Einsteiger-DSLR

Testbericht: Nikon D3400

Seite 2 von 2, vom 2017-01-12 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln

Ist das Bild im Kasten, so kann es erstaunlich umfangreich bearbeitet werden. Die D3400 verfügt, wie die semiprofessionellen und professionellen Nikon-Modelle, sogar über einen eingebauten Rohdatenkonverter. Neben dem Bildbeschnitt stehen beispielsweise viele Kreativfilter, die D-Lighting-Funktion zur Schattenaufhellung oder etwa eine automatische schnelle Bildoptimierung zur Auswahl. Sogar Videos lassen sich schneiden, um unerwünschte Szenen am Anfang oder Ende zu entfernen.

Vor zirka einem Jahr stellte Nikon die Snapbridge-Funktion vor, die neben WLAN auch Bluetooth in der stromsparenden LE-Version bietet. Die dauerhafte Bluetoothverbindung ist in der Lage, Fotos im Hintergrund (und sogar bei "ausgeschalteter" Kamera) in kleiner Auflösung (zwei Megapixel) an ein Smartphone zu übertragen. Zudem kann die Kamera über die Bluetooth-Verbindung sehr stromsparend die Geokoordinaten des Smartphones abgreifen, um diese in die EXIF-Daten der Bilder zu speichern. Bei Bedarf wird bei Nikon-Kameras dann normalerweise WLAN zugeschaltet, etwa für die Bildübertragung in voller Auflösung oder für die Fernsteuerung der Kamera. So viel zur Theorie, die uns in der Praxis im Test der Nikon D500 schon nicht überzeugte. Die D3400 ihrerseits ist sogar um die WLAN-Funktion beschnitten, sie bietet also nur Bluetooth.

Hat man die Verbindung eingerichtet, wobei durchaus Stolperfallen lauern, wie etwa erst nach einem fehlgeschlagenen ersten Verbindungsversuch von Android eingeforderten Bluetooth-Berechtigungen für die App, verrichtet Snapbridge klaglos im Hintergrund seinen Dienst und saugt zudem nicht einmal groß am Kameraakku. Bei aktivierten Standortdaten ruft das Smartphone diese ohnehin regelmäßig automatisch ab, wie man beim Blick ins Standortprotokoll seines Google-Accounts gut erkennen kann. Auch das kostet also kaum zusätzlichen Akku. Eine zwei-Megapixel-Aufnahme ist zudem in unter zehn Sekunden automatisch auf das Smartphone übertragen. Doch hier lauert bereits die erste Stolperfalle. Möchte man Bilder übertragen – die automatische Übertragung lässt sich übrigens selbstverständlich deaktivieren – so muss man im JPEG- oder Raw+JPEG-Modus fotografieren. Raw-Dateien oder Videos sind für die Übertragung zu groß.

Die größte Beschränkung ist jedoch das fehlende WLAN. Zwar lassen sich auch über Bluetooth manuell Bilder in voller 24-Megapixel-Auflösung übertragen, das dauert allerdings zwei Minuten pro Foto. Ebenfalls ärgerlich ist die fehlende Fernauslösefunktion. Dass man über Bluetooth keine Livebildübertragung hinbekommt ist klar, aber wenigstens eine Fernauslösefunktion könnte es geben. So bleibt einem keine andere Wahl, als beim Wunsch nach Fernauslösung eine Infrarotfernbedienung als Zubehör zu kaufen (immerhin bietet Nikon eine solche an). Bei aller Kritik ist die Snapbridge-Funktion dennoch sehr nützlich. Die Zwei-Megapixel-Fotos bieten genügend Auflösung für die Anzeige auf einem Smartphone-Display und zur Veröffentlichung in sozialen Netzwerken, die Standortdatenübertragung funktioniert einwandfrei und die Bluetoothverbindung baut sich automatisch auf, wenn Kamera und Smartphone in Reichweite voneinander sind. Aufgrund des geringen Stromverbrauchs kann man die Funktion getrost über den Tag aktiviert lassen, sollte sie aber bei längerer Nichtbenutzung der Kamera abschalten, da sie auch bei ausgeschalteter Kamera aktiv bleibt.

