Spiegelreflexkamera, Systemkamera
Testbericht: Nikon D500
2016-06-29 Jahrelang bot Nikon kein echtes APS-C-Flaggschiffmodell mit Profiambitionen mehr an, die D300S war zunehmend veraltet. Doch parallel zur D5 gibt es nun die D500 als eine Art "Mini-D5", und sie erfüllt die lang gehegten Träume von manchem Nikon-Fotografen, vielleicht sogar von solchen, die zwischenzeitlich mangels Alternative zur Konkurrenz abgewandert waren. Denn das APS-C-Format hat definitiv Vorteile: vor allem den "eingebauten Telekonverter" für wahlweise längere Brennweiten oder kleinere Objektive und nicht zuletzt die auf das Aufnahmefeld bezogene bessere Autofokusabdeckung. Im digitalkamera.de-Test muss die Nikon D500 nun zeigen, ob sie hält, was man sich von ihr verspricht. (Benjamin Kirchheim)
Ergonomie und Verarbeitung
Das Gehäuse der gut 840 Gramm schweren APS-C-DSLR wirkt beim ersten Anfassen äußerst robust. Tatsächlich handelt es sich gar nicht um ein reines Metallgehäuse, sondern vorne und unten kommt Kunststoff zum Einsatz, während die hintere Schale sowie die Topplatte aus einer Leichtmetalllegierung bestehen. Gerade der Einsatz von Kunststoff erlaubt aber eine sehr komplexe Gehäuseform, die für eine sehr gute Lage in der Hand sorgt. Auch der kleine Finger findet Platz am Handgriff, und die Mulde zwischen Griff und Bajonett bietet mehr als ausreichend Raum für die Finger. Damit ist Nikon ein echter Handschmeichler gelungen. Die Kunststoffhüllenteile tun dem robusten Eindruck also keinen Abbruch, die Dichtungen zum Schutz vor Spritzwasser und Staub unterstreichen den Robustheitsanspruch. Die D500 sollte im (Profi-) Fotografenalltag als Arbeitstier einiges wegstecken können.
Mit ihrem großen Kunststoff-Leichtmetall-Gehäuse liegt die Nikon D500 hervorragend in der Hand. Einen Spritzwasser- und Staubschutz gibt es obendrein. [Foto: MediaNord]
Der acht Zentimeter große Touchscreen der Nikon D500 löst mit 2,36 Millionen Bildpunkten äußerst fein auf und lässt sich zudem nach oben und unten klappen. [Foto: MediaNord]
Die ganze Bedienung der D500 ist auf der Profischiene von Nikon angeordnet, die D500 besitzt quasi dieselbe Bedienung wie das Profimodell D5 und eignet sich daher auch ideal als Zweitkamera. Dieses Bedienkonzept erfordert allerdings auch etwas Auseinandersetzung mit der Bedienungsanleitung, denn manchmal erschließen sich die Funktionen nicht sofort. Beispielsweise wie ein manueller Weißabgleich funktioniert, geht aus der Kamera selbst nicht hervor. Die geniale Funktion zur automatischen Fokuskorrektur ist sogar selbst im Handbuch nicht beschrieben, aber in unserem Fototipp (siehe weiterführende Links) nachlesbar. Zudem sollte man manchmal genau auf die Bildschirmanweisung achten, denn gelegentlich wird ein expliziter Druck auf die mit "OK" beschriftete Taste benötigt, die Bestätigungstaste des Steuerkreuzes genügt nicht immer. So schützt Nikon einige Funktionen, etwa das Formatieren der Speicherkarte oder das Löschen eines Bildes, vor versehentlicher Bedienung.
