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Nikon Z 8 mit Technik der Z 9 vorgestellt

2023-05-10 Mit der Nikon Z 8 bekommt die leistungsfähige Profikamera Nikon Z 9 ein kleineres und günstigeres Schwestermodell an die Seite gestellt, bei dem man jedoch nicht auf die leistungsfähige Technik verzichten muss. Damit bekommt auch die DSLR Nikon D850 ein mehr als würdiges Nachfolgemodell. Die Z 8 bietet wie die Z 9 einen 45,7 Megapixel auflösenden Kleinbildsensor mit einer 20 Raw-Bilder pro Sekunde schnellen Serienbildrate. Videos werden in 8K-Auflösung mit bis zu 60 Bildern pro Sekunde oder in 4K mit 120 Bildern pro Sekunde aufgenommen.  (Benjamin Kirchheim)

Die Nikon Z 8 besitzt weder das Gehäuse der Z 9 noch das der Z 6/7 (II), sondern eine "Zwischengröße". Mit 14,4 x 11,8 x 8,3 Zentimetern ist es für eine spiegellose Systemkamera schon recht groß und bringt mit 910 Gramm betriebsbereit (ohne Objektiv) bereits ein stattliches Gewicht auf die Waage. Das kommt jedoch nicht von ungefähr, denn es besteht im vorderen Teil aus einer robusten Magnesiumlegierung und hinten aus einem modernen Kunststoff, der dem Metall in Sachen Stabilität in Nichts nachstehen soll. Das Gehäuse ist nicht nur gegen Spritzwasser und Staub abgedichtet, sondern soll auch frostsicher bis -10 °C sein.

Wie bei der Z 9 befindet sich auf der Oberseite der Z 8 ein beleuchtetes Info-Display, zudem sind die wichtigsten Tasten beleuchtet. Da sich die Z 8 auch als Quasi-Nachfolgemodell der Nikon D850 versteht, seien an dieser Stelle auch kurz die Gehäuse verglichen: Die Z 8 ist einen halben Zentimeter schmaler, einen Zentimeter weniger hoch, aber auch einen halben Zentimeter dicker. Das kleinere Gehäuse ist zudem ca. 75 Gramm leichter.

Im Gegensatz zur Z 9 besitzt die Z 8 keinen fest verbauten Hochformatgriff. Dafür gibt es einen neuen optionalen Multifunktionsgriff MB-N12, der zwei Akkus des Typs EN-EL15c aufnimmt. Auch wenn die Z 8 ein großes Gehäuse und ein gutes Wärmemanagement besitzt, ist die Fläche beziehungsweise Masse zur Aufnahme und Abgabe der Wärme kleiner als bei der Z 9, wodurch 8K-Videoaufnahmen bei normaler Umgebung "nur" etwa 90 Minuten lang möglich sein sollen.

Ein weiterer Unterschied zur Z 9 ist bei den Schnittstellen zu finden. Einerseits fehlt der Z 8 das eingebaute GPS-Modul, andererseits war im Gehäuse kein Platz für eine Ethernet-Schnittstelle. Stattdessen gibt es einen zweiten USB-C-Anschluss, an den man einen handelsüblichen Ethernet-Adapter anschließen kann. Die andere USB-C-Schnittstelle dient dem Laden des (beziehungsweise mit Multifunktionsgriff der) Akkus sowie zur Dauerstromversorgung.

Die weitere Schnittstellenausstattung der Nikon Z 8 ist schnell aufgezählt: sie funkt drahtlos mit Bluetooth sowie Wi-Fi 6 auf 2,4 und 5 GHz. Des Weiteren gibt es einen großen HDMI-A-Anschluss, eine Stereomikrofon-Klinkenbuchse mit abschaltbarer Spannungsversorgung und Sampling mit 24 Bit Linear-PCM sowie eine Kopfhörer-Klinkenbuchse.

Ein letzter Unterschied der Z 8 gegenüber der Z 9 besteht bei den Speicherkartensteckplätzen. Statt zwei CFexpress-Schächten bietet die Z 8 einen zu XQD und CFexpress kompatiblen Slot sowie einen SD-Kartenslot, der zu SDHC, SDXC, UHS I und UHS II kompatibel ist.

Der Kleinbild- beziehungsweise Vollformat-Sensor der Z 8 ist zur Bildstabilisierung beweglich gelagert und erlaubt bis zu 5,5 Blendenstufen längere Belichtungszeiten. In Kombination mit bildstabilisierten Objektiven sollen sogar bis zu sechs Blendenstufen möglich sein. Zum Transport wird der Sensor übrigens fixiert. Bei dem Sensor handelt es sich um denselben Stacked BSI-CMOS-Sensor, der auch in der Z 9 zum Einsatz kommt. Er ist also rückwärtig belichtet und die AD-Wandler samt DRAM-Zwischenspeicher sind direkt auf dem Sensor integriert. Nikon verspricht eine derart schnelle Ausleserate, dass selbst bei sehr schnellen Motivbewegungen praktisch kein Rolling-Shutter-Effekt mehr zu sehen ist.

Folgerichtig spart Nikon wie bei der Z 9 den mechanischen Verschluss direkt ein. Stattdessen sitzt nur noch ein Schutzvorhang vor dem Sensor, der diesen beim Ausschalten und Objektivwechsel schützt. Zudem ist der Sensor mit einer leitfähigen Anti-Staub-Beschichtung versehen. Der elektronische Verschluss erlaubt bis zu 1/32.000 Sekunde kurze Belichtungszeiten und bietet eine Blitzsynchronzeit von 1/250 Sekunde. Zudem ist Highspeedblitzen mit bis zu 1/8.000 Sekunde möglich – also auch hier kein Nachteil des elektronischen Verschlusses gegenüber einem mechanischen.