Bildqualität

Auch wenn an der einen oder anderen Stelle der Rotstift angesetzt wurde, hat Nikon hoffentlich nicht bei der Bildqualität gespart. Um das herauszufinden, haben wir die D3400 mit dem Setobjektiv AF-P DX Nikkor 18-55 mm 1:3,5-5,6G VR in unserem Labor auf Bildqualität getestet. Der ausführliche Labortest mit allen Diagrammen ist wie üblich über die weiterführenden Links für 1,40 Euro im Einzelabruf oder im Rahmen einer Prepaid-Flatrate ab umgerechnet monatlich 2,08 Euro zusammen mit dem gesamten Labortestarchiv (über 1.600 Tests) abrufbar. Wer gerne diesen kostenlosen Testbericht honorieren und damit unsere Arbeit unterstützen möchte, kann dies am einfachsten über den Kauf des Labortests machen, auch wenn diesen vielleicht gar nicht benötigt wird.

Das Setobjektiv ist das erste Mal bei uns im Labor. Das frühere Setobjektiv von Nikon gehörte nicht unbedingt zu den besten. Das AF-P besitzt ein Kunststoffbajonett, ist aber gut verarbeitet und durch den Einfahrmechanismus beim Transport etwas kompakter als normale 18-55er. Wer nur auf DIN A4 ausbelichten beziehungsweise drucken möchte, erhält mit dem AF-P 18-55 VR genug Bildschärfe vom Bildzentrum bis zum Bildrand – und zwar bei allen Blenden und Brennweiten. Die Randabdunklung ist vor allem im Weitwinkel, aber auch bei mittlerer Brennweite sehr deutlich, jedenfalls solange man die Blende nicht um eine, besser zwei Stufen schließt. Auch die Verzeichnung ist kräftig, jedoch nur im Weitwinkel mit 3,5 Prozent Tonnenform. Bei mittlerer und langer Brennweite ist die Verzeichnung hingegen mit knapp über und knapp unter einem halben Prozent gering. Farbsäume sind ebenfalls ein Problem; sie treten zwar auch nur bei Weitwinkel auf, dafür aber umso kräftiger. Bei hohen Kontrasten ist das nicht wirklich schön, vor allem Richtung Bildrand.

Bei der Auflösung bei 50 Prozent Kontrast kann das AF-P hingegen deutlich Boden gutmachen. Nicht, dass die Auflösung bei Offenblende bereits höchste Werte erreichen würde, dafür muss man schon auf F8 bis F11 abblenden, aber die Randauflösung liegt nur wenig unter dem Niveau der Auflösung im Bildzentrum. Woran also die meisten Setobjektive kranken, nämlich einen starken Randabfall der Auflösung (und das oft nicht nur im Weitwinkel), zeigt das Nikkor nicht. Lediglich zehn bis zwanzig Prozent Auflösungseinbußen gibt es. Mit über 40 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) Auflösung kann das 18-55 bereits bei Offenblende bei allen Brennweiten dienen. Im Weitwinkel sind nach Abblenden bis zu 59 lp/mm möglich, bei mittlerer Brennweite sogar 60 lp/mm und im Tele 54 lp/mm. Die Beugung setzt zwar jenseits von F11 ein, aber auch bei F16 ist die Auflösung noch sehr hoch. Weiter sollte man jedoch nicht abblenden. Trotz der hohen Auflösung bleiben die Schärfeartefakte übrigens erstaunlich gering, sie liegen unter zehn Prozent, was für eine Einsteigerkamera wirklich sehr ungewöhnlich ist. Das hat Nikon sehr gut hinbekommen! Die Auflösung reicht für Bilder jenseits von DIN-A3-Größe.

