.

Diesen Kameratest gibt es nur als Premium-Test mit erweitertem Informationsumfang. Er enthält gegenüber unserer Standard-Online-Version zusätzlich eine Tabelle mit detaillierten Einzelbewertungen sowie Diagramme, in denen die Stärken und Schwächen der Kamera gut vergleichbar dargestellt werden. Zudem stellen wir drei andere Kameras als mögliche Alternativen vor und erklären, welche Vor- und Nachteile diese gegenüber der Nikon Z 9 haben. Der sehr ausführliche Test kann direkt online gelesen oder als 40-seitiges PDF-E-Book heruntergeladen werden. Der Test ist in digitalkamera.de-Premium enthalten und einzeln für 1,99 € erhältlich (bzw. 1,79 € bei Bezahlung mit digitalkamera.de-Guthaben).

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Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.