Der Empfindlichkeitsbereich beginnt bei ISO 64 und geht bis zu ISO 25.600. Mit Erweiterung lässt sich die Empfindlichkeit auf bis zu ISO 32 senken und bis zu ISO 102.400 erhöhen. Neben JPEG und verschiedenen Rohdatenformaten mit oder ohne verlustbehafteter Kompression bei 14 Bit Farbtiefe lassen sich mit der Z 8 auch HEIF-Bilder mit 10 Bit Farbtiefe abspeichern. Dabei kommt HDR-PQ für einen hohen Dynamikumfang sowie der Farbraum BT.2020 zum Einsatz, der etwa 76 Prozent des sichtbaren Farbraums abdeckt.

Das Livebild wird mit 120 Bildern pro Sekunde generiert – und zwar unabhängig davon, ob die Kamera gerade fokussiert oder Serienbilder aufnimmt. Dafür wird das Sensorsignal aufgeteilt beziehungsweise verdoppelt. Bei der von Nikon Dual-Stream getauften Technologie geht ein Signal zur Livebilderzeugung und eines geht zum Bildprozessor, der sich um den Autofokus und die Bildaufnahme kümmert. Somit kann das Sucherbild völlig unabhängig erzeugt werden.

Beim Sucher kommt derselbe wie bei der Z 6/7 (II) und Z 9 zum Einsatz, also ein OLED mit 3,69 Millionen Bildpunkten und eine Sucheroptik mit 0,8-facher Vergrößerung. Statt auf eine besonders hohe Auflösung setzt Nikon also auf eine ausreichend hohe Auflösung kombiniert mit einem flüssigen, so gut wie verzögerungsfreien Bild und zudem eine hohe Helligkeit von bis zu 3.000 (!) Nits, womit sich ein HDR-Bild generieren lässt, das laut Nikon einem optischen Sucher in nichts nachstehen soll.

Beim Bildprozessor handelt es sich um den besonders leistungsfähigen Expeed 7, der etwa zwölfmal schneller als der Expeed 6 sein soll. Er stellt die nötige Rechenpower für bis zu 30 Bilder pro Sekunde in JPEG oder 20 Bilder pro Sekunde in Raw bei voller Auflösung für über 1.000 Bilder am Stück zur Verfügung. Zudem kümmert er sich um den Autofokus, der Menschen, Köpfe, Gesichter, Augen (auch von der Seite), Tiere, Tieraugen, Vögel, Vogelaugen und diverse "Fahrzeuge" erkennt, etwa Autos, Motorräder, Flugzeuge und Züge. Auf dem Sensor sind dafür 493 Phasen-AF-Punkte integriert und über die gesamte Fläche verteilt. Die Automatik nutzt 405 dieser Felder, manuell lassen sich alle ansteuern. Insgesamt zehn AF-Bereichsmodi stehen dem Fotografen zur Verfügung.

Die Erkennungsfunktionen arbeiten selbstverständlich auch im Tracking-Modus, wobei hier das 3D-Tracking von Nikon zum Einsatz kommt, das bereits aus den DSLRs bekannt ist. Der Autofokus soll gegenüber der Z 9 nochmals verbessert worden sein. So werden beispielsweise noch kleinere Augen erkannt und auch in Gegenlichtsituationen soll der Autofokus zuverlässig arbeiten. Die Verbesserungen bekommt die Z 9 demnächst per Firmwareupdate spendiert, um gegenüber der Z 8 keinen Nachteil zu haben.

Beim rückwärtigen Touchscreen (mit 3,2 Zoll beziehungsweise acht Zentimeter Diagonale und 2,1 Millionen Bildpunkte Auflösung) kommt eine besondere Schwenkmechanik zum Einsatz. Der Bildschirm lässt sich nicht nur um 90 Grad nach oben und 45 Grad nach unten kippen, sondern auch um 90 Grad zur Seite – und zwar so, dass er hinter der Kamera bleibt und bei Verwendung des optionalen Hochformatgriffs nach oben zeigt.

Die Videofunktion der Nikon Z 8 erlaubt 8K-Aufnahmen mit 60 Bildern pro Sekunde für ca. 90 Minuten am Stück (125 bei der Nikon Z 9). Gleiches gilt für 4K-Videos mit bis zu 120 Bildern pro Sekunde. 8K-Videos werden wahlweise im UHD-Format (16:9 mit 7.680 x 4.320 Pixeln) oder DCI-Format (17:9 mit 8.192 x 4.320 Pixeln) aufgezeichnet. Bei 4K-Videos kommt übrigens ein Oversampling zum Einsatz, so dass die gesamte Sensorbreite genutzt werden kann. Die Videos können intern auf der Speicherkarte im MOV-Format ProRes 422 HQ gespeichert werden oder wahlweise mit H.264- oder H.265-Kompression. Das spezielle N-Raw-Videoformat von Nikon erlaubt sogar 8,3K-Raw-Videoaufnahmen mit 60 Bildern pro Sekunde. 4K60 Raw-Videoaufnahmen können auch in ProRes abgespeichert werden.

Ab Ende Mai 2023 soll die Nikon Z 8 zu einem Preis von knapp 4.600 Euro erhältlich sein. Der neue Multifunktionsgriff MB-N12 soll knapp 400 Euro kosten. Die Kombination ist also gut 1.000 Euro günstiger als die Z 9 bei nahezu identischer Leistungsfähigkeit. Die Nikon Z 8 soll es sogar im Kit mit dem Objektiv Z 24-120 mm F4 S zu einem Preis von knapp 5.550 Euro geben.


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Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.