Sind Sie auf der Suche nach einer Spiegelreflexkamera und möchten sich über dieses Kamerasegment informieren? Dann haben wir das passende E-Book!Dieses E-Book hilft Ihnen die individuell passende Spiegelreflexkamera zu finden. Welche Ausstattungsmerkmale gibt es? Worauf sollten Sie beim Kauf achten? In der Marktübersicht werden alle 26 aktuellen Spiegelreflexkameras kurz vorgestellt und Testberichte zitiert. Ein E-Book (druckbare PDF) mit 96 Seiten für 4,99 €. Kostenlose 15-seitige Leseprobe erhältlich. mehr …
Hat man das Bedienkonzept einmal verinnerlicht, so funktioniert es durchaus gut und nur selten wird der Ausflug ins äußerst umfangreiche Menü nötig. Die vielen Menüfunktionen jedenfalls können zu mancher Suchaktion führen, denn übersichtlich fällt das Menü trotz der vielen Kategorien vor allem aufgrund der vielen Untermenüs und des vertikalen Scrollens nicht aus. Lob verdient hat dagegen der brillante Bildschirm, der mit acht Zentimetern Diagonale etwas größer ausfällt als bei manchem Konkurrenzmodell. Vor allem aber die Bildschirmauflösung hebt sich mit 2,36 Millionen Bildpunkten deutlich von den sonst üblichen rund eine Million Bildpunkten ab. Zudem traut sich Nikon nun endlich auch im Profisegment etwas in die Zukunft, denn der Bildschirm ist nicht nur berührungsempfindlich, sondern auch nach oben und unten klappbar, sodass man seinen flexiblen "Lichtschachtsucher" quasi immer dabei hat.
Ist doch einmal der Blick durch den echten und für DSLR-Anhänger einzig wahren Spiegelreflexsucher gefragt, so bietet die D500 ein helles und gar nicht mal so kleines Sucherbild. Dank des Pentaprismas fällt das Bild angenehm hell aus, der Vergrößerungsfaktor liegt sensorbezogen bei 1. Verglichen mit einer Kleinbild-DSLR ist die Vergrößerung mit einem Faktor von 0,67 jedoch nicht mehr ganz so üppig. Kritisieren müssen wir die kleine Austrittspupille von nur 16 Millimetern, die es Brillenträgern unmöglich macht, das Sucherbild zu überblicken. Blöd, dass Nikon dem Sucher zudem nur eine kleine Dioptrienkorrektur von -2 bis +1 dpt. verpasst hat. Praktisch hingegen, gerade für Stativfotografie, ist der im Sucher eingebaute manuelle Verschluss, der das Einfallen von rückwärtigem Fremdlicht verhindert, das den Belichtungsmesser irritieren könnte. Optional lässt sich im Sucher ein Gitter einblenden, das sich allerdings auf die Randbereiche oben und unten beschränkt.
Besser brauchbar ist das Gitter im Live-View, hier gibt es dann sogar ein Live-Histogramm sowie eine elektronische Wasserwaage. Der Autofokus indes arbeitet im Live-View deutlich langsamer. Während bei Verwendung des Suchers innerhalb von einer viertel bis einer drittel Sekunde fokussiert wird, genehmigt sich die D500 im Live-View 0,8 bis 1,2 Sekunden. Immerhin kann dank des Touchscreens auf jeden beliebigen Punkt fokussiert werden; und das mit einem einfachen Fingertipper. Bei Verwendung des Suchers muss hingegen der Joystick verwendet werden, auch wenn dieser sich sehr gut bedienen lässt. Da es sich beim Autofokusmodul um dasselbe wie in der D5 handelt, die D500 aber einen kleineren Bildkreis abdeckt, reichen die Autofokus-Messfelder besonders weit an den Bildrand. Beim manuellen Fokussieren erweist sich das Live-View einmal mehr als vorteilhaft, kann doch dank der Displaylupe digital an das zu fokussierende Detail herangezoomt werden. Schade, dass Nikon nach wie vor kein Fokus-Peaking anbietet.
Sehr reichhaltig ist auch die Ausstattung mit Schnittstellen. An der Unterseite befindet sich der Akkuschacht in ausreichender Entfernung zum in der optischen Achse angeordneten Stativgewinde. Durch den fehlenden Pop-Up-Blitz erreicht die D500 bei Verwendung des optischen Suchers beachtliche 1.240 Aufnahmen nach CIPA-Standard mit einer Akkuladung. Allerdings schluckt die D500 ausschließlich Originalakkus, solche von Drittherstellern werden digital ausgesperrt. Selbst ein Akku, der beispielsweise in der D7200 funktioniert, tut es in der D500 nicht unbedingt, es sei denn es handelt es sich um einen originalen Nikon-Akku. Alternativ zum Akku lässt sich ein Dummy mit Netzkabelanschluss in den Akkuschacht einsetzen und so die Kamera dauerhaft mit Strom versorgen. Auch die Möglichkeit, einen Multifunktionsgriff mit zweitem Akku zu montieren, sollte nicht unerwähnt bleiben.