Auch der Rest der Bildaufbereitung des Sensorsignals kann sich sehen lassen. Der Signal-Rauschabstand liegt bis ISO 800 im akzeptablen Bereich und bei ISO 1.600 nur knapp darunter. Bildrauschen zeigt sich erst ab ISO 6.400 leicht und steigt selbst bis ISO 25.600 nicht allzu stark an. Dabei handelt es sich lediglich um Helligkeitsrauschen, Farbrauschen spielt praktisch keine Rolle. Die Rauschunterdrückung sorgt zwar bei zunehmender ISO-Empfindlichkeit für einen gewissen Detailverlust, dieser ist jedoch bis ISO 1.600 unkritisch. Darüber werden die Bilder weicher, was aber erst ab ISO 6.400 deutlich sichtbar wird, denn bei ISO 3.200 bleiben mit kleinen Abstrichen noch ausreichend Details erhalten. Der Dynamikumfang erreicht von ISO 100 bis 800 fast elf Blendenstufen und beginnt das langsam zu sinken. Bis ISO 3.200 sind es jedoch über zehn Blendenstufen und damit ein guter Wert. Nur oberhalb von ISO 6.400 wird der kritische Grenzwert von neun Blendenstufen unterschritten.

Die Tonwertkurve verläuft steil, was für einen knackigen, kontrastreichen Bildeindruck sorgt. Der Ausgangs-Tonwertumfang ist in Ordnung und bis ISO 1.600 unkritisch, bis hierher werden über 160 von 256 möglichen Helligkeitsabstufungen dargestellt. Auffällig ist dabei jedoch der starke Unterschied zwischen den Farbkanälen, vor allem Rot und Blau zeigen deutlich weniger feine Helligkeitsabstufungen als der Grün- und Helligkeitskanal. Die Farbgenauigkeit ist im Mittel tolerierbar, einige Farben zeigen jedoch deutlich stärkere Abweichungen. Die Bilder sollen damit subjektiv schön aussehen, zeigen aber eben dadurch weniger exakte Farben. Vor allem die Sättigung ist bei Grüntönen leicht, bei Rottönen stärker und bei Violetttönen besonders kräftig erhöht. Cyan hingegen zeigt eine deutlich Richtung gesättigtes Blau verschobene Farbe, was im Endeffekt für einen strahlend blauen Himmel sorgt, während bunte Blüten von Blumen kräftig leuchten und das Gras frisch aussieht. Der Farbreichtum selbst ist sehr gut. Bis ISO 200 werden über vier Millionen, bis ISO 6.400 über zwei Millionen Farben differenziert.

Fazit

Die Nikon D3400 ist eine ordentlich verarbeitete Einsteiger-DSLR zu einem attraktiven Preis. Zwar bemerkt man vor allem bei der Ausstattung mit klassischen Fotofunktionen ein wenig den Rotstift, aber gerade für Einsteiger sind nützliche Funktionen wie der Guide-Modus an Bord. Fortgeschrittene Fotografen werden vielleicht nicht sofort, aber doch bald an ihre Grenzen stoßen, so dass eine Nikon D5xxx für diese Zielgruppe sicherlich die langlebigere Investition darstellt. Die innovative Snapbridge-Funktion erweist sich bei der D3400 als nützlicher, unkomplizierter Alltagshelfer, das Fehlen der WLAN-Funktion sorgt jedoch auch hier für gewisse Einschränkungen. Gelegenheitsfotografen müssen bei der D3400 aber vor allem bei der Bildqualität keine Abstriche machen. Die Bildaufbereitung ist sehr gut und kommt ohne sichtbare Artefakte aus. Vor allem bis ISO 800 ist die Bildqualität sehr gut, bei ISO 1.600 gut und bei ISO 3.200 mit kleinen Abstrichen immer noch in Ordnung. Das neue Setobjektiv AF-P DX Nikkor 18-55 mm 1:3,5-5,6G VR überraschte im Labortest vor allem mit der sehr gleichmäßigen, etwas abgeblendet sogar sehr hohen Auflösung. Der bei solchen Objektiven typische starke Randabfall der Auflösung tritt nicht auf. Anders sieht es mit Randabdunklung, Verzeichnung und Farbsäumen aus, die aber größtenteils nur im Weitwinkel für leichte Einbußen der Bildqualität sorgen.

