Rubriken: Apps, Geotagging, Tipps zu einzelnen Kameras

Geotagging und Kamerafernsteuerung per Smartphone mit Nikon Snapbridge

2018-10-08 Mit der konsequenten Nutzung von Bluetooth parallel zum WLAN war Nikon ab Anfang 2016, nach dem Ausstieg von Samsung aus dem Digitalkameramarkt, Vorreiter bei dieser zeitgemäßen Anbindung von Digitalkameras an Smartphones. Anfangs lief das nicht immer rund, mittlerweile liegt die Snapbridge App in der Version 2.52 für iOS und 2.51 für Android vor und funktioniert ziemlich gut.  (Jan-Markus Rupprecht)

Die Kamera per Bluetooth mit dem Smartdevice zu koppeln, ist eine ziemlich coole Sache. Anders als WLAN verbraucht Bluetooth (jedenfalls in einer aktuellen Version) sowohl in der Kamera als auch im Smartphone nur wenig Strom, sodass die Verbindung kontinuierlich aufrecht erhalten werden kann. Das bietet gegenüber der WLAN-Verbindung zwischen Kamera und Smartphone, die nur bei Bedarf aufgebaut wird, einige Vorteile. Zum einen lassen sich im Hintergrund kleine Versionen der gerade aufgenommenen Fotos von der Kamera aufs Smartphone übertragen, zum anderen können per Bluetooth Positionsdaten (Geodaten), die im Smartphone sowieso vorliegen, an die Kamera gefunkt werden und direkt bei der Aufnahme mit in die Bilddateien gespeichert werden. Solche Fotos sind dann also direkt beim Speichern auf die Speicherkarte bereits mit Geokoordinaten versehen und müssen nicht erst umständlich nachträglich entweder in der Kamera oder gar extern am Rechner mit diesen Informationen versehen werden. Das ist dann (zumindest in der Theorie) so gut wie ein eingebauter GPS-Empfänger. Oder teilweise sogar noch besser. Denn das Smartphone empfängt immer und hat selbst dann wenigstens ungefähre Daten, wenn man sich innerhalb von Gebäuden aufhält. Ein normaler GPS-Empfänger weiß dann erstmal gar nicht, wo er ist. Und er braucht nach einem Neustart auch immer einige Zeit, bis er die genaue Position ermittelt hat.

Damit Smartphone und Kamera sich kennenlernen, muss man sie zunächst koppeln (so heißt das bei Bluetooth). Das ist normalerweise ein einmaliger Vorgang. Und es geht relativ einfach, wenn man sich hundertprozentig exakt an die erforderlichen Schritte hält. Wer meint, das Koppeln ginge womöglich so, wie man es von seiner Freisprechanlage im Auto, von seinen Drahtloskopfhörern oder seinen Bluetooth-Lautsprechern kennt, liegt falsch. Die Snapbridge App führt einen ganz gut durch den Prozess, aber es ist wichtig das über die App zu machen und nicht irgendwie hintenherum im Betriebssystem des Smartphones. Wenns nicht gleich klappt, am besten einfach nochmal probieren und wirklich genau die vorgeschriebene Reihenfolge einhalten. Es ist tatsächlich nicht egal, ob Sie erst an der Kamera und dann am Smartphone etwas bestätigen oder umgekehrt!

Nicht mehrere Smartphones verbinden  Beim Testen von Apps zur Verbindung mit Fotokameras hatte ich schon öfter den Verdacht, dass einige in der Redaktion auftretende Probleme daher rühren, dass wir zu Testzwecken Kameras mit mehreren Smartphones koppeln. So funktionierte die Verbindung der Snapbridge-App mit einem iPhone 7 solange klaglos, bis ich die Kamera zusätzlich mit einem Android-Smartphone koppelte. Danach war Sendeschluss beim iPhone. Das sind natürlich Probleme, die im normalen Alltag eher nicht auftreten. Dennoch will ich an dieser Stelle die Empfehlung aussprechen: Falls Sie mehrere Smart-Devices haben, auch z. B. ein iPad und ein iPhone, oder noch ein Android-Gerät, überlegen Sie sich, mit welchem Gerät Sie die Kamera in der Praxis meist verbinden würden und beschränken Sie die Kopplung auf dieses eine Gerät. Damit ersparen Sie sich möglicherweise einigen Frust.