Dank des 20-Megapixel-Sensors in APS-C-Größe gibt es bei der Nikon D500 ein wenig "Brennweite gratis". [Foto: MediaNord]
Das beleuchtbare Display auf der Oberseite der Nikon D500 informiert über die wichtigsten Aufnahmeeinstellungen. [Foto: MediaNord]
Das große Speicherkartenfach auf der Handgriffseite bietet zwei Schächte, die unterschiedliche Funktionen übernehmen können, etwa als Backup, zur Trennung von Rohdaten- und JPEG-Bildern oder von Videos und Fotos. Beim oberen Fach handelt es sich um einen XQD-Steckplatz, nur mit einer solchen Speicherkarte entfaltet die D500 ihr volles Geschwindigkeitspotential. Da der sich darunter befindende SD-Kartenschacht aber UHS-II-kompatibel ist, erreicht dieser auch beachtliche Speichergeschwindigkeiten.
Auf der linken Seite befinden sich viele weitere Schnittstellen. Neben USB 3 und Mini-HDMI sind dies ein Mikrofoneingang sowie ein Kopfhörerausgang, die obligatorische Blitzanschlussbuchse sowie Nikons eigene zehnpolige Buche zum Anschluss von allerlei spezifischem Zubehör.
Ausstattung
Wer keine Motivprogramme mag, liegt bei der Nikon D500 goldrichtig. Nicht einmal über einen Programmwähler verfügt sie, stattdessen werden die vier Aufnahmeprogramme P, A, S und M mit dem hinteren Daumenrad während der gedrückt gehaltenen Mode-Taste gewählt. Aktiviert man in der Programmautomatik zusätzlich die ISO-Automatik, so hat man zumindest so etwas wie eine Vollautomatik, die eigentlich auf eine einfache Belichtungsautomatik hinausläuft. Ihre Stärken entfaltet die D500 in den Händen eines erfahrenen Fotografen, der genau weiß, wann er was einstellen muss. So ist beispielsweise mit wenigen Knopfdrücken beziehungsweise einem Dreh am Rad der Serienbildmodus aktiviert, der mit zehn Bildern pro Sekunde losfeuert. Nutzt man eine schnelle XQD-Speicherkarte, lassen sich selbst bei höchster JPEG-Qualität die maximal 200 möglichen Serienbilder mit der vollen Serienbildrate aufnehmen. In Raw hingegen bricht die Serienbildrate nach etwas mehr als 100 Bildern auf gut acht Bilder pro Sekunde ein, was immer noch außergewöhnlich schnell ist. Auch der Autofokus folgt einem bewegten Motiv zuverlässig, dank der 153 Messpunkte über ein sehr weites Bildfeld. Zudem lässt sich der Autofokus fein konfigurieren und die Anzahl der aktiven Fokusfelder variieren.
Möchte man mit der D500 hingegen blitzen, hat man mit Bordmitteln keine Chance. Man benötigt einen TTL-Blitz oder ein Drahtlossteuergerät auf der Kamera, um externe Blitze zu zünden. Klassisch geht es aber auch dank der Blitzsynchronbuchse. Mit entsprechenden Systemblitzen lässt der Funktionsumfang zur künstlichen Lichtsetzung aber nichts zu wünschen übrig.