Kurzbewertung

  • Pfiffiger Guide-Modus erklärt Kamera und Fotografie
  • Sehr gute Bildqualität bis ISO 800, gute bei ISO 1.600
  • Kompaktes, leichtes Gehäuse
  • Setobjektiv mit überraschend guter Auflösung
  • Wichtige Basisfunktionen (Belichtungsreihen, Spiegelvorauslösung, Abblendtaste) fehlen
  • Sehr einfaches Autofokusmodul mit lediglich einem Kreuzsensor
  • Sehr kleiner Sucher
  • Langsamer Autofokus im Live-View

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Steckbrief

Hersteller Nikon
Modell D3400
Sensor CMOS APS-C 23,6 x 15,8 mm (Cropfaktor 1,5)
24,8 Megapixel (physikalisch)
24,2 Megapixel (effektiv)
Pixelpitch 3,9 µm
Auflösung (max.) 6.000 x 4.000 (3:2)
Video (max.) 1.920 x 1.080 60p
Objektiv Nikon AF-P 18-55 mm 3.5-5.6 G DX VR (Zoom-Objektiv)
Spiegelreflexsucher Spiegelsucher, 95 Prozent Bildfeldabdeckung, 0,85-fache Vergrößerung (Sensor-bezogen), 0,57-fache Vergrößerung (KB-Äquiv.), 18 mm Augabstand, Dioptrienkorrektur von -1,7 bis 0,5 dpt, fest verbaute Mattscheibe
Monitor 3,0"
  Auflösung 921.000 Bildpunkte
  kippbar
  drehbar
  schwenkbar
  Touchscreen
AV-Anschluss HDMI-Ausgang Mini (Typ C)
Vollautomatik ja
Motivautomatik
Motivprogramme 7
Programmautomatik ja
Programmshift ja
Blendenautomatik ja
Zeitautomatik ja
Manuell ja
Bulb-Langzeitbelichtung ja
HDR-Funktion
Panoramafunktion nein
Belichtungsmessung Matrix/Mehrfeld-Messung (420 Felder), Mittenbetonte Integralmessung, Spotmessung
kürzeste Verschlusszeit 1/4.000 s
Blitz eingebauter Blitz
  Synchronzeit 1/200 s
  Blitzanschluss Blitzschuh: Nikon, Standard-Mittenkontakt
WLAN
NFC
GPS extern, dauerhafte Smartphone Verbindung
Fernauslöser ja, Infrarotauslöser
Intervallaufnahme
Speichermedium
SD (SDHC, SDXC, UHS I)
  automatisch ISO 100-1.600
  manuell ISO 100-25.600
  automatisch ja
  manuelle Messung ja
  Kelvin-Eingabe ja
  Feinkorrektur ja
Autofokus ja
  Anzahl Messfelder 1 Kreuzsensoren
10 Liniensensoren
  Geschwindigkeit Phasen-Autofokus: 0,26 s
Live-View-Autofokus: 1,00 s bis 1,23 s
  AF-Hilfslicht LED
Abmessungen 124 x 89 x 75 mm
Gewicht (betriebsbereit) 440 g (nur Gehäuse)
640 g (mit Objektiv)
Stativgewinde in optischer Achse
  Zoomverstellung manuell am Objektiv
Akkulaufzeit 1.200 Aufnahmen (gem. CIPA-Standard)

DXOMARK Logo

Die Bildqualität in unseren Tests ermitteln wir seit 2011 mit DXOMARK Analyzer.

Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.