Einmal gekoppelt soll sich die Kamera dann nach dem Einschalten immer wieder automatisch von selbst mit dem Smartphone verbinden. Etwa so wie sich die Freisprecheinrichtung sofort ins Handy einloggt, wenn Sie ins Auto einsteigen und losfahren. Scheinbar ist das anfänglich auch bei Snapbridge (oder ähnlichen Lösungen anderer Hersteller) der Fall. Wenn ich die Snapbridge-App allerdings länger (z. B. über Nacht) nicht genutzt habe, dann sucht die Kamera (Testgerät war eine Nikon Z 7) nach dem Einschalten vergeblich nach dem Smartphone. Dass sie das immerhin versucht, sieht man an dem blinkenden Bluetooth-Symbol. Damit die Verbindung dann tatsächlich zustande kommt, muss man die Snapbridge-App auf dem Smartphone anzeigen. Bedienen innerhalb der App muss man da nichts, nur die App wieder reaktivieren (selbst wenn sie unter den scheinbar noch laufenden Apps erscheint). Danach steht die Bluetooth-Verbindung zur Kamera innerhalb weniger Augenblicke und die Positionsdaten stehen sofort in der Kamera zur Verfügung. 

Meine Theorie dazu ist (das ist ja eigentlich auch bekannt), dass das Smartphone-Betriebssystem nicht genutzte Apps in einen Standby-Modus versetzt. Trotz Multitaskings ist es tatsächlich nicht so, dass alle Apps im Hintergrund tatsächlich laufen. Wäre das so, wäre der Akku im Smartphone in kürzester Zeit leer. Tatsächlich "läuft" die Snapbridge App in Wirklichkeit gar nicht im Hintergrund, jedenfalls dann nicht, wenn man sie längere Zeit nicht benutzt hat bzw. die App auch sonst nichts gemacht hat (z. B. den Datenaustausch mit der Kamera). Dass der automatische Reconnect bei Freisprecheinrichtungen oder Drahtloskopfhörern problemlos funktioniert, liegt offenbar daran, dass es sich dabei um reine Betriebssystem-Funktionalitäten handelt, die genau darauf ausgelegt sind und gar keine App benötigen. Das Betriebssystem selbst schaut laufend, ob eine Freisprecheinrichtung oder ein Kopfhörer (oder Lautsprecher) in Empfangsreichweite kommt und verbindet sich. Solange es aber keine Betriebssystem-Basistechnologie gibt, die Geodaten an externe Geräte übermittelt, werden wir die dazu nötigen Apps wieder aufwecken müssen. Das Verhalten war übrigens bei Android (mit einem Google Pixel 2 XL) und iOS (iPhone 7 Plus) exakt dasselbe.

Eine zweite Sache, die man bei Geotagging per Smartphone beachten muss: Die Daten fließen nicht wirklich kontinuierlich. Zeitlich dicht nacheinander aufgenommene Fotos haben oft exakt gleiche Positionsdaten, am leichtesten zu erkennen am Zeitstempel (UTC-Zeit vom Satelliten, die mit gespeichert wird). Das ist ein entscheidender Unterschied zum externen GPS-Empfänger Nikon GP-1A; dieser liefert quasi jede Sekunde neue Positionsdaten. In der Snapbridge-App kann man einstellen, wie "genau" (eigentlich eher "wie oft") neue Positionen an die Kamera gesendet werden sollen. Die Intervalle, in der das in der Praxis geschieht, sind sehr unterschiedlich und ich konnte trotz diverser Versuche nicht herausfinden, wovon diese abhängen. Selbst bei häufigster Übertragung (was ggf. mit einem erhöhten Akkuverbrauch von Kamera und Smartphone einhergeht, hatte ich Abstände von bis zu ca. zehn Minuten, bis das nächste Foto neue Positionsdaten hatte. Teilweise dauerte es aber auch nur eine Minute. Möglicherweise hängt das davon ab, wie weit sich die Position in dieser Zeit verändert hat (auch dies ließ sich nicht klar verifizieren). Selbst ein Ein- und Ausschalten der Kamera bringt nicht automatisch eine aktuelle Position, denn die Bluetooth-Verbindung läuft im Hintergrund ja weiter.

Fortsetzung auf Seite 2

Artikel-Vorschläge der Redaktion

Rubrik
Suche nach

Autor

Jan-Markus Rupprecht

Jan-Markus Rupprecht, 59, fotografiert mit Digitalkameras seit 1995, zunächst beruflich für die Technische Dokumentation. Aus Begeisterung für die damals neue Technik gründete er 1997 digitalkamera.de, das Online-Portal zur Digitalfotografie, von dem er bis heute Chefredakteur und Herausgeber ist. 2013 startete er digitalEyes.de als weiteres Online-Magazin, das den Bogen der digitalen Bildaufzeichnung noch weiter spannt.