Werden umfangreiche Belichtungsreihen oder etwa Intervallaufnahmen gewünscht, so bietet die D500 ebenfalls eine Fülle an Einstelloptionen. Sogar ein HDR-Modus ist im Menü zu finden. Auch Videografen bekommen eine Menge geboten. So filmt die D500 nicht nur in Full-HD, sondern auch in 4K. Zwar reicht selbst eine 32 GByte große XQD-Speicherkarte nur zum Aufzeichnen von weniger als 30 Minuten 4K-Video bei 30 Bildern pro Sekunde, aber immerhin legt die D500 beim Erreichen der 4-GByte-Dateigrenze nahtlos eine neue Videodatei an, das Format ist MOV mit H.264-Komprimierung. Während sich Belichtung und Ton vom Videografen anpassen lassen, sollte man, zumindest während der Aufnahme, tunlichst die Finger vom Autofokus lassen, denn dieser führt zu einem Pumpen und zu unangenehmen Geräuschen bei der Aufzeichnung. Auch Handgeräusche nimmt das integrierte Stereomikrofon sehr empfindlich auf. Zum Glück bietet die D500 einen Mikrofonanschluss, dank der Kopfhörerbuchse lässt sich sogar der Ton live kontrollieren. Selbstverständlich verfügt die D500 auch über eine Live-HDMI-Aufgabe ohne störende Einblendungen.
Mit der D500 nimmt Nikon nach Jahren der Abstinenz wieder ein APS-C-Profimodell ins Line-Up auf. Die D500 gleicht dabei der D5 technisch wie ergonomisch ungemein. [Foto: MediaNord]
Das Stativgewinde der Nikon D500 liegt nicht nur in der optischen Achse, sondern auch weit entfernt vom Akkufach. [Foto: MediaNord]
Groß angekündigt hatte Nikon zusammen mit der D500 den neuen Drahtlosstandard Snapbridge, der abgesehen von der Profikamera D5 und den billigsten Einsteiger-Kompaktkameras in allen Kameraklassen dazwischen unterstützt werden soll. Die Idee klingt verlockend: Eine stromsparende Bluetoothverbindung sorgt für die Permanente Datenübertragung zwischen Smartphone und Kamera. Kleine Zwei-Megapixel-Versionen der Bilder landen im Hintergrund auf dem Smartphone, das dafür ständig die aktuelle Position an die D500 funkt. Genug Auflösung zum Posten in sozialen Netzwerken etwa. Auch NFC ist an Bord, was für eine einfache Verbindung sorgen sollte. WLAN wird hingegen nur zugeschaltet, wenn datenhungrigere Aktionen wie die Bildübertragung in voller Auflösung oder aber die Kamerafernbedienung mit Liveübertragung erfolgen sollen.
In der Praxis indes erwies sich Snapbridge noch als ziemlich unausgegoren. Eine Verbindung per NFC zu initiieren ist nicht möglich. Die App muss manuell heruntergeladen und installiert werden. Die App gibt es derzeit nur für Android, die iOS-Version ist noch in Arbeit und soll im August 2016 erscheinen. Nach dem Start der App muss man sich durch das Kameramenü hangeln und Bluetooth aktivieren, anschließend die Verbindung herstellen, was nicht immer auf Anhieb klappt. Steht die Verbindung, so werden die Positionsinformationen vom Smartphone tatsächlich zur Kamera übertragen und bei der Aufnahme in den EXIF-Informationen verewigt. So viel zum Positiven. Die Hintergrund-Bildübertragung hingegen funktioniert in Raw gar nicht, anstatt dass die Kamera automatisch ein kleines JPEG zur Übertragung zur Verfügung stellen würde – ein passender Raw-Konverter ist ja sogar im Menü enthalten. Aber auch die Übertragung von JPEGs schlug in unseren Versuchen oft fehl. Zudem versucht die Kamera es immer wieder, was reichlich am Akku zehrt. Irgendwann klappt es vielleicht doch, bevor der Akku leer ist, bei uns jedenfalls. Warm wird die Kamera dabei zudem in der Daumenmulde.
