Feinschliff

Vorstellung des Profi-Werkzeugs Nikon D4S

2014-02-25 Bereits im Januar 2014 kündigte Nikon die nun erfolgte Ankündigung der Nikon D4S an. Die Fotomesse CP+ vor knapp zwei Wochen in Japan ließ man noch verstreichen, doch bis zur Photokina im September müssen sich die Profis zum Glück nicht mehr gedulden. Bei der Nikon D4S handelt es sich nicht um die Neuerfindung der Vollformat-Profikamera, wohl aber um eine sinnvolle Weiterentwicklung der D4. Fortschritte gibt es bei der Sensortechologie, dem Bildprozessor und dem Autofokus, hinzu kommen mit Profi-Fotografen entwickelten Detailverbesserungen der Ergonomie. Schon ab März 2014 soll die D4S bei ausgewählten Vertriebspartnern erhältlich sein.  (Benjamin Kirchheim)

Bereits bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi konnte sich die Nikon D4S noch inkognito bewähren, zur Fußball-WM sollte jeder Profifotograf eine haben können. Der Profisektor ist übrigens momentan der einzige Bereich, wo Nikon vor dem Erzrivalen Canon Marktführer mit knapp 60 Prozent Marktanteil ist. Laut Nikon reichen den Profis 16 Millionen Pixel, dementsprechend besitzt die D4S auch nicht mehr Auflösung als die D4. Wohl aber sorgt der verbesserte Sensor zusammen mit dem schnelleren Bildprozessor Expeed 4 sowie dem optimierten, auf 400.000 Auslösungen ausgelegten Verschluss samt Spiegelmechanik für eine höhere Bildqualität, höhere ISO-Empfindlichkeiten und schnellere Serienbilder. Insgesamt soll die Bildqualität der D4S jeweils eine ISO-Stufe höher liegen als bei der D4. Die Bildqualität der D4 bei ISO 400 erreicht die D4S also auch noch bei ISO 800, bei ISO 400 wiederum soll die D4S so gut sein wie die D4 bei ISO 200. Entsprechend naheliegend ist der Schritt, die maximale ISO-Empfindlichkeit auf 409.600 zu erhöhen. Damit kann man mit einem lichtstarken Objektiv praktisch noch bei Lichtverhältnissen fotografieren, bei denen man eigentlich schon nichts mehr sehen kann. Die Standardempfindlichkeit reicht von ISO 100 bis 25.600, die Erweiterung von Lo1 bis Hi4 eingeschlossen wird ein Empfindlichkeitsbereich von ISO 50 bis 409.600 erreicht.

Auch bei der Sportfotografie gibt es Fortschritte. So erreicht die D4S jetzt elf Bilder pro Sekunde mit Motivverfolgung des Autofokus. Ebenfalls neu ist die Messfeldgruppensteuerung, bei der fünf Autofokuspunkte zusammen geschaltet werden können. Damit soll in der Autofokusnachführung unter bestimmten Bedingungen eine bessere Leistung im Gegensatz zur 3D-Motivverfolgung erreicht werden, sofern der Fotograf sein Motiv an der richtigen Position des Bildausschnitts behält, denn die Messfeldgruppe wandert nicht, sondern wird fix festgelegt. Wie schon bei der D4 unterscheidet auch die D4S dabei das Hoch- und Querformat. Das Autofokusmodul Multi-CAM 3500FX bietet nach wie vor 51 Messfelder, arbeitet bei einem Umgebungslicht von bis zu -2 LW und ist auch mit 1:8 lichtschwachen Objektiven beziehungsweise entsprechenden Kombinationen aus Objektiv und Telekonverter kompatibel. Aber auch die dynamische Messfeldsteuerung und die Motivverfolgung sollen durch neue Algorithmen eine höhere AF-Präzision und verbesserte Schärfenachführung bieten.