Möchte man WLAN benutzen, so geht das ebenfalls nur über die App, separat lässt es sich nicht aktivieren. Der Verbindungsaufbau ist eine Geduldsprobe, zudem dauert es nach der Bildübertragung wiederum eine Ewigkeit, bis der Bildindex erneut aufgebaut ist. Gleiches Wartespiel bei der Kamerafernbedienung. Steht die Übertragung, so blockiert die Kamera die Bedienung, die App gibt sie aber nicht frei. Wer sich mit Touch-Autofokus, Livebild und Selbstauslöser zufrieden gibt, mag glücklich sein, für eine Profikamera ist das aber definitiv zu wenig. Der Blick zur Konkurrenz zeigt, dass es deutlich komfortabler, schneller, problemloser und mit größerem Funktionsumfang geht. Snapbridge ist, jedenfalls im momentanen Zustand, kein Kaufargument für die D500, sondern eher eines dagegen, da noch nicht einmal das WLAN unabhängig von Bluetooth funktioniert. Bleibt zu hoffen, dass Nikon via Firmwareupdate nachbessert.
Bezeichnend für die gute Idee mit der aber fehlenden Nutzerfreundlichkeit ist der Hinweis in der App auf ein Firmwareupdate. Tippt man diesen an, so gelangt man auf eine Website mit dem Hinweis, diese wäre auf dem Gerät nicht darstellbar, man möge es doch am PC versuchen. Nicht einmal die Information, was das Update beinhaltet, bekommt man, geschweige denn eine Möglichkeit, den Link an einen PC zu senden oder gar das Update mit dem Smartgerät herunterzuladen und drahtlos an die Kamera zu senden. Gut gemeint ist eben nicht gut gemacht.
Zudem offenbarte sich während des Tests ein Problem mit der AndroidApp: Als wir während einer Reise Bluetooth auf dem Smartphone deaktivierten, lief die App amok. Das Gerät überhitzte und der Akku leerte sich schnell. Da auch ein Neustart nicht half, blieb nur die Möglichkeit, die Snapbridge-App zu deinstallieren.
Auch wenn Snapbridge mehr als nur hakelig funktioniert soll das nicht darüber hinwegtäuschen, dass die D500 ansonsten eine vollausgestattete Kamera mit einem Füllhorn an Funktionen ist. Auch nach der Aufnahme lässt die Kamera den Fotografen mit allerlei Bildbearbeitungsfunktionen nicht im Stich; und sollte einmal ein JPEG benötigt werden, wo nur ein Raw aufgenommen wurde, so ist auch das dank des eingebauten Rohdatenkonverters, einschließlich entsprechender Einstell- und Korrekturmöglichkeiten für Weißabgleich, Belichtung etc. kein Problem.
Bildqualität
Die Nikon D500 ist mit einem leistungsstarken, 20 Megapixel auflösenden CMOS-Sensor ausgestattet. Sie bietet damit etwas weniger Auflösung als die üblichen 24-Megapixel-DSLRs, was sich aber vielleicht positiv beim Bildrauschen auswirken könnte. Jedenfalls löst die D500 damit genauso hoch auf wie die D5. Die ISO-Empfindlichkeit reicht hoch bis zu ISO 1,6 Million. Was die Bildqualität tatsächlich taugt, haben wir hauptsächlich in unserem Testlabor auf Basis der JPEG-Bilder untersucht. Wer sich für den gesamten Labortest interessiert, kann diesen für kleines Geld über die weiterführenden Links erwerben und damit nebenbei unsere redaktionelle Arbeit unterstützen. Da es zur D500 kein eigentliches Setobjektiv gibt, haben wir uns für das neue Universalzoom AF-S Nikkor 16-85 mm 1:2,8-4E ED VR entschieden, das bei ordentlicher Lichtstärke einen großen kleinbildäquivalenten Brennweitenbereich von rund 24 bis 130 Millimeter abdeckt und dabei dennoch recht kompakt ausfällt.
Mit Schnittstellen geizt Nikon bei der D500 nicht: Neben USB 3 finden sich auch HDMI-Mini, Kopfhöhrerausgang, Mikrofoneingang, Studioblitzanschluss sowie eine herstellerspezifische zehnpolige Buchse. [Foto: MediaNord]
Der Handgriff der Nikon D500 ist großzügig gummiert und damit rutschfest. Zudem sorgt der ausgeprägte Griff für einen hervorragenden Halt, sogar der kleine Finger findet noch Platz. [Foto: MediaNord]
Tatsächlich erreicht das Zoom eine hohe Auflösung von maximal knapp 55 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) im Kleinbildäquivalent bei 50 Prozent Kontrast. Dieses Maximum wird bei F4 und F5,6 im Bildzentrum bei kleinster Brennweite erreicht. Die mittlere und lange Brennweite stehen dem mit 53 beziehungsweise 50 lp/mm kaum nach. Auch Abblenden ist kaum nötig. Höchstens am Bildrand steigert dies die Auflösung merklicher, wobei das Objektiv nicht durch einen hohen Randverlust auffällt. Dieser liegt meistens bei 20-25 Prozent oder weiter abgeblendet sogar darunter. Auflösungstechnisch kann sich das Objektiv sehen lassen, die Verzeichnung hingegen ist mit über 3,5 Prozent Tonnenform im Weitwinkel und über 1,5 Prozent Kissenform bei mittlerer und langer Brennweite sehr hoch und fällt störend auf. Wer mag, kann zur Kompensation die Verzeichnungskorrektur in der Kamera aktivieren oder beim Entwickeln des Raws entsprechende Korrekturprofile verwenden. Die Randabdunklung hingegen ist nur bei F2,8 und damit ausschließlich im Weitwinkel etwas stärker, hier gibt es 60 Prozent Lichtverlust, was 1,3 Blendenstufen entspricht. Etwas abgeblendet oder gezoomt halbiert sich die Randabdunklung schnell. Farbsäume hingegen sind im Mittel gering und treten nur im Weitwinkel zum Bildrand hin in den Extremen leicht in Erscheinung. Abgesehen von der Verzeichnung hat Nikon damit ein empfehlenswertes neues Universalzoom im Programm.
Der Sensor besitzt vor allem bis ISO 200 einen sehr hohen Signal-Rausch-Abstand von über 40 dB, erst oberhalb von ISO 3.200 wird es mit weniger als 35 dB kritisch. Bei recht feinem Rauschkorn wird Helligkeitsrauschen ab ISO 6.400 langsam sichtbar und steigt oberhalb von ISO 25.600 stark an. Farbrauschen wird hingegen erst ab ISO 409.600 sichtbar, dafür aber umso stärker. Wie bei der Nikon D5 sind die obersten ISO-Empfindlichkeiten fernab von allem, was man als Bild-"Qualität" bezeichnen kann. Oberhalb von ISO 409.600 wird die Bildqualität völlig indiskutabel, teilweise rauscht es so sehr, dass die Bildanalysesoftware das aufgenommene Testchart im Rauschen nicht mehr findet. Wie bei der D5 kann man diese Empfindlichkeiten somit als Papiertiger abtun und sollte sich lieber auf den Bereich bis ISO 3.200 konzentrieren, denn bis dahin gibt es eine gute Bildqualität, bis ISO 200 sogar eine exzellente.
Dies zeigt sich auch in der Texturschärfe, die bei niedrigen Empfindlichkeiten sogar stark überschärft wirkt. Bis ISO 3.200 ist praktisch kein Verlust feiner Bilddetails messbar, selbst bei ISO 6.400 sind diese noch ausreichend vorhanden. Der Dynamikumfang bewegt sich zwischen ISO 100 und 400 auf einem sehr hohen Niveau von gut elf Blendenstufen. Bei ISO 50 sorgt die Signaldämpfung für eine etwas schlechtere Eingangsdynamik, oberhalb von ISO 400 beginnt sie sanft zu sinken. Bei ISO 6.400 gelangt der Messwerte an die Grenze von zehn Blendenstufen. Richtig schlecht wird der Dynamikumfang aber erst oberhalb von ISO 51.200. Während hier noch über acht Blendenstufen erreicht werden, sind es bei dreistelligen ISO-Werten nur noch sieben (bei ISO 102.400) bis 5,5 Blendenstufen (bei ISO 409.600).