Als weitere Detailverbesserungen bietet die Nikon D4S etwa die Möglichkeit, die Farbcharakteristik des Monitors mit einem Farb-Feintuning anzupassen. Auch der Weißabgleich ist nun noch feiner anpassbar und die Speicherplätze für den manuellen Weißabgleich wurden von vier auf sechs erhöht. Zudem lässt sich der manuelle Weißabgleich im Live-View mittels Spot-Messung auf eine beliebige Motivpartie festlegen. Um die Verbesserungen der Ergonomie, die Laut Nikon auf Erfahrungen von Profifotografen zurückgehen, zu erkennen, bedarf es schon eines genauen Vergleichs, denn einige Knöpfen wurden um nur wenige Millimeter verlegt und die Daumenmulde überarbeitet. Zudem lassen sich die Funktionstasten, auch die des Objektivs, umfangreicher konfigurieren und darüber beispielsweise das externe Blitzgerät ausschalten, denn ein integriertes Blitzgerät bietet die D4S weiterhin nicht. Das robuste Vollmetallgehäuse bietet übrigens weiterhin eine Abdichtung auf hohem Niveau. Der rückwärtige Bildschirm löst bei einer Diagonalen von acht Zentimeter zwar weiterhin 921.000 Bildpunkte auf, aber die Ablesbarkeit des Menüs wurde durch feinere Kanten an den Schriften verbessert.

Im Videomodus nimmt die D4S bei Full-HD-Auflösung maximal 50 oder 60 Vollbilder pro Sekunde auf. Die Aufzeichnung kann gleichzeitig auf der Kamera und unkomprimiert via HDMI-Rekorder erfolgen. Dabei wird die volle ISO-Bandbreite bis ISO 409.600 unterstützt, die ISO-Automatik lässt sich auf einen bestimmten Arbeitsbereich beschränken. Die Audiooptionen hat Nikon im Bereich des Mikrofon-Frequenzgangs sowie des Wingeräuschfilters verbessert.

Neu ist die Stromversorgung mit dem EN-EL18a, der gegenüber dem EN-EL18 eine 25 Prozent höhere Kapazität besitzt. Laut Nikon ist der neue Akku zu 100 Prozent kompatibel zum alten, in der D4S kann also der EN-EL18 genauso verwendet werden wie der EN-EL18a in der D4. Die Akkulaufzeit soll nun bei 3.090 Bilder nach CIPA-Standard liegen beziehungsweise bei 5.960 Aufnahmen nach Nikon-Messverfahren. Letzteres soll laut Nikon realitätsnäher sein, da Serienbildaufnahmen stärker berücksichtigt werden. Besser werben lässt sich mit der höheren Zahl sowieso. Passend zum neuen Akku gibt es ein mitgeliefertes Doppelladegerät, um sogar zwei Ersatzakkus gleichzeitig laden zu können.

Mit der neuen 1000 Base T Gigabit Ethernet Schnittstelle lässt sich die Nikon D4S direkt in kabelgebundene Netzwerke einbinden, dabei werden Datenübertragungsraten von bis zu 185 Mbps erreicht. WLAN dagegen ist weiterhin nicht eingebaut, hier muss der WT-5 als Zubehör gekauft und angeschlossen werden. Immerhin ist der WT-5 aber äußerst kompakt. Um die Datenübertragung weiter zu beschleunigen, bietet die Nikon D4S ein neues Raw-Format S an, das vier Megapixel auflöst. Die Dateien sind etwa halb so groß wie ein JPEG in voller Auflösung. Nach wie vor bietet die D4S zwei Speicherkartenfächer, eines für CompactFlash-Speicherkarten bis UDMA 7 und eines für das neuere Highspeed-Kartenformat XQD. Bereits ab März 2014 soll die Nikon D4S bei ausgewählten Vertriebspartnern erhältlich sein. Allerdings kostet das Gehäuse ohne Objektiv nun 6.149 Euro.


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Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.