Die Tonwertkurve verläuft angesteilt für knackigere Bilder, der Tonwertumfang nimmt mit steigender ISO-Empfindlichkeit stetig ab. Bis ISO 200 gibt es einen sehr guten Tonwertumfang mit über 224 von 256 möglichen Helligkeitsabstufungen, bis ISO 1.600 bleibt der Wert im guten Bereich von über 160 Stufen. Bei ISO 6.400 sind es nur noch 128 Stufen (7 von 8 Bit), ab ISO 25.600 wird der Wert kritisch mit weniger als 96 Helligkeitsstufen.
Die Speicherkarten werden bei der Nikon D500 separat entnommen. Der Doppelschacht nimmt eine schnelle XQD-Karte sowie eine SD-Karte auf, wobei das SD-Fach zu SDHC, SDXC und UHS-II kompatibel ist. [Foto: MediaNord]
Farben nimmt die D500 teilweise sehr genau auf, es sind aber auch einige größere Abweichungen zu beklagen, die vor allem die Cyan- bis Violetttöne betreffen. Cyan ist deutlich verschoben Richtung Blau-Violett, Violett selber ist stark übersättigt. Auch das Grün, vor allem dunkleres, ist stark gesättigt. Erstaunlich neutral hingegen fallen Rot- und Orangetöne aus. Der manuelle Weißabgleich arbeitet jedoch, mit Ausnahme der ganz hohen ISO-Empfindlichkeiten, sehr genau. Die tatsächliche Farbtiefe ist ebenfalls gut. Bis ISO 1.600 werden über vier Millionen Farbnuancen differenziert, erst oberhalb von ISO 6.400 werden es deutlich weniger als zwei Millionen. Auch hier ist ein starker Abfall des Messwerts bei sechsstelligen ISO-Empfindlichkeiten zu beobachten.
Fazit
Die Nikon D500 ist eine sehr gut verarbeitete DSLR, die obendrein perfekt in der Hand liegt. Ohne unnötig schwer zu sein, bringt sie doch ein gutes Gewicht für eine ordentliche Balance mit. Das Bedienkonzept ist zwar teilweise etwas gewöhnungsbedürftig, aber nach der Einarbeitung gut und vor allem identisch zum Profimodell D5. Der sehr zuverlässig arbeitende Autofokus gepaart mit der hohen Serienbildleistung macht die D500 zur absoluten Sportskanone, wobei durch den APS-C-Sensor gerade die Sport-Telefotografie ihr Steckenpferd ist, schließlich gibt es hier quasi "Brennweite gratis" beziehungsweise zum vergleichsweise kleinen Gewicht. Auch die Bildqualität des 20-Megapixel-Sensors ist sehr gut. Vor allem bei ISO 100 und 200 entfaltet er eine hervorragende Bildqualität, bis ISO 1.600 sind die Bilder sehr gut. Auch bei ISO 3.200 bekommt man noch eine gute Bildqualität, erst bei ISO 6.400 gerät die Kamera an ihre Grenzen und es werden Bildqualitäts- beziehungsweise Detailverluste sichtbar. Die ganz hohen Empfindlichkeiten von bis zu ISO 1.6 Million hingegen entpuppen sich als Papiertiger, denn brauchbare Bilder kommen da kaum heraus, selbst das Motiv lässt sich teilweise im Rauschen kaum noch erkennen. Enttäuscht hat uns die Snapbridge-Funktionalität. Die Idee ist super, die Umsetzung hingegen mangelhaft. Bleibt zu hoffen, dass Nikon in diesem Punkt nachbessert und vielleicht sogar das WLAN unabhängig von Bluetooth verfügbar macht.
Kurzbewertung
- Sehr robustes (Spritzwasser- und Staubschutz) und ergonomisches Gehäuse
- Großartiger 153-Punkt-Autofokus mit flächiger Bildfeldabdeckung
- Hervorragende Serienbildleistung
- Ultra hoch auflösender, klappbarer Touchscreen
- Sehr gute Bildqualität bis ISO 3.200 und gute bei ISO 6.400
- Unausgereifte Snapbridge-Funktionalität (Bluetooth und WLAN)
- Fehlendes Fokus-Peaking
- Höchste Empfindlichkeiten mit inakzeptabler Bildqualität sind reine Papiertiger